Kapitel 19

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Am nächsten Morgen wurde Háwena von der Sonne geweckt. Vorsichtig streckte sie ihre, noch müden, Glieder und setzte sich langsam in ihrem Bett auf.

Sie fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Obwohl sie doch um ihre gefallenen Krieger trauerte, so überwog doch die Freude in ihr. Éowyn wurde zwar verletzt, doch würde sie sich wieder erholen. Nicht nur die Schlacht hatte ihre Freundin überstanden sie hatte sogar einen sehr mächtigen Feind besiegt.

Doch am wichtigsten war: Sauron war vernichtet. Es würde endlich alles gut werden. Natürlich war ihr bewusst, das noch immer üble Kreaturen wie Uruk-hai, Orks und Trolle die Gegend unsicher machen würden, doch würde sich wohl niemals mehr ein großes Heer aus diesen erheben. Auch die übrigen würden sie nach und nach vernichten. Mittelerde würde endlich anfangen können in Frieden zuleben.

Lächelnd stieg sie langsam aus dem Bett und machte sich frisch, ehe sie sich anzog. Sie wählte ein einfaches helles Kleid mit einem braunen Mieder. Gerade, als sie versuchte dieses zu schüren, klopfte es an der Tür. Nachdem sie den Besucher herein bat, öffnete sich die Tür und Éomer betrat den Raum.

„Oh, du bist schon auf? Wie geht es dir?" wollte er wissen und sah sie etwas besorgt an.

„Mir geht es sehr gut. Sei nicht besorgt. Sogar mein Bein Schmerz kaum noch. Es wird endlich alles gut. Naja fast." meint sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Du würdest mir nicht zufällig einen Gefallen erweisen und mir beim Schnüren des Mieders helfen? Die Wunde am Arm zieht ein wenig."

Verwundert sah sie, wie sich eine leichte röte auf das Gesicht des Feldherren schlich. Kurz räusperte er sich und trat dann an sie heran, um ihr beim anziehen zu helfen. Wortlos half der Feldherr ihr, das Mieder zu schnüren und trat dann einige Schritte zurück.

„Eigentlich wollte ich dich nur zum Frühstück abholen. Die anderen sind auch schon auf." klärte er sie über seinen Besuch auf.

„Danke, dass du an mich denkst. Geh ruhig schon einmal vor. Ich möchte nur noch kurz meine Haare kämmen. Durch das lange liegen sind sie nun etwas strubbelig." antwortete sie ihm lächelnd. Dieses erwiderte  er und wandte sich zum gehen.

„Doch solltest du dich beeilen, sonst haben die Hobbits und der Zwerg alles aufgegessen." Mit diesen Worten und einem leisen Lachen schloss er die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg in die Halle.


Gut gelaunt nahm die Schildmaid einen Kamm und stellte sich ans Fenster. Dort kämmte sie in ruhe ihre Haare, während sie die Stadt und die dahinterliegende Landschaft betrachtete. Nach kurzer Zeit hörte sie, wie sich die Tür erneut öffnete.

„Hast du etwas vergessen? Oder kommst du, um mir zu sagen, dass die werten Herren schon alles aufgegessen haben?" wollte sie wissen, ohne sich umzudrehen.

Da sie keine Antwort erhielt wollte sie sich umdrehen, als sich plötzlich eine Hand um ihren Mund legte und sie eine Klinge an ihrem Hals spürte.

„Ihr werdet mich jetzt begleitet, meine Schöne. Und ich will keinen Laut hören, ansonsten seid ihr schneller tot, als ihr 'Rohan' sagen könnt. Los jetzt! Bewegt Euch!"

Damit wurde sie aus ihrem Zimmer gezerrt.

Háwena kam die Stimme, welche zu ihr sprach bekannt vor. Schon des öfteren hat sie diese vernommen. Dennoch konnte sie in diesem Moment nicht sagen wer der Mann war.

Ihr Weg führte sie weg von dem Thronsaal, weg von ihren Freunden, fort von jeglicher Hilfe. In diesem Teil der goldenen Hallen war sie bisher noch nicht gewesen und sie verlor schnell die Orientierung. Sie konnte nur mit Gewissheit sagen, dass sie sich noch immer in Meduseld befanden. Plötzlich blieben sie stehen und Háwena wurde in einendunklen Raum geschubst. Kurz stolperte sie, verlor den Halt und stürzte zu Boden. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht und richtete ihren Blick dann auf ihren Angreifer.

„Na mein hübsches Vögelchen. Nun hab ich dich ganz für mich allein. Wir werden uns jetzt ein wenig vergnügen. Und wenn du nett zu mir bist und mir gibst, wonach mir verlangt, werde ich dich vielleicht am Leben lassen." sprach der Mann und lachte finster.

Sofort erkannte sie ihn. Gamdor. Ein Krieger Rohans. Auch er befand sich damals unter den Rohirrim in Éomers Streitmacht. Háwena wusste nicht was hier geschah. Wusste nicht, warum er dies tat. So viele Male hatten sie Seite an Seite gekämpft. Mehr als einmal, hat sie ihm vor dem Tode bewahrt. Langsam trat er näher an sie heran und beugte sich zu ihr hinab. Fast sanft griff er nach einer Strähne ihres blonden Haares. Er roch daran und brummte genießerisch. „Mmmmh. Oh ja, du wirst mir zu Willen sein. Wir werden jetzt etwas Spaß miteinander haben." flüsterte er in ihr Ohr. Es lief ihr eiskalt den Rücken runter, als sie erfasste, wovoner sprach.

Plötzlich sah sie Bilder vor ihrem inneren Auge. Bilder der Vergangenheit. Sah wie ihre Mutter starb, hörte ihre quälenden Schreie.

Erst als Gamdor ihr Kinn erfasste und sich zu ihr herunter beugte, erwachte sie aus ihrer Starre. Schnell schlug sie seine Hand weg undtrat nach ihm. So wie er in die Knie ging und aufstöhnte, musste sie ihn an seiner empfindlichen Stelle getroffen haben. So schnell Háwena konnte rappelte sie sich auf machte die ersten Schritte auf die Tür zu.

Doch Gamdor packte sie an ihrem verletzten Bein und zog sie von den Füßen. Wieder stürzte sie zu Boden und stöhnte schmerzerfüllt auf. Schnell war er über ihr und schlug ihr ins Gesicht. Sie spürte, einen Schmerz an ihrer Lippe, fühlte wie etwas warmes an ihrem Kinn herab lief. Den nächsten Schlag traf sie an ihrer linken Schläfe. Kurz war sie benommen, sah schwarze Punkte vor ihren Augen tanzen. Die Schildmaid spürte, wie er ihre Hände nahm und über ihrem Kopf zusammen gehalten wurden. Sie wand sich unter ihm, versuchte ihm irgendwie zu entkommen.

„Das wirst du noch bereuen du Miststück." knurrte er nah an ihrem Ohr.

Das nächste was die Schildmaid spürte, war eine Hand die grob über ihren Körper glitt. Brutal knetete er ihre Brust, sodass es schmerzte. Sie wusste, würde sie schreien, würde er sie töten. Doch wollte sie lieber tot sein, als das über sich ergehen zu lassen. Sie wäre lieber tot als ihm hier ausgeliefert zu sein. Also schrie sie, solaut wie sie konnte.

Wieder spürte sie einen Schlag an ihrer linken Schläfe. Ihre Sicht verschwamm nur kurz, ehe sie ihn wieder klar über sich gebeugt sehen konnte.

„Hör auf dich zu wehren. Es wird niemand kommen. Hier kann dich niemand hören." Nun konnte sie nicht mehr tun, als leise zu wimmern und zuhoffen, dass es schnell zu Ende gehen würde. Sie war sich sicher, sobald er hatte was er wollte, würde er sie töten.

Tränen traten ihr in die Augen, bis sie ihr schließlich über die Wangen liefen. Dann schloss sie die Augen, um ihn nicht länger sehen zu müssen.

Ein leises Poltern drang an ihre Ohren und das Gewicht, welches sie eben noch zu Boden gedrückt hatte, verschwand von ihrem Körper.


Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now