Kapitel 25

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Schnell stellte sich heraus, dass die Gesellschaft von Fürst Imrahil durchaus angenehm war. Er benahm sich nicht so, wie Háwena es von einem Fürsten erwartet hätte. Auch Legolas war der Meinung, dass von ihm wohl nichts zu befürchten sei. Sie führten angenehme und anregende Gespräche. Trotz dessen blieb die Schildmaid auf der Hut, wollte sie doch keinen Fehler machen oder zu viel Preis geben.

Lothíriel dagegen benahm sich genau so, wie Háwena es von einer Fürstentochter erwartet hatte. Ihr Äußeres war stets gepflegt. Nicht ein Haar war an der falschen Stelle. Die Kleider die sie trug, waren jener einer Königin. Sie wirkte so, als würde sie jeden Moment zu einem Fest aufbrechen.

Doch ihr benehmen ließ stets zu wünschen übrig. Lothíriel grüßte Háwena nur soweit, wie es die Höflichkeit verlangte. Wenn die Fürstentochter mal das Wort an sie richtete, dann waren sie eher abschätzig und herablassend. Oftmals sah man, wie sie ihre Nase über die Schildmaid rümpfte. Ein jeder konnte sehen, dass die Tocher Imrahils nichts von der Schildmaid hielt. Diese jedoch war stets nett, höflich und zuvorkommend. Niemals ließ sie sich auf das Niveau Lothíriels herab.

Genauso offensichtlich war es, dass die Füstentocher nichts mit dem Zwerg oder den Hobbits anfangen konnte. Immer wieder rümpfte sie die Nase in ihrer Gegenwart. Einmal ließ sie den Zwerg sogar wortlos stehen, während dieser noch mit ihr sprach.
Nicht selten wurde Lothíriel von ihrem Vater gerügt, sobald er ihr Verhalten erkannte.

EinenTag, bevor Éomer heimkehren sollte, bat der Fürst um einen kleinen Ausritt, welchem der Schildmaid zustimmte. Doch sollte es nicht soweit kommen.

Sie waren gerade dabei die Pferde zu satteln, als sich ein Pferd in hohem Tempo der Stadt näherte. Schnell ritt er durch das Tor und steuerte die Schildmaid an, als er diese erkannte.
„HerrinHáwena. Ein nahe gelegenes Dorf wird von Orks angegriffen. Sie brauchen dringend Hilfe."

Sofort gab die Schildmaid entsprechende Anweisungen und ließ die Krieger rufen. Schnell hatten sie sich zum Kampf gerüstet und waren bereit zum Aufbrechen.
„Erlaubtmir, Euch zu begleiten." wurde sie da plötzlich vom Fürsten angesprochen. Auch er war zum Kampf gerüstet, das Schwert an seiner Seite.

„Auch wenn es mir lieber wäre, wenn Ihr hier verweilen würdet, so kann ich Euch nichts befehlen. Doch bitte ich Euch, gebt auf Euch acht." Mit einem grinsen trieb der Fürst sein Pferd an und auch Háwena setzte sich in Bewegung.

Nach einer Stunde in schnellem Galopp erreichten sie schließlich das Dorf, welche um Hilfe bat. Die Dorfbewohner flüchteten in ihre Richtung, die Orks dicht hinter ihnen. Doch sobald der Feind die Krieger Rohans erblickten, machten sie kehrt und rannten auf das Dorf zu, um sich besser verteidigen zu können.

Mit einem lauten Schlachtruf stürzte die Schildmaid in die Schlacht, worauf die Krieger ihr ohne zu zögern folgten.
DieHälfte der Rohirrim ritten in das Dorf hinein, während die andere Hälfte das Dorf umzingelte , um eventuelle Ausreißer aufzuhalten.

Fürst Imrahil hielt sich an Háwenas Seite und ritt mit ihr in das Dorf hinein. Es dauerte nicht lange, da waren ihre Klinge und auch ihre Kleidung vom Blut der Feinde durchtränkt.

Schließlich mussten sie von ihren Pferden steigen und schickten diese aus dem Dorf. Denn viele der Orks hatten sich in den Hütten und Häusern des Dorfes versteckt. Seite an Seite kämpften Fürst und Schildmaid, erschlugen einen Feind nach dem anderen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Háwena, wie sich ein Ork von hinten an den Fürsten anschlich und handelte sofort. Sie drehte sich um und blockte das Schwert des Feindes ab, welcher auf den Rücken des Fürsten zielte. Erschrocken wandte dieser sich mit hoch erhobenem Schwert um, doch da hatte die Schildmaid den Ork schon enthauptet. „Ich danke Euch Háwena. Wenn Ihr nicht..." „Passt auf!" Schrie Háwena und schubste den Fürsten grob zur Seite. Ein weiterer Ork hatte sich unbemerkt um eine Häuserecke geschlichen und wollte den Fürsten erstechen. Die Schildmaid konnte zwar den Schwerthieb noch ablenken, dafür traf sie die Faust des Orks am Kopf. Benommen taumelte sie zur Seite. Kurz schüttelte sie den Kopf und griff den Ork erneut an. Es dauerte nicht lange, das hatte sie auch diesen erledigt.

Als sie sich an den Fürsten wandte, lag dieser noch immer auf dem Boden.

„Seid Ihr verletzt?" wollte sie wissen und half Imrahil auf die Beine. Besorgt musterte sie diesen, konnte jedoch keine Verletzung ausmachen.

„Nein, ich bin unverletzt. Dank Euch. Doch Ihr blutet. Das sollte schnell versorgt werden" meinte er und deutete auf ihr Gesicht. Tatsächlich spürte sie, wie die warme Flüssigkeit an ihrem Gesicht hinab lief.
„Es ist nichts schlimmes. Dafür ist später noch Zeit. Die Schlacht ist noch nicht vorbei. Kommt." Mit diesen Worten stürzte sich die Schildmaid erneut in den Kampf.

Es dauerte keine Stunde, da hatten sie das gesamte Dorf durchkämmt. Jeden Stall,  jede Hütte und jedes Haus hatten sie durchsucht.
Glücklicherweise hatten sie keine Verluste erlitten. Nur wenige Krieger hatten Verletzungen davongetragen, doch keine war Lebensbedrohlich.
Nacheiner kurzen Rast machten sich die Krieger auf den Weg nach Edoras.

„Ihr seid eine wahre Schildmaid." begann der Fürst nach einer Weile zu sprechen. „Mehr als einmal habt ihr mir heute das Leben gerettet und wurdet dabei selbst verletzt. Es tut mir Leid, dass ich so unvorsichtig war. Und doch bin ich froh, dass ich an Eurer Seite kämpfen durfte. Nun habe ich nicht nur sehen können, dass ihr wahrlich kämpfen könnt, sondern, dass ihr in der tat mutig und selbstlos seid."

Verlegen senkte die Schildmaid ihren Kopf. Wieder spürte sie, dass sie errötete. Noch immer mochte sie es nicht, wenn man so mit ihrsprach.
„Ihr müsst mir nicht danken Fürst Imrahil. Wie in jeder Schlacht kam ich auch dieses Mal meinen Pflichten nach. Es war mir eine Freude mit Euch in die Schlacht gezogen zu sein."

Miternstem Blick betrachtete der Fürst die Schildmaid.

„Háwena. Ich verdanke Euch mein Leben. Ich schulde Euch mehr als nur meinen Dank. Es ist mir ernst damit." Da Háwena nicht wusste, was sie darauf sagen sollte und den Fürsten auch nicht vor den Kopf stoßen wollte, nickte sie ihm einfach zu.

Den restlichen Weg über waren der Fürst und die Schildmaid in Gespräche vertieft. So bemerkten sie nicht, dass in der langsam näherkommenden Stadt Trubel ausgebrochen war.
Erstals die wiederkehrenden Krieger das Stadttor passiert hatten bemerkten sie das rege Treiben in den Straßen.

Verwundert sah Háwena sich um und stellte schnell fest, was passiert war. Éomer war zurückgekehrt. Freudig ritt sie schnell zum Stall und versorgte ihr Pferd. Schließlich machte sie sich auf den Weg in die goldene Halle, wo sie Éomer vermutete. Trotz der leichten Schmerzen in ihrem Bein, lief sie so schnell sie konnte. Umso näher sie der Halle kam, desto schneller schlug ihr Herz.

Die erschrockenen und besorgten Blicke ignorierend, stürmte sie in den Thronsaal. Dort sah sie ihn. Am Ende der Halle stand er, in ein Gespräch mit Alred verwickelt. Schnell setzte sie sich in Bewegung, rannte auch an der Fürstentochter vorbei, welche wohl ebenfalls auf dem Weg zum baldigen König war. Doch selbst das blendete die Schildmaid aus.

„Warum hast du sie nicht aufgehalten?" wollte Éomer von Alred wissen. Sorge stand beiden ins Gesicht geschrieben. Er konnte nicht fassen, dass Háwena erneut in eine Schlacht geritten war. Das Geräusch schneller Schritte ließen ihn aufsehen. Erst bei genauerem hinsehen, erkannte er die Person, welche da durch den Thronsaal rannte. Háwena rannte genau auf ihn zu und wurde einfach nicht langsamer, als sie ihm auch schon in die Arme sprang. Sofort schloss er seine Arme um ihren Schmalen Körper. Er hatte mühe sich auf den Beinen zu halten, so viel Schwung hatte sie. Erleichtert darüber, dass es ihr gut ging, drehte er sich mit ihr in seinen Armen ein paar Mal im Kreis. Nie hätte er gedacht, dass sie ihn auf diese Art begrüßen würde.

Schließlich setzte er sie auf dem Boden ab und löste sich von ihr, um sie zu betrachten. Entsetzt erkannte er, dass sie wieder einmal verletzt war. Eine Platzwunde zierte ihre linke Augenbraue. „Du blutest. Komm, du musst zu einem Heiler." sprach er besorgt und wollte sie schon mit sich ziehen, doch wurde er in seinem Vorhaben unterbrochen.

„Es freut mich Euch zu sehen Éomer, König." Verwirrt wandte sich Éomer der Stimme zu und hob verwundert seine Brauen.
„FürstImrahil. Euch habe ich wahrlich nicht erwartet." verdutzt stellte Éomer fest, dass auch der Fürst in seiner Rüstung steckte, welche mit schwarzem Blut befleckt war.
„Sagt nicht, dass Ihr gemeinsam in der Schlacht gekämpft habt." wollte Éomer stirnrunzelnd wissen.

„Das haben wir in der tat. Gerne will ich Euch davon berichten. Doch vorher sollten wir uns wohl noch etwas frisch machen und Herrin Háwena sollte einen Heiler aufsuchen. Beim Abendessen werde ich Euch dann berichten." Noch immer stirnrunzelnd stimmte Éomer mit einem nicken zu, ehe er sich wieder an die Schildmaid wandte. „Komm, ich begleite dich." Damit legte er einen Arm um Háwenas Schultern und zog sie sanft mit sich.

Der Fürst sah ihnen mit einem Lächeln hinterher, ehe er sich ebenfalls zum gehen wandte.

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now