Kapitel 7

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Das erste was die junge Frau wahr nahm war, dass sich der Boden unter ihrbewegte. Dann hörte sie die Geräusche von Pferdehufen und einleises knarzen und schließlich leise Stimmen von Menschen, die sichin der näheren Umgebung aufhalten mussten.

Siewollte ihre Augen öffnen, doch war dies schwerer als angenommen.Schließlich schaffte sie es die Augen zu öffnen, schloss diesejedoch gleich wieder schnell und konnte ein leises stöhnen nichtverhindern. Die Sonne blendete sie. Doch wollte sie wissen wo siewar, wollte wissen was geschehen war. Mit großer Kraftanstrengungschaffte sie es dann doch und wunderte sich gleich darauf, warum esihr so schwer fiel und so sehr anstrengte.

Daserste was sie erblickte war ein blaues paar Augen, die einer schönenblonden Frau gehörten. Irgendwoher kannte die Schildmaid sie, hattesie schon einmal gesehen. Doch woher sie sie kannte, konnte sie nichtsagen.

„Erusei Dank, Ihr seid endlich erwacht. Das ist ein gutes Zeichen. Wirwaren alle sehr in Sorge um Euch."

Siewollte sich aufsetzen, als ein scharfer Schmerz durch ihren Körperfuhr. Ein wimmer entkam ihren Lippen. Warum hatte sie nur solcheSchmerzen? Was war nur geschehen? Sie konnte sich nicht erinnern.Sofort spürte sie zwei Hände, die sie sanft an den Schulternpackten und wieder nach unten drückten.

„Ihrsolltet Euch besser nicht bewegen. Ihr seid in der Schlacht schwerverwundet worden und braucht nun viel Ruhe, ehe Ihr wieder aufstehenkönnt." sprach die blonde Frau mit sanfter Stimme. Die Schlacht!Helms Klamm! Jetzt viel ihr alles wieder ein. Sie setzte zum sprechenan. Wollte wissen, ob sie den Sieg errungen hatten, wollte wissen wergefallen und wer überlebt hatte. Doch mehr als ein leises krächzenbrachte sie nicht zustande.

„Scht.Nicht sprechen. Schon Eure Kräfte. Hier, trinkt dies. Es hilft gegendie Schmerzen und hilft bei der Heilung."

Siewollte noch protestieren, doch da spürte sie schon eine Hand anihrem Hinterkopf, welcher leicht angehoben wurde und einen Becher anihren Lippen.

Erstjetzt spürte sie, wie trocken ihre Kehle war und trank gierig diekühle Flüssigkeit, die sehr stark nach Kräutern schmeckte.Natürlich verschluckte sie sich direkt daran. „Nicht so hastig.Ihr bekommt so viel wie ihr wollt, aber nehmt kleine Schlucke."hörte sie da auch schon Éowyns Stimme. Nun bemüht sich an ihrenRat zu halten, leerte sie zwei ganze Becher und gab dann einzufriedenes seufzen von sich. Ehe sie etwas dagegen unternehmenkonnte, fielen ihr auch schon wieder die Augen zu und sie versank ineinem traumlosen Schlaf.


„Soist es gut. Ich werde über euren Schlaf wachen." sprach Éowyn mitsanfter Stimme und strich der Schildmaid eine Strähne blonden Haaresaus dem Gesicht.

„MeineHerrin Éowyn. Ist es wahr? Ist sie erwacht?" wurde ÉomersSchwester kurz darauf aus ihren Gedanken gerissen. Als sie ihrenBlick hob, erblickte sie einen Krieger, dessen Namen sie nichtkannte. „Ja, sie ist erwacht. Doch ist sie soeben wiedereingeschlafen. Macht Euch keine Sorgen. Sie wird wieder genesen."antwortete sie dem Krieger. Über dessen Gesicht huschte ein kurzesLächeln, ehe er sein Pferd antrieb und wieder an die Spitze desZuges ritt.

AlsÉowyn ihren Blick über die Umgebung wandern ließ, stellte sieamüsiert fest, dass sich um ihren Karren viele Krieger aufhieltenund welche immer wieder verstohlene Blicke auf die junge Frau warfen.Scheinbar hat es die Unbekannte tatsächlich geschafft dieAnerkennung dieser Männer zu erlangen.


Alsdie Dämmerung einsetzte, schlugen sie erneut ihr Lager auf. Eswurden mehrere Feuer entfacht und an einem wurde ein besondersweiches Lager gerichtet.

Éowynmusste weder warten, noch jemanden um Hilfe bitten, viele packtenbereitwillig mit an. Als sie auf dem Weg zurück zum Karren war, aufwelcher die Verwundete lag, sah sie dort schon einige Krieger warten,die auch schon direkt ihre Hilfe anboten.

Zwarhätte es nur zwei Krieger benötigt um die Bahre vom Karren zumFeuer zu bringen, doch sah sie, dass an jeder Ecke einer der Männerstand, um eben diese anzuheben. Zusammen hoben sie die Bahrevorsichtig an und trugen die Frau behutsam zu einem der Feuer, wobereits ein weiches Lager wartete. Zwei weitere Krieger liefen sogarneben der Bahre her um, wie sie es sagten, darauf zu achten, dass dieSchildmaid nicht herunter fallen konnte.

Kopfschüttelndfolgte sie den sechs Kriegern. Sie wies einen an die Frau vorsichtigvon der Bahre auf das Lager neben dem Feuer zu legen.

Dochdiese kleine Bewegung reichte aus, um die Verletzte aufstöhnen zulassen. „Herrin Éowyn, ich glaube sie wacht auf!"

Schnellwar Éowyn an ihrer Seite und sah, dass die Frau tatsächlich langsamihre Augen aufschlug.

„Esist gut, dass Ihr wach seid. Ihr solltet etwas trinken und auch etwasessen, damit ihr wieder zu Kräften kommt." sprach sie mit ruhigerStimme. „Danach müssen wir nach Euren Verletzungen sehen und dieVerbände wechseln." Darauf bekam sie eich leichtes Nicken zurAntwort. Noch immer standen viele Krieger um das Lager derSchildmaid, die neugierig zur Verletzten herabsahen. Glücklicherweiseerkannte Éowyn einen der Krieger und winkte ihn herbei. „Alred."sprach sie diesen auch sogleich an. „Könntet ihr mir eine Schüsselmit Suppe besorgen und mir anschließend zur Hand gehen?" Diesernickte kurz zur Bestätigung und machte sich dann auf den Weg.Während der Krieger die Suppe holte half Éowyn der Frau dabei etwaszu trinken.

„MeineHerrin Éowyn. Hier ist die Suppe. Kann ich noch etwas für Euchtun?" wollte Alred wissen, während er die Schüssel weiterreichte.

„Ja.Bitte kniet Euch hinter sie und richtet sie auf, damit ich ihr beimessen helfen kann."

Ohneein weiteres Wort ließ sich der Krieger hinter der Verwundeten aufden Boden nieder und fasste sie behutsam an den Schultern. Trotzaller Vorsicht stöhnte die junge Frau laut auf, als sie aufgerichtetwurde. Ihr waren die Schmerzen deutlich anzusehen. Ihr Atem gingschnell und stoßweise.

Beruhigendredete Éowyn leise auf die Schildmaid ein. Es dauerte eine ganzeWeile, ehe die Namenlose wieder ruhiger atmete und ihr Körper sichwieder entspannte.

Es warder jungen Frau sichtlich unangenehm gefüttert zu werden. Doch hattesie weder die Kraft sich alleine aufzurichten, noch um die Schüsselselbst zu halten. So aß sie etwas mehr als die Hälfte der Suppe,ehe sie den Kopf abwandte und somit zu verstehen gab, dass es genugwar.

Nochimmer waren recht viele Krieger um das Lager versammelt und sahen demtreiben gespannt zu. „Könnt Ihr noch etwas ausharren Alred? Ichhole nur kurz neue Verbände und eine Salbe für die Wunden."sprach Éowyn den Krieger erneut an. „Natürlich Herrin. Ich werdeauf sie acht geben." gab dieser zur Antwort und bemühte sichmöglichst still zu halten, um der jungen Frau keine Schmerzen zubereiten.

„Undihr macht, dass ihr weg kommt." wandte sie sich an die übrigenKrieger. „Holt euch etwas zu essen und ruht euch aus." Langsamund immer wieder Blicke zurückwerfend, löste sich die Versammlungauf. Schnell kehrte Éowyn mit neuen Verbänden, Salbe und einigenKräutern zum Lager zurück. Alred, so schien es ihr, hatte sichtatsächlich kaum bewegt.

„Ichwerde nun Eure Verbände wechseln." kündigte sie das weiterenVorgehen an. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass niemand zuihrem Lager kam, schlug dann die Decke zurück und schob das Kleid sohoch, dass die Verbände sichtbar wurden. „Haltet bitte das Kleidfest, damit es nicht herunter rutscht." bat sie Alred und dieserkam der Aufforderung direkt nach. Doch diese kleine Bewegung, ließdie junge Frau erneut leise wimmern. Sie musste in der Tat großeSchmerzen haben. Vorsichtig wickelte Éowyn den alten Verband ab undsäuberte die Wunde. Dabei ging ein leichtes zittern durch den Körperder Verwundeten. Sie hatte offensichtlich Schmerzen bei der Prozedur,doch sagte sie kein Wort. Schnell trug sie die Salbe auf und brachteden neuen Verband an. Als auch die Wunde am Bein versorgt wurde,richtete Éowyn die Kleidung und Alred legte sie so sanft und langsamwie möglich wieder auf das Lager.

„I-ichdanke Euch, H-herrin." vernahm Éowyn plötzlich eine leise Stimme.Es war nicht mehr als ein flüstern. Doch trotzdem hörte sie es.„Ihr sprecht?! Sagt, habt Ihr große Schmerzen?" wollte Éowynwissen ohne sie allzu sehr zu bedrängen. Zur Antwort bekam sie nurein zögerliches nicken. „Ich gebe Euch gleich etwas dagegen. Esmuss noch etwas ziehen und abkühlen. Sagt, wie ist Euer Name? Wiewir nun wissen kann er nicht Háwine lauten." sprach sie mit einemschmunzeln auf den Lippen. Die Kriegerin keuchte erschrocken auf undAngst stand in ihren grün-grauen Augen. Scheinbar wurde ihr erstjetzt bewusst, dass ihre Tarnung aufgeflogen war.

„Scht.Ganz ruhig. Euch wird nichts geschehen. Keiner wird Euch was tun."versuchte Éowyn sie zu beruhigen. Es dauerte eine kleine Weile, ehesie zum sprechen ansetzte. „Háwena." krächzte die Verletzte,ehe sie erneut das Bewusstsein verlor.

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now