Kapitel 17

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Die Sonne war erst vor kurzem hinter dem Horizont verschwunden, als plötzlich Alarm geschlagen wurde. So schnell sie konnte, hatte Háwena ihre alte Rüstung, welche sie noch vor kurzer Zeit täglich getragen hatte, angelegt. Eilig lief sie durch die Gänge, immer auf den Ausgang zu. Dort traf sie auch auf Alred. „Wir werden angegriffen. Ein Späher kam vor wenigen Minuten zurück. In etwa einer Stunde werden sie vor unseren Toren stehen. Ich habe bereitseinige Leute ausgesandt, um die Tücher mit dem Öl zu tränken. Hoffen wir, dass das alles nicht umsonst gewesen ist." sprach ihr Freund mit rauer Stimme. Die Schildmaid konnte die Sorge in seinen Augen sehen. Und auch wenn sie seine Sorge teilte, so war sie doch auch zuversichtlich. So oder so, sie würden nicht kampflos untergehen. „Die Frauen sind bereit." antwortete sie nur und machte sich auf den Weg.

Es dauerte nicht lange, da waren alle Vorkehrungen getroffen. Alle Kinder und jene die nicht kämpften, waren in den königlichen Hallen. Alle Kämpfer, überwiegend Frauen, standen Kampfbereit vorHáwena.

„Ihr Männer und Frauen Rohans!" erhob sie erneut ihre Stimme vor dergroßen Menge.

„DerFeind ist nahe! Bald hat er uns erreicht. Doch sind wir nichtunvorbereitet. Wir sind für den Kampf gerüstet. Ich habe gesehen,wie ihr den Umgang mit den Waffen in nur kurzer Zeit erlernt habt. Und ich habe gesehen, dass ihr geschickt darin seid. Es liegt in eurem Blute zu kämpfen. Ihr Krieger und Schildmaiden Rohans! Ziehtnun eure Waffen und zieht mit mir in die Schlacht! Beschützen wir jene die wir lieben!"

Sofort entbrannte lautes Gebrüll von entschlossenen Kämpfern. Ja, sie waren bereit.

Sie alle bezogen Aufstellung, jeder kannte seinen Platz. Die Bogenschützen standen bereit, um die ersten Orks niederzustrecken. Ebenfalls warteten jene mit den Brandpfeilen auf ihren Einsatz.

Langsam kam die schwarze Masse näher. Durch die Dunkelheit konnte Háwena nicht einschätzen wie viele es waren. Doch spielte es auch keineRolle. Ob es nun einhundert oder eintausend Orks waren, sie würden kämpfen, bis die Feinde entweder alle vernichtet oder sie selbstbesiegt waren.

Die ersten Orks übertraten die Furche mit dem Öl, doch mussten sie noch etwas warten. Nur noch ein bisschen.

„Schweineblasen!"rief die Schildmaid laut und die ersten Pfeile schossen dem Feind entgegen. An den Pfeilen waren mit Öl gefüllte Schweineblasenbefestigt. Diesen Einfall hatte Háwena gehabt, als sie Kinder beimSpielen beobachtet hatte. Diese hatten eben jene Blasen mit Stroh gefüllt und diesen als Ball benutzt.

Schmerzerfüllte Schreie erklangen in den Reihen des Feindes.

„Bogenschützen! Pfeile los!" und schon hörten man das sirren von vielen Pfeilen.Noch mehr schreie des Schmerzes drangen an ihr Ohr.

„Brandpfeile fertig machen!" einen kurzen Moment wartete sie um sicher zu sein, dass alle bereit waren.

„Brandpfeilelos!" gab sie den Befehl für den nächsten Angriff. Es kam Háwena vor, als würde die Welt den Atem anhalten. Es schien, als würde dieZeit in diesem Moment langsamer laufen. Gespannt beobachtete sie die brennenden Pfeile. Doch schließlich fanden auch sie ihr Ziel. Erstlangsam, dann immer schneller breitete sich das Feuer um die Stadtherum aus.

Die Orks, die gerade über dieses Linie marschierten standen kurz darauf ebenfalls in Flammen und liefen panisch und schreiend los. Somitsteckten sie auch andere ihrer Artgenossen in Brand. Vor allem jene, die mit dem Öl getränkt wurden. Ein Flammenmeer tobte um die Stadt. Doch war die Gefahr noch lange nicht gebannt.

„Bogenschützen! Alle Pfeile los!" damit mischte sich erneut das surren der Pfeileunter die Schreie der Orks. Pfeil um Pfeil wurde auf die Angreiferlos gelassen. Doch waren die ersten schon sehr nah. Sie schubsten und drängelten, um den Flammen hinter ihnen zu entkommen. Dabei fielen auch einige auf die angespitzten Pfähle.

„Zieht eure Waffen!" schrie die Schildmaid laut und schon war das metallische Klirren von Schwertern zu hören.

„Zum Angriff!" gab Háwena ihren vorerst letzten Befehl und stürztesich in die Schlacht.

Durch ihre alten Verletzungen war sie zwar etwas langsamer und schwerfälliger als gewöhnlich, aber dennoch tötete sie einen Ork nach dem anderen. Sie sah, dass Alred an ihrer Seite kämpfte. Auch jetzt wich er nicht von ihrer Seite. Mit einem grimmigen Lächeln, schlug sie dem nächsten Ork den Kopf ab.

Schwarzes Blut besudelte ihre Klinge und lief ihren Arm herab. Auch ihre Kleidung war schon nass vom Blut ihrer Feinde und auch ihr Gesichtwurde nicht verschont.

Schlag um Schlag streckte sie einen Feind nach dem andern nieder. Ohne Unterlass wütete sie inmitten ihrer Feinde. Alred hatte sie schonvor einiger Zeit aus den Augen verloren. Sie hoffte, dass es ihm gutging. Durch diesen Gedanken abgelenkt, sah sie den nächsten hieb zu spät. Sie versuchte noch auszuweichen, doch streifte das gegnerische Schwert dennoch ihren linken Arm. Schmerzvoll schrie sie auf und verzog das Gesicht, dann rammte sie ihr Schwert in den Körper ihres Gegners.

Seit Stunden tobte die Schlacht nun um Edoras und ohne, dass sie es bemerkten, wich die Nacht ganz allmählich dem neuen Tag. Die Schildmaid hatte lange nicht mehr gekämpft. Schon lange war sie sehr erschöpft. Für jeden Hieb den sie ausführte, musste sie ihre gesamte Kraft zusammen nehmen. Es fiel ihr immer schwerer ihr Schwert auch nur zu heben. Die lange Zeit der Genesung hatten sie langsam und träge gemacht. Es schien ihr, als wäre ihre gute Ausdauer, die sie einst hatte, dahin. Dennoch kämpfte Háwena verbissen weiter. Sollte sie heute sterben, dann würde sie so viele Orks wie möglich mit in den Tod nehmen.

Doch nun erkannten die Orks, dass sie den Kriegern und Schildmaiden unterlegen sein würden. Sie hatten gedacht, dass die Stadt nun schutzlos wäre, wo doch die Krieger noch immer in Gondor verweilten. Doch war das ein großer Fehler gewesen, wie sie nun zu spät erkannten. Als hätten sie sich abgesprochen, flohen sie plötzlich in jede Richtung, die weg von der Stadt führte. Schwer atmend stand Háwena da und konnte nicht fassen, was gerade geschah. Erst als die ersten Jubelschreie ertönten wusste sie, dass sie tatsächlich gesiegt hatten. Sie hatten dem Angriff standhalten können. Mehr noch. Sie hatten den Feind in die Flucht geschlagen! Kraftlos sank die Schildmaid auf den Boden. Mit den Feinden hatten auch ihre Kräfte sie verlassen. Sie ließ sich auf den Rücken fallen und lachte leise. Müde schloss sie ihre Augen, noch immer leise lachend.

Alred, der Háwena irgendwann aus den Augen verloren hatte, sah im ersten fahlen Tageslicht, wie die Schildmaid zu Boden sank. Mit schnellenSchritten war er schon bald an ihrer Seite. Besorgt kniete er sich neben sie, als er auch schon ihr leises Lachen vernahm. Verdutzt sah er in ihr Gesicht. Sie lachte immer lauter und auch er kam nicht umhin mit einzustimmen.

Um sie herum jubelten noch immer die Schildmaiden und wenigen Krieger. Niemals hätte er gedacht, dass diese Frauen Orks in die Fluchtschlagen könnten. Sie lachten so lange und mit einer Heftigkeit, dass ihnen schon Bald die Tränen über die blutbesudelten Gesichter rannen.

Erstals, einer der wenigen Krieger zu ihnen eilte, beruhigten sie sichwieder.

„Herrin,Reiter nähern sich der Stadt." sprach er hektisch und wies in die Richtung, in welcher sie die Reiter schnell näher kommen sahen.

Schnell richtete Alred sich auf und half Háwena auf die Füße. Besorgt hielt er die Schildmaid an ihren Schultern fest, als diese drohte erneut zu Boden zu sinken. Doch schnell hatte sie den Schwindel überwunden und rief erneut Befehle an die Krieger und Schildmaiden.

Einenweiteren Kampf erwartend, begaben sich alle erneut in Kampfstellung.

Dochschon bald entspannten sie sich wieder, als sie die Banner Rohans und Gondors erkannten.

Mit dem Adrenalin, schwanden auch erneut die Kräfte der Schildmaid, sodass sie sich auf Alred stütze, welcher schnell seinen Arm um siegelegt hatte. Wiederjubelte die Menge und hießen die Ankömmlinge willkommen.

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now