Kapitel 2

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Mitden ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages brachen die Rohirrimauf. Éomer hatte beschlossen zunächst die Grenzen des Landes abzureiten. Drei Tage war es nun her, dass sein Onkel und König ihnverbannt hatte. Es tat seinem Herzen weh, doch konnte er geradenichts daran ändern.

Es warein ruhiger Tag. Die Sonne schien mit einer sanften Wärme auf sieherab, der leichte Wind wehte über das lange Gras. Es glich einemgrünem Meer, welches kleine Wellen schlug. Nicht einen Feind konntensie entdecken, was die einen freute, die anderen jedoch klagten schonbald über die Langeweile. Doch wusste Éomer, dass es nicht mehrlange so bleiben würde. So genoss er einfach den entspannten Rittund das gute Wetter. Denn er wusste, in diesen Zeiten würde dienächste Schlacht nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Als eswieder zu dämmern begann und er das Lager aufschlagen wollte,schickte er wieder die beiden ungleichen Brüder, um die Umgebungauszukundschaften. Es dauerte eine ganze Weile und er begann sichschon zu sorgen, als sie schließlich in schnellem Galopp zurückkamen.

„MeinHerr Éomer. Etwa eine halbe Stunde von hier, am Rande des Fangorn,hat Háwine eine größere Truppe aus Uruk-hai und Orks entdeckt. Sowie es aussieht ziehen sie Richtung Isengard." berichtete Holdwineschnell, die Aufregung in seiner Stimme war klar zu erkennen. Éomerüberlegte nicht lange und gab den Befehl zum Aufbruch. Die Kriegertrieben, in freudiger Erwartung auf einen Kampf, ihre Pferde an. Sieritten schon eine Weile, bis Háwine Éomer zu verstehen gab dasTempo zu drosseln. Denn im Schritt blieben sie länger vor denFeinden verborgen. Schließlich konnten sie die lauten Stimmen derUruk-hai und Orks vernehmen, welche sich offenbar stritten.Schließlich gab Éomer das Zeichen zum Angriff und die Kriegertrieben ihre Pferde erneut an, welche es scheinbar ebenfalls kaummehr erwarten konnten in die Schlacht zu ziehen.


Lauthalsstürmten die Rohirrim den Feinden entgegen, welche erschrocken undüberrascht zu den Waffen griffen. Wütend warf Éomer seinen Speerund streckte somit den ersten Feind nieder. Seine Krieger taten esihm gleich und töten Uruk-hai und Orks. Anschließend zogen sie ihreSchwerter und metzelten den Feind vom Pferd aus nieder. Die Pferdeüberrannten jeden, der nicht schnell genug zur Seite springen konnteund jene, welche es schafften auszuweichen, wurden durch dieSchwerter und Speere getötet. Éomer war gerade in einen Kampf miteinem besonders großen Uruk-hai zu seiner rechten verwickelt und sahsomit nicht, dass sich jemand von seiner linken näherte. Gerade alser den besagten Uruk-hai enthauptete, ertönte ein schrilles grunzenzu seiner linken. Schnell wandte er sich um, da sah er einen Ork miterhobener Klinge vor sich stehen, aus dessen Rumpf ein Speer ragte.Schnell erblickte er Háwine, welcher ihm kurz zunickte und sichwieder ins Getümmel warf.

Unerbittlichkämpften seine Krieger, bis auch der letzte Feind sein Ende fand.

Daraufhinbrüllten die Krieger triumphierend und streckten ihre Waffen in dieLuft. Trotz der Erschöpfung stiegen sie von ihren Pferden undmachten sich daran die Leichen der Feinde auf einen Haufen zu Werfen.Einige waren so schwer, dass sie vier Männer brauchten um sie tragenzu können. Auf dem Weg zur nächsten Leiche fiel ihm Háwine auf,der sich scheinbar suchend umsah. Er machte sich auf den Weg zu demjungen Krieger, welcher plötzlich stehen blieb und sich auf die Kniefallen ließ. Ein beben schüttelte seinen schmalen Körper. In derBefürchtung, dieser könnte verletzt sein, beschleunigte Éomerseine Schritte und kam bald hinter Háwine zum stehen. Was er dortsah ließ Éomer erstarren. Holdwine lag dort im blutgetränktenGras, sein Atem ging rasselnd. Trotz der Dunkelheit konnte Éomer diegroße Wunde in der Brust Holdwines erkennen. Der Krieger wusste,nichts würde ihm mehr helfen können.

Hektischversuchte sein jüngerer Bruder die Blutung mit einem Tuch zustoppen. Zitternd legte Holdwine eine Hand auf die seines jüngerenBruders. „Lass. Es ist vergebens." sprach dieser leise röchelnd.Er hustete und Blut lief ihm über den Mundwinkel. „Du kannstnichts dafür. M-Meine Zeit, ist gekommen." presste der sterbendeKrieger mühsam hervor. Dann richtete sich sein Blick auf Éomer.„Pass. Pass auf ihn auf." Éomer konnte nicht verhindern, dassihm die Tränen in die Augen schossen. So lange kannten und kämpftensie nun schon Seite an Seite. Er kniete sich auf die andere Seite unddrückte Holdwines Schulter. „Das werde ich, mein Bruder." Einletztes Lächeln zeigte sich auf den Zügen des sterbenden und siesahen, wie das Leben in seinen Augen erlosch.

Éomermachte sich nicht die mühe seine Trauer zu verbergen. Holdwine warseit langer Zeit sein bester Freund gewesen. Er war ihm wie einBruder gewesen. Nun war er fort. Noch immer seinen Blick auf dasGesicht des eben verstorbenen gerichtet, erkannte er eine zitterndeHand die behutsam die Augen des toten Kriegers schloss. Erschrockensah er auf. Für einen Moment hatte er Háwine vergessen. Demjüngeren Bruder flossen die Tränen regelrecht über das verhüllteGesicht. Nicht einmal jetzt nahm er weder seinen Helm vom Kopf, nochdas Tuch vom Gesicht. Auch jetzt kam kein Ton über seine Lippen. Nurdie Tränen, in seinen von Schmerz geplagten Augen und die bebendenSchultern ließen erkennen was in ihm vor ging.


Er warnun ganz alleine auf dieser Welt. Für einen Moment schloss Háwinedie Augen und atmete noch einmal tief durch. Schließlich erhob ersich, zog einen Speer aus einem toten Ork und entfernte sich einStück, weg vom Leichenberg der Feinde. Éomer sah, wie er den Speerimmer wieder in die Erde stieß und erkannte, dass er dabei war einGrab auszuheben. Nun erhob er sich ebenfalls und tat es dem jungenKrieger gleich. Ohne ein Wort und ihren jeweiligen Gedankennachhängend, gruben sie mit Speer und bloßen Händen das Grab fürihren gefallenen Bruder. Als es schließlich tief genug war, holteHáwine eine Decke und breitete diese neben seinem Bruder aus.Gemeinsam legten sie Holdwine darauf und trugen ihn zum Grab. Dortstanden schon die übrigen Krieger versammelt, einige von ihnen warendabei ein zweites Grab auszuheben. Dort lag Bregdan, einer seinerältesten Krieger. Auch seine Kleidung war blutgetränkt.

Auchwenn sie durchaus mehr Krieger hätten verlieren können und esansonsten nur leicht Verletzte gab, so tröstete es doch nicht überden Verlust.

Háwinegestattete es niemandem, außer Éomer und Alred, welcher einer derbesten Freunde seines Bruders war, ihm bei der Bestattung Holdwineszu helfen.

Nocheine ganze Weile standen die Krieger um die Beiden Gräber undtrauerten vor sich hin.

Schließlichlösten sich die ersten und steckten den Leichenberg der Feinde inBrandt. Danach sammelten sie ihre Pferde ein und saßen auf. Etwaeine halbe Stunde setzten sie ihren Weg fort, ehe sie schließlichihr Lager aufschlugen und ihre Pferde versorgten. Trotz des Verlustesließ Háwine es sich nicht nehmen die erste Wache zu übernehmen.Als Éomer sich auf dem Weg zu ihm machte, um ihm Gesellschaft zuleisen und gemeinsam zu trauern, erkannte er, dass auch Alred bereitsneben dem jungen Krieger saß. Der große Krieger hatte seine Handauf die Schulter des kleineren gelegt und sprach einige Worte zu ihm,welche Éomer nicht verstand.

Trotzdemsetzte er sich zu ihnen. Er konnte jetzt einfach nicht alleine sein.

Zunächstsaßen sie für eine lange Zeit zusammen und schwiegen. Jeder fürsich in Gedanken versunken. Es war Alred, welcher das Schweigen alserster brach. Er war nur wenig älter, als Holdwine. Er sprachdarüber, wie sie sich kennengelernt und was sie gemeinsam erlebthatten. Immer wieder legte Alred dabei eine Hand auf die Schulter desjüngeren. Auch Éomer gab einige Geschichten zum Besten. Trotz derTrauer lachten die Beiden Krieger gelegentlich, nur Háwine saßstill und leise zwischen ihnen und sah hoch zu den Sternen.

Indieser Nacht weckten sie niemanden zur Wachablösung.

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now