Kapitel 3

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DieSonne war schon längst aufgegangen, als Éomer, Alred und Háwinesich erhoben und die übrigen Krieger weckten. Absichtlich haben siesie heute länger schlafen lassen, hatte die letzte Nacht doch anjedem gezehrt.

Kaumeiner sprach ein Wort an diesem Morgen. Jeder hatte Holdwine undBregdan gemocht. Sie waren zwei gute Krieger und noch bessereKameraden gewesen. Nach einem kargen Frühstück machten sie sichdaran ihre Pferde zu besteigen, als Éomer sah, wie Gamdor denjüngeren Háwine anrempelte und ihn sagen hörte: „Heute Nacht hates den falschen Bruder getroffen. Du hättest an seiner statt sterbensollen."

Éomerkonnte nicht fassen was er da hörte. Das konnte doch nicht seinernst sein. Er wusste, dass Gamdor den jungen Krieger nicht mochte,doch so etwas hätte er nicht erwartet. „Gamdor! Auf ein Wort!"rief Éomer da auch schon aus und machte sich auf den Weg zu seinemPferd.

„MeinHerr Éomer." hörte er auch schon bald die Stimme Gamdors hintersich. Mit geneigtem Haupt stand er vor ihm. „Es ist schon schlimmgenug, dass Háwine nach dem Tod seiner Eltern nun auch noch seinenBruder verloren hat. Dein Verhalten ihm gegenüber war schon immerungerechtfertigt. Doch das eben, das ging zu weit. Sollte so etwasnoch einmal vorkommen, dann werde ich nicht darüber hinwegsehen."Mit diesen Worten stieg Éomer auf sein Pferd und sah noch einmal aufden mürrischen Krieger herab. „Haben wir uns verstanden Gamdor?!"Er sah wie der Krieger mit seinen Zähnen knirschte und missmutig dasGesicht verzog, ehe er antwortete. „Ja mein Herr Éomer." pressteer hervor, wandte sich um und lief eilig zu seinem eigenen Pferd.

Sosetzten sie einige Stunden ihren Weg fort. Háwine direkt hinterÉomer, das Pferd seines Bruders am Zügel führend. Trotz derErfolgreichen Schlacht, war die Stimmung bedrückt. Sie hatten zweiwirklich gute Krieger verloren. Und Éomer wusste, dass es nicht dieletzten waren, die in diesem Krieg fallen würden.

Siehatten gerade einige Hügel überquert, als sie hinter sich eineStimme vernahmen.

„IHRREITER VON ROHAN! WAS GIBT ES NEUES IN DER MARK?"

Soforthob Éomer seinen Speer und gab seinen Kriegern das Zeichen zumwenden. Wie konnte es nur sein, dass sie jemanden übersehen hatten?!Wie konnte es sein, dass sogar Háwine, welcher sonst immer alles imBlick hatte, jemanden übersehen hat? Wobei, gerade ihm durfte esÉomer nicht verübeln einmal nicht aufgepasst zu haben.

Schnellwaren sie bei den drei Fremden angekommen, hatten sie umzingelt undihre Speere auf sie gerichtet.

„Wastreiben ein ein Elb, ein Mensch und ein Zwerg hier in der Riddermak?"richtete Éomer auch schon das Wort an eben jene. „Sprecht rasch!"setzte er noch schroff hinterher. Er war erzürnt darüber, dass ihmeine solch merkwürdige Gruppe nicht aufgefallen war. Er durfte nichtso derart in Trauer versinken. Nicht als Anführer. Nicht in diesenkriegerischen Zeiten.

„Nenntmir Euren Namen Pferdeherr, dann werde ich Euch meinen Nennen."

War esder Zwerg, der zuerst das Wort ergriff.

VollerWut über solch eine Respektlosigkeit, drückte er seinen Speer einemseiner Krieger in die Hand und schwang sich vom Pferd. In dreiSchritten war er auch schon bei dem Zwerg angekommen und baute sichvor ihm auf.

„Ichwürde Euch den Kopf abschlagen, Zwerg. Wenn er nur etwas höher überden Erdboden ragte." kam es gefährlich leise von Éomer. Er machtesich nicht erst die Mühe seine Feindseligkeit zu verstecken. Er warbereit für einen weiteren Kampf. Es dauerte nur einen Wimpernschlag,da hatte der Elb auch schon einen Pfeil gezogen, zielte mitgespanntem Bogen auf ihn und sprach, nicht weniger wütend: „Ihrwürdet sterben, noch ehe Ihr zum Streich ausholtet."

Es warder Mensch, der die Hand des Elben und somit auch Pfeil und Bogen,nach unten drückte und sich vor seine Gefährten stellte. Danndrehte er sich um und richtete sich an Éomer.

„Ichbin Aragorn, Arathorns Sohn. Das ist Gimli, Glóins Sohn und Legolasaus dem Düsterwald. Wir sind Freunde Rohans und Théodens, euresKönigs."

Éomersah einmal kurz zu Háwine, welcher kurz nickte. Auch er erkannte,dass diese drei nicht feindlich gesinnt waren. So seufzte Éomerlautlos ehe er fortfuhr.

„Théodenvermag nicht länger Freund von Feind zu unterscheiden." sprach erbetrübt und setzte langsam seinen Helm ab. „Selbst seine Sippeerkennt er nicht." Dies war für die Krieger Zeichen genug undsomit richteten sich ihre Speere nicht länger auf die merkwürdigeGruppe.

„Sarumanhat den Geist des Königs vergiftet und fordert die Herrschaft überdieses Land. Meine Schar besteht aus jenen die treu zu Rohan stehen.Und dafür, wurden wir verbannt." sprach er mit rauer Stimme.Misstrauisch fuhr er fort: „Der weiße Zauberer ist Listenreich. Ererscheint hier und dort, so heißt es. Als alter Mann, in Kapuze undMantel. Und überall schlüpfen seine Spitzel durch unsere Netze."

Betrübtblickte Aragorn zu Éomer und erwiderte: „Wir sind keine Spitzel.Wir verfolgen eine Gruppe Uruk-hai westwärts über die Ebene. Siehaben zwei unserer Freunde gefangen genommen."

Nunwar es Éomer der traurig drein sah. Der Schmerz um den Verlustseiner Krieger erschwerte noch immer sein Herz. „Die Uruks sind vernichtet. Wir erschlugen alle in der Nacht."

Nunmischte der Zwerg sich wieder ein und Fragte nach zwei Hobbits. Siewären nicht größer als Kinder gewesen. Éomer schüttelte nur mitdem Kopf und meinte, dass sie keinen am Leben ließen, dabei zeigteer in die Richtung aus der die Krieger kamen. „Wir warfen dieKadaver auf einen Haufen und verbrannten sie."

„Siesind tot?!" wollte der Zwerg wissen. Er konnte oder wollte nichtglauben, dass ihre Verfolgung umsonst gewesen sei. „Es tut mirLeid." sprach Éomer leise und senkte sein Haupt. Er sah nocheinmal zur ungleichen Gruppe und konnte ihre Verzweiflung und denSchmerz in ihren Augen sehen. Nach kurzem Schweigen pfiff er einmalkurz und rief: „Hasufel, Arod." Sofort setzten sich die genanntenPferde in Bewegung. Doch blieb Arod nach nur zwei Schritten stehen,denn Háwine hatte dessen Zügel noch immer in der Hand. Éomer sahden verzweifelten Blick in dessen Augen, war dieses Pferd doch dasEinzige, was ihm noch von seinem Bruder blieb.

DochÉomer hatte seine Entscheidung getroffen und Háwine wusste, dass ernicht widersprechen durfte. So stieg dieser langsam von seinem Pferdund sah zu der kleinen Gruppe, ehe er sich mit Arod in Bewegungsetzte. Er steuerte den blonden Elben an und sah ihm in die Augen.Als dieser seinen Blick erwiderte, weiteten sich die Augen des Elbenkurz. Háwine schüttelte kaum merklich den Kopf und wandte sich einletztes Mal Arod zu. Wusste er doch, dass er den Hengst womöglichnicht wieder sehen würde. Zärtlich streichelte er den weißenHengst am Hals. Der Hengst wiederum stupste Háwine mit seiner Nasegegen die Schulter, als würde sich dieser ebenso von dem jungenKrieger verabschieden wollen. Mit Tränen in den Augen wandte er sichwieder dem Elben zu, reichte ihm mit zitternden Händen die Zügel.

„Ichdanke dir, mellon nîn. Welchen Namen trägt das stolze Ross?"sprach da der Elb mit sanfter Stimme. Doch wie zu erwarten, sprachder junge Krieger kein Wort.

„Háwinespricht nicht. Ihr müsst ihm verzeihen. Der Hengst gehörte seinemälteren Bruder. Doch verstarb er letzte Nacht. Mögen euch diesePferde einem besseren Geschick entgegentragen als ihre letztenHerren. Lebt wohl."

Damitwandte er sich um, setzte sich seinen Helm auf und schwang sichwieder auf sein Pferd. Háwine tat es ihm gleich, doch war sein Blicknoch immer auf Pferd und Elb gerichtet.

„Suchtnach euren Freunden, doch macht euch keine Hoffnung. Die ist verlorenin diesen Landen. WIR REITEN NORDWÄRTS!" Damit setzten sich dieRohirrim in Bewegung.

Nurder junge Krieger konnte seinen Blick nicht abwenden.

„Ichwerde gut auf ihn acht geben." richtete Legolas noch einmal dasWort an den stummen Krieger. Als wäre dieser aus einem Traumerwacht, blinzelte er ein paar Mal, nickte dem Elben zu und folgteseiner Truppe. Schnell holte er auf und überholte die Schar, bis erschließlich wieder neben Éomer ritt. Den Blick starr geradeausgerichtet.



Wie findet ihr die Geschichte bisher? Es ist meine erste und freue mich über jede Kritik.

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWhere stories live. Discover now