„Sie werden zurückkehren." Vernahm sie plötzlich eine Stimme nebensich und schreckte überrascht hoch. Neben ihr saß niemand andererals Alred, wie sie erfreut feststellte.

„Alred. Du ziehst nicht in die Schlacht? Warum?" Tränen standen ihr in denAugen, welche sie aber erfolgreich verdrängte.

„Ich bat Éomer hier verweilen zu dürfen, um dich im Auge zu behalten.Wir teilten die Sorgen, dass du unüberlegt handeln und dem Heerfolgen würdest." Lächelnd sah er auf sie herab. Selbst im sitzenwar er noch um einiges großer als die junge Frau.

„Eure Sorge war unbegründet. Ja, zu gerne hätte ich mit meinen Freunden Seite an Seite gekämpft. Doch ich bin nicht dumm. Ich kann kaumlaufen, geschweige denn reiten. Niemals hätte ich es bis zum Austragungsort der Schlacht geschafft und wäre nur eine Last gewesen." Wehmut lag in ihrem Blick, als sie wieder nach vorne sah.Die Krieger waren nur noch als dunkler Fleck in der Ferne auszumachen und schon Bald waren sie nicht mehr zu sehen.

„Kommt Háwena. Heute weht ein kalter Wind, wir sollten wieder hineingehen."


Auf Alred gestützt betrat Háwena wieder die Halle. Überrascht sahen sie auf, als ihnen ein Krieger entgegen kam. Die Schildmaid hatte angenommen, dass alle kampffähigen Männer in die Schlacht gezogenwaren.

„Gamdor, wie kommt es, dass Ihr nicht an Éomers Seite in den Kampf reitet?"wollte dann auch Alred wissen. Es war doch sehr ungewöhnlich, dass der Krieger noch hier verweilte, scheute er sich doch noch nie voreiner Schlacht.

„Nun Alred, ich bat den König darum zum Schutze seiner Nichte hier zuverweilen. Auch wenn ich nur zu gerne mit den anderen Kriegern in die Schlacht gezogen wäre, so darf auch Edoras nicht ungeschützt sein."Gamdor betrachtete Alred mit grimmiger Mine, ehe er das Wort erneuterhob.

„Mich verwundert es ebenfalls, dass Ihr nicht an der Seite Éomers reitet. Wie kommt es, dass Ihr noch hier verweilt?"

Auch in Alreds Mine konnte Háwena nun einen grimmigen Ausdruck erkennen.Bereute er vielleicht schon seine Entscheidung, an ihrer Seitegeblieben zu sein? Doch verwarf sie den Gedanken wieder, als sieseine nächsten Worte vernahm.

„Eswar sowohl der Wunsch Éomers, als auch der Meine, hier zu verweilen, um der Schildmaid Háwena weiterhin eine Stütze zu sein. Und nun entschuldigt uns." Damit zog er die Schildmaid sachte mit sich undschon bald waren sie aus Gamdors Blickfeld verschwunden.


Mit grimmiger Mine sah Gamdor den beiden hinterher, bis sie nicht mehr zusehen waren. Er hatte nicht erwartet, dass Alred in Edoras verweilenwürde. Scheinbar hatte er die Beziehung zwischen dem Krieger und der Schildmaid falsch eingeschätzt. Wut kochte in ihm hoch. Doch schnell beruhigte er sich wieder und ein finsteres Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Seine Zeit würde kommen. Irgendwann wäre dieSchildmaid allein. Er würde schon die Gelegenheit bekommen sich an ihr zu Rächen. Ja, er wollte Rache dafür, dass sie ihn gedemütigt hatte. Es war schon schlimm genug, von einem jungen Knaben gerettet worden zu sein. Doch von einer jungen Frau gerettet zu werden, dasempfand Gamdor als demütigend und beschämend. Lieber wäre erdamals gestorben, als von einer Frau gerettet zu werden.


Gedankenverloren betraten Alred und Háwena das Gemach, welches die Schildmaid nun vorerst für sich alleine hatte. Sie machte sich nicht nur Sorgen um ihre Freunde, sondern auch um Edoras. Was wäre, wenn ihnen nun ein Angriff bevor stand? Es waren kaum noch Männer in der Stadt. Und die, die hier verweilten waren meist zu alt oder zu jung um mit denKriegern zu reiten. Ratlos teilte sie ihre Sorgen mit ihrem Freund, welcher immer mehr zu einer Vaterfigur für sie wurde. Anschließendreichte sie ihm auch die Rolle Pergament, welche Éowyn ihr vor ihrer Abreise gab.

„Nun."begann er zögerlich zu sprechen. „So wie es aussieht hast du nundie Befehlsgewalt, bis König Théoden, Éomer oder Éowynzurückkehren. Aber habe keine Furcht. Ich werde dich dabei unterstützen."

Einige Augenblicke waren beide in Gedanken versunken, ehe die Schildmaid zumsprechen ansetzte.

„Alred. Ein Schlechtes Gefühl bemächtigt sich meiner. Was, wenn Edoraswirklich ein Angriff droht? Es befinden sich kaum kampffähige Männerin der Stadt. Wir könnten einem Angriff niemals standhalten. Wirwürden überrannt werden." sprach Háwena ihre schlimmsten Befürchtungen aus. Alred konnte nicht anders, als dem zuzustimmen.

Nocheinige Zeit berieten sie sich darüber, was sie nun tun sollten und beschlossen am nächsten Tag mit den Beratern des Königs, welche weiterhin in Edoras verweilten, zu sprechen.


Am nächsten Tag erwachte Háwena schon vor den ersten Sonnenstrahlen. Vorsichtig stand sie auf und als sie sicher war, dass ihre Beine sie trugen, ging sie zur Waschschüssel, um sich frisch zu machen. Anschließend humpelte sie zum Kleiderschrank und zog sich das grüne Kleid, welches sie am Abend des Festes trug, an. Auch wenn sie am liebsten ihre Kampfkleidung oder eher schlichte Kleider trug, so wares nun sehr wichtig, wie sie den Beratern des Königs gegenübertrat.

Schließlich ging sie wieder zum Bett zurück, setzte sich und kämmte ihr langes,blondes Haar bis es seidig glänzend in leichten Wellen über ihren Rücken fiel.

Langemusste sie nicht mehr warten bis Alred das Gemach betrat.

Vonihm gestützt machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Thronsaal. Dort angekommen half der Krieger ihr auf einem Stuhl platz zu nehmen,welchen er unterhalb des Königsthrones platziert hatte. Auch Alredwusste, dass es wichtig war wie Háwena den Beratern nungegenübertrat.

In der Zeit, die Alred brauchte, um die Berater zu holen, ordnete Háwena ihre Gedanken. Verbannte die Unsicherheit und die Angst tief in ihrem Inneren. Auch wenn sie diese Verantwortung, diese Bürde, nicht tragen wollte, so war es nun an ihr Edoras im Ernstfall zuverteidigen. Und darauf mussten sie vorbereitet sein. Sie mussten Vorkehrungen treffen.

Alssich nach einer gefühlten Ewigkeit dann schließlich die Türen zur Halle öffneten, hob Háwena ihren Blick und sah Alred, gefolgt vonden Beratern entgegen.

Alsdie Berater vor der Schildmaid zum stehen kamen, neigten diese respektvoll den Kopf. Die Verwunderung darüber ließ sich Háwena jedoch nicht anmerken und neigte zur Antwort ebenfalls ihr Haupt.

„Berater des Königs. Ich bedanke Euch für Euer erscheinen." begann sie schließlich. „Gestern sind fast alle kampffähigen Männerausgeritten, um in den Krieg zu ziehen und Edoras ist verwundbar, wie schon lange nicht mehr. Wie ihr vermutlich wisst hat der Königwährend seiner Abwesenheit, seiner Nichte, der Herrin Éowyn, die Befehlsgewalt übertragen." Kurz beobachtete sie die Reaktionen derBerater, welche alle einstimmig nickten. „Doch leider muss ich Euch nun mitteilen, dass die Herrin Éowyn nach der Heerschau nicht nachEdoras zurückkehren wird. Noch bevor sie mit dem König aufbrach überreichte sie mir ein Schriftstück, in welchem sie mir diese Bürde auferlegte und mir eben diese Befehlsgewalt übertrug. Dieses Schriftstück," damit reichte Alred die Pergamentrolle dem oberstenBerater des Königs, „zeugt davon, dass ich die Wahrheit spreche."Nun ließ Háwena den Beratern die Zeit eben jenes Schriftstück zulesen und zu überprüfen. Es dauerte nicht lange, bis der oberste Berater, Frumtor, das Wort erhob. „Ich kenne die Herrin Éowyn schon seit sie nach dem Tod ihrer Eltern in diese Halle kam. Auch weiß ich um ihren Drang dazu, in die Schlacht zu ziehen. Ebenso erkenne ich ihre Handschrift. Somit erkenne ich die Richtigkeit dieses Schreibens an. Doch nehme ich an, dass die Bekanntgabe dieses Schreibens nicht der einzige Grund ist, weshalb Ihr nach unsschicktet." Ein erleichtertes Seufzen verließ Háwenas Lippen, hatte sie doch mit deutlich mehr widerstand gerechnet. Nun trat eintrauriger Ausdruck in ihre Augen.

„Nun Herr Frumtor, ich sehe, Ihr seid nicht umsonst der oberste Beraterdes Königs." Nach diesen Worten konnte sie einen stolzen Ausdruckin Frumtos Augen vernehmen. „Wir leben in düsteren Zeiten und Edoras ist nun möglichen Feinden fast schutzlos ausgeliefert. Nunliegt es an uns Vorkehrungen zu treffen um, wenn nötig, Edoras zuverteidigen, bis unser König zurückkehrt."

Wieder gab es eine Pause, in der die Berater über ihre Worte nachdachten. Diesmal war es Wídthain, welcher als erstes das Wort ergriff. „Undwas gedenkt Ihr zu tun, nun wo alle Krieger auf dem Weg nach MinasTirith sind?"

Nun legte sich ein leichtes Lächeln auf Háwenas Züge. „Das will ich Euch gerne verraten."

Wie das Leben so spielt - Herr der Ringe - Éomer ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt