Kapitel 42 - Wir rennen vor unseren Problemen weg :D

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„Und du kennst dich aus mit Schmieden, ja?"
Wir hatten nicht so lange für das Finden der Schmuckschmieden gebraucht, wie erwartet. Zwar musste es wohl schon wieder auf Nachmittag zugehen, aber morgen war ja auch noch ein Tag. Der letzte friedliche Tag.
Egal. Wir waren hier, um den Sorgen vor der Schlacht zu entfliehen, also schüttelte ich die Gedanken ab und legte schonmal meine Fackel auf den Boden.
„Nicht sehr detailliert, ich bin schließlich Bogenschütze. Aber es wird reichen. Wir suchen uns einfach eine Form aus, jeweils ein Klümpchen Metall und dann passt das."
Erst tauschten wir unsere Kristalle, dann begann die Suche; schließlich war die Tradition, einen Ring für den Verlobten zu schmieden. Nicht, beide Verlobten schmieden ihren eigenen Ring.
Wie erhofft fand ich ein Klümpchen Gold und eine Vorlage für einen sonnenförmigen Ring.
Stolz präsentierte ich beides meiner ganz eigenen Sonne.
Im Gegenzug hielt er mir freudig die Vorlage für einen mondförmigen Ring unter die Nase.
„Sternformen gab es leider nicht", erzählte er. „Aber guck, was ich gefunden hab!"
Aufgeregt funkelten seine Augen. Er nahm meine Hand, ehe er seine andere endlich hinter seinem Rücken hervor holte und öffnete.
Auf seiner Handfläche lag ein tropfenförmiges glänzendes Etwas. Es sah mehr aus wie ein Kristall, als ein Edelmetall. Selbst im schwachen Fackellicht hatte ich das Gefühl, es würde sich Sternen- und Mondlicht zugleich darin spiegeln.
„Oh Mahal, ist das-", setzte ich staunend an.
„Mithril", bestätigte Kíli stolz. „Nur das beste für meinen Stern."
Als Antwort strich ich ihm liebevoll über die Wange, ging auf Zehenspitzen und küsste ihn.
Es war ein langer und leidenschaftlicher Kuss, sanft und wunderschön.
Als wir uns wieder lösten, lehnten unsere Köpfe noch aneinander.
Alles, was wir je wollten, was wir jemals brauchen würden, war hier in unseren Armen. Worte waren sehr unnötig, sie würden den Moment nur ruinieren.
Words are very unnecessary, they can only do harm, Enjoy the Silence.

Zusammen setzten wir das kleinere Schmiedefeuer mithilfe der Fackeln wieder in Gang. Es dauerte ein bisschen, bis wir unsere Edelmetalle erhitzt bekamen, gossen sie dann aber in die jeweiligen Formen und legten die Kristalle schonmal für später daneben.
„Jetzt müssen wir warten. Kann ein bisschen dauern, bis es fertig ausgehärtet ist", erklärte Kíli.
„Also weiter erkunden?", schlug ich vor.
Er nickte. „Kommen wir morgen früh wieder."

Hand in Hand erklommen wir weiter die endlosen Treppen des Königreichs. Immer weiter hoch, sodass ich glaubte, wir müssten doch bald die Spitze erreichen.
Wir kamen an alten Schneidereien mit wunderschönen Stoffen vorbei, die wir uns für Hochzeitskleider merken wollten. Immer weiter hinauf ging es, vorbei an etlichen Wohnvierteln, der ein oder anderen Taverne und weiteren Einkaufsvierteln.
Bald wurde es nach oben hin schmaler, und wir kamen der Spitze des Berges tatsächlich sehr nah. Irgendwann war es nur noch eine Wendeltreppe, die immer weiter hoch führte. In ihrer Mitte fiel ein Wasserfall herab, tausende Meter in die dunklen Tiefen des Erebors.
Staunend streckte ich meine Hand aus und ließ sie sich mit Wasser füllen, welches zu meiner Überraschung den Mond spiegelte.
„Da oben muss ein Luftschacht sein!", erkannte ich und sah am Wasserfall hoch. Tatsächlich konnte ich unter etwas Anstrengung ein Loch in der Spitze erkennen. Draußen war es schon stockfinster, aber ein silbriges Licht fiel hindurch und leuchtete uns den Weg über die Treppe.
Kíli, der beide Fackeln in Händen trug, nahm aufgeregt gleich mehrere Stufen auf einmal.
Endlich erreichten wir das Ende. Hier war noch eine letzte Ebene; die einzige im ganzen Berg, die nur aus Holz bestand.
In der Mitte der Decke war die nun größer scheinende Öffnung mit Blick auf den sternbedeckten Nachthimmel. Von dort oben kam der Wasserfall. Irgendwo da draußen musste wohl eine Quelle sein.
Im Raum verteilt waren ein paar niedrige Tische und wenige Stühle. Ein antikes Teleskop stand in der Mitte, und die Wände waren voller alter Stern- und Landkarten.
Kíli steckte die Fackeln in zwei Halter an der Wand und hob etwas von einem der Tische auf; ein paar Holzkohlestifte und Papierrollen.
„Ein Atelier?", fragte ich überrascht.
„Und ein Kartenraum, Astronomieturm und die Quelle, die den Berg mit Wasser versorgt", erklärte er genauso staunend.
„Mit Abstand ist das hier mein Lieblingsraum", gab ich zu, und drehte mich dabei einmal um mich selbst.
„Komm her", grinste Kíli und setzte sich an den Tisch, an dem er stand.
Verwirrt grinste ich zurück und setzte mich langsam gegenüber von ihm.
„Halt still. Ich will dich zeichnen."
Sofort musste ich wieder lächeln. Diese Position konnte ich aber nicht zu lange halten, also setzte ich mein eher grimmiges entspanntes Gesicht auf.

„Was bedeuten die Runen?", fragte ich, als das Portrait fertig war.
„Oh, meine Sonne! Das hast du aber schön gezeichnet! Ich wusste gar nicht, dass du malen kannst!", erwiderte er sarkastisch.
Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Ich dachte, das wär offensichtlich. Jaja, ich seh sehr slay und sehr smash aus. Weiß ich doch. Hast du gut gemacht."
„Hier steht: Charly Adaneth", erklärte er kopfschüttelnd und zeigte auf die Runen.
„Ich sehe, du hast mir ne Krone verpasst. Sieht aus wie ne Art Heiligenschein." Beim letzten Wort musste ich lachen. „Und was steht da?" Ich zeigte auf kleinere Runen weiter unten im Bild.
„Mein Stern."

*

(Bearbeitet: 18.03.2023)

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