Kapitel 21

1.8K 115 42
                                    

Am nächsten Abend fand ich mich auf dem Rücksitz von Aidens BMW wieder. Wir waren auf dem Weg zur Geburtstagsfeier von Jonas Mutter Maria. Jona selbst saß auf dem Beifahrersitz und tippte auf seinem Handy herum. Es herrschte betretenes Schweigen im Wagen. Jona und ich sprachen kein Wort miteinander, während Aiden uns gelegentliche Seitenblicke zuwarf und hin und wieder den erfolglosen Versuch startete, das Eis zu brechen. Ein Eis, das noch kälter war, als die Antarktis.

Zu groß war noch immer seine Enttäuschung darüber, dass ich mit seinem ärgsten Erzfeind rumgemacht hatte. Anfangs verärgerte es mich wirklich, dass er die Unverschämtheit besaß, Besitzansprüche an mich zu stellen, wo doch er derjenige war, der mich ständig fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Nachdem Jona mir jedoch an den Kopf geworfen hatte, wie er sich wirklich fühlte und als ich schließlich erfuhr, um wen es sich bei meiner kurzen Liebschaft gehandelt hatte, überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich immer noch mies deswegen. Doch ich hatte bisher noch keine passende Gelegenheit erwischt, um mich bei Jona zu entschuldigen.

Ich seufzte innerlich.

Dieses Abendessen würde die reinste Katastrophe werden. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich war weder darauf vorbereitet, meine Mutter wiederzusehen noch besaß ich die Kraft, mich den gesamten Abend Jonas Bestrafung in Form von Ignoranz auszusetzen.

Immerhin hatte ich wenigstens heute auf meine üblichen Provokationen in Form von unpassender Kleidung verzichtet. Wenngleich ich mir absolut sicher war, dass Mom auch an meinem heutigen Outfit etwas auszusetzen fand, das aus einer hellblauen Mom Fit Jeans bestand, einem weißen Pullover, den ich in die Hose gestopft hatte und einem schwarzen, dicken Cardigan. Das ganze rundete ich mit meinen Doc Martens ab. Dabei konnte sie sich glücklich schätzen, dass ich meine üblichen Merch T-Shirts von Machine Gun Kelly im Schrank zurückgelassen hatte.

Grimmig beobachtete ich vom Fenster aus, wie wir in die Einfahrt von Jonas Zuhause einbogen. Es bestand aus einer gepflasterten Auffahrt, dessen Eisentore auf Gesichtserkennung reagierten. Wir fuhren einen lange Weg entlang, bis wir an einem wunderschönen Springbrunnen ankamen, der von hübschen Blumen und Rosen gesäumt war. Dahinter ragte ein riesiges Anwesen im toskanischen Stil auf. Alles war in einem schlichten Braun, Beige und Terrakotta gehalten. Jonas Zuhause war unglaublich schön, aber auch verdammt exklusiv. Es war nicht schwer zu erraten, dass seine Familie auf großem Fuß lebte.

Aiden parkte den Wagen. Wir stiegen aus und ich folgte den Jungs zum Eingang. Wir hatten kaum die Tür erreicht, als diese auch schon von Maria höchstpersönlich aufgerissen wurde.

»Jonathan!«, rief Maria und stürzte sich die Treppenstufen hinab in Jonas Arme. Es war eine herzliche Umarmung.

»Feliz cumpleaños, mamá«, gratulierte Jona seiner Mutter und drückte sie voller Liebe an sich. Maria murmelte eine kurze Erwiderung auf Spanisch, die ich nicht verstand. Es war erstaunlich, wie gut Maria Spanisch beherrschte. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich mit ihrem Mann oft in seiner Muttersprache unterhielt, war dies nicht weiter verwunderlich.

Nachdem die beiden sich aus ihrer überaus innigen Umarmung lösten, kam Maria mit einem breiten Lächeln auf mich zu.

»Antonia!«, ihre blauen Augen leuchteten. Maria war eine der hübschesten Frauen, die ich je gesehen hatte. Mit ihrem natürlichen, weißblonden Haar und den stahlblauen Augen verwechselte man sie oft mit einer skandinavischen Schönheit. Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn schwedische Vorfahren in ihrem Stammbaum auftauchten.

»Wie schön, dass ich dich endlich mal wieder zu Gesicht bekomme, du wirst immer hübscher, Antonia.«

»Du meinst wohl immer roter«, gluckste Aiden neben mir und zog an einer meiner erdbeerblonden Strähnen.

Love me tomorrowWhere stories live. Discover now