Kapitel 10

2.2K 146 57
                                    

Verschlafen hob ich die Lider und kämpfte gegen die Müdigkeit an, die mich zurück in den Schlaf zu reißen versuchte. Stattdessen kitzelten die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht und ich blinzelte gegen die Helligkeit an, die das Zimmer mit Licht durchflutete.

Ich wollte mich nochmal umdrehen, als mir bewusst wurde, in welcher Lage ich mich befand - denn ich war nicht alleine.

Neben mir lag Jona.

Und als ob diese Tatsache nicht schon verrückt genug war, hielt er mich auch noch im Arm! Richtig, ich wachte unmittelbar neben Jonathan Romero auf, mit meinem Kopf auf seiner Brust, während er einen Arm um meine Schultern geschlungen hatte.

Im Bruchteil einer Sekunde war ich hellwach und mein Puls begann zu rasen. Passierte das gerade wirklich oder träumte ich bloß?

Langsam hob ich den Kopf. Hätte mich Jonas Anblick nicht so sehr abgelenkt, hätte ich mich womöglich gezwickt, um herauszufinden, ob all das gerade Wirklichkeit war oder ob mir meine Fantasie wieder einmal nur Streiche spielte. Doch stattdessen beobachtete ich Jona, der noch immer tief und fest schlief. Sein Brustkorb hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus und seinen regelmäßigen Atemzügen zu lauschen, hatte etwas unglaublich Beruhigendes an sich.

Behutsam hob ich meine Hand und legte sie auf seine Brust. Selbst über dem Stoff konnte ich die Muskeln fühlen, die sich unter dem Shirt versteckten. Doch nicht nur das. Ich spürte auch sein Herz. Es schlug stark und kräftig und es gab nichts auf der Welt, das ich mir mehr wünschte, als dass es nur ein einziges Mal für mich schlug. Nicht für seine Exfreundin Amelia. Nicht für diese Valentina und auch für keine der Frauen, mit denen er sich sonst traf.

Einzig und allein nur für mich.

Ich hob den Blick und betrachtete ihn.

Jona sah nicht aus, als wäre er schon sechsundzwanzig Jahre. Im Schlaf wirkte er so viel jünger und unglaublich zufrieden. Die Sonne, die durch die Fenster hereinschien, erhellte sein Gesicht und hob die ebenmäßigen Zügen hervor. Ich war so sehr gefesselt, dass ich den Blick einfach nicht abwenden konnte. Seine dichten, schwarzen Wimpern warfen lange Schatten auf seine Wangenknochen und hätten wohl jedes Mädchen vor Neid erblassen lassen.

Unwillkürlich überkam mich das dringende Bedürfnis, ihn zu berühren, seine perfekten Gesichtszüge mit dem Finger nachzuzeichnen... Ich konnte dem Drang einfach nicht widerstehen und hob die Hand. Vorsichtig fuhr ich die Konturen seines Gesichtes nach und wieder wuchs in meinem Innern diese tiefe Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach mehr. Eine Sehnsucht, von der ich wusste, dass Jona sie niemals erfüllen würde. Ich musste den Tatsachen endlich ins Auge blicken und dennoch schaffte ich es nicht, mich von ihm abzuwenden.

Tja und dann geschah das Peinlichste, das hätte passieren können.

Jona öffnete schlagartig die Augen.

Ich erschrak und verharrte mitten in der Bewegung, meine Hand noch immer an seiner Wange.

Nein. Nein. Nein.

Jona durfte nichts von meinen Gefühlen erfahren, vor allem nicht auf diese Art und Weise.

Geschockt erwiderte ich den Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen, der noch immer etwas verschlafen wirkte, als brauche er einige Sekunden, um zu realisieren, was gerade vor sich ging. Dies war der Moment, in dem ich ruckartig meine Hand zurückzog, als hätte ich mich verbrannt. Leider schien ausgerechnet diese Bewegung mich zu verraten, denn vollkommen irritiert berührte Jona die Stelle, wo zuvor noch meine Hand geruht hatte. Er runzelte verwirrt die Stirn und seine Brauen verzogen sich zu einer geraden Linie. Ich konnte ihm die Verwirrung sichtlich vom Gesicht ablesen.

Love me tomorrowOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz