Kapitel 18

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Songempfehlung: Dove Cameron - Breakfast

»Shooooots!«, grölte Roxy, hielt eine Flasche Tequila in die Luft und mir war klar, dass dieses Mädchen heute Nacht mein Untergang sein würde. Es war Freitagabend, die Party in meiner zukünftigen WG war in vollem Gange und ich hatte den Überblick darüber verloren, wie viele Runden wir schon hinter uns hatten. Roxy schien kein Halten mehr zu kennen, was wohl daran lag, dass sie ihren Liebeskummer mit Alkohol zu betäuben versuchte. Das hatte jedenfalls Luna behauptet.

»Hoffen wir nur, dass sie die Finger vom Wodka lässt, sonst wird es ungemütlich«, flüsterte Luna mir mit einem Kopfschütteln zu.

»Oh ja«, bekräftigte Nova. »Glaub mir, das willst du nicht erleben.«

»So schlimm?«, hakte ich zweifelnd nach.

»Schlimm ist kein Ausdruck«, mischte sich Clara ein, während sie die Lippen spitzte und an ihrem Wein nippte. Clara war das Mädchen, das vor mir in der WG gelebt hatte und nun mit ihrem Freund zusammengezogen war. Sie war hochgewachsen, blond und legte ungemein großen Wert auf ihr Äußeres. Ihre blauen Augen waren stark geschminkt, sie besaß perfekt manikürte Gelnägel und hatte mir gerade erst von ihrem neuen Friseur berichtet, der eine neue Extensionstechnik anwandte. Interessant fand ich, dass sie Sozialwissenschaften studierte, hätte ich doch eher darauf getippt, dass sie in der Kosmetikbranche arbeitete. Ein weiteres Mal wurde mir bewusst, dass auch ich hin und wieder in typische Verhaltensmuster verfiel und Menschen nach ihrem Äußeren beurteilte. Clara mochte auf den ersten Blick vielleicht etwas verschlossen wirken, aber je länger ich mich mit ihr unterhielt, desto mehr stellte ich fest, dass sie genauso liebenswert war, wie die beiden anderen Freundinnen von Roxy, Nova und Luna, die mir vorgestellt wurden.

Amber, die sich gerade mit Roxy und Milo einen Tequila nach dem anderen hinter die Binde kippte, war unglaublich lustig, aber auch unglaublich betrunken. Die Mädels zogen sie oft mit dem Vergleich auf, dass sie ihre Version von Samantha aus Sex and the City sei. Nicht etwa, weil Amber eine männerverschlingende Nymphomanin war, denn das war sie keinesfalls, sondern weil sie genauso feurig und offen war, wie die Protagonistin aus der Serie. Wir hatten uns gerade einmal fünf Minuten unterhalten, als sie mir auch schon erzählte, wie viele Frösche sie nun schon geküsst hatte und immer nur an Versager geraten war. Daraufhin hatte sie sich zwei Kater zugelegt - Tate und Mate - und wollte den Männern abschwören, egal wie sehr sie, wie sie selbst sagte, das männliche Geschöpf auch liebte. Doch eines Tages hatte sie bei einem Autounfall ihren Polizisten Mason kennengelernt, mit dem sie nun gemeinsame Wurzeln schlug.

Allison dagegen war das krasse Gegenteil von Amber. Allison war sehr zurückhaltend, distanziert - und schwanger. Aber auch sie war total freundlich und schon bei unserem ersten Gespräch spürte ich, dass Allison, ähnlich wie Luna, eine sehr feinfühlige Person war, mit der man unglaublich tiefgründige Gespräche führen konnte - es sei denn ihre Hormone spielten mal wieder verrückt wegen der Schwangerschaft. Dann brach sie nämlich in Tränen aus, was an diesem Abend schon zum gefühlt zehnten Mal passierte. Mein persönliches Highlight war, als sie die Käsespieße entdeckte und mir plötzlich unter Tränen erzählte, wie schlimm es doch sei, auf welche Weise Käse hergestellt wurde.

»Junge Kälber werden schon ganz früh von ihrer Mutterkuh getrennt, sodass man diese melken kann für die Milch und den Käse, ist das nicht schrecklich?«, unter einem Tränenschleier hatte sie mich daraufhin angesehen, ehe sie sich angewidert vom Käse abwandte. »Dabei liebe ich Käse doch so sehr...«, hatte ich sie noch murmeln hören, als sie sich auch schon auf den Weg aus der Küche gemacht hatte. Luna war in schallendes Gelächter ausgebrochen.

Zurück im Hier und Jetzt fand die Party hauptsächlich im Wohnzimmer statt. Ein paar der Gäste spielten im Esszimmer Flunky Ball, während sich einige in der Küche über das Essen hermachten. Laute Musik dröhnte aus Lunas Marshall Musikbox und gab die Klänge von Justin Biebers Friends zum Besten. Luna sang leise für sich mit, während ihr Blick über die Partygäste wanderte. Sie hatte eine schöne Stimme, wie ich feststellen musste.

Love me tomorrowWhere stories live. Discover now