Kapitel 20

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Am nächsten Morgen saßen Roxy, Luna, Nova und ich im Wohnzimmer auf dem Sofa und schaufelten uns Müsli in den Mund. Nova und Luna schauten sich gemeinsam ein YouTube Video von irgendeiner Influencerin an, während Roxy und ich schlaftrunken in unserem Frühstück herumstocherten.

»Ich trinke nie wieder Alkohol«, klagte ich und hatte Mühe, mir das Frühstück runter zu zwängen. Ungeachtet der Tatsache, dass ich mich nicht einmal hatte übergeben müssen, war mir furchtbar übel und der pochende Kopfschmerz in meinen Schläfen trug nicht gerade zur Besserung bei.

»Wem sagst du das?«, pflichtete Roxy mir bei. Sie hatte es weitaus schlimmer erwischt. Luna, Nova und ich hatten ihr heute Nacht abwechselnd beim Kotzen die Haare halten müssen, weshalb wir alle kaum ein Auge zugetan hatten.

Ich schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln, ehe ich kapitulierend meinen Löffel zurück in die Müslischüssel legte. Der Alkohol sowie die Ereignisse des gestrigen Abends hatten meinen Appetit in die Flucht geschlagen.

»Hast du etwa eine Pyjamaparty veranstaltet ohne mich einzuladen?«, erklang die spöttische Stimme meines Bruders. Ich hob den Kopf und entdeckte Aiden, der gerade die Treppe herunter und auf uns zukam. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht.

Sogleich machte ich Aiden mit meinen neuen Freundinnen bekannt. Sie unterhielten sich kurz, während Luna ihm erklärte, weshalb sie heute Nacht hier gelandet waren. Aiden quittierte die Geschichte mit einem lauten Lachen.

»Ach, ihr könnt so lange hier bleiben, wie ihr wollt. Tonys Freunde sind auch meine Freunde«, er setzte sein umwerfendstes Lächeln auf und zwinkerte den Mädels zu, was mir ein Augenrollen entlockte.

»Vergiss es Aiden, hör auf meine Freundinnen anzubaggern«, beschwerte ich mich und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Aiden sah mich an und hob eine Braue.

»Wenn du aufhörst meine Freunde anzubaggern«, konterte er.

Volltreffer.

Mein Herz blieb kurz stehen und mein gesamter Körper versteifte sich. Ahnte Aiden etwa, was zwischen Jona und mir lief? Seine spitze Bemerkung gab jedenfalls Anlass zur Vermutung. Doch sein Verhalten widersprach diesem Verdacht. Aiden würde niemals so ruhig bleiben, wenn er von Jona und mir wüsste, dessen war ich mir absolut sicher. Dennoch war da dieser leise Hauch von Angst.

»W-was?«, stammelte ich und spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Ein paar Sekunden lang sah Aiden mich regungslos an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.

»Entspann dich, Tony. Ich nehme dich nur auf den Arm«, er winkte ab und wie aufs Stichwort erklangen Schritte auf der Treppe.

Jona.

Mein Herz blieb stehen, als ich ihn auf uns zukommen sah. Die goldblonden Locken waren durcheinander und er wirkte müde, als hätte er mindestens genauso wenig geschlafen, wie ich. Mir fiel auf, dass er Sportkleidung trug, die aus einer schwarzen langen Nike Hose und einem grauen Hoodie bestand. Über seiner Schulter hing eine Sporttasche, offensichtlich war er gerade auf dem Sprung zum Training.

»Hey Bro«, rief Aiden und winkte Jona zu sich. Mit einem kurzen Blick durch die Runde trat dieser widerwillig neben meinen Bruder. Für einen klitzekleinen Moment ruhten seine Augen auf mir. Der stechende Blick, den er mir zuwarf, brachte meine Haut zum Kribbeln, während die Sehnsucht, die ich nach ihm verspürte, fast schon übermächtig wurde. Erinnerungen an unseren Streit gestern Abend tauchten vor meinem inneren Auge auf und sorgten dafür, dass ich mich noch mieser fühlte, als ich es ohnehin schon tat.

Abrupt wandte Jona den Blick von mir ab.

»Das sind Tonys neue Freundinnen«, Aiden deutete auf die drei Mädels. »Luna, Roxy und Nova.«

Love me tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt