Kapitel 5.2 - Kapt. J. Hook

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Ja, es war nützlich mit den Meerjungfrauen in einem einigermaßen neutralen Verhältnis zu stehen, denn vor allem handelte es sich auch hier immer noch um hungrige, blutrünstige Bestien. Mochten sie sich für den Schutz ihrer Gärten erkenntlich zeigen, gab es doch noch genug Seemänner die ihrem bezaubernden Antlitz verfielen. Dann konnte selbst Captain Hook sie nicht mehr retten. Ein hübsches paar Augen, lockende Blicke durch den Nebel, das Versprechen jeder existierenden, fleischlichen Sünde... alle Wünsche könnten Wirklichkeit werden. Es war dieser bezaubernde Blick der sie in den Wahnsinn trieb, selbst Wochen nach der Begegnung mit einer Meerjungfrau stürzten sich die unglücklich Verliebten von Bord. Alles für einen Kuss, eine Berührung... die Illusion, welche diese Frauen wie ein undurchdringlicher Schleier umgab. Ha - manchmal wurde man schon gefressen bevor man die Wasseroberfläche erreichte, denn einem Krokodil entging der fliegende Körper über ihm nicht. Und mit sehr viel Pech schnappten die Biester aus dem Wasser, wer als erster zubeißen konnte würde schließlich am Meisten fressen.


»Ihr wisst doch nicht einmal, was Vertrauen oder Freundschaft bedeutet.« (Luke)


Der gemurmelte Vorwurf holte den Captain zurück in die Wirklichkeit und er drehte leicht dem Kopf um seinen Gefangenen ansehen zu können. Fast schon trotzig hockte Luke auf der Bank zwischen den Piraten, so fehl am Platz wie eine Gans unter Füchsen. Hrm... und es war vorerst James Aufgabe die Füchse von ihrem Abendmahl abzuhalten.

Vertrauen und Freundschaft.

Vor seinen Männern zeigte Hook kaum Reaktion auf die Worte, sie warfen dem Burschen jetzt schon Blicke zu als wollten sie ihn am liebsten direkt aufschneiden. Nur dass das noch dümmer gewesen wäre als ihn am Leben zu lassen. Gerade die Krokodile hatten einen sehr feinen Sinn für jede Veränderung im Wasser - erst recht, wenn Blut sich mit dem Salz mischte und für sie zu einer recht bekömmlichen Speisekarte wurde. Nein, kein Pirat hätte es gewagt den Verlorenen ohne Hooks Erlaubnis anzurühren, so sehr ihnen vielleicht danach war. Sie wollten Rache für den Angriff, das Chaos an Bord und die zusätzliche Arbeit, mit der sie die Jolly Roger wieder auf Vordermann bringen müssten. Aber dafür setzten sie sich nicht über die Befehle ihres Captains hinweg - das eigene Leben war ihnen ihr Groll nicht wert. Davon abgesehen hätte James ohnehin niemand anderen diesen Burschen ausweiden lassen... er war es, der für den Diebstahl seines Mantels ein Zeichen setzten musste.


Ein guter Anführer scheute sich nicht, die gleiche Arbeit zu verrichten wie seine Männer und auch wenn Hook schon sehr lange kein Deck mehr schrubbte oder Seile richtig knoten musste - mit der Drecksarbeit kannte er sich trotzdem noch bestens aus. Es war nicht immer klug die Bluthunde seiner Crew vorzuschicken. Effektiv... aber nicht klug. Wenn er sich zu oft zurückgezogen hätte, anderen die Arbeit überließ, wer wollte so jemandem schon folgen? Die Figur eines Captains lebte nicht nur von Autorität, Entscheidungsgewalt und der Raffinesse seiner Pläne. Wichtig war auch dass seine Crew jemanden an ihrer Spitze hatte den sie akzeptieren und bewundern konnte. So grausam James auch mit seinen eigenen Leuten umging, Diebe und Verräter gnadenlos Kiel holen oder im Skull Rock ertrinken ließ... war er doch gerecht was ihre Belohnung betraf. An der Beute langer Seefahrten wurden sie alle gebührend beteiligt, er sprach für ehrlich gute Arbeit auch manchmal ein Lob aus und wenn er in jemandem Potential sah... dann förderte er es. Der richtigen Sorte Mensch, jener die den Piraten schon immer im Herzen getragen hatte, gab er das Gefühl... endlich frei zu sein. Ankommen unter seinesgleichen vielleicht, oder das gemeinsame Ziel sich gegen jede Regel zu sträuben die einem von anderen auferlegt wurde? Was es auch war, James gab den Männern etwas, dass sie alle verband.

A Neverland Tale - HOOKED (de)Where stories live. Discover now