Kapitel 2.8 - Filou

16 15 0
                                    

Es war nicht ungewöhnlich, dass die Männer sich nahmen was sie wollten. Sie waren Piraten- es lag in ihrer Natur, sich alles einfach anzueignen. Sie griffen danach, Besitz scherte sie nur soweit, wenn der andere Stärker war. Natürlich nicht in der Crew- obwohl auch da oft genug jeder sich selbst der Nächste war.

Dennoch standen sie zusammen- das mussten sie auch an diesem Ort. Aber alle anderen... waren wertlos. Er hätte Hook und dessen Einstellung oder Weisheiten zweifellos zugestimmt: die Jahre ließen Gewissen, Moral und Gnade untergehen. Ein Stein, der von den Wellen der Jahre, Ereignisse und des immer wiederkehrenden Verlustes geschliffen wurde. Solange, bis auch aus Felsen nicht mehr übrig war als der Sand, der am Strand Neverlands lag. Ihr Gefängnis, das inzwischen etwas wie Heimat bedeutete.

War das Piratenleben nicht eigentlich DER Inbegriff der Freiheit? Piraten nahmen sich, was immer sie wollten- auch mit Gewalt. Plünderten, raubten, stahlen - und standen dazu, anders als die Verlorenen die sich unter kindlichen Spielereien tarnten, obwohl sie nicht besser waren. Bei ihnen wusste man woran man war.
Hier in Neverland war es notwendig zu töten- um zu überleben. Die Verlorenen, selbst Peter hatten es eigentlich verstanden, sprachen es nur nicht aus und benannten es anders. Aber eine Regel galt in Neverland: Nur der Stärkste überlebte.

Das hier war eine Nahrungskette, an der es besser warum, umso weiter oben man stand. Und dafür war es wichtig, sich die richtigen Verbündeten und Kameraden zu suchen.

Sie alle waren Schurken.

Und dennoch waren sie eine Crew die zusammenhielt. Sie gegen alle anderen! Ja- sie waren auch eine Familie. Nicht wie die Verlorenen, die sich immer wieder neue heranschafften, wenn wieder welche zu den Piraten überliefen. Sie hatten harte Regeln. Aber ein Rudel hungriger Wölfe brauchte auch harte Hand und scharfe Zähne. Hook war es, der diese Bande zusammenhielt.

Stoff riss. Das ratschende, gnadenlose Geräusch, wenn er unter großer Kraft nachgab, Fäden zog und dann aufgab. Filous Körper reagierte sofort. Manche Erlebnisse prägten stärker als andere. Manche seiner Erinnerungen waren wie Säure in Stein gesunken, hatten unauslöschbare Spuren hinterlassen. Und sie würden diese Frau nicht vor ihm vergewaltigen!
Seine Augen wurden schmaler, fixierten seine Kameraden mit denen er schon Jahrzehnte gemeinsam lebte und kämpfte.


Innerhalb eines Augenaufschlages war er bei ihnen und entriss den hungrigen Wölfen ihre Beute direkt vor der Nase. Mit ihr in festem Griff wich er drei Schritt zurück. Sand wirbelte um ihre Füße und er spürte ihr Gewicht in seinem Arm als er sie stützte- doch er fixierte seine Aufmerksamkeit nicht auf sie. Stattdessen zog er blitzschnell die kleinere, blitzende Klinge des Parierdolches hervor- schnell genug, um sie gegen Bones Hüfte zu drücken, als er sich gegen ihn stellen wollte. Piraten gingen nicht zart miteinander um- und wenn es sein musste, würde er Bones eine neue Narbe für seine Sammlung verpassen, wenn er es herausfordern wollte. Auch bei ihnen gab es die einfache Regel: Der Gewinner hatte Recht- da deckte sich ihre Einstellung mit denen der Verlorenen.

Doch eines stand genauso fest, wie die Tatsache, dass er die Vergewaltigung vor seiner Nase nicht zulassen würde: Er würde die Frau nicht laufen lassen. Selbst hätte er es gewollt, hätte er es nicht einmal gekonnt.Warum? Weil er umgeben war von hungrigen Wölfen, die an ihm keine Schwäche finden durften. So wie es auch zweifellos dem Kapitän ging. Eine Kette war nur so stark wie das Schwächste Glied.
Sein Blick musterte die schöne Gestalt. Trotz der Verletzungen konnte er weiche, formschöne Rundungen erkennen. Stoff der selbst in diesem schmutzigen, zerfledderten Zustand an weiche Formen schmiegte, sie betonte und hervorhob. Ein Körper, der Männer dazu bringen könnte ALLES für sie zu tun.


Hier in dieser Welt vor allem, in der Frauen die heiße Feuer entzündeten – und sie befriedigten – mehr als selten waren. Die Meerjungfrauen und Sirenen waren verlockend... aber am Ende waren sie doch ein halber Fisch. Nicht mehr als Wind, der Feuer anzündete und Männer in ihrem Begehren zurückließ. Und die Hafendirnen, die man in der Stadt von Dagger bekam? Nun. Es waren wenige für all die Männer, die sich inzwischen in diesem Land tummelten... und jeder Pirat der etwas auf sich hielt, stocherte nicht gerne mit Hunderten im gleichen Gewässer.
Warum also war eine Frau in dieser Dunkelheit hier unterwegs? Am Strand, wo Sirenen, Krokodile und Piraten sie finden konnten?!

A Neverland Tale - HOOKED (de)Where stories live. Discover now