Kapitel 2.2 - Filou

38 17 0
                                    

____________~+~____________
Alle Fragen sind gestellt
Alle Phrasen eingeübt
Und alle Chancen sind verschenkt
Wir sind die letzten einer Welt
Aus der es keinen Ausweg gibt

____________~+~____________
(1)


Wer kannte sie nicht: Piraten.
Die Höllenhunde der Unterwelt, Plünderer und Banditen der See. Die Ratten der Meere, die sich an dem Hab und Gut anderer gütlich taten und ihre wertvolle Beute oder Heuer anschließend in den Häfen verschleuderten, sei es in Alkohol oder Frauen?
Jeder kannte die Geschichten von den rauen Hunden, die vom Meer geschliffen wurden, fähig viele Wochen und Monate auf See zu hadern um anschließend neue Inseln zu entdecken und Schätze neuer oder alter Welten zu plündern. Niemand war vor ihnen sicher, vor allem Handelsschiffe waren ihre bevorzugte beute. Reichlich beladen mit teuren Waren, Kostbarkeiten die sich nicht nur in Gold und Silber sondern auch Waren wie Gewürze, Schwarzpulver oder Tabak. Manche Waren bildeten wertvolle Schmugglerware, die sie an den Häfen noch teurer versetzen konnten.


Seit Krone und Land auf viele der Frachtstücke hohe Steuern erhoben, hatte die Piraterie einen neuen Schub bekommen und der illegale Handel florierte. Jeder schien eine Möglichkeit zu suchen, um die Bezahlung der Steuer herumkommen zu können. Sämtliche legal importierten Waren unterlagen der Einfuhrsteuer, ganz gleich, ob es sich um Tabak, französischen Wein oder venezianisches Glas handelte. So versuchten viele Handelsschiffe immer öfter statt in den großen Häfen irgendwo an den Küsten anzulegen... und mussten so zwangsläufig die besser gesicherten Seewege verlassen. 


Manche der Schmuggler benutzten andere, clevere Methoden. Sie füllten große Fässer zusammen mit ein wenig Ware bis oben hin mit Salz und warfen sie anschließend an einer ausgesuchten Stelle in die Gewässer der See. Die Fässer sanken auf den Grund des Meeres und es dauerte Stunden, bis sich das Salz aufgelöst hatte. Wenn das geschehen war, stiegen die Fässer wieder auf und trieben an der Wasseroberfläche- bereit eingesammelt zu werden. Das Risiko bestand darin, dass die Strömung falsch eingeschätzt oder die wertvolle Fracht vorher durch andere aufgelesen wurde.
Und wie hieß es so schön? Strandgut gehörte dem, der zuerst danach griff. Ah, es war eine wilde, abenteuerliche Zeit. Geschichten gab es unzählige und viele Kinder träumten von einem Leben als Pirat, frei von Gesetzen und Moral, mit einem Säbel in der Hand und Schätzen auf einsamen Inseln.


Nirgends mochten diese Geschichten wahrer und zugleich vollkommen falsch sein, als an diesem Ort.  Und er musste es wissen: denn ER war ein Pirat. Doch unter all den Seeräubern mochte der junge Mann den sie 'Filou' nannten sogar unter den kruden Gestalten der Mannschaft herausstechen. Auf den ersten Blick fiel den meisten für ihn nur ein Wort ein: seltsam.
Seltsam im Sinne von 'irgendwie nicht ganz dazu passend' oder 'fehlplatziert'.  

Seine Haut war gebräunt und zeugte von vielen Tagen mit nur wenig Kleidung unter den direkten Strahlen des sonnigen Neverland. Das schulterlange Haar von rabenschwarzer Farbe trug er offen, wie es bei seinem Volk Tradition war und auch wenn die Federn und Perlen daraus verschwunden waren, so sah man ihm doch spätestens an den kaum verblichenen Zeichnungen auf der kupfernen Haut, die unter dem weißen Leinenhemd hier und da mal sichtbar wurden, seine Herkunft doch an.


'Einmal Indianer, immer Indianer', hatten die Piraten des rauen Packs von Höllenhunden unter dem Kommando Kapitän Hooks anfangs zu ihm gesagt und abfällig vor seine Füße gespuckt. Heute würde vermutlich eher die Unterwelt ihres fortgeworfenen Glaubens zufrieren, ehe sie das nochmal taten. Nicht, weil der junge Mann in der Crew Furcht und Schrecken verbreitete.... jedenfalls nicht nur.

A Neverland Tale - HOOKED (de)Where stories live. Discover now