Kapitel 45

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POV MIKE
Ich lief hoch in mein Zimmer, das ich mir mit sechs anderen Jungs teilte. Sie waren alle älter und stärker als ich, nahmen mir meistens meine eh schon geringen Essensportionen weg und liebten es ihre ganze Wut an mir auszulassen.
Als ich die Tür öffnete, sah ich, dass sie alle da waren. Hoffentlich lassen sie mich einfach in Ruhe.

„Na Mikilein wo warst du denn heute?" „Sind das etwa neue Sachen?" „Woher hast du die?" Ängstlich schlich ich zu meinem Bett, doch bevor ich mich darauf legen konnte, stellten sich die Jungs um mich herum und fingen an, meine neuen Sachen zu begutachten und anzufassen. „War ja ganz schön teuer", bemerkte Bob, der das Preisschild gefunden hatte.

„Wer hat dir die bezahlt?", fragte Niklas, doch ich starrte nur stumm auf den Boden. „Na los antworte schon!", wütend schubste er mich nach hinten. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel unsanft gegen den Schrank. „Okay wer nicht hören will muss fühlen", meinte plötzlich Tobias. „Der hat sich die neuen Sachen überhaupt nicht verdient. Und wenn wir keine bekommen, soll er auch keine haben", pflichtete ihm Andy bei.
Fuck, was haben die vor?

Dann stand auf einmal Bob vor mir. Mit einer großen Schere in der Hand und einem fiesen Grinsen im Gesicht. Und dann setzte er die Schere an und fing an zu schneiden. Direkt durch den Aufdruck mit dem Wolf, den ich so schön fand. Warum tut er das? Tränen liefen mir über das Gesicht, als er immer weiter schnitt, bis er oben angekommen war.

Die anderen Jungs lachten und grölten, während ich weinend da saß. „Aww will die kleine Memme etwa zu seiner Mama. Ach ne das geht ja gar nicht", zog mich Tom auf. Jetzt musste ich richtig weinen. Es war alles vorbei.. Jegliche Hoffnung auf ein besseres Leben war verschwunden.. Meine Eltern sind tot, die anderen im Waisenhaus hassen mich und zu den Smiths kann ich jetzt auch nicht mehr. Die wären ja wahnsinnig enttäuscht, dass ich die Sachen nicht trage und sie sogar kaputt sind. Dabei kann ich doch gar nichts dafür...

Inzwischen hatte Bob auch die Ärmel zerschnitten und der Pulli lag in mehreren Einzelteilen auf dem Boden verstreut. Nun fing er am dasselbe mit meiner schönen neuen Hose zu machen, bis auch diese kaputt auf dem Boden lag. Warum hasst mich das Leben so sehr?

Ich, der nur in Unterhose bekleidet war, wurde von den Jungs in die Mitte des Raumes gezogen, wo sie anfingen, auf mich einzuprügeln. Nur nebenbei konnte ich hören, wie einer seinen Gürtel auszog. Im nächsten Moment folgte ein Schlag, der noch viel schlimmer war als die vorigen.

Ich rollte mich wimmernd zu einer Kugel zusammen und versuchte sogut es ging, meinen Kopf zu schützen. Sie machten das solange, bis ich irgendwann halb bewusstlos da lag. Dann legten sie sich einfach schlafen. Ziemlich sicher hat das irgendein Betreuer mitbekommen, aber denen ist es einfach egal.

Irgendwann wurde es mir schwarz vor Augen.

11 Siblings?! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt