Kapitel 37

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POV REESE

Nach dem Matheunterricht musste ich zu einem anderen Kurs laufen. Schnell tauschte ich noch das Mathebuch gegen mein Geschichtsbuch und lief dann zum Trakt B.
Kurz vor dem Kursraum sah ich wie ein paar aus meinem Kurs Mike Green fertig machten. Vor einiger Zeit hätte ich da noch mitgemacht, aber seit das mit Larry war, ist mir klar geworden, was sowas mit Menschen macht.

Aber Mike ist auch einfach komisch.. Er trägt immer total alte, schmutzige Klamotten, redet mit niemandem, nichtmal mit den Lehern und keiner mag ihn. Sogar im wärmsten Sommer trägt er lange Pullis und Hosen.. Und er stinkt, als hätte monatelang nicht geduscht. Manchmal kommt er tagelang nicht zur Schule und im Sportunterricht macht er auch nicht mit. Zum Glück sehe ich ihn nur im Sport-, Geschichts- und Spanischkurs.

Gelangweilt saß ich später im Geschichtsunterricht und hörte dem Gelaber der Lehrerin zu.
„So jetzt kommen wir zur Gruppenarbeit." Endlich, hoffentlich komme ich mit meinen zwei Kumpels Dylan und Lucas zusammen. „Aber ich werde die Gruppen einteilen" Genervt stöhnte ich auf. Die Lehrerin war dafür bekannt, die Leute in eine Gruppe zu tun, die sich nicht mögen..

Nachdem sie uns die Aufgabe gegeben hatte lies sie die Gruppenaufteiliung vor:„Patty Farell und Lasse Andrés. Mike Green und Reese Halstead.." Wie bitte? Das kann doch nicht ihr Ernst sein.. Wie soll ich mit dem arbeiten?!

Genervt setzte ich mich nach hinten, wo Mike alleine in einer Sitzreihe saß und auf seinen Block kritzelte. Ich knallte meine Sachen auf den Tisch, woraufhin er zusammenzuckte und mich ängstlich ansah. Was ist denn mit dem falsch?

Den Rest der Stunde verbrachte ich am Handy, mit Mike kann ich eh nicht arbeiten.. Er kritzelte weiter in seinen Block rum. Als ich es schaffte, einen Blick hinein zu werfen, staunte ich. Er kann ja voll gut zeichnen.. So wie es aussah zeichnete er einen Wolf oder sowas. Doch als er bemerkte, dass ich in seinen Block sah, legte er schnell einen Arm über die Zeichnung. „Das ist voll gut", meinte ich anerkennend. „D-danke", stotterte er ganz leise.

Kurz bevor es klingelte, sagte die Lehrerin noch was:„Bitte macht die Aufgaben bis zur nächsten Stunde fertig"  Och neee.. Wir haben ja nichtmal angefangen. Schnell schrieb ich Mike meine Adresse auf. „Kannst gegen drei vorbeikommen.", meinte ich noch, bevor ich aufstand und zu meinen Freunden lief.

Zuhause schmiss ich meine Sachen in den Flur, zog meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Sidney saß am Esstisch und aß Suppe. „Nimm dir auch was, steht in der Küche", sagte sie, als sie mich sah.
Ich machte mir einen Teller voll und setzte mich zu ihr. Dann erzählte ich ihr von Mike, der Gruppenarbeit und das er nachher vorbei kommt. Doch entgegen meiner Erwartung schien sie besorgt zu sein. „Was weißt du über ihn?", fragte sie nachdenklich. „Nicht viel. Also soweit ich weiß lebt er in so nem heruntergekommenen Viertel in der Nähe von Compton, hat keine Geschwister und mehr weiß ich auch nicht. Warum willst du das wissen?", „Ich glaube, dass da mehr dahinter steckt. Man sieht den Menschen ihre Geschichte nicht an. Vielleicht spricht er nicht, aus Angst aufzufallen. Vielleicht stinkt er, weil kein Geld für Wasser da ist.", sagte sie noch, bevor sie aufstand und die Teller wegräumte.

Ich dachte noch etwas über Sidneys Worte nach, bevor ich aufstand und alles für die Gruppenarbeit vorbereitete. Vielleicht sollte ich Mike ja eine Chance geben..

11 Siblings?! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt