Kapitel 44

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POV MIKE
Seit der Gruppenarbeit mit Reese sind jetzt drei Wochen vergangen und mittlerweile gehe ich eigentlich jeden Tag nach der Schule mit zu Reese. Morgens macht Sidney sogar eine Tüte mit Frühstück für mich, genauso wie für ihre Geschwister. Diese bringt Reese mir immer mit. Ich gehe auch öfter mal bei den Halsteads duschen, kann meinen Pulli und meine Hose waschen und Jayce oder Sidney kümmern sich um meine Verletzungen, falls einer der Erzieher oder der anderen Heimkinder es mal wieder übertrieben hat. Ich bin froh, dass sie keine Fragen stellen, sondern mir einfach helfen. Sidney hat mir nur schon mehrmals gesagt, dass ich jederzeit willkommen bin und sie immer ein offenes Ohr für mich hat, falls ich doch mal reden möchte.

Auch heute am Samstag sitze ich wieder mit der ganzen Familie Halstead zusammen beim Mittagessen und wir lassen uns Spaghetti mit Tomatensoße schmecken. Ich fühle mich manchmal, als würde ich dazugehören. Aber das wird wohl leider nie so sein. Es wäre einfach mein größter Wunsch, zu dieser tollen Familie zu gehören. Einer Familie, wo man nicht geschlagen wird und wo man immer jemanden zum Reden hat... Aber ich werde wohl im Kinderheim bleiben müssen. Warum mussten meine Eltern nur sterben? Ich vermisse sie sehr... Es war zwar nicht perfekt bei ihnen, aber definitiv besser, als im Waisenhaus. 

„Ist alles gut Mike?", drang plötzlich Sidneys besorgte Stimme zu mir durch. Erst da merkte ich, dass mir ein paar Tränen die Wangen runterliefen. Ich strich mir schnell die Tränen weg und nickte nur und hoffte, dass keine weiteren Fragen kamen. Sidney seufzte und wand sich wieder ihrem Essen zu. „Wann sprichst du endlich mit uns?", murmelte sie.

Keine Ahnung.. Manchmal will ich am liebsten alles erzählen, aber dann habe ich wieder Angst, dass es dann schlimmer wird. Nachdenklich starrte ich auf meinen leeren Teller.

„Wir wollen nachher noch in die Stadt, willst du mitkommen?", riss mich Braydon aus meinen Gedanken. „Ja, gerne" Ich kann mir zwar nichts kaufen, weil ich kein Geld habe, aber trotzdem ist es in der Stadt ja mal ganz schön.

Einige Zeit später fuhren wir dann los. In der Stadt angekommen gingen wir als erstes in ein Kleidungsgeschäft. Während die anderen neue Sachen anprobierten, stand ich wehmütig vor einem wunderschönen Pullover. Er war dunkelblau und ein weißer majestätischer Wolf war darauf abgebildet. Ich liebe Wölfe einfach, sie sind so schöne Tiere. Früher war ich oft mit meinen Eltern in einem Wolfspark.

„Probier ihn doch mal an, wenn er dir gefällt", meinte Sidney plötzlich. Hab gar nicht bemerkt, dass sie sich neben mich gestellt hat. „Kann ich mir eh nicht leisten, habe ja gar kein Geld", sagte ich traurig. „Ja und? Wir gehen doch nicht mit dir in die Stadt, damit du uns dann beim Shoppen zuschauen musst. Wenn dir der Pulli passt und er dir gefällt, kaufe ich ihn dir" „Echt jetzt?", fragte ich mit strahlenden Augen. „Ja klar", antwortete sie lächelnd.

Schnell ging ich in die Umkleide und probierte den Pullover an. Er passte perfekt.. Ich präsentierte ihn Sidney, die vor der Kabine wartete und sie streckte anerkennend ihren Daumen in die Höhe. „Sieht super aus. Hier ich hab noch eine Hose gefunden, die dir passen könnte"
Also probierte ich auch diese noch an und sie passte wie angegossen. Mit den beiden Sachen in der Hand lief ich neben Sidney zur Kasse. Sie hatte ein buntes Kleid in der Hand. Die anderen schienen schon im nächsten Laden zu sein.

Sidney bezahlte und wir verließen den Laden. Später waren wir dann noch alle gemeinsam ein Eis essen. Danach fuhren sie mich nach Compton, vors Heim. Jetzt wissen also alle, dass ich hier lebe. Naja was solls.

Das Heim war ein grauer heruntergekommer Betonblock. Hinten gab es einen, mit Maschendraht umzäunten, asphaltierten Platz, wo man zum Beispiel Fußball spielen konnte. Allerdings gab es keine Tore oder so. Das war es aber auch schon an Bewegungsmöglichkeiten. Und an einen Ball muss man erstmal kommen..

Dankend stieg ich aus und lief schnell zur Tür. Ich war einfach unfassbar glücklich über die neuen Sachen, nachdem ich jetzt fünf Jahre lang dieselben getragen habe. Zum Glück war ich pünktlich, doch Abendessen war mal wieder keins für mich da. Aber das bin ich ja gewohnt..

11 Siblings?! Where stories live. Discover now