Kapitel 40~

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Runa POV
Als ich aufwachte, sah ich eine weiße Decke. Verwirrt sah ich mich um. Wo war ich? Nur langsam erinnerte ich mich, was passiert war und stand hastig auf. Ich musste hier weg, bevor Noah die Gelegenheit bekam, mir etwas anzutun. Gerade als ich die Türe öffnete um zu flüchten, kam jemand herein, sodass ich ihn hineinrannte. Erschrocken sah ich denjenigen an und wich zurück. „Runa“, hauchte Milo und ich schüttelte den Kopf. Er wollte nach mir greifen, aber ich wich ihm aus. „Bleib weg!“, schrie ich ihn an und wich weiter vor ihm zurück. Milo blieb stehen und sah mich traurig an. „Du bist tot! Du bist nicht mehr als eine Einbildung!“, schrie ich und jetzt sah er entsetzt aus. „Runa, ich bin nicht tot! Glaub mir bitte. Noah hat Wuschel und mich rechtzeitig zum Arzt gebracht. Uns geht es soweit gut“, erklärte er, aber ich presste mir die Hände auf die Ohren. Weiter zurückweichen konnte ich nicht, denn ich stand bereits an der Wand, sogar ganz im Eck stand ich. Schluchzend sank ich auf den Boden und kauerte in der Ecke. Milo kam jetzt doch wieder näher und ging vor mir in die Hocke. Er sah mich so traurig an, dass es mir wehtat.

„Glaub mir doch bitte, Runa. Ich bin nicht tot“, wisperte er und legte mir eine Hand auf das Knie. Wenn er nur eine Einbildung wäre, würde ich die Berührung nicht spüren, oder? Aber vielleicht bildete ich mir auch nur ein, dass er mich berührte. Milo seufzte und ich fühlte mich sehr schlecht, aber Liam würde mich doch nicht anlügen, oder? Nicht bei sowas. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und suchte seinen Puls. Milo ließ mich machen. Verwirrt runzelte ich die Stirn, denn ich fühlte wirklich einen Puls, aber wenn er tot war, dann hätte er keinen. Unsicher rutschte ich näher zu ihm und veränderte meine Sitzposition so, dass ich seinen Herzschlag abhören konnte. „Was wird das, Runa?“, fragte Milo mich. „Ich versuche herauszufinden, ob ich dir glauben kann…“, wisperte ich und horchte seinem Herzschlag. Erneut traten mir Tränen in die Augen, denn ich hörte seinen Herzschlag, laut und kräftig. „Hey, hey Runa, was hast du denn?“, fragte Milo besorgt und wollte mich von sich schieben, aber ich klammerte mich an ihn. „Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll, Milo. Liam hat mir gesagt du und Wuschel wären gestorben…ich hab ihm geglaubt…oh Gott…ich hab ihm geglaubt…“, schluchzte ich und Milo nahm mich feste in den Arm. „Mach dir keine Vorwürfe, Runa. Ich war in einem miserablen Zustand, du konntest also nicht besser wissen“, meinte er und ich sah ihn unsicher an.

„Ich hab Noah angefleht mich zurück zu Liam zu bringen…“, wisperte ich und Milo nickte. „Das hat er mir erzählt, aber Runa, auch dafür musst du dir keine Vorwürfe machen. Wir wissen nicht, was er getan hat und wenn er dir wirklich eingeredet hat, dass ich tot bin und Noah sich deshalb an dir rächen will, dann ist es so. Aber bitte hab keine Angst und glaub nicht, dass ich tot bin oder Noah dir etwas antun möchte.“ Ich nickte und Milo hob mich hoch. „Du bist untersucht worden, Runa. Soweit bist du körperlich gesund, nur ein wenig im Untergewicht“, meinte er und setzte mich auf dem Bett ab. „Ich will zu Wuschel…“, wisperte ich und sah ihn an. „Noah redet gerade mit einem Arzt. Vielleicht darfst du mit uns mit, aber es kann auch sein, dass sie dich noch eine Nacht hierbehalten wollen“, erwiderte er und ich seufzte. „Was hat er dir sonst noch angetan?“, fragte Milo mich nach ein paar Minuten. „Er hat mich ziemlich heftig mit dem Gürtel geschlagen, kurz nachdem er mich mitgenommen hatte, weil ich mich gegen ihn gewehrt hatte, aber danach…hat er mir nichts mehr angetan…im Gegenteil…ich hab mich sicher bei ihm gefühlt…“, wisperte ich und sah auf meine Hände. „Es ist okay, Runa. Ich kann nicht sagen, dass es mir gefällt, aber es ist nicht deine Schuld“, meinte er und küsste mich auf die Stirn.

Nur wenig später kam Noah rein und ich sah ihn unsicher an. Jetzt wo ich wusste, dass Liam gelogen und Noah die Wahrheit gesagt hatte, tat es mir leid, wie ich reagiert hatte. „Und?“, fragte Milo und Noah lächelte. „Runa darf mit. Natürlich nur, wenn sie möchte“, antwortete er und ich nickte. Etwas zögerlich ging ich zu Noah und er sah mich fragend an. „Es tut mir leid, Noah…ich…ich hätte dich nicht anschreien dürfen…“, entschuldigte ich mich und er lächelte. „Schon vergessen. Du konntest nichts dafür und die ganze Situation war etwas viel. Ich mache dir keinen Vorwurf“, erwiderte er und ich umarmte ihn. „Danke“, hauchte ich und er erwiderte die Umarmung. Zusammen gingen wir nah draußen und Noah fuhr nach Hause. Dort angekommen ging Noah zur Haustüre. Kaum hatte er sie geöffnet kam Wuschel rausgerannt und sprang mich an. „Oh Gott, du bist ja groß geworden!“, rief ich und kniete mich hin um ihn ordentlich durchzuknuddeln. Wuschel bellte aufgeregt und leckte mir übers Gesicht. Ich lachte und war froh, dass er noch lebte. Irgendwann wurde Wuschel auch ruhiger und ich umarmte ihn nur noch. „Endlich ist nachts ruhe“, meinte Milo und fragend sah ich ihn an. „Er hat meistens die Nächte lang gebellt oder gefiept, weil er dich vermisst hat, es war wirklich schlimm“, erklärte Noah und ich sah Wuschel an. „Stimmt das? Hast du mich so sehr vermisst?“, fragte ich ihn und er bellte.

„Komm Runa, hier draußen ist es doch unbequem“, meinte Noah und ich stand auf. Wuschel wich mir nicht von der Seite und so setzte ich mich kurzerhand zu ihm auf den Boden, im Wohnzimmer. Wuschel legte sich auf meinen Schoß und ließ sich von mir kraulen. „Was magst du essen?“, fragte Milo mich und ich zuckte mit den Schultern. „Das ist mir eigentlich egal“, antwortete ich und Milo lächelte. „Okay, dann gibt es Spinat.“ Angewidert sah ich ihn an, was ihn lachen ließ. Ich hasste Spinat und Milo wusste das genau. „Spaß, wir lassen uns etwas einfallen. Knuddle du nur Wuschel durch“, meinte er und ging in die Küche. Nachdenklich wandte ich mich wieder Wuschel zu. Das Mitleid in Milos Augen sah ich sehr deutlich, aber ich wollte das nicht. Er musste kein Mitleid mit mir haben. Bis zum Abendessen hatte ich Wuschel ordentlich durchgeknuddelt, aber er lag dennoch während dem Essen neben meinem Stuhl. „Der lässt dich jetzt erstmal nicht mehr aus den Augen, so viel ist sicher“, meinte Milo und ich nickte. Auch wenn er versuchte es zu verbergen, das Mitleid war noch immer da. Seufzend ging ich nach dem Essen ins Bett, Wuschel legte sich zu mir und ich war froh darüber.

Knapp 2 Wochen später war das Mitleid in Milos Blicken nicht verschwunden. Ich fühlte mich wie ein getretener Hund. Er achtete immer penibel darauf, was er sagte und was er tat, damit er mich ja nicht verletzte. Seufzend saß ich mit Wuschel auf der Terrasse. „Was soll ich nur machen? Milo sieht mich so mitleidig an, das macht es nicht leichter für mich. Die Therapie ist auch der letzte Rotz, die Therapeutin hört mir doch gar nicht richtig zu“, murmelte ich und Wuschel sah mich so, als würde er mich verstehen. „Vielleicht sollte ich einfach gehen…auf meinem Konto ist noch das Geld, dass meine Eltern mir geerbt haben. Das sollte erstmal reichen…aber es würde Milo verletzen…wenn ich einfach gehe…aber wenn ich nicht gehe wird es mir nie besser gehen…“ Wuschel bellte und ich seufzte. Bei der Entscheidung konnte mir niemand helfen, dass musste ich alleine machen. Milo rief zum Abendessen. Wir aßen schweigend und danach verschwand ich schnell nach oben. Während dem Essen hatte ich eine Entscheidung getroffen, ich würde gehen. Mir tat es zwar wirklich leid, aber sobald es mir besser ging, würde ich wieder kommen, das war klar. Entschlossen setzte ich mich auf das Bett und schrieb einen Brief an Milo.

Lieber Milo, Lieber Noah,
Es tut mir leid, dass ich euch schon wieder verletze, vor allem dich Milo, aber ich muss gehen und wenn ich es euch persönlich sagen würde, würdet ihr mich aufhalten. Milo, das ist nicht böse gemeint, wirklich nicht, aber du hast mich dauernd so mitleidig angeschaut…es hat alles nicht leichter für mich gemacht. Bitte sucht nicht nach mir, ich brauche die Zeit für mich. Sobald es mir besser geht werde ich wieder kommen. Wann das sein wird, weiß ich nicht, aber irgendwann komme ich wieder. Versprochen.
Runa
P.S. Wuschel nehme ich mit, er weicht mir eh nicht von der Seite ;)

Seufzend faltete ich den Zettel und legte ihn neben mich. Dann holte ich meine Reisetasche unter dem Bett hervor und packte das nötigste ein. In meine Handtasche packte ich meinen Geldbeutel, mit meinen richtigen Ausweis Dokumenten, die hatte ich von Noah zurückbekommen, da sie mir damals weggenommen wurden, als ich in die Einrichtung gebracht worden bin. Ich wartete, bis Noah und Milo sicher im Bett waren und schliefen. Wuschel saß still neben mir und folgte mir nach unten. Den Brief legte ich auf die Arbeitsfläche und schlich dann aus dem Haus. Wuschel folgte mir noch immer und ich sah es noch nicht für nötig, ihn anzuleinen. Einmal drehte ich mich noch um und sah das Haus traurig an. „Wir sehen uns…“, wisperte ich und lief dann weiter.

Fortsetzung folgt…

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So, dass ist das Ende von You are Mine, little Bird, aber wie ich bereits angekündigt habe gibt es einen zweiten Band; You are Mine little Bird 2. Ich hoffe euch hat das Buch gefallen und ihr lest auch den zweiten Teil ;)
Leider muss ich euch mitteilen, dass das erste Kapitel des zweitens Teils heute nicht mehr kommt, das schaffe ich leider nicht. Dafür geht es nächsten Sonntag direkt weiter:)

You are Mine, little BirdNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ