Kapitel 12~

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Runa POV
Hastig schob ich das Handy, welches ich gefunden hatte unter das Kissen und tat dann so, als würde ich schlafen. „Steh auf, Runa. Ich weiß, dass du wach bist!“, knurrte Liam und unsicher tat ich es. Mein Hals schmerzte noch immer und mir war auch etwas schwindelig, aber ich versuchte es zu verbergen. „Wieso hast du deine Medikamente nicht genommen? Willst du etwa nicht gesund werden?“ „Doch, aber woher soll ich wissen, dass du mir nicht irgendwelche Drogen gibst?“ „Glaub mir, kleiner Vogel, ich habe nicht vor, dich unter Drogen zu setzen, nicht wenn du so doch viel Unterhaltsamer bist.“ Fassungslos sah ich ihn an. „Und jetzt nimm deine Medikamente.“ Er hielt die Tabletten, die mir angeblich helfen sollten, hin, zusammen mit einem Glas Wasser. Widerwillig nahm ich die Tabletten und er schickte mich wieder ins Bett. Scheinbar hatte er nicht gemerkt, dass ich ein Telefon gefunden hatte und telefoniert hatte. Aber wieso war nicht Milo rangegangen? Es war doch seine Nummer, da war ich mir sicher, denn ich konnte mir nur seine Nummer merken. „Worüber denkst du nach?“, fragte Liam mich, aber ich antwortete ihm nicht. „Naja, ich finde es noch heraus, mach dir da mal keine Gedanken.“ Liam verließ das Zimmer und ich schloss die Augen. Schon bald war ich eingeschlafen, die Krankheit erschöpfte mich einfach.

Liam weckte mich, damit ich meine Tabletten nahm und etwas aß. Er trug mich nach unten, weil ich angeblich zu schwach wäre, um zu laufen. Es war bereits Abend, ich hatte fast den ganzen Tag über geschlafen. Für mich gab es mal wieder Hühnersuppe, aber das war okay. Nach dem Essen brachte Liam mich wieder nach oben. „Schlaf noch mal, dann wirst du schnell gesund. Ich muss eh noch arbeiten, also bist du alleine“, meinte er und legte mich aufs Bett. Er ging und ließ mich alleine, aber das war super, dann konnte ich nochmal versuchen Milo zu erreichen, vielleicht ging er diesmal ran und nicht dieser Noah Carter. Ich lauschte und nahm das Handy erst in die Hand, als ich sicher war, dass niemand in der Nähe war. Das Handy hatte ich nur durch Zufall gefunden, es hatte plötzlich unter dem Nachttisch gelegen und ich hatte es nur gesehen, weil ich umgefallen bin, als mir schwindelig war.

Ich wählte Milos Nummer und hoffte, dass er diesmal ranging. „Hallo?“, meldete er sich und ich presste eine Hand auf meinen Mund. Was tat ich hier? Milo musste mich hassen, ich war doch Schuld daran, dass unsere Eltern ihn verstoßen hatten. „Wer ist da?“, fragte er und mir entwich ein leises Schluchzen. „Milo…“, wisperte ich und kniff die Augen zusammen. „Runa, bist du das?“, fragte Milo und ich schluchzte. „Milo…es…es tut mir leid…“, schluchzte ich. „Runa, beruhig dich bitte, ich kann dich kaum verstehen. Wo bist du?“, fragte er mich. „Ich weiß es nicht…Milo ich hab so Angst…“ „Was ist passiert?“ „Ich war dabei, Milo…ich war ebenfalls in dem Auto…aber ich hab‘s überlebt…als es mir besser ging wurde ich eine Psychiatrie gesteckt…und jetzt bei ich bei einem verrückten…er tut mir weh…Milo…er tut mir so weh…“ „Weißt du, wie dieser Mann heißt?“ „Liam Black.“ Milo fluchte leise und verunsicherte mich. „Wir versuchen unser bestes, Schwesterherz, aber…“ Ich hört Milo nicht mehr zu, denn ich hörte Schritte, die immer näher kamen. „Ich muss auflegen!“ Milo hatte keine Zeit mehr, irgendwas zu sagen, denn ich legte auf und versteckte das Handy wieder.

Keine Sekunde zu früh, denn Liam betrat das Zimmer. Hastig fuhr ich mir mit dem Ärmel übers Gesicht, aber ich konnte meine Tränen nicht aufhalten. Liam runzelte die Stirn und setzte sich auf die Bettkante. „Was ist los, Runa? Wieso weinst du?“, fragte er mich und zog mich auf seinen Schoß. Ich wehrte mich nicht groß, denn ich hatte Angst, dass er dann das Handy entdeckte, aber ich antwortete ihm auch nicht. „Komm schon kleiner Vogel, rede mit mir“, meinte er und klang erstaunlich sanft. „Ich will nach Hause…“, wimmerte ich, aber es war ja auch nicht gelogen. „Shh, nicht weinen. Du bist zuhause, kleiner Vogel. Du bist bei mir und ich bin dein neues Zuhause“, murmelte er. „Nein…“, schluchzte ich und er seufzte. „Komm, du brauchst gerade meine Nähe. Ich hab dich vernachlässigt“, meinte er und hob mich hoch, sodass ich nun gezwungen war, meine Beine um seine Hüfte zu legen. Wohin Liam mich trug, wusste ich nicht, denn ich hatte mein Gesicht in seine Halsbeuge gelegt. Wieso tat er das plötzlich? Was erhoffte er sich davon? Er setzte sich hin und ich saß nun auf seinem Schoß.

„Lass mich nach Hause, Liam…“, flehte ich und sah ihn verzweifelt an. „Du bist zu Hause, Runa“, erwiderte er und küsste mich sanft, ließ mir aber keine Möglichkeit, den Kopf zu drehen. „Wo willst du denn außerdem hin? Deine Eltern sind tot und dein Bruder hat dich verlassen. Du hast niemanden außer mir“, murmelte er und ich schluchzte. „Bald hast du dich daran gewöhnt, kleiner Vogel.“ Er zwang mich, meinen Kopf wieder auf seine Schulter zu legen und strich dann über meinen Rücken. Wie konnte er so sanft sein, wenn er mir doch so viel Schmerz zugefügt hatte? Ich merkte aber, wie ich mich langsam entspannte und mir die Augen immer wieder zufielen. „Du schläfst ja fast.“ Liam klang amüsiert. „Morgen bin ich den ganzen Tag nicht da, aber Damien wird auf dich aufpassen, weil du ja noch nicht wieder ganz gesund bist“, meinte er. „Wo bist du morgen?“, fragte ich leise. Mein Hals tat wieder mehr weh, durch das reden und weinen vorhin. „Ich muss noch ein paar Dinge klären, wegen dem Mädchen, was etwas länger flüchtig war“, antwortete er mir und ich nickte nur. „Dann bring ich dich mal ins Bett“, meinte er und stand auf. Ich gähnte und schloss die Augen. Ich schlief so schnell ein, dass ich gar nicht mehr mitbekam, wie Liam mich hinlegte.

Am nächsten Morgen war Liam weg und ich tastete schnell nach dem Handy. Als ich es spürte, atmete ich erleichtert auf und setzte mich auf. Kurz darauf klopfte es an der Türe und Damien kam rein. „Oh gut, du bist schon wach. Liam hat mir genaue Infos gegeben, wann du Essen und deine Tabletten nehmen sollst“, meinte er und ich seufzte. „Zieh dich bitte an und komm dann runter“, bat er mich und ging wieder. Seufzend stand ich auf und versteckte das Handy sicherheitshalber unter der Matratze, denn das Bett wurde jeden Tag gemacht, warum verstand ich nicht, denn dadurch, dass ich krank war, lag ich ja eh kurz nach dem Frühstück wieder im Bett. Genervt zog ich mich um und tapste dann nach unten ins Esszimmer. Gefühlsmäßig fühlte ich mich gerade ziemlich wund. Seit einigen Monaten hatte ich die Stimme meines Bruders nicht mehr gehört und deshalb hatte mich das gestern ziemlich fertig gemacht und dann hatte Liam auch noch versucht mich zu manipulieren. Das war einfach alles zu viel für mich.

Damien saß bereits am Tisch und trank Kaffee. An meinem Platz stand eine Tasse Tee und ich setzte mich hin. Auf dem Teller vor mir lagen die Tabletten und da ich keinen Ärger wollte schluckte ich sie, ohne etwas zu sagen. „Wieso hat Liam sie schon hingelegt? Es wäre doch einfacher, wenn ich die Packung habe, dann wüsste ich auch, was ich da schlucke.“ Damien seufzte und stellte seine Tasse ab. „Liam möchte nicht, dass du ausversehen eine Überdosis nimmst und dich damit umbringst.“ „Ernsthaft? Der ist sooft weg, da hätte ich genug Möglichkeiten, mich umzubringen.“ Damien zuckte nur mit den Schultern und widmete sich seinem Handy. „Iss etwas und geh dann wieder ins Bett“, sagte er nur und genervt machte ich mir ein Brötchen. Schnell aß ich das Brötchen und stand dann auf. Mit dem Tee ging ich hoch ins Bad und kippte ihn in den Abfluss. Ich mochte keinen Salbei Tee, aber Liam stellte ihn mir trotzdem immer hin, obwohl ich es ihm gesagt hatte. Nachdem ich sichergegangen bin, dass Damien nicht noch kurz nach mir sehen würde, holte ich das Handy hervor und wählte Milos Nummer. Ich musste mit ihm reden, vielleicht konnte er mit wirklich hier raushelfen.

You are Mine, little BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt