Kapitel 23~

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Zu dritt saßen wir am Esstisch. Wuschel lag zu meinen Füßen. So langsam schien auch er müde zu werden, kein Wunder, es war auch für ihn ganz schön viel neues. Es gab Spaghetti mit Tomatensoße und es war wirklich super lecker. Ich aß mehr als Noah und Milo, was beide überraschte, aber ich hatte nun einmal mehr Hunger als im Krankenhaus. „Es war wirklich super lecker“, sagte ich, als ich satt war. „Das freut mich“, meinte Noah lachend und ich half dabei, den Tisch abzuräumen. Danach fütterte ich Wuschel noch und merkte, dass ich langsam wirklich müde wurde. Ich musste gähnen und hielt mir eine Hand vor den Mund. Milo lachte als er das sah. „Da muss aber dringend jemand ins Bett“, meinte er und hob mich hoch. Erschrocken quiekte ich auf und hielt mich an ihm fest. Wuschel bellte laut und verwundert sah ich ihn an. „Hey, ganz ruhig kleiner, alles gut“, beruhigte ich ihn und er verstummte. „Ich glaube du hast da einen sehr motivierten Beschützer“, meinte Milo und ich nickte. Als Milo mich nach oben ins Gästezimmer trug fiepte Wuschel, weil er es nicht schaffte, die Treppe hochzukommen. „Ich hole ihn gleich“, versicherte Milo mir und setzte mich im Gästezimmer auf dem Bett ab. „Hast du es schon bezogen?“, fragte ich ihn verwirrt und er nickte. „Als du Wuschel gebadet hast.“ „Danke.“ „Gerne. Schlaf gut, Runa.“ „Du auch.“ Lächelnd ging Milo wieder und kurz darauf kam Wuschel angerannt. Grinsend hob ich ihn auf das Bett und er leckte mir über die Hand. Müde legte ich mich hin und zog die Decke über mich. Erst dann fiel mir auf, dass das Licht noch an war und seufzend stand ich auf. Ich machte das Licht aus, die Türe zu und legte mich dann wieder zu Wuschel, der sich ganz dicht an mich kuschelte. „Schlaf gut, Wuschel“, flüsterte ich und er leckte mir einmal übers Gesicht, bevor er sich dann wieder hinlegte. Lächelnd schloss ich die Augen und schlief ziemlich schnell ein.

Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne, die durch das Fenster, direkt in mein Gesicht schien. Grummelnd drehte ich mich auf die andere Seite. Allerdings winselte Wuschel und ich setzte mich ruckartig auf. „Du musst wahrscheinlich mal raus…“, murmelte ich noch etwas verschlafen und schwang die Beine aus dem Bett. Ich hob ihn hoch und verließ leise das Zimmer. So leise wie möglich schlich ich nach unten und erschrak so sehr, dass ich Wuschel fast fallen ließ. Noah saß auf der Couch und schrieb auf den gleichen Block, wie Milo gestern. „Ist alles okay, Runa?“, fragte Noah mich und ich nickte. „Wuschel muss mal raus“, antwortete ich und er deute schmunzelnd zur Terrassentüre. Ich öffnete sie und ließ Wuschel runter. Er rannte sofort nach draußen und in die Wiese. „Eine gewisse Erziehung hat er schon“, meinte Noah und stellte sich neben mich. Stumm nickte ich und beobachtete Wuschel, wie er erst an einen Baum pinkelte und dann im Gras tobte. „Schläft Milo noch?“, fragte ich leise und Noah nickte. „Er ist ein Langschläfer, vor allem hat er ausnahmsweise mal wieder ruhig geschlafen“, antwortete Noah mir. „Hat er das in letzter Zeit etwa nicht mehr?“ „Nein, nicht seit dein Anruf abgebrochen ist.“ Traurig sah ich auf den Boden und ließ meine Haare vor mein Gesicht fallen. „Hey, das sollte kein Vorwurf oder so sein.“ Ich nickte nur ein wenig und Noah seufzte. „Hat Milo dir gestern schon gesagt, dass wir andere Identitäten annehmen werden?“, fragte Noah mich und ich nickte wieder. „Dir muss das schwerfallen, weil du gerade dabei bist dich selbst erst wieder kennenzulernen, aber wir haben keine andere Wahl.“ „Es ist okay, wirklich. Mir tut es nur leid, dass ihr euer Leben aufgeben müsst…“ „Das muss es nicht, wirklich nicht, Runa. Milo und ich wollten eh irgendwann hier verschwinden, also warum nicht jetzt.“ Unsicher sah ich ihn an, aber er sah so ehrlich aus, dass ich ihm glaubte.

„Oh mein Gott, es war wirklich kein Traum!“, sagte Milo plötzlich und wir drehten uns zu ihm. Erschrocken schlug ich die Hände vors Gesicht, weil Milo nur in Boxershorts vor uns stand. „Zieh dir doch was an“, bat ich leise und Milo lachte. „Sorry, ich geh mir ja schon was anziehen“, erwiderte er und ich schaute vorsichtig zwischen meinen Fingern, ob Milo noch da war, war er nicht. Noah schmunzelte und ging in die Küche. Ich rief nach Wuschel, der schwanzwedelnd angelaufen kam. „Du hast deinen Spaß, nicht?“, flüsterte ich und kraulte ihn. Glücklich hechelte er und folgte mir in die Küche, wo er erstmal etwas trank. „Kann ich irgendwie helfen?“, fragte ich Noah, denn ich wollte nicht nur nutzlos daneben stehen. „Wenn du magst kannst du den Tisch decken, Teller und Tassen sind in den Schränken dort und Besteck in der Schublade darunter.“ Dabei deutete er auf die betreffenden Schränke. Ich nickte und fing an den Tisch zu decken. Nur wenig später kam Milo wieder runter und diesmal sogar angezogen. Er küsste Noah und umarmte mich dann kurz. „Sorry wegen vorhin, ich hatte nur kurz gedacht, dass es ein Traum war“, entschuldigte er sich. „Schon okay“, murmelte ich und er lächelte.

Als das Frühstück fertig war saßen wir zusammen am Tisch und frühstückten. Wuschel lag vor der Terrassentüre und sonnte sich. „Irgendjemand hat ihn gut erzogen, aber dann trotzdem ausgesetzt“, meinte Noah nachdenklich. „Hatte er kein Halsband in der Nähe?“, fragte Milo und ich schüttelte den Kopf. „Nein und ihr habt ihn gesehen, er muss schon eine Weile ausgesetzt gewesen sein“, antwortete ich und Noah nickte. „Gechipt war er auch nicht, aber das hab ich direkt machen lassen, nicht dass er wieder verloren geht.“ „Danke.“ „Vielleicht ist er auch nur zum ersten Mal satt und bettelt deshalb nicht“, meinte Milo und ich zuckte mit den Schultern. Es fühlte sich schon irgendwie normal an, hier mit den Beiden zu sitzen, zu frühstücken und zu reden und das verwirrte mich etwas. Aber es war wirklich sehr schön. „Was habt ihr heute eigentlich noch vor?“, fragte ich die Beiden. „Wir wollten mit dir Kleidung kaufen gehen, noch Hundezubehör für Wuschel besorgen, zum Friseur und dann unsere neuen Pässe machen lassen“, antwortete Noah und beim Wort Friseur sah ich ihn skeptisch an. „Ich weiß nicht wie ich zu dieser Friseur Sache stehe“, meinte ich und Milo schmunzelte. „Bitte Runa, du brauchst ein anderes Aussehen, zumindest ein wenig, damit du nicht so leicht erkannt wirst“, meinte Noah und ich seufzte. „Okay, ich sehe mir ein paar Vorlagen an, aber ich verspreche nichts...und was ist eigentlich mit der Verletzung an meinem Hinterkopf?“, fragte ich vorsichtig. „Das könnte mit einer möglichen Farbe vielleicht problematisch werden, aber das werden wir ja dann erfahren“, antwortete Noah. „Farbe?!“, fragte ich entsetzt. „Nur vielleicht, Runa. Schwarze Haare kann man ja auch gar nicht so einfach färben“, mischte Milo sich ein und ich seufzte. „Aber ich will auf jeden Fall ein Mitsprachrecht haben!“, stellte ich klar und beide nickten.

Mittlerweile waren wir fertig mit dem Frühstück und räumten auf. Wuschel bekam noch was zu fressen und als er damit fertig war, zogen wir uns Schuhe an und gingen zum Auto. Wuschel saß auf meinem Schoß und ich saß auf der Rückbank, hinter Milo. Interessiert sah ich aus dem Fenster. Die Gegend war wirklich schön, aber Noah fuhr in die nächste Stadt. Zögerlich stieg ich aus, als Noah in einem Parkhaus geparkt hatte. Unsicher drückte ich Wuschel an mich und Milo sah mich besorgt an. „Runa, wenn es dir zu viel wird, gib uns bitte Bescheid“, bat er mich und ich versprach es ihm, aber ich musste mich auch mit solchen Sachen auseinandersetzen. Ich folgte Milo und Noah nach draußen und direkt zu einer Tierhandlung. Dort kauften wir ein Halsband, eine Leine, ein Hundekörbchen und einen Ball für Wuschel. Das Halsband und die Leine legten wir ihm direkt an, aber Wuschel mochte das nicht so ganz. „Bitte, Wuschel. Du darfst sonst nirgends mit, wenn du kein Halsband und keine Leine trägst“, meinte ich sanft und Wuschel sah mich mit seinen Kulleraugen an. „Oh nein, betteln bringt nichts, Wuschel. Du willst doch nicht alleine bleiben müssen, oder?“ Er winselte leise und drückte sich an mich. Jetzt ließ Wuschel sich das Halsband ohne Protest anlegen und auch die Leine. „Da hängt aber jemand ziemlich an dir“, meinte Milo und ich schmunzelte. Wir trugen alles zum Auto und verstauten es. „Gut, unser nächstes Ziel ist dann der Friseur“, meinte Milo und ich seufzte. Wuschel bellte und wedelte glücklich mit dem Schwanz. Na dann, mal sehen was dabei rauskommt.

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