Kapitel 39~

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Nobody POV (zwei Tage davor)
Milo war wieder daheim, schon seit ein paar Wochen, aber er war noch nicht wieder ganz fit. Er musste seine Schulter mit der Schusswunde schonen, was nicht so einfach war, weil er Rechtshänder war und die Schusswunde eben rechts war, aber mit Noahs Hilfe ging das. Auch Wuschel ging es soweit wieder gut, er vermisste nur Runa noch immer sehr. Noah war mit seinen Kollegen inzwischen schon ziemlich weit gekommen, was die Such- und Rettungsaktion von Runa und den anderen Mädchen anging. Sie wussten, wo Liam Black die Mädchen gefangen hielt und wo er wohnte. Außerdem hatten sie genug Beweise, damit das FBI ihnen helfen würde und so planten sie gerade, wann und wie sie alles machen würden. Ein Teil würde zu dem Anwesen von Liam Black fahren, ihn festnehmen und Runa retten, während die anderen die Mädchen aus den Einrichtungen befreiten. Es durfte nichts schiefgehen, sonst wären alle in Gefahr.

Noah fuhr sich mit zwei Händen übers Gesicht. Sie waren so nah dran, diesen Albtraum zu beenden und er hoffte einfach, dass nichts schiefgehen würde, es durfte einfach nicht. Eigentlich war geplant gewesen, dass er mit den anderen die Einrichtungen stürmen würde, aber dann hatte er eingeworfen, dass Runa ihn kannte und deshalb eher glauben würde, dass sie gerettet wurde, als wenn ein Fremder es zu ihr sagte. „In zwei Tagen geht es los. Seien sie pünktlich um 11 Uhr am Treffpunkt!“, sagte der FBI Chef und alle nickte. Jetzt hieß es, Ruhe bis Übermorgen. Momentan war Noah leider nicht bei Milo, da sie für die Mission nicht mehr in Kanada waren, aber wenn alles nach Plan verlief, würde er direkt übermorgen mit Runa zurückfliegen. Dazu musste aber alles gut gehen und sie musste dazu in körperlicher Verfassung gehen. Niemand wusste, wie schlimm Liam sie vielleicht behandelt hatte und wie schlimm ihre Verletzungen waren. Noah fuhr seufzend in das Hotel, in dem er gerade übernachtete und legte sich hin. Den Schlaf würde er brauchen.

Zwei Tage später war es soweit. Noah zog sich seine Schusssichere Kleidung an, steckte seine Waffe ein und nahm noch seine Schutzmaske, bevor er mit seinem Auto zu dem Treffpunkt fuhr. Pünktlich fuhren sie in großen Geländewagen zu Liams Anwesen. Jeder war angespannt, aber bei Noah war es vermutlich am schlimmsten, weil er sich sehr um Runa sorgte. In welchem Zustand würde er sie wohl finden? Halbtot? Fast unverletzt? Stark verängstigt? Er wusste es nicht und er hoffte einfach, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Milo hatte er noch nicht gesagt, dass sie heute Runa befreien würde, er sollte sich nicht noch mehr Sorgen machen. „Wir erledigen das zügig. Jeder der sich dort drinnen aufhält wird festgenommen. Rechnen sie mit starker Gegenwehr, vor allem Liam Black wird sich bestimmt nicht freiwillig festnehmen lassen“, erklärte der FBI Chef nochmal deutlich und Noah wurde immer angespannter. Als sie vor dem Anwesen standen zogen alle ihre Masken auf, überprüften noch mal ihre Waffen und stürmten dann das Anwesen. Noah blieb zurück, das war die Bedingung gewesen, er war eigentlich nur dabei, damit Runa jemanden hatte, den sie kannte.

Nach nur wenigen Minuten wurde er nach drinnen gerufen, aber für ihn hatte es sich wie eine Ewigkeit angefühlt. „Liam Black wurde eben festgenommen, aber das Mädchen ist völlig verängstigt, kümmern sie sich um sie“, wurde ihm mitgeteilt und Noah nickte. Liam wurde von drei Männern auf dem Boden fixiert und nicht weit von ihm stand Runa, in einer Nische, dicht an die Wand gedrängt. Man sah deutlich, wie groß ihre Angst gerade war und sobald er vor ihr stand, zog er seine Maske ab. Ihre Augen weiteten sich ein wenig und sie presste eine Hand auf den Mund. „No…ah…“, wisperte sie und brach dann zusammen. Sofort fing Noah sie auf und hob sie hoch. „Bring sie nach draußen, gleich kommt ein Hubschrauber, der euch zum Landeplatz bringt. Sie sieht soweit unverletzt aus, aber bring sie ins Krankenhaus, sobald ihr in Kanada seid“, sagte der FBI Chef und Noah nickte. „Lasst eure dreckigen Finger von Runa! Sie gehört mir!“, schrie Liam und versuchte sich zu befreien, aber ein vierter Mann kam dazu und drückte ihn nun ebenfalls auf den Boden. Wortlos trug Noah Runa nach draußen, wo in dem Moment auch der Hubschrauber kam. Kaum dass er mit Runa drinnen saß, hob der Hubschrauber ab und Noah atmete erleichtert auf. Sie hatten es geschafft. Liam Black war festgenommen und Runa wieder in Sicherheit.

Leicht besorgt sah er sie jedoch an. Sie war sehr blass und obwohl sie bewusstlos war, sah man, dass sie große Angst hatte. Der Flug dauerte nicht lange und schon bald landeten sie vor dem Privatjet, den man Noah zu Verfügung gestellt hatte. Noah bedankte sich und stieg mit Runa auf den Armen aus. Eilig ging er in den Jet, er wollte, dass Runa schnellstmöglich untersucht wurde und Milo auch endlich erleichtert war. Der Flug würde so um die drei Stunden gehen. Vorsichtig setzte er Runa auf einen Platz und schnallte sie, bevor er sich gegenüber von ihr hinsetzte und sich ebenfalls anschnallte. Dann hob der Jet ab und Noah sah aus dem Fenster. Nach ungefähr einer Stunde regte Runa sich und er sah sie gespannt an. Angst lag in ihrem Blick, als sie sich umsah und als sie ihn ansah wimmerte sie. „T…tu mir nichts…“, wisperte sie und er runzelte die Stirn. Was hatte sie plötzlich? „Runa, es ist alles okay. Du bist in Sicherheit“, versuchte er sie zu beruhigen, aber sie schüttelte nur den Kopf. „Ich will zurück zu Liam…“, schluchzte sie und Noah erstarrte. Was hatte sie gesagt? Sie wollte zurück zu Liam? „Runa, du musste keine Angst haben. Liam wurde festgenommen. Er kann dir nichts mehr tun und wir sind bald daheim“, erklärte er, aber Runa schüttelte nur noch weiter den Kopf. „Du hasst mich und du hast mich jetzt nur mitgenommen, damit du mir wehtun kannst…weil Milo doch tot ist…“

Völlig entsetzt sah Noah sie an. „Runa, Milo lebt. Er ist am Leben, Wuschel auch und sie machen sich unglaublich Sorgen um dich.“ „Du lügst!“ Schluchzend presste Runa sich die Hände auf die Ohren und verkrampfte sich. Noah fluchte und wusste wirklich nicht, was er tun sollte. Sie glaubte ihm nicht. Natürlich, sie hatte Milo und Wuschel in einem miserablen Zustand gesehen und wenn Liam ihr dann wirklich gesagt hatte, dass die Beiden tot waren, war Runas Reaktion ein Stück weit berechtigt, aber fürchtete sie sich wirklich davor, dass Noah ihr wehtun würde? Er konnte es nicht glauben, aber er merkte es ja. „Runa, ich bitte dich. Hör mich zu“, bat er sie, aber sie schüttelte den Kopf. „Ich will zurück zu Liam…ich flehe dich an…bring mich einfach zurück…“ „Nein! Ich bringe dich nicht zurück, Runa!“ Noah war ungewollt lauter geworden und Runa zuckte vor Schreck zusammen. Noah fluchte innerlich, denn er hatte sie jetzt nur noch mehr verschreckt. Wie konnte er sie überhaupt beruhigen? Vermutlich gar nicht. Solange sie Milo und Wuschel nicht gesehen hatte, würde sie vermutlich weiterhin glauben, dass die Beiden tot waren.

Seufzend stand Noah auf. Seine Tasche wurde bereits hierher gebracht und darin hatte er für den Notfall eine Flasche Wasser mit ein paar Beruhigungstropfen verstaut. Zwar hätte er nicht gedacht, sie zu brauchen und schon gar nicht, weil Runa solche Angst vor ihm hatte, aber scheinbar gab es keinen anderen Weg. Er zeigte Runa, dass die Flasche zu war und reichte sie ihr dann. Sich selbst nahm er auch eine Flasche, allerdings ohne Beruhigungstropfen. Runa trank erst zögerlich, aber dann hastig die ganze Flasche leer. Kurz darauf wurde sie müde und entsetzt sah sie ihn an. „Da…da war…was drin…“, nuschelte sie und schlief ein. Die leere Flasche fiel ihr aus der Hand und auf den Boden. Seufzend hob Noah sie auf und packte sie wieder in seine Tasche, ebenso seine, die er nur zur Hälfte geleert hatte. Der Flug dauerte nicht mehr lange und sobald sie gelandet waren schulterte Noah seine Tasche und hob Runa auf seine Arme. Sein Auto stand nicht weit weg und dorthin trug er Runa jetzt auch. Vorsichtig setzte er sie auf dem Beifahrersitz ab, schnallte sie an und stieg auf der Fahrerseite ein, nachdem er seine Tasche noch auf den Rücksitz geworfen hatte. Seufzend fuhr er los und Richtung Krankenhaus. Auf dem Weg rief er Milo an und bat ihn mit einem Taxi ins Krankenhaus zu kommen, was dieser auch versprach zu tun. Noah sah besorgt zu Runa. Er hoffte inständig, dass es ihr helfen würde, Milo zu sehen.

You are Mine, little BirdWhere stories live. Discover now