Kapitel 13

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„Und bekomme ich nun eines der Shetlandponys?", fragte Théo schmunzelnd als sie sich auf den Weg in die Stallungen machten. „Wenn ihr einen fast 180 cm hohen Wallach als Pony bezeichnen wollt, eure Hoheit.", rief einer der Stalljungen als sie am Eingangstor ankamen. „Ich denke nicht, nein.", antwortete er und wurde leicht blass. „Zu hoch?", fragte Amelia nun schmunzelnd. „Natürlich nicht.", lachte der Prinz nervös und Amelia musste kurz auflachen. „Chris. Würden sie Amateur gegen Giselle eintauschen? Vielen Dank.", rief sie dem Pferdepfleger zu. „Natürlich, eure Majestät.", lächelte Angesprochener und verschwand im Stall. „Ist eine höhe von 172 cm genehm für den Herrn?", fragte Amy überhöflich nach. „Gewiss. Vielen Dank M'Lady.", gab er ihr einen Handkuss. Eine leichte Röte zeichnete die Wangen der Kronprinzessin und sie ging voran in den Stall. Dort waren zwei Pferde angebunden, die soeben geputzt wurden. Beide waren ca gleich groß, jedoch war das eine eine Kaltblutrstute und das andere eine braune Hannoveranerstute. Die braune Stute drehte den Kopf in die Richtung der Neuankömmlinge und wieherte erfreut als sie Amelia erkannte. „Ich freue mich auch dicht zu sehen.", lachte sie froh wieder bei dem gutmütigen Tier sein zu können. „Sie scheint dich wirklich vermisst zu haben. Fast so wie ich dich vermisst hatte.", erklärte Théo überrascht von der Reaktion des Tieres. Sofort wandte er den Blick von seiner Begleitung ab und versuchte sein rotes Gesicht zu verstecken. Auch Amelia lief etwas rot an. Peinliche Stille legte sich über sie und wurde schlussendlich von Chris wieder durchbrochen. „Die Pferde sind soweit. Braucht ihr Hilfe beim Aufstieg, Prinz Théo?" fragte er und übergab der Prinzessin ihr Pferd. „Was ist mit euch, Amelia?", fragte Angesprochener jedoch weiter. „Oh, nein. Aber wenn ihr Hilfe braucht ist dies kein Problem.", lächelte sie etwas fies und drehte sich um, um nach draußen zu gelangen. Der Franzose räusperte sich kurz bevor er endlich dem Pfleger antwortete. „Ich denke ich werde es alleine schaffen.", meinte er etwas gequält. Es war einige Zeit her, dass er auf einem Pferd saß. Das letzte mal vor ungefähr vier Jahren als er zuletzt in England war. Unsicher nahm er das Kaltblut entgegen und folgte der jungen Hexe nach draußen. Als sie ihn und sein Unwohlsein, welches deutlich auf seinem Gesicht zu erkennen war, sah grinste sie ihn herausfordern an. „Und du brauchst wirklich keine Hilfe? Immerhin ist das Pferd so groß wie du selbst.", versuchte Théo von sich abzulenken, doch er bekam nur ein noch breiteres Grinsen zu Gesicht. „Poshtë!", hörte er die Brünette sagen und das Pferd legte sich langsam auf den Boden. Dann setzte sich die Thronfolgerin auf den Rücken des Tieres und mit einem „Lartë!", erhob sich das prachtvolle Tier wieder. Sprachlos sah er seine Freundin an und sah ungläubig zwischen dem Boden und der Reiterin hin und her. „Worauf wartest du?", fragte sie ihn auffordernd, mit dem Wissen, dass er Hilfe mit Giselle nötig haben wird. Chris lehnte schmunzelnd am Toreingang, auch er wusste, dass er gleich gebraucht werden würde. Vorsichtig warf Théo die Zügel über den Kopf seines Pferdes und gurtete zur Sicherheit noch einmal nach und stellte die Steigbügel ein. Dann versuchte er sich daran einen Fuß in den Steigbügel zu stellen, was jedoch in einer halben Verrenkung endete. Amelia musste sich das Lachen verkneifen, doch als sich der Blonde zu ihr drehte und sie peinlich berührt anblickte konnte sie sich nicht mehr halten. Mit einem Wink ihrer Hand kam Chris mit einer Aufstiegstreppe und hielt Giselle fest, sodass diese nicht sofort loslief, sobald der Reiter im Sattel saß. „Ich werde das sowas von bereuen.", murmelte Théo etwas verzweifelt als er fest im Sattel saß. „Bereit?", wurde er aus seiner Eingewöhnung gerissen und sah in zwei dunkelbraune Augen. Mehr als ein Nicken bekam Amelia nicht als Antwort und so trotteten sie los in Waldrichtung.

„Sei ehrlich.", schmunzelte sie nach einer Weile und begutachte ihren Begleiter, der immer wieder nachsitzen musste. „Wie lange saßt du nicht mehr auf einem Pferd?", fragte sie schmunzelnd. „Ich weiß gar nicht wo von du sprichst.", lächelte Théo unschuldig, nahm seinen Blick jedoch nicht vom Hals seines Gefährten ab. „Ich bitte dich. Du musst Jahre nicht mehr geritten sein, so unsicher bist du.", lachte sie nun. „Okay, okay. Kannst du doch noch an den Ausritt vor vier Jahren erinnern?", fragte er und wandte seinen Blick in die entgegengesetzte Richtung von Amelia. „Nicht im Ernst, oder.", lachte sie und hielt sich die Hände vor den Mund. Als Théo sich überwand sie doch anzugucken riss er ungläubig seine Augen auf. „Nimm sofort die Zügel wieder auf.", forderte er besorgt. Ein weiteres Lachen entkam ihre Lippen und der Prinz war nun komplett verwirrt. „Wieso sollte ich. Wir reiten nur im Schritt und auch wenn wir im Galopp wären, was ich dir heute nicht zumuten möchte, bräuchte ich sie nicht.", erklärte sie grinsend. „Nicht dein Ernst!", erwiderte er fassungslos. Sie kamen auf ein großes Feld und Amelia kam eine Idee."Siehst du die alter Eiche dort hinten?", fragte sie. „Dort werde ich die absetzen und dann bekommt Astelle auch ein wenig Bewegung.", beschloss sie und lenkte in die richtige Richtung ein.

Fassungslos beobachte der Blonde Mann das Bild, welches ihm soeben geboten wurde. Die Kronprinzessin Englands preschte über die riesigen Felder. Die Arme zur Seite ausgestreckt sah es beinahe so aus als würde sie fliegen. Ein dämliches Grinsen war auf dem Gesicht des Beobachters zu erkennen. Er konnte seinen Blick nicht von dem schönen Mädchen nehmen. Schon seit Jahren mochte er sie, doch er wollte seine Freundschaft zu dieser bezaubernden Person nie aufs Spiel setzen. Doch je älter sie wurden, desto öfter musste er sich zurückhalten nicht alles zu riskieren um Gewissheit über seine Gefühle zu erlangen.

Er war so in Gedanken, dass er gar nicht merkte, dass Amelia neben ihm zum Stehen kam. Zuerst wollte sie sich bemerkbar machen, doch entschied sie sich dagegen. Sie nutzte die Gelegenheit um ihn genauer zu betrachten. Sie hatten sich ein Jahr lang nicht gesehen. Er hatte etwas längere Haare und sah trainierte aus. Außerdem war ein leichter Bartansatz zu erkennen. Sie musste lächeln. Er würde mit Bart bestimmt gut aussehen, dachte sie sich.

Einer ein paar Minuten entschied sie sich, sich doch bemerkbar zu machen. „Woran denkst du?", riss sie ihn schließlich aus seinen Tagträumen. Verwirrt blinzelte der junge Man ein paar Mal bevor er sich wieder gefasst hatte. Auch Amelia war nun abgestiegen und band Astelle an einem Ast an. „Oh, ich habe nur an die letzten Jahre gedacht.", antwortete er schließlich halb ehrlich und lehnte sich an den Baum. Kurz überlegte er was er machen sollte und fasste endlich einen Entschluss. „Lia..", fing er an und stoß sich schon wieder vom Stamm ab um sich der Brünette gegenüber zustellen. Fragend und erwartungsvoll sah sie zu ihm hinauf. Er schaute ihr in die Augen, was sich als Fehler erwies, denn sofort verlor er sich in ihnen. Ihr ging es nicht anders. Seine blauen Augen zogen sie jedes mal in ihren Bann. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in ihrem Bauch bemerkbar als er nach ihrer Hand griff. „Was bin ich für dich?", fragte er schließlich leise. Etwas perplex blinzelte sie und überlegte kurz. Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie ihn vielleicht mehr mochte als er sie. Sie hatte Angst ihre Freundschaft zu zerstören. Gerade als sie ihm antworten wollte, fuhr Théo fort. „Ich möchte kein normaler Freund für dich sein.", flüsterte er als er einen Schritt auf sie zutrat. Amelia wusste nicht was sie sagen sollte. Sie war ziemlich aus der Bahn geworfen worden von dieser Aussage. „Was möchtest du dann?", fragte sie vorsichtig und ebenso leise wie ihr Gegenüber. Seine Augen huschten zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her. „Ich habe gedacht es wäre nur eine kleine Schwärmerei. Ich dachte die Gefühle würden mit der Zeit verschwinden, aber das genaue Gegenteil ist passiert. Ich habe es versucht zu ignorieren, aber das kann ich nicht mehr.", versuchte er etwas verzweifelt zu erklären und trat noch einenSchritt auf Amelia zu. Sie waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Die junge Hexe öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, doch schloss ihn wieder. Vorsichtig blickte sie wieder in seine Augen. Sie waren so voller Hoffnung. Ihr Blick wanderte zu seinen Lippen und wieder zu seinen Augen. Das nahm er als Zeichen den nächsten Schritt zu gehen. Er überquerte die letzten Zentimeter und seine Lippen trafen auf ihre. Vorsichtig erwiderte sie den Kuss.

Als sie sich wieder voneinander lösten mussten beide Lächeln. „Freundschaften werden überbewertet.", sagte sie leise und zog ihn erneut zu sich runter. Dieses Mal war der Kuss intensiver und fordernder.

Zusammen machten sie sich auf den Rückweg. Eine angenehme Stille lag zwischen ihnen und beide Gesichter zeichneten ein breites Lächeln.

secret princess Where stories live. Discover now