(5) Die Ränder der Zeit

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Eleonora

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Eleonora

[Vor sechzehn Jahren...]

Die erste Klassenstufe. Einschulungstag.
Alles hatte damit begonnen. Alles.

Ich erinnerte mich noch genau an diesen einen Morgen. Es war der Morgen, an dem ich so lächerlich aufgeregt gewesen war. Mom hatte mir sogar beide Schuhe zubinden müssen.
Ich erinnerte mich auch daran, dass ich voller Hektik aus der Tür hinaus geeilt war.

Ich erinnerte mich...

Die Ränder meines Kopfkinos verfärbten sich dunkel. Mich quälte der Atem.

Da war ein Raum.
Ein Raum, mit dünnen Wänden.
In diesem gab es so gut wie keine Luft.
Er war viel zu eng.

Doch ich war nicht in meinem Albtraum.
Ich war nicht in meinem persönlichen Thriller.

Langsam schritt ich durch den nur schwach beleuchteten Korridor.
Die Deckenlichter flackerten unermüdlich.
Vor mir lag ein weiter, schmaler Gang. Ich wusste nicht, wo ich war, aber ich kannte diesen Ort... - Nein.

Ich lief an dem leblosen Körper der blonden Frau vorbei.

Ich war nicht in meinem Albtraum.
Viel schlimmer: Ich war allein.

Allein und verlassen. Ganz allein.
Als messerscharfe Klauen die Wand berührten. Sie zerfetzten... Bis schließlich nur noch ich übrig blieb. Ich allein. Ich und...

Tief zog ich den Atem ein und verbannte die Bilder, den Grund für all das hier, wieder in diese eine Ecke in meinem Kopf. In die Ecke, in die ich nicht freiwillig blickte.

Ich erinnerte mich...

Stattdessen. Dunkelheit verflüchtigte sich.
Wieder ging ich entlang des Weges...
Ich trug mein Lieblings Outfit, denn Mom hatte wieder einmal zugelassen, dass ich eines dieser peinlichen T- Shirts trug. Michael Jackson. Auf meiner Brust prangte der Kopf dieser Popikone und er lächelte.

„Because... It's a thriller," war hierbei meine Standart-Antwort auf irgendwelche Fragen gewesen.

Witzig. Heutzutage trugen meine schlimmsten Albträume den gleichen Namen, wie Michael Jackson's größter Hit.

Da war es gewesen: Mein „abgedrehtes, altes Ich". Zu dieser Zeit hatte ich mich noch selbst eine „Pop-Song-Fanatikerin" genannt. Ich war eine völlig andere Version von „Eleonora Davis" gewesen.

Offen gab ich es zu, denn heute vermisste ich sie ein wenig, die alte Optimistin in mir. Die jüngere Nora hatte nur an das Positive im Leben geglaubt, sie hatte noch Erfolg im Ausstanzen ihrer Sorgen gefunden. Sie genoss die Ablenkung und das in einem Dauerschleifen-Takt.

Doch noch viel wichtiger war, dass ich an diesen einen Tag zum aller ersten Mal auf meinem heutigen, besten Freund „Rys", getroffen war.

Niemals würde ich wohl diesen Gesichtsausdruck vergessen. „Starrkopf-Riley".  Sein Mund war verzogen gewesen und seine Pupillen richteten sich geradeaus. Mit beiden Beinen saß er da, auf einer Fensterbank taumelnd.

Beautiful NightmaresWhere stories live. Discover now