(4) Das Grinsen der Katze

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Jetzt näherte er sich mir, die Nadelspitze in der Rechten. Düsternis schien ihn zu verschlingen. Ein völlig apartes Bild.

»Hobbs? Was machst du hier?« jagte ein ernster Ton hinzu.

Mein bester Freund fixierte die Grinsekatze mit harten Bernstein-Augen. Es war plötzlich wie, als hätte jemand den Lichtschalter „angeknipst".

Ein Licht, dass auch die Nadel in seiner Hand hatte verschwinden lassen. »Ich... ich...«

Auch das Gesicht hatte sich zurückverwandelt. Es war jetzt voller reiner Haut. Keine Spur mehr von teerartiger Flüssigkeit.

Was hatte ich da nur gerade gesehen? Schwarze Tränen? Das musste ich mir eingebildet haben.

Rys stellte sich jetzt vor mich, die Arme verschränkt. Er war ein ungeduldiger Mensch, was solche „Dinge" betraf. Dinge, die aussahen, als würden sie in einer Schlägerei enden.

»Entschuldige die fehlende Vorstellung. Ich bin Edmond Hobbs, oder einfach nur „Ed". Leiter des Veranstaltungskomitees dieser Universität,« sein Gesicht erhellte sich wieder.

Aha. Er ist also der Übeltäter.

Sofort dachte ich wieder an die zwei Mädels von heute Morgen, welche voller Eifer unseren Campus mit hässlichen Plakaten beschmutzt hatten. Sie waren nur die Anhänger des Veranstaltungskomitees. Und er war also der Kopf dieser... dieser Sekte.

»Du bist Nora, richtig? Man sieht sich hier öfter. Und der Großkotz neben dir spricht andauernd über dich.«

»Ach ja, tut er das?«

Ich spürte, wie sie sich beide tödliche Blicke zu warfen. Was war das hier bitte gerade für „Platz-Hirsch-Gehabe"?

»So. Ende der Vorstellung.« Rys Hände fanden plötzlich meine Schultern.

Er versuchte mich tatsächlich von hier fort zu schieben. »Ey, was soll das?!«

»Ja, genau. Was soll das, Summers? Ich wollte Nora nur gerade Fragen, ob sie morgen zu unserer Halloween Party kommt...« er lächelte wieder.

Selbst ich erkannte es. Es war eine ziemlich offensichtliche Lüge. Oder vielleicht auch nur ein sehr schwacher Vorwand?

»Nein, sie geht nicht hin,« knurrte Rys und schob sich jetzt vor mich.

»Wirklich nicht? Hm... Hast du den Schlüssel etwa nicht gefunden, Nora?« Schlüssel?

Es verblüffte mich, sowie scheinbar auch meinen besten Freund.

»Den Schlüssel... zu deinem eigenen Mundwerk, meinte ich natürlich,« und Ed verdrehte lachend die Augen.

»Bist du jetzt endlich fertig mit deinem dummen Gelaber? Nora hat sicherlich keine Lust und auch nicht die Zeit für eine deiner blöden Partys.«

»Aber aber, Riley. Bist du nicht selbst dort mit jemandem verabredet?«

Ich versuchte nicht wieder verblüfft zu wirken, doch ich war es: »Was? Du gehst da hin? Mit wem?«

»Nicht wichtig,« und wenn Rys es so betonte, dann war es das auch wirklich nicht. Für gewöhnlich.

Ich drückte mich trotzdem an dem großen Rücken vorbei: »Danke für die Einladung. Ich werde es mir überlegen, Ed.«

...Und das würde ich tatsächlich, denn irgendetwas roch hier ganz und gar „faul".
Der Schlüssel. Diese Erwähnung konnte nur ein unglücklicher Zufall sein. Oder?

Rys Kiefer mahlten. »Na los. Verzieh dich! Bevor ich mich vergesse...« Das war eindeutig.

Unsere Dreiecks-Konversation war beendet für ihn. Jetzt.

Beautiful NightmaresWhere stories live. Discover now