Neujahr.

Ich erinnerte mich daran, was wir in Jonas Zimmer getan hatten. Erinnerte mich daran, was er getan hatte, welche Dinge er mich hatte fühlen lassen, nur um mich danach vollkommen verwirrt und alleine zurückzulassen. Nein, um keinen Preis der Welt hätte ich Jona in diesem Moment verraten, dass dieses Date gar kein richtiges Date gewesen war. Also räusperte ich mich und lief hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei in die Küche. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, als ich an ihm vorüberschritt, ignorierte ich geflissentlich. Dennoch spürte ich seine Anwesenheit mit jeder einzelne Zelle meines Daseins.

Ich ließ mir reichlich Zeit, bis ich auf seine Frage antwortete. Erst als ich ein Glas aus dem Schrank genommen und mir Wasser eingeschenkt hatte, bequemte ich mich zu einer Antwort.

»Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Jona«, betont lässig lehnte ich mich mit dem Rücken an den Küchentresen und trank einen Schluck. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Jona langsam näherkam und setzte das Glas wieder ab.

Unsere Blicke begegneten sich.

Der Ausdruck in Jonas Augen raubte mir beinahe den Atem. Ein Feuer wütete in ihnen, ein Feuer, das ich mit meiner frechen Antwort soeben entfacht hatte, wenngleich seine Frage meiner Antwort an Dreistigkeit nicht unterlegen war. Obwohl mir seine plötzliche Nähe unter die Haut ging, kam ich nicht umhin mich zu fragen, was er mit seinem Verhalten bezweckte. Wollte er mich provozieren? Wollte er mich testen, um zu sehen, ob er mich noch immer so leicht um den Finger wickeln konnte? Oder lag es tatsächlich nur an gekränktem Stolz?

»Es geht mich nichts an?«, wiederholte er meine Worte mit einer besorgniserregenden Ruhe in der Stimme, während er sich wie ein Löwe an seine Beute, langsam an mich heranpirschte. Schritt für Schritt. Bis er schließlich unmittelbar vor mir stand und auf mich herabsah. Jona überragte mich um Kopfeslänge und so musste ich meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen.

Mit einem Mal verzogen sich seine Lippen zu einem unverschämt anzüglichen Grinsen, das wohl jedes Mädchen im Bruchteil einer Sekunde an unanständige Dinge denken ließ.

»Willst du wissen, was ich denke?«, fragte er nonchalant, während sein Blick zu meinen Lippen glitt. Unterdessen griff er nach einer meiner Haarsträhnen und begann mit ihr zu spielen. Ich schluckte schwer und enthielt mich einer Aussage - nicht etwa, weil ich ihn damit ärgern wollte, sondern viel mehr, weil seine unmittelbare Nähe mir die Sprache verschlug. Irgendetwas war anders. Jonas Verhalten, die Stimmung zwischen uns, die Art und Weise, wie er mich nun ansah...

Jona wertete mein Schweigen als eine unausgesprochene Zustimmung, denn plötzlich beugte er sich zu mir herab und flüsterte an meinem Ohr: »Ich denke, dass es mich in der Tat etwas angeht, nachdem ich der Erste war, der dich so richtig zum Schreien gebracht hat.«

Jonas Unverblümtheit ließ mich in absoluter Fassungslosigkeit zurück. Ich war viel zu geschockt, als dass ich ihm etwas Anständiges hätte entgegenbringen können. Gleichzeitig beschworen Jonas Worte Erinnerungsfetzen in meinem Gedächtnis herauf. Erinnerungen daran, wie ich ihn küsste. Erinnerungen, wie ich auf seinem Schoß saß und ihn förmlich angefleht hatte, mich zu berühren. Erinnerungen, wie er diesem Flehen nachkam und...

»Hast du das etwa schon vergessen oder sollen wir deinen Erinnerungen auf die Sprünge helfen?«

Jonas Atem kitzelte über die empfindsame Stelle hinter meinem Ohr, strich über meinen Nacken und meinen Hals, ließ meinen gesamten Körper vor Erregung erschauern. Mein Atem beschleunigte sich und ich schloss die Augen. Mein Herz raste. Ohne es verhindern zu können, reagierte ich auf die Reize, denen Jona mich aussetzte. Es war schlicht und ergreifend nicht fair, dass er eine solche Wirkung auf mich hatte, dass er haargenau wusste, was er tun musste, um mich zu Wachs in seinen Händen zu verwandeln.

Love me tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt