Kapitel 14

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Wütend klopft Akaashi an Bokutos Haustür.
Langsam öffnet sie sich und Bokutos Mutter Ayumi guckt raus und als sie den Schwarzhaarigen erkennt, tritt sie zur Seite, damit Akaashi das Haus betreten kann. Als er in der Küche steht greift sie ihn auf einmal von hinten am Arm und zerrt schon beinahe schmerzhaft an ihm.
„WAS HAST DU MIT MEINEM SOHN GEMACHT?!“ schreit sie ihn an. Sie umklammert eine Flasche Vodka.
„Was ich~ mit Ihrem Sohn gemacht habe?!  SIE waren nicht da als er weinend vor Schmerzen im Bett lag! Wo waren Sie an diesem Morgen?! Ihr Sohn liegt womöglich im Sterben und statt ihn zu besuchen keifen Sie mich voll?! Den BESTEN Freund von Ihrem Sohn?!“ Akaashi kocht vor Wut und befreit seinen Arm aus ihrem Griff mit einem kräftigen Ruck und dreht sich gänzlich zu ihr um, um sie aus vor Wut glühenden Augen anzusehen.
„Raus aus meinem Haus!", zeigt die ältere Frau wütend mit dem Finger auf die Tür, die er eben noch durchschritten hat.
„Hören sie mir doch zu!“
Fassungslos schaut er der Dunkelhaarigen ins Gesicht und sucht nach einem Hinweis eines schlechten Scherzes. Doch alles was sie von sich gibt, ist der Gestank von billigem Alkohol
„Nein Freundchen, du hörst mir zu! Du hast unsere Familie zerstört! Sobald es Kotaro besser geht, verbiete ich ihm den Kontakt zu dir! DU wirst nie wieder in die Nähe meines Sohnes kommen!“
„Das können Sie nicht tun, Bokuto würde Ihnen das nie verzeihen!“
„Er wird mir dankbar sein! Und jetzt verschwinde!“
Langsam dreht Akaashi sich um und geht nach draußen, dreht sich aber noch ein letztes Mal um, aber Bokutos Mutter schlägt schon die Tür vor seiner Nase zu.
Geschockt geht Akaashi nach Hause. Er öffnet mit zitternden Händen seine Haustür, tritt ein und lässt sie leise ins Schloss fallen.
Er will gerade ins Badezimmer um sich kurz abzukühlen, als er einen Anruf kriegt.
„Keiji Akaashi?“ sagt eine fremde Stimme.
„Äh ja ja das bin ich.“ Stammelt Akaashi ein bisschen verwirrt.
„Ich bin Mitarbeiter in dem Krankenhaus in dem ihr Freund liegt. Da gibt es vielleicht ein paar Sachen die sie interessieren könnten.”
Normalerweise darf das Krankenhaus niemanden Informationen über den Zustand eines Patienten geben, der nicht zur Familie gehört aber da das schwierige Verhältnis zu Bokutos “Eltern” kein Geheimnis für die Familie Akaashi ist, haben die Eltern des Schwarzhaarigen es so drehen können, dass sie ebenfalls informiert werden.
Sie sind auch an der Schule als Notfallkontakt angegeben.
„Was ist mit ihm?!“ Akaashi merkt wie sein Puls auf 180 steigt.
„Also, Kotaro liegt immer noch im Koma. Wir wissen noch nicht wann er aufwachen wird. Seine Werte sind recht stabil und er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Er muss nicht mehr die ganze Zeit betreut werden und atmet schon Recht gleichmäßig. Wir haben ein paar Informationen erhalten, wir sind uns nicht zu 100% sicher, da die Krankenakte unvollständig ist."
„Was- was ist mit ihm?“
„Es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir bei einer Untersuchung von Kotaro einen Hirntumor gefunden haben.“
„EINEN WAS?!“ Akaashi kriegt kaum Luft, er setzt sich hin und versucht die Informationen zu verarbeiten. „Scheiße man!“ murmelt er ins Telefon.
„Aber, soweit wir wissen, ist der Tumor gutartig und lässt sich operativ entfernen. Es wird eine Weile dauern und es gibt gewisse Risiken, aber er kann danach normal weiter leben. Es kann alles wieder normal werden.“
„Danke für die Information. Einen angenehmen Tag noch.“
Ohne eine Antwort abzuwarten legt er auf, packt das Handy weg und geht langsam ins Bad.
Er starrt in den großen Spiegel an der Wand.
Krank aussehende Haut und matte, trübe Augen schauen ihm entgegen, was ihn wütend macht.
Er selbst ist doch bei bester Gesundheit!
Dann sollte er nicht schlimmer aussehen als sein bester Freund, der im Koma mit einem Hirntumor im Krankenhaus liegt!
*Es kann alles wieder normal werden* *Es geht ihm relativ gut* *Hirntumor…*
„SCHEIẞE!“ frustriert und traurig schlägt er mit seinen Fäusten gegen den Spiegel.
„Bokuto man, das hast du nicht verdient! Warum du?!!“ Akaashi strömen die Tränen aus den Augen. Bokuto muss gerade so viel durchmachen und er konnte nichts tun, dass es ihm besser geht.
Wieder holt er aus und schlägt mit geballten Fäusten gegen den Spiegel.
Dieser zerbricht und die Scherben bohren sich in Akaashis Hand, doch das war Akaashis egal. Er schlug immer wieder schreiend und weinend gegen den Spiegel. Der Schmerz an seinen Händen ließ ihn den Schmerzen im Herzen vergessen. Für einen Moment fühlte sich Akaashi komischerweise frei, er fühlte sich lebendig. Durch den Schmerz wusste er, dass das alles kein Alptraum ist, so sehr er es sich auch wünschte es wäre nur ein Alptraum, es war das reale Leben. All das passierte gerade wirklich. All den Schmerz, die Angst und den Frust, spürte er wirklich, der war wirklich da. Das alles war real, doch Akaashi wollte es nicht wahrhaben.
Weinend setzt er sich auf den Badewannenrand. Er starrt auf seine Fäuste, die Blut überströmt sind und hier und da sind ein paar Scherben des zerschlagenen Spiegels zu sehen. Er starrt auf den Spiegel, er ist zerbrochen und auch er ist voller Blut.
Er sitzt eine Ewigkeit einfach da und starrt geradeaus. Er denkt an nichts, nicht an Bokuto, nicht an die Angst, nicht an den Schmerz, er sitzt einfach da. Er zittert und weint.
Nach einer Ewigkeit hört er wie seine Eltern das Haus betreten. Sie rufen seinen Namen, wie sie es immer tun wenn sie nach Hause kommen.
Akaashi steht langsam auf und geht in die Küche. Seine Mutter starrt ihn zunächst geschockt an als sie seine blutigen Hände und die Scherben sieht und geht dann auf ihn zu und umarmt ihn wortlos. Sie sagt nichts, sie macht ihm keine Vorwürfe, sie schimpft nicht, sie umarmt ihn einfach.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt sie ihn los um sich selbst Bettfertig zu machen und die Scherben aus der Hand ihres Sohnes zu puhlen und erblickt den zerschlagenen Spiegel. Geschockt schaut sie wieder zu ihrem Sohn, sie hatte nicht erwartet, dass der Spiegel so sehr hatte leiden müssen aber besser der Spiegel als ihr Sohn.
„Mom es…“
„Nein, alles gut. Ich fand den Spiegel sowieso hässlich“ erwiderte sie lässig, auch wenn sie damit nur ihre Angst um ihren Sohn verstecken wollt, noch nie hatte sie ihn so erlebt.
Sie öffnet langsam den Verbandsschrank und nimmt sich zwei Verbandsrollen und
Desinfektionsgel raus.
Sie geht wieder zu Akaashi und zeigt auf einen Stuhl.
Akaashi setzt sich auf diesen Stuhl und seine Mutter fängt an, seine Wunde zu reinigen.
Noch während sie ihn verarztet, gleitet sein Blick wieder zu dem Spiegel und ein ironisches Lächeln huscht kurz über sein Gesicht.
Akaashi ist sich sicher, dass der Spiegel nun genau seine Seele widerspiegelt... genauso sieht es in ihm aus.

Sunset (Bokuaka)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora