Kapitel 4

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„Hey hey heyy, Ich bin Zuhause. Hallo?“, ruft der Grauhaarige euphorisch in das Haus und streichelt glücklich seine kleine Hündin Ivy.
„Du bist zu spät.“, lautet die Begrüßung seiner Mutter, die wohl irgendwo, vermutlich in der Küche, sein muss.
„Mom, ich bin nur 5 Minuten zu spät, die Bahn hatte Verspätung.“, rechtfertigt sich Bokuto, als er seine Jacke auszieht und sie an den Kleiderständer neben der Tür hängt und sich seine Schuhe auszieht.
„5 Minuten sind 5 Minuten zu viel, es ist mir egal ob die Bahn Verspätung hatte oder jemand gestorben ist. Du bist zu spät und die Abmachung ist, dass du immer pünktlich bist.“, taucht seine Mutter aus der Küchentür auf, in der einen Hand ein Trockentuch und die andere sauer in die Hüfte gestemmt.
„MOM!“, beginnt das Ass sich zu erklären und hört auf, die kleine Zwergpinscher Hündin zu streicheln, was ist denn auch schon so schlimm an 5 kleinen Minuten, noch dazu, wenn es nicht mal seine Schuld ist.
Doch seine Mutter erstickt jeden weiteren Kommentar im Keim.
„Wage es gar nicht mir zu widersprechen. Geh auf dein Zimmer, ich will dich nicht mehr sehen.“, mit wütender Miene zeigt seine Mutter in Richtung seines Zimmers.
„Ich…ich habe noch nichts gegessen.“, versucht es der Grauhaarige dennoch und als hätte sein Magen nur auf seinen Einsatz gewartet, fängt dieser an zu knurren.
„Weißt du wie egal mir das ist? Wenn du Geld verdienst, dann kannst du essen, wann du willst, aber solange dein Vater als einziger Geld ins Haus bringt, isst du was, wenn ich das will!“
„ER IST NICHT MEIN VATER!“ schreit Bokuto, woraufhin die ängstliche Hündin schnell wegrennt.
„Geh mir aus dem Weg, Sohn. Du kannst ja Mal darüber nachdenken wer deine Eltern sind, denn morgen hast du genug Zeit dafür, denn Volleyball fällt morgen für dich aus!“
Wütend geht Bokuto an seiner Mutter vorbei, die ihm noch auf den Nacken schlägt.
Nicht so ein wütender Nackenklatscher, wie man es manchmal aus Spaß bei Freunden tut, sondern ein echter und schmerzhafter Schlag.
Und was noch schmerzhafter ist, als überhaupt geschlagen zu werden ist, dass es seine eigene Mutter ist.
In seinem Zimmer angekommen, schließt er leise die Tür, nicht, dass er noch eine Strafe bekommt, weil er die Tür zu laut zugeschlagen hat (obwohl ihm wirklich danach wäre) und schmeißt sich bäuchlings auf sein Bett.
Er hasst sie so sehr. Er hasst alles an ihr. Sie schlägt ihn, sie schreit ihn an, sie verbietet ihm alles, selbst die einfachsten Dinge. Und, wahrscheinlich das schlimmste, sie hat seinen Vater vergessen, nach nur knapp 2 ½ Jahren in denen er weg ist, hat sie ihn komplett vergessen und ersetzt.
Nachdem Bokutos Vater kurz nach seinem 14. Geburtstag starb, hatte sich seine Mom verändert. Bokuto schob das immer auf die Trauer, aber seitdem sie mit einem Assi aus der Gosse zusammen ist, geht es nur noch Berg ab. Sie vergisst seinen Dad und wird bei jeder Kleinigkeit aggressiv. Auch sein Stiefvater schlägt ihn sehr oft und er wird die ganze Zeit schikaniert. Jeder Morgen ist einfach eine Qual. Jedes Mal, wenn seine Mom ihn anschreit, wünscht er sich sein Dad würde noch leben. 
Denn dann wären sie wieder eine richtige Familie und er würde sich nicht so ungeliebt fühlen.
Das Einzige, was ihn noch aus seiner kaputten Welt rettet, ist Volleyball und sein bester Freund Akaashi.
Aber selbst den Volleyball verbietet sie ihm nun.
Es ist zwar nur ein Tag, aber sie versteht einfach nicht, dass es sein Rettungsanker ist, ohne den er irgendwann ertrinken würde. 
Wenn er Volleyball spielt ist er einfach frei. Er fühlt sich, als wäre er in seiner eigenen kleinen Welt. Keine Probleme, keine Sorgen. Nur er und sein Team. Wenn er dann einen wichtigen Punkt macht und alle fröhlich sind, dann ist das das beste Gefühl der Welt.
Auch das Vertrauen beim Volleyballspiel ist enorm. Er weiß ganz genau, wenn er Akaashi nach einem Ball fragt, dann kommt dieser Ball so perfekt zu ihm, dass er sicher rein geht. So ein Vertrauen hat er in seine Mutter nicht, ja, er vertraut Akaashi definitiv mehr als seiner Mom, auch wenn das nicht immer so gewesen ist, doch diese Erinnerung ist bereits so blass, dass er meinen könnte, dass das nur ein Traum gewesen ist.
Doch das, was ihn wirklich an seiner Mom aufregt, sind nicht die Schläge, oder das Anschreien oder, dass sie ihn enttäuscht hat. Nein das schlimmste ist, das seine Mom dabei ist, ihm Volleyball zu versauen, nur weil sie es nicht ausstehen kann, dass sein Vater es ihm beigebracht hat. Das einzige was ihn glücklich macht, das einzige was ihn zum Leben bringt, will sie ihm versauen. Bokuto hat erst vor kurzer Zeit gelernt Volleyball zu lieben, ja er war immer voller Leidenschaft dabei, aber früher wurden all seine Schläge abgeblockt und jetzt, wo er endlich einen Weg gefunden hat, dass seine Bälle nicht mal mehr berührt werden können, will seine Mutter ihm Volleyball verderben. Jetzt, wo er ein starkes Team hat, einen treuen Kumpel als Zuspieler und sein Team sogar mit seinen Stimmungs-Schwankungen klar kommt und gelernt hat, das Beste daraus zu machen, jetzt wo sie eine starke Einheit sind, will sie ihm alles wegnehmen. Und sobald er kein Volleyball mehr spielen kann, würde er vielleicht auch noch Akaashi verlieren. Seine Mom ist dabei ihm das Leben zu zerstören.

Sunset (Bokuaka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt