Kapitel 37

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<37. Harry P.O.V.>

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, wie lang ich hier schon saß, ich wusste nur, dass ich meine Zehen und meine Finger schon seit einer Ewigkeit nicht mehr spürte und es fing an langsam auch auf meine Arme und Beine zu wirken. Ich tat nichts dagegen, ich ging nicht hinein, ich starrte einfach den Schnee an und fragte mich, ob ich von dem vielen Weiß vielleicht blind geworden war.

Ich wusste auch schon lang nicht mehr, ob ich noch weinte, ob mein Gesicht vielleicht zu einem Eisklumpen geworden war, denn ich konnte es auch nicht mehr spüren, nur meine Nasenspitze, die so kalt war, dass es sich anfühlte, als stünde sie in Flammen. Ich rührte mich kein bisschen, als es wieder anfing zu schneien. Vielleicht sollte ich aber nach unten gehen und eingeschneit werden?

Hätte ich noch klar denken können, hätte mir mein Kopf jetzt wohl gesagt, dass ich kein großes Drama aus der ganzen Sache machen sollte. Mir waren schon viel schlimmere Dinge passiert, wie der Tod meiner Eltern und das hier war im Gegensatz dazu wieder hinzukriegen. Ich hätte nur warten müssen, bis Malfoy sich wieder beruhigt hatte. Vielleicht sagte mir das mein Kopf aber auch, vielleicht schrie, brüllte er mich an, damit ich ihm hörte, ihm zuhörte, aber ich saß hier schon viel zu lang, als dass ich ihn noch hätte verstehen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Aber ich wollte nicht.

Anstellte von meinem Kopf hörte ich etwas anderes. „HARRY! HARRY!" Jemand schrie immer und immer wieder meinen Namen. Es erinnerte mich an den Tag, als ich Malfoy gerettet hatte und ich spürte, wie ein starkes Zucken meinen Körper schüttelte.

„HARRY!" Da war die Stimme schon wieder. Sie kam mir so bekannt vor, etwas, dass ich schon einmal gehört hatte, doch ich konnte sie nicht zuordnen. Mit viel Anstrengung drehte ich meinen Kopf und sah jetzt einen Teil der Tribüne, mehr Schnee und drei Gestalten. Zwei waren größer als die andere, die auf uns zu rannte und meinen Namen zu schreien schien. Ich schloss kurz die Augen. Was war los mit mir? Wieso sah ich so verschwommen, wie lang war ich hier wirklich gewesen?

Als ich meine Augen wieder öffnete, waren die zwei Gestalten an der Ecke der Tribüne verschwunden und die andere Gestalt war schon deutlich größer geworden und ich konnte erkennen, dass sie einen grünen Slytherin Schal trug, besser gesagt: er.

„Harry!", schrie Malfoy/Draco wieder, dann verschwand er aus meinem Blickfeld. Allerdings nur, um auf der anderen Seite der Tribüne kurz darauf wieder aufzutauchen. Er hastete die Reihen entlang und blieb vor mir stehen.

„Was machst du hier?", fragte ich. Ich bemühte mich weder feindselig noch freundlich zu klingen, lieber einfach nur neugierig. Draco antwortete nicht, sondern legte mir den Schal, den er in den Händen hielt, um die Schultern. Er war grün und auf ihm prangte eine silberne Schlange, doch er spendete mir sofort wohlige Wärme und er roch nach ihm. Ich kuschelte mich ein wenig mehr hinein.

„Harry, ich ... es tut mir so leid, ich ... ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich war einfach ein totaler Idiot, dass ich dir nicht geglaubt habe", entschuldigte er sich. Ich wusste nicht genau, was ich darauf antworten sollte. Es war wirklich blöd von ihm gewesen, schließlich saß ich hier nicht ohne Grund, aber ich wollte auch nicht mehr sauer auf ihn sein.

„Ich verzeihe dir", sagte ich nach einer Weile. Draco zögerte kurz, dann hob er mit seinen Fingern mein Kinn an, sodass ich ihm in die Augen schaute. Verdammt, selbst wenn ich jetzt noch versucht hätte sauer auf ihn zu sein, hätte es nicht funktioniert.

Er hatte so schöne Augen ...

„Steht das heute Abend im Raum der Wünsche noch?", fragte er vorsichtig. Ich nickte, so gut das eben ging, da er mein Kinn immer noch festhielt.

„Klar, also wenn du willst." Draco lächelte breit und sofort ging die Sonne auf.

„Natürlich, aber jetzt solltest du erst einmal reinkommen, sonst erfrierst du hier noch. Du bist schon eiskalt." Draco zog mich nach oben und legte einen Arm um meine Schultern, dann machten wir uns gemeinsam auf Richtung Schloss. 

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now