Kapitel 24

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<24. Draco P.O.V.>

Madame Pomfrey hatte sich heute Morgen noch einmal meinen Nacken angesehen. Die Eisblume schien verschwunden zu sein, denn ich hatte sie nach meiner Entlassung aus dem Krankenflügel nicht mehr im Spiegel sehen können. Mit mir schien alles in Ordnung zu sein und ich war froh drum.

Ich erinnerte mich noch gut an die Blicke, die mir und Harry zugeworfen worden waren. Ich fragte mich, ob jemand von ihnen meine Eltern verständigen würde. Es war ein großes Risiko, das ich einging, wenn ich öffentlich mit ihm befreundet war, aber ich konnte es einfach nicht verbergen. Alles, was ich bisher getan hatte und wonach ich gelebt hatte, erschien auf einmal so weit weg und falsch. Wie konnte ich den Leuten, die mir am meisten am Herzen lagen, jetzt noch die kalte Schulter zeigen? Wie konnte ich jetzt noch so gemein zu allen sein? Ich konnte es nicht mehr. Ich konnte nicht mehr die kühle Maske aufbehalten, die ich bis vor einigen Tagen immer getragen hatte, und alle, die nicht reinblütig waren, verachten. Aber wie viel Zeit blieb mir noch, bis ich es wieder musste? Oder bis ich von der Schule genommen wurde und Harry nie wiedersehen konnte?

Was war, wenn ich mich einfach weigerte dem Willen meiner Eltern, der falsch war, zu gehorchen? Wenn ich mein Leben einfach lebte, so wie ich es wollte? Sie würden bestimmt ihre Mittel haben, um mich dazu zu zwingen. Schließlich waren wir nicht umsonst eine angesehen Slytherin Familie.

Doch in diesem Moment verachtete ich unsere Stellung, unseren Namen, einfach alles, was mich an meine Familie band, die so falsch war, wie ... einfach alles was mich von meiner Geburt an umgab!

Würden meine Eltern mich vielleicht damit erpressen, dass sie Harry weh tun würden, wenn ich nicht tat, was sie wollten? Sie würden es wohl zumindest in Betracht ziehen, aber ich war mir sicher, dass es alles andere als klug war, den Auserwählten zu bedrohen.

Ich schüttelte den Kopf. Ich brauchte Harry jetzt, dann würde es mir bestimmt besser gehen. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch eine Stunde, dann würde ich ihn in Zaubertränke wiedersehen.

Ich betrat das Klassenzimmer für Zaubertränke und die erste Sache, die mich enttäuschte war, dass Harry noch nicht da war. Die Zweite, dass mein Platz so weit von ihm weg war, wie nur möglich. Ja, ich hatte wirklich Ahnung davon, wie man mit jemandem verfeindet war.

Seufzend setzte ich mich.

Snape kam zeitgleich mit Harry, Hermine und Ron herein, sodass ich keine Chance hatte mit ihm zu sprechen. Ich sah die Trauer in seinem Blick, als ich ihn ansah.

Snape hüstelte und die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse wandte sich ihm zu. „Gut, also heute werden Sie in Zweiergruppen Amortentia brauen. Weiß jemand, was das ist?"

Sofort schoss Hermines Hand in die Höhe, doch er ignorierte sie und sah sich weiter in der Klasse um. Niemand sonst schien es zu wissen. Auch ich nicht, aber ich hob trotzdem die Hand. Sein Gesicht hellte sich auf.

„Ah, Mister Malfoy, würden sie uns bitte darüber aufklären, was dieser Trank bewirkt", sagte er.

„Eigentlich wollte ich Sie nur darauf aufmerksam machen, dass sich Miss Granger die ganze Zeit meldet. Sie weiß es, sollten Sie das nicht bemerkt haben", antwortete ich. Ein Raunen ging durch die Klasse. Seitens der Gryffindors wurden meine Worte mit gedämpftem Beifall kommentiert, der allerdings unter Snapes drohendem Blick sofort verstummte. Er drehte sich wieder zu mir.

„Vielen Dank für Ihren Hinweis", sagte er gequält und rief dann Hermine auf, die mir bevor sie antwortete einen dankbaren Blick zuwarf. Doch meine Aufmerksamkeit galt Harry, der belustigt nach vorn blickte, allerdings versuchte sein Lachen zu verbergen. Kaum mit Erfolg.

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now