Kapitel 29

664 32 10
                                    

<29. Harry P.O.V.>

Während ich Draco in unseren Schlafsaal zog, damit wir nicht entdeckt wurden, fiel mir plötzlich eine Sache ein, über die ich mir noch gar keine Gedanken gemacht hatte. Es war für mich irgendwie so selbstverständlich gewesen, weil meine besten Freunde und noch ein paar andere ja erst damit angefangen hatten.

Die Sache war folgende: ich war in Draco verliebt und wir waren beide Jungs, also hieß das wohl, dass ... ich schwul war? Irgendwie hörte sich das seltsam an, jetzt, wo ich darüber nachdachte. Harry Potter. Schwul. Es war ja nichts Schlimmes daran, aber die anderen würden Tage, Wochen, Monate, wenn nicht sogar den Rest ihres Lebens darüber reden.

Meine Laune sank sofort erheblich. Wäre ich ein ganz normaler Zauberer, wie alle anderen, dann hätte ich so ein Problem nicht. Manche würden es vielleicht nicht akzeptieren, aber es würde sich nie anfühlen, wie eine Schande, dass ich anders war, ... oder?

Plötzlich legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. „Hey, Harry, alles in Ordnung?", fragte Draco vorsichtig. Ich sah auf und blickte direkt in seine wunderschönen und besorgten Augen. Für einen Augenblick verlor ich mich in ihnen. Ich hatte ganz vergessen, dass er auch noch da war.

„Hallo? Erde an Harry! Geschätzter Mister Potter, sind Sie noch bei uns? POTTER!"

Ich schüttelte den Kopf. „Was?"

„Was ist denn los? Du machst dir um irgendetwas Sorgen, oder?"

Woher konnte er das so schnell wissen? War ich so offensichtlich oder interessierte er sich wirklich dafür, wie es mir ging? Vielleicht mehr, als Freunde es tun würden?

„Nein, ist nicht wichtig", sagte ich, dann lächelte ich. „Außerdem will ich uns nicht den Tag verderben."

Draco schaute eine Sekunde lang skeptisch, dann ließ er sich von mir weiter ziehen. Ich öffnete die Tür zu unserem Schlafsaal und seine Augen wurden groß, als er sich umsah. Es schien ihm eindeutig zu gefallen.

Ich lächelte ihn an. „Und? Was sagst du?"

„Wow ..."

„Nur „wow"?"

„Wow ..."

„Also gefällt es dir?"

„Wow!"

Ich lachte. „Du bist ein hoffnungsloser Fall", sagte ich. Draco sah mich gespielt böse an.

„Erlaube dir bloß nicht zu viel, Potter. Ich habe dich schneller verschwinden lassen, als du blinzeln kannst", drohte er mir. Ich sah in herausfordernd an. „Versuche es doch, wenn du dich traust!"

Und schon wurde ich zu Boden gerissen. Wir rollten raufend und rangelnd durch den ganzen Schlafsaal und ich war mir sicher, dass dabei das Ein oder Andere zu Bruch ging. Schließlich lagen wir beide lachend und schnaufend auf dem Teppich nebeneinander.

„Du bist stärker als du aussiehst, Potter. Machst du Sport?"

Ich schnaubte. „Idiot, natürlich. Quidditch, hallo?!"

Draco lachte. „Ach ja, richtig. Apropos Quidditch. Wir haben in der Woche nach den Weihnachtsferien auch noch unser erstes Match des Jahres." Er hielt einen Moment inne und sah mich dann an. „Gryffindor gegen Slytherin."

Ich stöhnte. „Kann es sein, dass es uns jemand extra schwer macht, befreundet zu sein?", fragte ich, fast schon ein bisschen sauer. Draco nickte. „Sieht ganz so aus", sagte er. „Aber, Harry? Egal, wie das Spiel ausgeht, wir bleiben Freunde, oder? Ich will das nicht wegen eines blöden Spiels aufgeben."

Er klang besorgt. War ihm unsere Freundschaft so wichtig? Ich zögerte kurz, dann nahm ich seine Hand in meine und ich sah, wie seine Wangen leicht rot wurden.

„Natürlich bleiben wir Freunde", versprach ich ihm. Draco lächelte erleichtert. „Danke", sagte er und ehe ich mich versah, lehnte er seinen Kopf an meine Schulter. Machte man das so unter Freunden? Ich versuchte an mich, Ron und Hermine zu denken, aber mein Gehirn schien gerade einen Aussetzer zu haben, denn das Einzige, das ich wahrnahm, waren der Blondschopf neben mir und mein eigenes rasendes Herz.

Wir redeten ewig lange, wohl bis in den Abend, denn ich weiß nur noch, dass ich irgendwann schläfrig wurde und in mein Bett kletterte. Ich weiß nicht, ob Draco ging. Hoffentlich, denn wenn ihn die anderen Jungs entdeckten, wäre höchstwahrscheinlich die Hölle los. 

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now