Kapitel 16

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<16. Draco P.O.V.>

Auf einmal war der Dunkle Lord verschwunden. Ich hob den Kopf. Ich war ganz allein im Klassenzimmer für Zaubertränke. Ich sah mich um, doch es war wirklich niemand hier. Ich sprang auf und rannte über die Treppe, durch die ich hier hineingekommen war, wieder heraus. Ich musste jemanden finden. Ich musste jemandem sagen, dass der Dunkle Lord hier war, ich musste sie warnen, solange es noch nicht zu spät war.

Ich kam in den normalen Flur, der aus dem Kerker führte. Zuerst versuchte ich in den Slytherin Gemeinschaftsraum zu kommen, doch die Tür ging einfach nicht auf, egal wie sehr ich es versuchte.

Ich drehte mich um und rannte nach oben. Aber egal wo ich hinkam, die Flure waren still und verlassen. Irgendjemand musste doch hier sein, oder?
„Hilfe!", schrie ich, doch das einzige, das ich hörte, war das trostlose Echo meiner eigenen Stimme, die von den Wänden widerhallte. Ich drehte mich um mich selbst und rannte die Treppen wieder nach unten.

Ich trat aus den großen Flügeltüren des Schlosses und sah vor mir nur eine große, weite weiße Landschaft. Nichts hob sich von dem Weiß ab, wirklich nichts, nur vor mir sah ich Fußspuren und erinnerte mich an den einen Abend, als ich Ha ... Potter an meinem geheimen Platz begegnet war. Ein Hoffnungsschimmer entflammte in mir. Was war, wenn er wieder dort war?

Ich rannte los, über den Schnee und folgte dabei den Fußspuren. Es war beschwerlich und schon bald schwitzte ich, da ich bei jedem Schritt bis zu den Oberschenkeln im Schnee versank, doch ich lief weiter. Diese winzig kleine und wahrscheinlich komplett absurde Hoffnung war es, die mich weitermachen ließ. Es würde nur noch halb so schlimm sein, wenn ich nicht mehr allein war. Ganz bestimmt. Natürlich.

Doch als ich an meinem geheimen Platz ankam, überrollte mich eine Welle der Enttäuschung. Niemand war dort. „Hallo? Potter?", schrie ich, aber der Schnee verschluckte meine Stimme, sodass nicht einmal ich selbst sicher war, ob ich überhaupt geschrien hatte.

Allerdings ließ mich eine andere Sache stocken. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Die Fußspuren endeten einfach vor mir. Als wäre die Person, die sie gemacht hatte, einfach nicht mehr weitergelaufen. Aber wenn sie nicht hier direkt vor mir war, wo war sie dann? Angst kroch langsam, wie die klirrende Kälte in meinen Körper. Ich fing an zu zittern. Was war hier los? Wer hatte diese Spuren gemacht und wie?

Auf einmal hörte ich knirschenden Schnee hinter mir. Ich wirbelte herum, auf alles gefasst und schrie, als ich ihn wiedersah. Den Dunklen Lord. Er lachte höhnisch.

„So sieht man sich wieder, Draco", sagte er. „Es ist einfach zu lustig dich zu beobachten, wie du versuchst zu fliehen. Hat dir dein Vater nie gesagt, dass man mir nicht entkommen kann? Ich sollte ihm auch noch einen Besuch abstatten, um ihm zu zeigen, was aus seinem Sohn geworden ist oder besser: wer."

Ich starrte ihn an. Was meinte er damit? Bevor ich hätte fragen können, hörte ich hinter mir ein Züngeln. Was zur ...?

Bevor ich auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte den Gedanken zu Ende zu führen, wickelte sich Nagini um meinen Oberkörper und schnürte mir die Luft ab. Ich würgte und wandte mich in ihrem Griff, doch ich war nicht stark genug. Der Dunkle Lord lachte, während er langsam auf mich zuschritt, um mir Angst einzujagen.

„Du hast keine Chance zu entkommen. Probiere es ruhig, aber nicht einmal deine Beine wirst du noch bewegen können", höhnte er und lachte erneut. Ich versuchte es nicht einmal, denn ich wollte ihm nicht noch eine weitere Show bieten.

Er blieb dicht vor mir stehen und zog seinen Zauberstab hervor. Nein, er wollte doch wohl nicht ...? Panik packte mich und ich wollte doch wegrennen und mich verstecken, vor ihm weglaufen, damit er mich nicht umbringen konnte, doch natürlich bewegten sich meine Beine nicht. Der Dunkle Lord streckte seinen Arm aus und griff nach meiner linken Hand, die Nagini aus ihren Fängen befreit hatte.

Er betrachtete meinen Unterarm eindringlich.

„Es wird wohl gehen müssen", murmelte er nachdenklich und sah mich dann an. Ich blickte zurück und starrte in seine eiskalten Augen.

„Weißt du was ich jetzt tun werde?", fragte er mich. Als würde es ihn interessieren, doch ich schüttelte ganz langsam wahrheitsgemäß den Kopf. Ein irres Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„Oh, dann wird es ja noch lustiger, wenn ich echte Panik auf deinem Gesicht sehen werde", freute er sich. Ich schluckte. Ich fühlte mich, als wäre ich ein Todeskandidat, der zu seiner Hinrichtung gebracht wird, aber wahrscheinlich war das ja auch so.

Ich überlegte fieberhaft, was er jetzt tun würde, als es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Nein, er konnte doch nicht, aber ... ich ...

„NEIN!", schrie ich panisch und versuchte meinen Arm wegzureißen, doch er hielt ihn so fest, dass ich spürte, wie sich seine Fingernägel durch mein Hemd bohrten. Er schob den Ärmel hoch und lächelte mich zuckersüß an.

„Dein Leben wir nie mehr so sein wie vorher, das verspreche ich dir", flüsterte er. Tränen traten mir in die Augen und ich wandte den Blick ab. Ich wollte es nicht sehen. Ich wollte nicht sehen, wie er mir das Dunkle Mal einbrannte.

Der Dunkle Lord murmelte etwas und ich spürte, wie die Spitze seines Zauberstabes ganz sanft meinen Unterarm berührte. Dann folgte ein Gefühl, dass ich noch nie gehabt hatte.

Es war ein roher Schmerz, nicht auszuhalten, von dem ich nicht gewusst hatte, dass ich ihn spüren konnte. Ich schrie und die Tränen flossen schon wieder über mein Gesicht. Im Vergleich zu meiner Haut waren sie glühend heiß und brannten sich in meine Wangen. Ich schrie weiter und zuckte krampfhaft, wohl in der Hoffnung den Schmerz erträglicher zu machen, doch es wurde nur schlimmer.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, in der ich gezuckt und geschrien hatte, doch auf einmal hörte der Schmerz auf. Nagini wickelte sich wieder von meinem Körper und ich sackte nach vorn. Ich fiel mit den Knien in den Schnee.

Der Dunkle Lord beugte sich über mich und hob mein Kinn nach oben, sodass ich gezwungen war ihm ins Gesicht zu sehen.

„Du wünscht dir wohl, es wäre vorbei, aber das ist es nicht, noch lange nicht", flüsterte er. „Weißt du was passiert, wenn ich dein Mal berühre? Nun, ich werde es dir zeigen."

Ich wusste, was geschah und ich wollte nicht, dass er es mir demonstrierte, aber hatte ich denn die Wahl? Bevor ich weiterdenken konnte, berührte er mein Mal ganz sanft mit einem Finger und der Schmerz, den ich gespürt hatte, als ich es bekommen hatte, kam zurück, nur tausendmal schlimmer. Ich brüllte so laut, dass nicht einmal der Schnee das Geräusch hindern konnte sich in riesigen, niemals enden wollenden Schallwellen auszubreiten.

Der Dunkle Lord stand auf. Nur verschwommen nahm ich wahr, wie er mit einem Wink seines Umhangs verschwand. Dann ging die Welt unter. 

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now