Kapitel 8

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<8. Draco P.O.V.>

Ich öffnete die Augen und brauchte eine Weile, bis ich wusste, wo ich war. Im Krankenflügel, aber wieso? Ich versuchte, mich zu erinnern, doch irgendwie lag alles im Dunkeln und ich konnte in meinem Kopf keinen klaren Hinweis darauf finden, was passiert war. Ich hörte es neben mir rascheln und drehte meinen schmerzenden Kopf ein wenig. Neben meinem Bett standen Pansy, Blaise, Crabbe und Goyle. Ich blinzelte.

„Draco, dir geht es gut!", rief Pansy, was meinen Kopf beben ließ. Die Welt schwankte und ich presste mir die Hände an die Ohren. „Tut mir leid", entschuldigte sie sich. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich war zu müde, um zu streiten, obwohl ich wohl eindeutig im Recht wäre, wenn ich sie jetzt beschuldigte.

„Was ist passiert?", fragte Blaise. „Madame Pomfrey hat gesagt, Snape hätte dich draußen im Schnee gefunden, aber wie bist du da hingekommen? Hat dich einer der Gryffindors verschleppt?" Ich sah ihn mit vor Anstrengung zusammengekniffenen Augen an. Professor Snape hatte mich gefunden? Ich konnte mich zwar nicht erinnern, aber ich war mir sicher, dass es nicht er gewesen war. Ich erinnerte mich vage daran, wie mich jemand auf seinem Rücken trug. Das wäre ganz sicher nicht Snapes Stil, Lieblingsschüler hin oder her.

„War es Potter?" Als sein Name fiel, zuckte ich zusammen. Potter, er hatte mich gerettet. Plötzlich war die Erinnerung gestochen scharf, nur ... wieso hatte er das getan? Konnte es ihm nicht egal sein, was mit mir passierte? Wäre es ihm nicht lieber, wenn ich starb, so mies wie ich ihn behandelte? Betroffen blickte ich zu Boden. Ich behandelte ihn, wie den Abschaum dieser Welt und er rettete mir das Leben?

„Draco, bist du noch da?" Pansy wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte zusammen. „Ich ... was? Oh, ja klar", stotterte ich. „Also war es Potter?", fragte Blaise, obwohl er wohl kaum zu erwarten schien, dass ich verneinte. „Nein!", rief ich fast, doch irgendwie schaffte ich es, es kühl klingen zu lassen. An dem Spruch „Übung macht den Meister" schien wohl etwas dran zu sein.

Blaise und die anderen starrten mich an. Ich nickte. „Er war es nicht", wiederholte ich. „Ich war spazieren und muss dabei wohl irgendwie die Zeit vergessen haben. Ich nehme an, dass ich von der Kälte ohnmächtig geworden bin." Ich glaubte ja selbst nicht, an das, was ich da redete, aber solange ich damit Potter aus dem Spiel brachte, war es mir Recht.

Mein Blick glitt über sie und an der Wand entlang, als er plötzlich an einem Schatten hängen blieb, der kaum zu sehen war. Die Person trat einen Schritt zurück, doch ich hatte sie schon erkannt.

Ich sah meine ... Freunde an. „Lasst ihr mich wieder allein? Ich muss mich ausruhen", sagte, bat ich fast schon viel zu unterwürfig für eine Person, wie mich. Sie nickten und verließen den Krankenflügel wieder. Ich wartete, bis die Tür hinter Crabbe zugefallen war und vergewisserte mich dann, dass Madame Pomfrey nicht da war.

„Was machst du hier?", fragte ich mit möglichst fester Stimme. Die Gestalt trat aus dem Schatten der Tür. „Ich sehe nach, wie es dir geht", sagte Potter. Vorsichtig, als wäre er auf der Hut, kam er näher an mein Bett heran. Doch er war immer noch weit genug entfernt, dass ich, selbst wenn ich gewollt hätte, ihn nicht hätte berühren können.

Irgendwie wäre mir das bei jedem anderen einleuchtend erschienen, doch er war mein Erzfeind. „Wieso hast du mich gerettet? Du hättest mich auch einfach sterben lassen können? Woher wusstest du überhaupt, dass ich dort bin?"

Potter zögerte. Seine grünen Augen blickten finster hinter seiner Brille. „Nun ... um ehrlich zu sein, dann weiß ich es nicht. Du hast Recht, ich hätte dich sterben lassen können, aber ich habe es nicht getan. 

Woher ich davon wusste? Hagrid hat mir gesagt, dass du vermisst wirst und da ich wohl der Letzte war, der dich gesehen hat, habe ich eben dort geschaut, wo du am wahrscheinlichsten zu finden wärst." Er machte eine kurze Pause, in der er mir direkt in die Augen sah. „Wie du sehen kannst, lag ich richtig."

Ich schwieg, denn ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Vielleicht wäre ein „Danke" jetzt angebracht gewesen, aber dafür war ich zu stolz, auch wenn ich spürte, dass ich mich veränderte. Ziemlich schnell, wenn auch nicht zu stark in den letzten zwei, drei Tagen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und hatte wirklich keine Ahnung, welches Datum wir jetzt hatten.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht", sagte Potter. Ich starrte ihn überrascht an. Was hatte er da gesagt? Ich bedeutete ihm etwas? Bevor ich es verhindern konnte, rutschte mir das Wort über die Zunge. Im einen Moment noch hätte ich es niemals in Erwägung gezogen, es zu sage, im nächsten, war es mir schon über die Lippen gegangen, ohne dass ich etwas hätte dagegen tun können.

„Danke."

Potters Blick durchbohrte mich ungläubig. „Starr nicht", blaffte ich ihn an und wünschte mir sofort, ich hätte es gelassen. Mein Kopf schmerzte schon wieder, doch das konnte mich nicht davon abhalten, zu sehen, wie Potter anfing zu lächeln. Ich konnte nicht anders, ich musste auch lächeln. Er sah so unbeschwert aus, wenn er lächelte. Als ich begriff, was ich da tat und dachte, blickte ich natürlich wieder ernst, doch es war schon zu spät. Potter fing an zu lachen, als ich ihn böse anstarrte.

„Werd schnell gesund, Malfoy. Ohne dich ist es langweilig, obwohl ich niemals gedacht hätte, dass ich das sage", lachte er, drehte sich um und verließ den Krankenflügel. Ich starrte ihm hinterher und hatte schon wieder ein dämliches Grinsen im Gesicht. In dem Moment war mir egal, was Mutter und Vater dazu sagen würde, ich war glücklich, wohl das erste Mal in meinem Leben so richtig, und das würde ich mir nicht nehmen lassen. Es war das einzige, das sie mir wirklich nicht nehmen konnten. 

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now