Kapitel 15

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<15. Harry P.O.V.>

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es, weil mich ein Sonnenstrahl blendete. Ich blinzelte und sah mich um. Zuerst wusste ich gar nicht, wo ich war noch was passiert war, doch als mein Blick auf Dracos Bett fiel und ich sah, wie er zuckte, fiel mir alles wieder ein.

Ich sprang sofort auf und rannte zu ihm. Er hatte aufgehört zu schreien, wahrscheinlich, weil seine Stimme versagt hatte, doch es ging ihm überhaupt nicht gut, das sah man auch aus hundert Metern Entfernung. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen und auf seinen Wangen sah man noch Spuren von Tränen.

„Draco, Draco", flüsterte ich und kniete mich neben ihn.

„Er kann Sie nicht hören, Mister Potter", sagte Madame Pomfrey, die unbemerkt hinter mich getreten war. Sie schien all ihre Selbstkontrolle, von der gestern nichts mehr übriggeblieben war, wieder gewonnen zu haben. Ich drehte mich wieder zu Draco.

„Wie lang hat Professor Snape noch Zeit, bis er das Gegenmittel haben muss?", fragte ich leise. Ich wollte es eigentlich nicht wissen. Ich wollte nicht hören, wie wenig Zeit Draco noch blieb, bevor er verloren war. Tränen traten mir in die Augen, doch ich wischte sie weg. Ich wollte nicht vor Madame Pomfrey weinen.

„Noch acht Stunden", sagte sie, seufzte und ging wieder, denn ich hörte, wie sich Schritte entfernten.

Ich dachte daran, dass heute Montag war und ich eigentlich in den Unterricht musste, doch ich wusste, dass man mich nur mit Gewalt aus dem Krankenflügel zerren könnte. Ich wollte so viel Zeit mit Draco verbringen wie möglich, denn ich glaubte kaum daran, dass Snape rechtzeitig ein Gegenmittel finden würde, auch wenn ich es hoffen wollte.

Was Draco gerade wohl träumte? Das hörte sich irgendwie einfach nur neugierig an, doch ich machte mir ernsthafte Sorgen um ihn. Ich wusste, wie schlimm Alpträume waren, da ich selbst schon genug davon gehabt hatte.

„Alles wird gut", flüsterte ich ihm zu und nahm seine Hand in meine. Sie war noch kälter als gestern und schien, genau wie er, noch blasser als normal zu sein. Als würde ihm alles Leben entzogen werden. Ich spürte wie eine Träne meine Wange hinabrann, doch diesmal hinderte ich sie nicht. Ich hätte nicht gekonnt, selbst wenn ich gewollt hätte.

Irgendwann hörte ich, wie sich die Türen zum Krankenflügel öffneten. Ich hob den Kopf, in der Hoffnung es wäre Snape mit einem Gegenmittel, obwohl ich zugleich wusste, dass er es nicht war. Ich hatte Recht, doch dafür waren es Ron und Hermine und ... hinter ihnen kamen zwei schwarzhaarige Gestalten herein, die sich fast unauffällig in eine Ecke stellten, als versuchten sie mit der Wand zu verschmelzen.

Hermine und Ron stürzten auf mich und umarmten mich sofort. Ich war froh, dass sie hier waren und umarmte sie zurück, wobei ich Dracos Hand aber nicht losließ.

„Harry, geht es dir gut? Wir haben mitbekommen, was passiert ist", fragte Hermine besorgt. Ich gab mir Mühe zu nicken, doch wir wussten alle, dass sich die Frage von selbst beantwortete und dass ich log, als ich versuchte zu nicken.

Hermine umarmte mich gleich noch einmal, während Ron Draco nachdenklich betrachtete.

„Er ist also wirklich in einen unendlichen Alptraum-Schlaf gefallen?", fragte er. Ich nickte, als sich Hermine von mir gelöst hatte.

„Ist das nicht so wie in einem von diesen Mugglemärchen, Hermine? Wie hieß es? Dornröschen?"

Hermine nickte. „Ja, aber wie soll uns das weiterhelfen?"

Ron kratzte sich am Kopf. „Ihr wisst doch, wie Dornröschen wieder aus ihrem Schlaf erwacht ist. Tja, also, was wäre, wenn das jetzt auch bei Malfoy funktionieren könnte?"

Seine Stimme - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt