Kapitel 2

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<Draco>

Potter sah irgendwie süß aus, wie er wütend mit Weasley über das Spielfeld davonstapfte. Kaum hatte ich es gedacht, schüttelte ich den Kopf. Potter und süß in einem Satz OHNE Verneinung? Da wäre es wohl eher wahr, wenn ich behaupten würde, dass ich einen Frosch küssen wollte!

Blöderweise fiel mir kein Spruch mehr ein, den ich ihm noch hinterherrufen konnte, um ihn zu ärgern, also blieb ich einfach auf meinem Besen sitzen und beobachtete die beiden Gryffindors dabei, wie sie in der Entfernung immer kleiner wurden. Sobald sie außer Sichtweite waren und ich noch eine Weile gewartet hatte, flog auch ich zu den Umkleiden. Ich wollte ihm dort nicht begegnen, weil das dann doch etwas auffällig gewesen wäre, weil er ja (hoffentlich) glaubte, dass ich ursprünglich genau wie er nur hatte trainieren wollen und das dann einfach so ein vorteilhafter Zufall gewesen war, dass wir uns getroffen hatten und ich ihn hatte ärgern können, doch wenn ich ehrlich war, war ich eigentlich nur zum Quidditch Feld gekommen, weil ich gesehen hatte, wie Potter und Weasley sich auf den Weg dorthin gemacht hatten.

Ich zog mich schnell um und rannte fast schon zum Schloss, gespannt auf die nächste Gelegenheit, die sich bot, Potter zu ärgern.

Es war fast schon unheimlich, wie oft ich in letzter Zeit seine Nähe suchte. Für einen winzigen Augenblick hatte ich den Verdacht, ich wäre verliebt, doch ich verdrängte ihn sofort, ehe ich ihn auch nur zu Ende hatte denken können.

Meine Familie würde das nie akzeptieren, wäre es wahr gewesen, dafür waren wir viel zu stolze, reinblütige Slytherins, aber wie kam ich überhaupt auf den Gedanken, dass ich in Potter verliebt war? Meine Güte, er war mein Erzfeind, wer konnte es mir da also schon verübeln, wenn ich hin und wieder gezwungen war, einen Gedanken an ihn zu verschwenden.

Trotzdem verfolgte ich diesen Gedanken noch etwas länger und mir fiel auf, dass ich Potter immerhin so viel lassen, musste, dass er halbblütig war und ich ihn am Anfang der ersten Klasse genau wie alle anderen Kinder aufgrund seiner Berühmtheit unfassbar cool gefunden hatte. Da war ich aber noch ein dummes Kind gewesen und überhaupt zählte Halbblut nicht, wenn seine Mutter ein Schlammblut gewesen war. Dann konnte auch er nicht mehr wert sein als sie. Ein wertloses Stück Schlamm.

Ich bemerkte, dass ich etwas gehetzt aussah, weil ich mich genau so fühlte, und richtete schnell meine kühle, zuvorkommende und etwas arrogante Maske, die ich nur im Schlaf oder wenn ich allein war, auch nur annähernd anfing abzusetzen. Vater und Mutter wären schockiert, wenn sie hören würden, dass ich nicht wirklich vollkommene Kontrolle über mich hatte und nicht durchgehend die Maske tragen konnte, die mir in die Wiege gelegt worden war. Wir, als angesehene Familie, konnten es uns nicht leisten, dass wir unseren Ruf verloren, also tat ich auch alles, was dafür nötig war. Ich konnte eine Enttäuschung sein, solang die Welt nichts davon erfuhr.

Ich beeilte mich, durch das Schloss zu kommen, denn ich wollte so viel Kontakt mit Weihnachten wie möglich vermeiden. Ich hasste das Fest, die Liebe, die an diesem Tag alle zeigten. Damit konnte ich nichts anfangen. Wofür hatte man sich denn eine kühle Maske gemacht, wenn man sie dann doch einmal im Jahr ablegen sollte? Es war vermutlich klar, dass ich keiner von diesen Menschen sein würde, die an dem Tag fröhlich und friedlich wären, denn meine Familie konnte sich das nicht erlauben.

Ich lief am Klassenzimmer für Zaubertränke vorbei und verschwand in unserem Slytherin Gemeinschaftsraum. Dort kam mir sofort ein schwarzer Haarschopf entgegengerannt und flog mir um den Hals. Es war Pansy, meine beste Freundin. Ich rollte mit den Augen und schob sie von mir. Sie machte sich nichts daraus, denn sie kannte das schon. Sie kannte ja mich auch schon seit fünf Jahren. „Wo warst du?", wollte sie wissen.

Ich grinste.

„Potter ärgern", sagte ich und lachte. Pansy stimmte in mein Lachen mit ein und schüttelte dabei ihre kurzen, schwarzen Haare, aber sie lachte zu lang und es wurde nervig und ich gab ihr einen Kniff in die Seite, der sie verstummen ließ, sodass auch ich aufhören konnte, ohne es von außen unangenehm aussehen zu lassen. Ich wusste nicht einmal selbst wieso ich so abrupt das Bedürfnis hatte, aufzuhören, schließlich hatten wir erst vor fünf Sekunden damit angefangen, aber etwas daran ändern, dass es so war, konnte mein Unverständnis nicht und ich wandte mich ab. Ich wollte ins Bett, denn irgendwie hatte ich die Nase von heute gehörig voll. Das lag wohl auf meinem Hass für Weihnachten begründet und vielleicht, nur ein kleines bisschen, lag es mal wieder an Potter.

Ich wusste es schon lange, aber ich hätte es nie vor irgendjemandem zugegeben.

Ich war eifersüchtig auf ihn.

Eifersüchtig auf Potter, weil er der Auserwählte war und nicht ich. Ich verdiente das viel mehr. Ich war viel mächtiger als Potter! Er würde unter dem Druck, der ihm noch entgegenkommen würde, nicht standhalten und einfach zusammenbrechen.

Ich dachte mit Absicht nicht daran, dass auch ich nicht dem Druck standhalten konnte, der mir entgegenkam, seit ich mich erinnern konnte und wenn ich jetzt schon nicht klarkam, ich als Auserwählter kläglich scheitern würde.

Pansy war im Gemeinschaftsraum zurückgeblieben und ich ließ mich auf mein Bett fallen und war froh, dass niemand außer mir verrückt genug war jetzt schon schlafen zugehen. Ich dachte darüber nach, vielleicht doch noch zum Abendessen zu gehen, entschied mich aber dagegen. Ich hatte keine Lust.

Wie launisch von mir, schoss es mir durch den Kopf. Seit wann ließ ich mich von meinen Launen leiten?! Für einen Slytherin gab es nur eine Laune: kühl und stolz auf sein reines Blut.

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now