Kapitel 26

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<26. Draco P.O.V.>

Es war wirklich lustig gewesen Ron dabei zuzusehen, wie er gewartet hatte, bis Hermine die Karte zu Ende gelesen hatte. Manchmal zeigte sich der Malfoy in mir doch wieder, aber ich war auch sicher, dass Harry es ebenfalls lustig gefunden hatte.

Ich klappte mein Schulbuch zu. Endlich war ich fertig mit den Hausaufgaben. Weihnachten rückte langsam aber sicher immer näher und es schien so, als versuchten die Lehrer uns gerade jetzt besonders viel in den Kopf zu drücken, auch wenn allen bekannt war, dass so kurz vor Weihnachten am wenigsten gearbeitet werden konnte. Es war fast so, als schaltete sich der Kopf in dieser Zeit aus.

Ich blickte mich im Gemeinschaftsraum um. Die Reaktionen der anderen Slytherins waren nicht ganz so schlimm ausgefallen, wie erwartet. Sie ließen mich hauptsächlich in Ruhe, aber ich sah sie heimlich die Köpfe zusammenstecken und tuscheln. Mir war klar, dass sie über mich lästerten, aber angesichts dessen, wer mein Vater war, trauten sie sich nicht laut etwas zu sagen.

Ich seufzte. Ich wollte nicht akzeptiert werden, weil die anderen Angst vor meinem Vater und meiner restlichen Familie hatten, sondern weil ich so war, wie ich war. Allerdings schienen es einige Slytherins auch ganz normal zu finden, dass ich mit Harry, Hermine und Ron befreundet war. Überwiegend waren das die Jüngeren, da sie nicht mehr ganz so viel von dem alten Hass zu halten schienen und nach ihrem eigenen Kopf lebten, der so etwas auch zuließ.

Pansy, die neben mir auf einem anderen Sessel saß, hob den Kopf. „Du bist schon fertig?", fragte sie. Sie schien kaum noch überrascht zu sein, denn so war es jeden Tag. Ich war fertig und sie hatte gerade erst angefangen.

Ich nickte und räkelte mich. „Ich gehe spazieren", sagte ich und wollte aufstehen, als mir ihr skeptischer Blick auffiel. Ach ja, richtig.

„Keine Sorge, dieses Mal passiert mir nichts", versprach ich ihr und fing an mich anzuziehen. Pansy schaute zwar immer noch beunruhigt, oder so in der Art, aber sie hinderte mich nicht daran den Gemeinschaftsraum zu verlassen. Ich lief durch Hogwarts mit gesenktem Kopf. Das war eigentlich so gar nicht das, was ich auch jetzt noch tun würde, aber heute hatte ich das Gefühl, ich würde mich den Scharfschützen, die kein Ziel verfehlten, auf dem Silbertablett anbieten, wenn ich nach oben schaute.

Um mich herum glitzerte es und ich war mir ziemlich sicher, dass morgen schon die Christbäume in der Großen Halle stehen würden, doch ich achtete nicht sonderlich darauf. Ich musste wissen, ob er vielleicht auch da war.

Ich wäre zwar auch so zu meinem inzwischen nicht mehr ganz so geheimen Platz gegangen, um die Sterne zu beobachten, aber es wäre noch besser, wenn Harry auch schon da war und vielleicht auf mich wartete. Aber wieso sollte er dort sein? Er hatte bestimmt selbst genug zu tun, mit seinen eigenen Hausaufgaben und wenn ich daran dachte, dass ich ihn erst Letztens grob von dort verjagt hatte, auch wenn wir da noch Feinde gewesen waren, glaubte er bestimmt, dass ich dort lieber allein und ungestört war. Das stimmte ja eigentlich auch, aber Harry war seit Neustem immer die Ausnahme. Egal wo und egal wann.

Es verursachte ein glückliches Kribbeln bei mir im Bauch, als ich an ihn dachte. Ich spürte, wie sich ein kleines, aber ehrliches Lächeln auf meine Lippen schlich, als ich nach draußen trat. Ich lief durch den knirschenden Schnee, die Sterne erleuchteten meinen Weg.

„Na endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!", rief plötzlich jemand vor mir. Ich hob den Kopf und mein Herz blieb ganz kurz stehen.

„Harry, was machst du denn hier?", fragte ich.

„Ich war mir ziemlich sicher, dass du heute wieder hier bist. Irgend so ein Gefühl, also bin ich auch hierhergekommen und ich habe was mitgebracht, damit du nicht schon wieder fast erfrierst." Er lächelte und hielt eine Decke hoch. Er selbst saß auf einem Fleck Erde, der auf wundersame Weise vom Schnee befreit war.

Ich lachte. „Ist ja süß, dass du dir Gedanken um mich machst", rutschte es mir heraus, bevor ich das noch einmal gründlich hatte überdenken können. Harry lächelte immer noch, doch ich sah einen Hauch Rot auf seinen Wangen.

Ich setzte mich zu ihm und er legte mir die Decke um die Schultern. Zwar war ein großer Löwe darauf, aber für Harry würde ich das ertragen.

Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Nachthimmel. Harry folgte meinem Blick. „Beobachtest du die Sterne?", fragte er. Ich nickte.

„Sie sind wunderschön, oder?", flüsterte ich leise. Der Vollmond glitzerte noch strahlender als sonst. Ob an Vollmond wohl Wunder geschehen konnten? Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, dass mir das einmal jemand erzählt hatte.

Seine Stimme - DrarryWhere stories live. Discover now