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Fallons P.o.V.

Ich hielt mich zurück als die Türklingel durch das ganze Haus schallte. Mein Vater warf mir einen Blick zu, der mir so viel sagen sollte, dass ich mich gefälligst benehmen solle. Darauf konnte ich nur die Augen rollen, immerhin war ich nicht diejenige, die nach Streit suchte
Tür schwangen auf und einige Bedienstete stellten sich sofort aus dem Weg an den Rand. 
"Aloisius", begrüßte eine tiefe Stimme meinen Vater, der ihm mit einem steifen Lächeln sofort entgegen trat. Ich konnte darüber nur den Kopf schüttelten. Es stand sich eine jahrhundert lange Feindschaft zwischen ihnen und trotzdem konnten sie die Höflichkeiten nicht lassen. 
"Gregor, vielen Dank für die Einladung." Mr DeLaurant machte eine abwinkende Kopfbewegung.
Sein Blick flog zu mir. "Fallon", bei meinem Namen zuckte ich zusammen, "schön dich Willkommen heißen zu können." Ich nickte und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. Naja, zumindest versuchte ich es halbwegs. Es war Tradition, dass sich einmal im Monat die Familien trafen und zusammen speisten - als Zeichen des lang währigen Friedens. Normalerweise hätte ich auch dieses mal dankend und mit einem breiten Lächeln abgelehnt, doch mein Vater bestand darauf. Ich war immerhin achzehn Jahre alt und somit reif genug für diesen Schwachsinn, der auf einer bloßen Lüge basierte. "Bitte, tretet ein." Sicherlich war das Anwesen der DeLauants älter als unseres, doch es erblüte in seinem vollen Glanz - die Bediensten leisteten volle Arbeit das prächtige Haus vor einem Zerfall zu bewahren. 
Mir nahm jemand die Jacke ab und brachte mich in den Essbereich. Früher hatte ich immer Angst vor diesem riesigen Gebäude, es sah aus der Ferne mit seiner dunklen Fassade und den riesigen Fenstern wirklich einschüchternd aus, doch mittlerweile hatten sich meine Bedenken gelegt. Das hieß allerdings nicht, dass meine Bedenken bezüglich der DeLaurants auch verschwunden waren. "Danke." Eine der Bediensteten brachte mich zu einem Stuhl, neben dem ich stand. Aus der Tür traten Eleonor, Mrs DeLaurant, sowie Ryan, der älteste Sohn und damit das zukünftige Oberhaupt. Sie hießen mich herzlich willkommen, was mir total fremd erschien. Die beiden waren nicht im Ansatz so wie die anderen DeLaurants. Sie behandelten einen mit Respekt, was ich sehr schätzte. Es traten zwei gleich aussehende Jungs in den Raum, die mich keineswegs beachteten. Wahre DeLauants eben. 
Als nächstes folgte Cayden. Er sah wirklich förmlich mit seinem straffen Anzug aus, der ihm auf das Maß genau passte. Etwas, dass man nicht häufig sah. Normalerweise hätte ich auch nicht auf seine Klamotten geachtet, da ich die Letzte war, die so etwas beurteilen würde. Doch heute wirkte er irgendwie sehr erwachsen und reif. Zu meinem Überraschen. Seine Augen hielten meinem Blick stand. Ich hatte das Gefühl, das sie mir etwas sagen wollten, doch der Auftritt unserer Väter ließ den Kontakt abbrechen. Zuerst setzten sich die obersten Mitglieder am Kopfende, dann duften auch wir Platz nehmen. Eine Regel, die für meinen Geschmack total veraltet war, aber das waren alle Vorschriften. 
Zwischen unseren Familien lagen mindestens zwei Plätze Abstand. Nicht sehr fortschriftlich. Keine Sekunde später trafen die Bediensteten ein und stellten uns jegliche, erdenkliche Speise auf den Tisch. Alles zusammen würde wahrscheinlich zwei ganze Footballteams sättigen. Ich sah zu meinem Vater, der ebenfalls überfordert schien, doch er fasste sich gleich wieder. Wir begannen also in einer bedrückenden Stille zu essen. Genau aus diesen Gründen würde ich niemals freiwillig mitkommen. Es lag eine Anspannung in der Luft, die keiner bändigen konnte. 
"Fallon", sagte jemand meinen Namen. Ich wandte den Kopf ganz langsam nach links. Gregor DeLaurant höchst persönlich sprach mich an. Ich lächelte ihm zu. "Wie kommt es, dass du uns heute mit deiner Anwesenheitbeehrest? So weit ich weiß, warst du bei keinem dieser Treffen."
Sollte ich ihm wirklich die Wahrheit sagen? Ich spürte den Blick meines Vaters in meinem Nacken. "Ich begrüße eine lang währige Freundschaft zwischen unseren Hausständen", log ich. "Es wird an der Zeit, meinen Verpflichtungen nachzugehen. Finden Sie nicht?" 
Mr DeLaurant nickte anerkennend und wandte den Blick zu seinem mittleren Sohn. "Cayden, du könntest dir ein Beispiel nehmen." Ich unterdrückte ein Grinsen, was mir nicht gelang. Cayden sah von seinem Teller auf und warf mir einen kurzen Blick zu. Ich zwinkerte ihm unauffällig zu, was ihm fast zum Lachen brachte. "Du hast recht, Vater", räusperte er sich schnell und blickte erneut auf seinen Teller. Ab dem Moment war das Eis gebrochen. Unsere Väter unterhielten sich prächtig mteinander. Ab und zu steuerten Eleonore und Ryan etwas hinzu. Grundsätzlich ging es wie immer um's Geschäft. Ein anderes Thema verband uns nicht mit einander. 
Plötzlich ging die Tür auf und Harvey kam aufgebracht herein. "Onkel, ich muss dich -", begann er, doch als er sah, dass Mr DeLaurant nicht alleine war, hielt er inne. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich gerade verpetzten wollte. Sein Blick verriet es mir deutlich. Er wollte mir vermutlich dasselbe blaue Auge verpassen, wie ich ihm zu getragen hatte. Er sah wirklich grauenvoll aus. Sein linkes Auge war komplett geschwollen und leuchtete in lila-blau Tönen. 
"Harvey, was ist mit dir passiert?", fragte Mrs DeLaurant entsetzt, doch Harvey schwieg. Er konnte nicht einfach die Wahrheit erzählen. Nicht, wenn ich anwesend war. 
"Ein Unfall", murmelte er etwas zwischen zusammengepressten Zähnen, allerdings verstand ich ihn prächtig. Ich konnte nichts gegen mein Lächeln tun. Mein Vater warf mir einen Blick zu, den ich jedoch strikt ignorierte. 
"Setz' dich und iss mit uns", bot Mr DeLaurant seinem Neffen an, doch dieser schüttelte nur langsam den Kopf ohne mich aus den Augen lassen. "Ich habe noch etwas zu erledigen." Harvey wandte sich bereits zum gehen, doch die nächste Frage hielt ihn auf. "Ihr solltet zu unserer Party kommen", schlug Mrs DeLaurant vor. 
Eine Party? Und dann noch bei den DeLaurants? Ich passe.
Mein Vater nickte freudig. "Ich bin mir sicher, sie wird großartig." Entsetzt warf ich ihm einen Blick zu. Meinte er das ernst? Hoffentlich würde ich nicht mitkommen müssen. 
Harveys Körper verkrampfte sich bei diesem Vorschlag. Ich konnte mir vorstellen, dass er nicht sonderlich begeistert davon war, wie die Cunnighams sich unter vielen Leuten auf dem ihrem Anwesen herumtreiben würden. Er verließ ohne ein weiteres Wort den Saal. 
"Nun gut. Ich denke, wir sind sowieso fertig mit dem Vergnügen und sollten uns der Arbeit widmen", schlug Mr DeLaurant vor, doch es war ganz sicher keine Bitte. 
"Fallon, wie wäre es, wenn-", begann Mrs DeLaurant, aber Cayden unterbrach sie sofort. "Fallon bat mich, ihr das Haus ein wenig zu zeigen." 
"Ach ja?", murmelte ich etwas unverständlich. Als Cayden mir einen vielsagenden Blick zu warf, nickte ich eifrig. "Ja, stimmt. Ihr Anwesen ist wirklich wundervoll. Ich würde gerne die vielen Zimmer sehen. 
"Nun, dann sind ja alle versorgt", klatschte Mr DeLaurant laut in die Hände und alle flüchteten in anderer Richtungen. Cayden zog mich in einen langen Flur. Er sah sich kurz um, und als er bemerkte, dass wir alleine waren, entließ der die Luft aus seinen Lungen. 
"Ich hasse diese Abende", flüsterte er und ich stimmte ihn zu. 
"Auch wenn das mein erster Abend seit langem ist, hatte ich definitv genug." Nach einer Weile der Stille lächelte Cayden neben mir auf. "'Du begrüßt eine lang währige Freundschaft und willst deinen Verpflichtungen nach kommen?' Was besseres ist dir nicht eingefallen?" 
Ich schmunzelte und zuckte dabei mit meinen Schultern. "Ich war in dem Moment einfach nicht darauf vorbereitet, dass Gregor DeLaurant ein Schwätzchen mit mir abhalten wollen würde." Cayden rollte mit seinen Augen, aber beließ es dabei. "Also", meinte ich und sah ihn von der Seite an. "Was gibt es Neues?" 
Cayden holte aus deiner Hosentasche einen zusammengeknüllten Zettel raus. "Ich habe Harvey einige Tage beobachtet. Er bekam häufig irgendwelche Anrufe, die sehr ernst klangen." Ich runzelte die Stirn und nahm im das Stück Papier aus der Hand. Es war ein Notizzettel, die durch eine Bleistiftschrafur ein Code freilegte. Cayden hatte versteckte Talente, die mich sichtlich überraschten. "GA50?", fragte ich. Er zuckte die Schultern. "Vielleicht bedeutet es auch gar nichts, vielleicht ist es jedoch wichtig. Mir ist außerdem aufgefallen, dass er immer ein kleines Notizbuch benutzt."
"Wir müssen uns dieses Buch anschauen", flüsterte ich und er nickte. "Wir können allerdings unmöglich ohne triftigen Grund in sein Zimmer." Cayden schien nachzudenken, bis er auf eine Idee kam. "Wir werden uns nicht hereinschleichen müssen. Die Party ist perfekt dafür." 
Ich seufzte tief auf. Dieses Ereignis wollte ich mir eigentlich definitiv entgehen lassen, doch wie es scheint hatte ich nun andere Pläne. Cayden sah sich nochmals um. "Ich habe auch mitbekommen, wie er sich mit jemanden verabredet hat", wisperte er und ich hielt inne. "Wir müssen ihm folgen." 
"Etwa eine Undercover-Spionage?" Cayden verzog das Gesicht. Sicherlich war es für ihn nicht gerade angenehm, seinen eigenen Verwandten nachzuspionieren, doch er hatte mir geschworen, dass ihn das nicht aufhalten würde. 
"In Ordnung", stimmte er schließlich zu, obwohl sein Gesicht etwas anderes sagte.

Forbidden loveWhere stories live. Discover now