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Caydens P.o.V.

Als ich den Raum betrat, saßen bereits alle geordnet in einer Reihe. Ich verstand nicht, wieso sie so scharf auf diese Familiensitzung waren. Ich hasste sie. Es hieß, dass schon wieder irgendjemand etwas gegen die Regeln getan hatte - und im schlimmsten Fall endete es damit, dass alle bestraft wurden.
Ich setzte mich neben Ryan und Lexi. Auch wenn Lexi nicht offiziell Teil unserer Familie war, gehörte sie doch zu uns. Ihre Familie ist seit Jahren ein guter und treuer Geschäftspartner, a
ußerdem war Lexi meine beste Freundin, das heißt, sie würde auf meinem Wunsch eh an diesem reizenden Familientreffen teilnehmen dürfen.
Mein Vater kam in den Raum und alle erhoben sich, alle bis auf die Zwillinge, die mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren.
"Setzt euch", befahl er in einem strengen Ton. So wie ich es anders nicht von ihm kannte. "Ich möchte gleich zur Sache kommen und ich denke ihr wisst, worum es sich handelt."
Ich sah zu Harvey, der mit den Augenbrauen wackelte. Ich grinste ihn kurz an. Harvey war die Sorte von Typ, der man sogar den größten Mist vezeihen konnte. Er schaffte es innerhalb von drei Sekunden jemanden von etwas zu überzeugen, dass er gar nicht wollte. Ich konnte das nicht. Vielleicht reichte diese Art von Charm auch nur für einen DeLaurant.
"Harvey, möchtest du uns etwas mitteilen?" Mein Vater blickte zu ihm rüber, doch mein Cousin zuckte lediglich mit den Schultern. An seiner Stelle hätte jeder noch so gefährliche Mann Angst vor meinem Vater gehabt, doch Harvey war das vollkommen gleichgültig. Entweder hatte er Todessehnsucht, oder er führte etwas im Schilde.
"Sag' es uns, Onkel."
Mein Vater schüttelte unmerklich den Kopf und sah durch die Runde bis sein Blick bei mir stehen blieb. "Cayden, du hast gegen die Regeln verstoßen. Wieder einmal." Ich zuckte zusammen und sah ihn sprachlos an. "Was soll er getan haben?", fragte Ryan neben mir nach. Ryan war mein vier Jahre älterer Bruder und der Inbegriff von gutem Benehmen - etwas, dass ich nie gut drauf hatte. Wenn jemand meinen Vater zur Vernunft bringen konnte, dann er.
"Gestern nachmittags gab es einem Kampf zwischen deinem Bruder und der Tochter von Aloisius Cunnigham." Ich sah zu Harvey rüber, der sich vor Lachen fast in die Hose machte. Diese fiese Ratte ...
"Cayden, gibt es etwas, dass du uns mitteilen möchtest?" Die Blicke meiner Familie erstreckte sich von Mitleid über Reue bishin zur Langeweile und Belustigung. Ich sah zu meinem Bruder und runzelte die Stirn.
"Ich war das nicht, es war Harvey." "Andere zu beschuldigen, ist nicht cool, Cousin", entgegnete Harvey spitz bübisch. Sein Lächeln verriet ihn, doch mein Vater war zu blind und zu fest entschlossen, dass der Schuldige sein Sohn war, um zu bemerken, dass sein Neffe der Übeltäter war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mein Vater nichts anderes von mir erwartete, als eine Prügelei mit einer Cunnigham.
"Das ist ein Scherz, oder?", fragte ich ungläubig nach. "Diese Wunde in Harveys Gesicht ist von dieser Cunnigham."
Harvey griff sich ans Herz und setzte einen betroffenen Gesichtsausdruck auf. "Ich hatte sie mir gestern bei duschen zugezogen. Frag' Anastasia." Ich legte meine Stirn tiefer in Falten. "Deine Bedienstete?"
Harvey grinste mich an und nickte. "Sie hat mir beim einseifen geholfen", zwinkerte er voller Charm.
Ryan blinzelte neben mir und Lexi biss sich auf die Unterlippe, um nicht loszulachen. Unglaublich, wie frei er über sein Liebesleben hier in unserer Familienrunde sprechen und sie dabei alle hervorragend anlügen konnte. Vor allem da unserer Familie viel an ihren Ruf lag, da war eine Affäre mit einer Angestellten alles andere als förderlich. Meine Tante sah zu ihrem Sohn und schüttelte enttäuscht den Kopf, doch mehr auch nicht.
Mein Vater räusperte sich. "Cayden, wir haben etliche Zeugen, die den Vorfall bestätigen. Sie sagen immer wieder, dass ein DeLaurant mit einer Cunnigham gekämpft hat."
"Nur, dass ich dieser DeLaurant nicht war."
Ryan sah mich an und schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht, dass er es war. Wieso sollte er sich gegen eine Cunnigham auflehnen?" Ich war froh, dass wenigstens einer in meiner Familie an meine Unschuld glaubte - so viel zu Familienzusammenhalt.
"Sie ist eine Cunnigham, das ist ja wohl grund genug", warf Harvey ein und jemand stimmte zu.
"Wieso tut Cayden überhaupt etwas? Ihr wisst alle, dass seit Jahrzehnten ein Frienden zwischen unserer Familie herrscht. Dieser soll nicht durch die Ignoranz eines unerwachsenen Mannes zerstört werden." Etwas, dass ich seit Jahren in dieser Familie gelernt hatte, war, dass man niemanden hinter sich stehen hatte, wenn es hart auf hart kam. Mein Vater wollte sich noch nicht einmal umstimmen lassen. Wenn seine Meinung über eine Sache fest war, dann konnte man ihn nicht umstimmen - und das machte mich rasend.
"Ich möchte jetzt alleine mit meinem Sohn sprechen." Seine Tonlage sagte mir, wie ernst die Angelegenheit zwischen uns war. Alle standen auf und ließen mich mit meinem Vater alleine. Er erhob sich, holte sich eines der glänzenden Whiskeygläser und goss sich die braune Flüssigkeit ein. Ich stand vor ihm und blieb ruhig. Ich wusste, dass ich mich mit jedem weiteren Wort tiefer in die Scheiße reiten würde, also war es besser still zu bleiben.
Er setzte das Glas an seine Lippen und kippte die Flüssigkeit in einem Zug runter. Ich sah ihn weiter an ohne ein einziges Wort zu sagen. "Vater, ich-", begann ich, doch er schlug mir gegen die Wange, mein Gesicht zur Seite flog. "Sei still, wenn dich niemand bittet, zu reden."
Ich befeuchtete meine Lippe und schmeckte Blut. Automatisch verzog ich angewidert mein Gesicht.
"Ich habe euch andauernd gesagt, wie wichtig es ist, dass der Frieden weiter besteht. Ich habe es dir oft genug gesagt, Cayden." Ich biss die Zähne zusammen und hielt seinem Blick stand. "Ich wollte nur einmal, dass du meinen Anweisung folgst und die Regeln nicht missachtest, aber anscheinend ist das zu viel verlangt." Er schien auf eine Antwort zu warten, doch ich sagte immernoch kein Wort. Ich wusste, dass es besser war, ihn seine Macht und Überlegenheit  präsentieren zu lassen, als mich gegen ihn aufzulehnen. "Es ist nicht das erste Mal, dass du dich in Schwierigkeiten wieder findest und du dich hier vor mir rechtfertigen musst." Es stimmte zwar, dass ich ab und zu die Regeln nicht ganz befolgt hatte, doch wer tat das nicht? Manche Vorschriften sind dazu da, um gebrochen zu werden. Jeder machte es - jeder, außer meine Eltern.
"Ich habe es satt, immer wieder die Verantwortung für dein Benehmen übernehmen zu müssen. Du bist verdammte neunzehn Jahre alt, Cayden. Du bist erwachsen und solltest dich dementsprechend auch verhalten." Ich weiß, es klingt unhöflich, wenn ich das sage, aber diese Standpauken, die er vor mir immer und immer wieder hielt, ließen mich absolut kalt. Ich würde immer wieder die Regeln brechen, unabhängig davon, ob ich gestern gegen diese Cunnigham gekämpft hatte oder nicht. Vielleicht wäre alles anders, wenn ich ein anderes Verhältnis zu meiner Familie, zu meinem Vater hätte, aber wir lebten nun einmal in einer Welt, in der Macht alles war.
"Zwanzig extra Stunden Training für dich, nach Hallenschluss. Wenn du nicht auftauchst, überlege ich mir etwas anderes, bis du meine Befehle endlich in dein Schädel bekommen hast."
Das Training schien für mich wie eine Art Segen zu sein, ich würde meiner Familie und ganz besonders meinem Vater aus dem Weg gehen können.
Ich nickte und wollte bereits den Raum verlassen, als er micht am Arm festhielt. "Du hälst dich fern von Fallon Cunnigham, haben wir uns verstanden?" Ich runzelte die Stirn, nickte jedoch. Der würde ich keine drei Meter näher kommen. Sie war verrückt. Eine hinterhältige Görre, die keinen Anstand besaß. Mit diesem Befehl ließ er mich schließlich gehen.

Forbidden loveWhere stories live. Discover now