Kapitel 62

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Ziemlich genau eine Stunde später hatte sich meine Klasse vor der Jugendherberge versammelt.

Nachdem auch der letzte dann endlich gekommen war, marschierten wir in einem wirren Haufen von Schülern los.

David hatte mir ja heute morgen versprochen, dass er mir all die Informationen mitteilte, die ich am Abend zuvor verpasst hatte. Das hatte er tatsächlich noch gemacht, während ich meine Tasche mit allem nötigen für heute gepackt hatte, da wir ja etwas länger weg waren.

Jedenfalls hatte ich erfahren, dass wir heute einen kleinen Teil von London besichtigen würden, die nächsten Tage dann den Rest. Natürlich guckten wir uns nicht nur die wichtigsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten an, sondern so ziemlich alles und dabei lernten wir auch noch etwas über die Vergangenheit Englands, insbesondere Londons, weil der andere Lehrer ein Geschichtslehrer war, wie wir alle mit Bedauern festgestellt hatten. Mal ehrlich, auf einer Klassenfahrt musste man nicht unbedingt auch noch lernen. Aber so würde das bestimmt lustig fertig. Man beachte die Ironie. Dafür wurden uns aber auch ein paar freie Tage für uns versprochen.

Ich war echt froh, dass Davids Freunde mich so gut aufnahmen, denn irgendwie hatte bei Leah und Hope scheinbar letztere die führende Rolle übernommen und somit war ich schon fast vergessen. Leah konnte ich von der dreier Gruppe auch noch zu meinen Freunden zählen, Amy sowieso, aber Hope nicht wirklich. Also wir hatten nichts gegeneinander, aber richtige Freunde waren wir eben auch nicht. Stattdessen lief ich jetzt wenn auch etwas abseits neben Kyle her. David lief in der Mitte der Jungs und somit waren zwischen uns zwei Personen Abstand, was mir mehr als Recht war. Er hatte mich heute Morgen genug verwirrt und überfordert.

Der Haufen an Schülern lief irgendwo hin und da Davids Freunde, er selbst und ich die hintersten waren, liefen wir einfach hinterher.

Irgendwann kamen wir vor dem Big Ben zu stehen. Es hatte einen gewissen Fußmarsch und auch eine Fahrt in einem der berühmten roten Doppeldeckerbusse gebraucht, bis wir angekommen waren. Aber es hatte sich gelohnt, diese Sehenswürdigkeit Londons musste man einfach einmal gesehen haben. Ich war bis jetzt nur einmal als kleines Kind mit meinen Eltern in London gewesen, daran erinnerte ich mich aber auch kaum mehr.

Zuerst erzählte uns der Geschichtslehrer eine Menge über den Turm, aber es hörte niemand so Recht zu.

Rein gehen konnten wir leider nicht, deswegen blieb es dabei, dass wir noch Fotos machen durften, was mehr Zeit beanspruchte als die Lehrer wahrscheinlich erwartet hätten.

Ich schoss mit meinem Handy einige Bilder vom Big Ben. Da ich ihn aber nie ganz auf ein Bild bekam, trat ich einen Schritt zurück.

Dabei stieß ich natürlich ausgerechnet in den einen vergeblich gemiedenen Mitschüler.

"Soll ich ein Foto mit dir und dem Big Ben machen?" fragte mich David, der nun aufmerksam auf mich geworden war.

Zuerst wollte ich ablehnen, nickte dann aber doch noch zustimmend, eine schöne Erinnerung war es ja doch immer.

David lächelte leicht und schob mich sachte ein bisschen weg von ihm.

"Lächeln!" sagte er zu mir, während er sein eigenes Handy in die Hand nahm und es so positionierte, dass er wahrscheinlich mich und den Turm darauf bekam.

Da David selbst so lieb lächelte, musste ich es irgendwie auch tun, was sich gut für das Foto traf, mir aber weniger gefiel. Nur weil er lächelte, musste ich das doch nicht auch tun!

Kurz darauf war er scheinbar fertig, denn er steckte sein Handy wieder ein und drehte sich dann zurück zu seinen Freunden um, die nichts davon mitbekommen hatten.

My Best Friends BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt