4| Date? Nein, Danke

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»Geh mit mir aus.« Erschrocken fahre ich zusammen und knalle den Kopf gegen die offene Spindtür an. »Fuck«, stöhne ich und reibe sanft auf die pochende Stelle. Genervt drehe ich mich um und sehe Livian, der mit einer selbstbewussten Haltung vor mir steht und mich auslacht. Arschloch. »Was hast du gesagt?« Verwirrt runzele ich die Stirn und sehe ihn prüfend an, da ich seine Frage eben komplett ausgeblendet habe. »Geh mit mir aus«, wiederholt er grinsend. Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf. »Kannst du vergessen, Manchester.«

Er lehnt sich an meine Spindtür und mustert für eine Weile mein Gesicht. Ich seufze und lege meine Hand vors Gesicht. Ich hasse es, wenn mir Leute zu lange ins Gesicht sehen. »Such dir was anderes aus«, sage ich gleichgültig und greife nach meinem schwarzen Hefter im Spind. »Du könntest mir ja. .« Er öffnet seinen Gürtel und zieht langsam den Reißverschluss seiner Hose runter. Die Augen aufreißend drehe ich mich um und fuchtle wie wild mit den Händen rum.

»Ew, nein!«, kreische ich schon fast hysterisch, was ihn laut auflachen lässt. Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Oh Gott. Die anderen Schüler sehen verwirrt zu uns. »Zieh deinen beschissenen Gürtel wieder an!«, fauche ich und halte mir beschämt die Hände vors Gesicht. Er schüttelt weiterhin stur den Kopf, das dämliche Grinsen verlässt seine Mundwinkel nicht.

»Ist ja gut! Ich geh mit dir aus, zieh einfach deinen verdammten Gürtel wieder an.« Er hebt jubelnd die Arme in die Luft und zieht seinen Gürtel wieder an. »Hat mich gefreut, Sommersprosse«, zwinkert er mir zu und läuft die Treppen nach oben, um in den Unterricht zu gehen. »Mich nicht, Idiot«, murmle ich leise und drücke den Hefter an meine Brust, ehe ich mich ebenfalls zum Unterricht begebe.

 Was zur Hölle war das?

• • •

»Schwesterherz!«, schreit Dorian glücklich, als ich die Tür geöffnet habe. »Hey kleiner Mann«, grinse ich und hebe ihn hoch, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. »Wo ist Mom?«, frage ich und stelle ihn wieder auf den Boden ab.

Er zuckt mit den Schultern. »MOM!« Sofort halte ich mir die Ohren zu. Für einen Zwerg hat er ein ziemlich lautes Organ. Als keine Antwort ertönt, sage ich ihm, dass sie vermutlich gerade im Garten ist und ihre Kopfhörer in den Ohren stecken hat. »Bist du hungrig?« Er schüttelt den Kopf und setzt sich auf die Couch im Wohnzimmer hin. Ohne mich eines Blickes zu würdigen nimmt er sein Comic vom kleinen Tisch neben der Couch und blättert dann auf irgendeine Seite.

Das war mein Stichwort zu verschwinden. Ich laufe die Treppen nach oben zu meinem Zimmer und ziehe mich um. Nachdem ich auch erfolgreich die Reste von meiner Wimperntusche entfernt habe, betrachte ich mich zufrieden im Spiegel.

Meine grünen Augen haben irgendwie keinen Glanz mehr, meine braunhaarigen Locken hängen schlaff bis zu meinen Unterarmen. Ich verziehe das Gesicht, als ich den ganzen Spliss sehe. Ich sollte mir wirklich mal die Haare schneiden. Mein Blick fällt auf meine leichten Sommersprossen auf der Nase, weshalb ich unwillkürlich lächeln muss. Ihm sind sie sofort aufgefallen, während andere vielleicht mehrmals hinschauen mussten. 

Zugegeben, sein Kosename ist nicht ganz so schlimm. Okay, das reicht.

»Avi, Novalie ist da!«, schreit Dorian laut und reißt mich aus meinen Gedanken, was mich aufzucken lässt. Verdammter Mist, warum bin ich so schreckhaft geworden? Ach ja, stimmt, weil sich Livian immer wie ein Psycho anschleicht. Ich runzele verwirrt die Stirn. Normalerweise kommt Nova einfach hoch. Mit schnellen Schritten laufe aus der Tür die Treppen nach unten und als ich sie sah, stockt mir der Atem. Ihre Haare sind unordentlich, ihre Augen schimmern leicht und ihre Hände zittern. Sie sieht mich zwar grinsend an, doch jeder normale Mensch würde erkennen, dass das nur eine Fassade ist. 

Ohne ein Wort zu sagen schließe ich sie in meine Arme und warte auf ihre Reaktion ab. Nach einer Weile fängt sie an zu schluchzen und klammert sich an mich. »Es ist okay. Komm mit«, sage ich leise und nehme ihre Hand in meine. Dorian sieht fragwürdig zu uns, doch ich winke nur ab und mache ihm deutlich, jetzt besser nichts zu sagen. Er nickt und sieht wieder auf sein Comic. Zusammen schlendern wir die Treppen nach oben in mein Zimmer. Sie setzt sich zuerst ins Bett, während ich die Tür hinter mir schließe und mich dann zu ihr geselle und sie abwartend ansehe.

»Mein Dad. . er ist wieder betrunken nach Hause gekommen. Diesmal hat ihn die Polizei hergebracht.« Ungläubig reiße ich die Augen auf, unterbreche sie jedoch nicht. »Meine Mom hat ihn gefragt, wo das Geld sei, das er heute verdient habe, doch er hat nur beschämt zur Seite geschaut. Er hat wieder gespielt, Aviola. . « Frustriert legt sie ihren Kopf auf meine Schulter ab und spielt mit den Fäden meiner Decke, die herausgucken. 

»Er zerstört unsere Familie. . er gibt alles aus. Wir haben Schulden, doch das interessiert ihn nicht. Ihm geht nur das Casino durch den Kopf. Es wär ihm sogar egal, wenn wir wegen ihm auf der Straße landen würden!«, schluchzt sie. »Ich weiß nicht was ich tun soll. Er lässt nicht mit sich reden, er ruiniert alles. Keine Ahnung, er ist so kalt geworden, verstehst du?« Ich nicke leicht mit dem Kopf und streiche ihr beruhigend über den Handrücken. Sie soll ihre Gedanken aussprechen.

»Manchmal habe ich das Gefühl, er würde das extra machen. Meine Mom ist am Ende, sie weiß nicht mehr weiter.« Als sie nichts mehr sagt, nehme ich ihr Gesicht in meine Hände und sehe ihr tief in die Augen. »Du und deine Mom, ihr seid wundervolle Personen. Ihr seid so unglaublich stark. Ich würde dir ja sagen, dass es besser wird, doch das wird es nicht. Ich möchte dich nicht belügen, aber solange ihr nichts dagegen unternimmt, wird sich die Situation auch nicht bessern. Irgendwann wird er verstehen, was er angestellt hat, doch da wird es schon zu spät sein. Ihr müsst eure Kraft sammeln und ihn rausschmeißen, Nova. Er wird nur weiterhin Probleme bereiten und bleibt eine Last für euch. Er zieht euch mit runter, versteht du? Vielleicht müsst ihr auch erst allesamt fallen um wieder aufzustehen, denn wer fällt und wieder aufsteht, besitzt mehr Stärke als jemand, der noch nie im Dreck gelegen hat.«

Sprachlos starrt sie mich an, ehe sie mir schluchzend in die Arme fällt. »Ich bin dir so dankbar. Ich liebe dich, Arschlocke.« Ich muss leicht lachen, obwohl die Situation alles andere als lustig ist. »Ich dich auch, Pissbirne.« 

Sie werden das durchstehen, ich weiß es einfach.

Weird LoveTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang