»Hey.« Erschrocken drehe ich mich um und halte mir meine Hand vor die Brust. »Verdammte Scheiße, hör auf damit!« Ich gestikuliere wie wild mit meinen Händen. »Womit?«, fragt er belustigt. Oh ja, dass findet der Herr lustig. »Hör auf dich ständig anzuschleichen! Ich kriege immer einen halben Herzinfarkt.«
Seine Mundwinkel heben sich leicht. »Ich warte nach der Schule auf dem Parkplatz auf dich. Wenn du zu spät kommst, fahre ich ohne dich.« Ich verdrehe die Augen und fange an zu grinsen. »Dann komme ich am besten gar nicht!«, rufe ich erfreut. Er schüttelt den Kopf und nähert sich gefährlich meinem Gesicht. Ach du meine Güte.
Ich schlucke mehrmals und befeuchte meine Lippen. Er ist mir schon so nah, ich kann sein Atem auf meinem Gesicht spüren. Mein Mund ist wie auf Knopfdruck so unglaublich trocken und rau. »Glaub mir, du wirst kommen«, haucht er und kommt mir noch näher. Mein Atem setzt für eine Sekunde aus. »Nach diesem Date wirst du an mir kleben wollen.«
Natürlich muss dieser Penner alles zerstören. Was habe ich auch erwartet? Es ist nunmal Livian. »Nach diesem Date werde ich dich verbrennen wollen.« Er entfernt sich lachend von mir. »Man sieht sich später, Sommersprosse.« Ich schüttel schmunzelnd den Kopf. »Hoffentlich nicht«, rufe ich ihm nach.
Das kann ja mal was werden.
• • •
Ich schalte meine Playlist an. Als das Lied Sun comes up ertönt, schließe ich entspannt die Augen. Ich stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und laufe den Weg nach Hause. Bei dem Gedanken, wie Livian draußen vor dem Parkplatz auf mich wartet, fange ich an zu grinsen. Ich höre nicht gerne auf andere, schon gar nicht, wenn man mir Befehle erteilt.
Meine Musik wurde von einer Nachricht unterbrochen. Welche Nachricht ist wichtiger als meine Musik? Ich verdrehe die Augen und öffne die Nachricht. Ich runzele die Stirn, denn die Nummer ist nicht eingespeichert.
»Du Hexe, ich wusste ich hätte dich einfach mitschleifen sollen.« - Unbekannter Hübschling. 14:36.
Ich verdrehe schmunzelnd die Augen. So ein Idiot.
»Entschuldige, kennen wir uns?« - Wundervolle Hexe. 14:37.
»Oh ja, sogar ziemlich gut. Erinnerst du dich nicht an mich? Du hast mir jahrelang verträumt hinterher geschaut.« - Unbekannter Hübschling.14:39.
Pah, wers' glaubt! Da würde ich lieber Dünnschiss anstarren.
»Ich glaube jetzt bist du derjenige, der zu viel träumt.« - Wundervolle Hexe. 14:41.
Ich packe mein Handy wieder in meine Jackentasche und sehe mich auf den Straßen um, ehe ich die Kreuzung überquere.
Zuhause angekommen werde ich -wie immer eigentlich- von Dorian überrumpelt. »AVI!« Ich fange an zu lachen und kneife ihm in seine pummeligen Backen. Die haben wir Beide eindeutig von unserer Mutter. »Hey Kleiner.« Ich wuschel ihm durch die Haare und sehe mich im Wohnzimmer um.
Auf der Couch liegt Mum. Dunkle Augenringe zieren ihr herzförmiges Gesicht. »Wann ist sie gestern schlafen gegangen?«, frage ich Dorian angespannt. Er zuckt mit den Schultern und sieht mich traurig an. »Sie ist so erschöpft nach Hause gekommen. Ich wollte ihr helfen, aber ich kann nicht kochen.« Er lächelt mich leicht beschämt an.
»Keine Sorge, du hast alles richtig gemacht.« Ich hänge meine Jacke auf und ziehe meine Schuhe aus. Vorsichtig laufe ich zu Mum und mustere ihr Gesicht. Ein komisches Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Sie hat gesagt, sie müsse nur noch diesen Tag so lange arbeiten.
Ich gebe ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und ziehe die Decke über ihre Schultern. »Bald ist es vorbei«, flüstere ich und entferne mich von ihr. Ich ziehe mich in meinem Zimmer um und bereite etwas zum Essen vor.
»Dorian?«, frage ich und stupse ihn leicht an der Schulter an. »Hm?« Er sieht von seinem Marvel Comic hoch und sieht fragend zu mir. »Was willst du essen? Kein Spaghetti!« Er verzieht beleidigt das Gesicht und sieht wieder auf sein Comic. »Lasagne«, murmelt er leise. Ich nicke lachend und küsse ihn auf den Kopf.
Ich lege die Teller und das Besteck auf dem Esstisch. Dorian und ich setzen uns auf die Stühle und essen schweigend. »Warum arbeitet Mama so lange?« Ich halte in meiner Bewegung inne und sehe langsam zu ihm hoch. »Das ist nur vorübergehend.« Er schüttelt den Kopf und nickt in Mums Richtung.
»Sie ist seit einer Woche jeden Tag erschöpft nach Hause gekommen. Ich bin vielleicht klein, aber nicht blöd.« Ich verschlucke mich beinahe an der Lasagne. Manchmal spricht er so, als wäre er der Erwachsene und ich das Kind. »Das ist nicht mehr so. Heute war es das letzte Mal. Und jetzt iss deine Lasagne weiter, sonst wird sie noch kalt.«
Er verdreht die Augen und isst schweigend weiter. Ich hasse dieses Thema so unglaublich sehr. Es ist nicht das erste mal vorgekommen, dass mich Dorian wegen Mums Gesundheit angesprochen hat. Einmal ist sie nicht nach Hause gekommen, weil sie den ganzen Tag im Büro arbeiten musste.
Es ist das letzte mal gewesen, sie hat es mir versprochen.

DU LIEST GERADE
Weird Love
Humor*ABGESCHLOSSEN* [Diese Geschichte wird bearbeitet, wenn sie fertig geschrieben ist. Möglicherweise Logik- &' Rechtschreibfehler vorhanden.] »Alles okay, Sommersprosse?« Ich verdrehe wegen dem Kosenamen genervt die Augen und stöhne auf, als er mich a...