Sherlock - Das Spiel des Todes

By Hela96

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Als die junge Polizistin Evelyn Headley nach London zieht, nimmt ihr Leben eine unerwartete Wendung. Sie trif... More

Willkommen in London
Der neue Partner
Die erste Begegnung
Sherlock Holmes
Eine geheimnisvolle Botschaft
Adresse 221b Baker Street
Der Mann im Schatten
Von Erzfeinden und Verdächtigen
Ohne Sherlock lebt sich's länger
Auf den Spuren der Wahrheit
Die Gebrüder Holmes
Alles Böse kommt von oben
Bonnie und Clyde
Wer einmal lügt...
Nur über meine Leiche
Mensch, Evelyn...ärgere dich nicht!
Wahrheit oder Pflicht
Wer nicht hören kann, muss fühlen!
Das Märchen von Django
Showtime für Mycroft
Game over
An Tagen wie diesen
Jäger und Gejagte
Eine schicksalshafte Begegnung
Das wahre Gesicht
Jim Moriarty
Das große Spiel
Rettung in letzter Sekunde
Audienz bei Queen Mycroft
Fifty Shades of Adler
Codewort: "Vatikanische Kameen"
Operation: ,,Die Frau"
Ein Mord als Weihnachtsgeschenk
Sünder und Heilige
Hinter der Wahrheit
I am SHERLOCKED
Die Frau in Schwarz
Unter Verdacht
Auf eigene Faust
Falsches Spiel
Gegen jede Regel
Mit Knall und Fall
Rache ist süß!
Ein Tag wie jeder andere
Geburtstag mit Hindernissen
Schein und Sein
Femme fatal
Wer Wind sät...
...wird Sturm ernten!
Carpe Diem
Wiedersehen macht Feinde
Das Spiel um Lug und Trug
Schuldig oder nicht? Das ist hier die Frage!
Im Namen der Gerechtigkeit
Der Reichenbachfall
Freier Fall
Geister der Vergangenheit
Die Last der Erinnerung
Rückkehr einer Legende
Die Rückkehr und die Fragen
Feuer und Flamme
Alles auf Anfang
Bombenstimmung
Verliebt, verlobt,...
Hochzeit mit Hindernissen
Böses Erwachen
Der Racheengel
In der Falle
Tödliche Wahl
Die Hochzeit
Wendepunkte
Wunder geschehen immer wieder
Der Domino-Effekt
Die dunkle Seite
Wahrheit tut weh
Weihnachten alla Holmes
Sein letzter Schwur
Vergiss mein nicht
Die Rückkehr von Moriarty
Die sechs Thatchers
Das Geheimnis von A.G.R.A.
Tag der Abrechnung
Leb wohl, Mary Watson!
Tribute des Lebens
Altes Fieber
Der lügende Detektiv
Der Fall Dr. Watson
Freunde fürs Leben
Schatten der Vergangenheit
Das Versprechen
Überraschender Besuch
Der Maskenball
Spurlos verschwunden
Von ganzem Herzen
Vertrauter Feind
Das Price-Vermächtnis
Im Angesicht des Feindes
Dem Tode geweiht
Das Spiel des Todes
Das Opfer
Abschied von Evelyn
Auferstanden von den Toten
Auf den Spuren meines Bruders
Tote kehren nicht zurück
Das verlorene Mädchen
Im Angesicht der Wahrheit
Totgesagte leben länger
Die Schatten werden länger
Der Preis der Freiheit
Carpe Noctem
Die Last der Schuld
Kein Weg zurück
Die Rückkehr
Mit harten Bandagen
Vincent schlägt zurück
Wo ist Evelyn?
Alles aus Liebe
Auf Leben und Tod
Endlich vereint!
Alle Zeit der Welt
Aus den Augen, aus dem Sinn
Lieb Schwesterlein mein
Eine Gruselshow für Mycroft
Die geheime Schwester
Ein Wind aus dem Osten
Eurus
Vom Regen in die Traufe
Mitten ins Herz
Das letzte Problem
Es ist, was es ist
Für immer und ewig
Von Glücksbringern und Traditionen
Die Holmes-Hochzeit
Epilog

Schuld und Sühne

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By Hela96

Schuld und Sühne

Evelyn PoV

Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster, nachdem John und Alicia vor einer Stunde gegangen waren. Noch immer fühlte ich mich etwas unsicher und wusste nicht wirklich, wie ich mich verhalten sollte. Denn, obwohl ich mich in der Baker Street früher immer zu Hause gefühlt hatte, so war mir dieser Ort nach einem Jahr der Abwesenheit fremd und ich hatte das eigenartige Gefühl, fehl am Platz zu sein.
Aber noch etwas ging mir durch den Kopf. Denn Alicia war noch einmal zu mir gekommen und in einem Gespräch unter vier Augen hatte sie mich inständig darum gebeten, nicht wieder einen Alleingang zu starten, durch den ich England und sie alle verlassen müsste. Und sie hatte mir noch offenbart, dass Sherlock sich das vergangene Jahr so sehr isoliert und keinen Fall bearbeitet hatte, dass ein neuer Rückschlag ihn an den Abgrund treiben könnte. Und das wollte ich natürlich keinesfalls riskieren. Obwohl es für mich immer noch schwer zu glauben war, dass Sherlock sich nur wegen mir so anders verhalten hatte.

,,Evelyn!"

Die Stimme von Sherlock holte mich in die Wirklichkeit zurück und ich senkte den Blick. Einerseits war ich froh, dass er nach Paris gekommen war und mich gefunden hatte, denn immerhin hatte es uns zusammengebracht, aber nun hatte ich wieder das Gefühl, dass meine Rückkehr nach England ein schwerer Fehler gewesen war.

,,Was ist?", wollte er nun wissen und musterte mich prüfend, während ich ihn niedergeschlagen ansah.

,,Ich sollte nicht hier sein!"

,,Doch, das solltest du. Hier und nirgendwo anders. Evelyn, du gehörst hierher. Das ist dein zu Hause.", brachte Sherlock hervor, jedoch schüttelte ich kaum merklich den Kopf.

,,Das WAR mein zu Hause, Sherlock. Ich mag vielleicht am Leben sein, aber hier in England bin ich offiziell gestorben. Hier bin ich tot und es gibt nichts, was das ändern kann."

Ich wandte meinen Blick von Sherlock ab und wusste einfach nicht, wie ich mich momentan verhalten sollte. Es war alles unglaublich viel und die Tatsache, dass Vincent irgendwo da draußen war, jagte mir eine Heidenangst ein. Sherlock schien meine Gedanken zu lesen, denn er kam auf mich zu und warf mir einen entschlossenen Blick zu.

,,Wir werden ihn aufhalten, Evelyn. Dieses Mal...wird er nicht gewinnen. Er wird für seine Taten bezahlen und wenn ich ihn eigenhändig ausschalten muss."

Skeptisch sah ich ihn an und blieb misstrauisch. Sherlock schien sich seiner Sache ja sehr sicher zu sein und ich wollte ihm glauben. Wollte glauben, dass es alles so einfach war und uns nichts passieren konnte, aber das wäre zu schön um wahr zu sein. Und ich konnte nicht ruhig bleiben, solange Vincent eine Bedrohung für meine Freunde darstellte.

,,Und was, wenn etwas schief geht?", sagte ich, als Sherlock auf einmal meine Arme umfasste und mich eindringlich ansah.

,,Es wird nichts schief gehen, Evelyn. Dieses Mal sind wir vorbereitet und ich werde nicht zulassen, dass Vincent dir noch einmal zu nahe kommt."

Ich hoffte inständig, dass er Recht hatte und alles gut werden würde. Dass wir Vincent besiegen würden und somit das Grauen endlich ein Ende haben würde. Aber es würde unglaublich schwer werden und meine Furcht, Sherlock oder die anderen zu verlieren...die war einfach zu groß. Niedergeschlagen wandte ich meinen Blick von Sherlock ab und wollte mich ihm entziehen, aber er ließ es nicht zu und hielt mich fest.

,,Es wird gut gehen, Evelyn. Ich weiß es!", sagte er und ich warf ihm einen skeptischen Blick zu.

,,Und woher?"

,,Ich bin Sherlock Holmes! Oder hast du das etwa vergessen?", entgegnete er mit einem Lächeln und nun seufzte ich.

,,Wie könnte ich? Du erinnerst mich bei jeder möglichen Gelegenheit daran."

,,Eine erforderliche Notwendigkeit, wenn du immer solche Zweifel an den Tag legst.", murmelte Sherlock, während er meine Arme wieder losließ und nun musste ich selbst etwas schmunzeln.

Sherlock hatte sich so sehr verändert. Vorher hatte ich es nicht wirklich gesehen oder ich hatte es nur nicht sehen wollen, da ich mich gegen meine Gefühle für ihn gewehrt hatte. Nun aber ließ ich sie zu, obwohl meine Angst um ihn ins Unermessliche stieg, wenn ich nur an meinen Bruder dachte, der Sherlock sofort umbringen würde, sollte er von meinem Überleben erfahren.
Aber nicht nur Sherlock hatte sich verändert. Seit ich vor einem Jahr fortgegangen war, hatte sich in London viel getan und ich war immer noch etwas erstaunt über die ganzen neuen Entwicklungen.

,,Es ist...ziemlich viel passiert hier. Ich meine...Molly ist weg...Alicia und John sind zusammen und bekommen ein Baby...1 Jahr ist eine lange Zeit.", brachte ich hervor und Sherlock nickte kaum merklich.

,,In der Tat...das ist es."

Ich bemerkte, wie Sherlock mich nun auf geheimnisvolle Art musterte, was mich etwas irritierte. Normalerweise konnte ich seine Blicke inzwischen ja ganz gut deuten, aber dieser hier war neu. Es sah fast so aus, als wollte er mich keine Sekunde lang aus den Augen lassen. Fast so, als würde er befürchten, dass ich mich in Luft auflösen würde, wenn er mal für eine Sekunde nicht hinsah.

,,Was ist los, Sherlock?", wollte ich wissen, aber natürlich stellte er sich unwissend.

,,Was soll sein?"

,,Du hast während des Fluges heute und der Fahrt hierher kaum ein Wort gesagt. Erst, als wir hier angekommen sind und du siehst mich immer so an.", sagte ich und Sherlocks Blick wurde nun ausdruckslos.

,,Was hätte ich denn sagen sollen?"

,,Keine Ahnung...", setzte ich an und ging auf und ab, ehe ich ihn auffordernd ansah und schließlich meine Gedanken offenbarte. ,,irgendwas! Schrei mich an...sei wütend auf mich oder hass mich.", äußerte ich, aber Sherlock zeigte weiterhin keine Reaktion.

,,Warum sollte ich das tun?"

,,Weil du allen Grund dazu hättest.", platzte es aus mir heraus und nun legte sich ein Schatten über mein Gesicht. ,,Ich habe dich gehasst. Damals, als wir alle dachten, du wärst...ich habe dich dafür verflucht, dass du gesprungen bist und ich habe dich dafür gehasst, weil du uns verlassen hast...weil ich dich in jeder einzelnen Sekunde schrecklich vermisst habe. Ich habe mir unendlich oft gewünscht, dass du zurückkommen würdest und als genau das passiert ist, da war ich wütend auf dich, weil du uns 2 Jahre in dem Glauben gelassen hast, du wärst tot. Du bist zurückgekommen und ich war so sauer auf dich, aber jetzt...ich habe euch genau das Gleiche angetan. Du hast also jedes Recht, wütend auf mich zu sein und mich anzuschreien."

Ich sah Sherlock fast schon verzweifelt an, denn ich konnte einfach nicht glauben, dass er das alles so hinnahm. Dass er es einfach so akzeptierte, das konnte ich kaum glauben und ich fragte mich, ob er mich wohl jetzt anschreien oder wütend werden würde. Aber Sherlock tat nichts dergleichen, sondern sah mich nur ruhig an und schüttelte dann nur kaum merklich den Kopf.

,,Das werde ich aber nicht."

,,Warum nicht?", brachte ich irritiert hervor, als der Blick von Sherlock nun weicher wurde und eine Spur von Schmerz offenbarte.

,,Weil...ich einfach nur froh bin, dass du lebst. Das letzte Jahr...es war...nicht einfach."

Sherlock senkte den Blick und ich konnte ihm nun ansehen, dass es ihm wirklich zugesetzt hatte. Er hatte darunter gelitten, dass ich ein Jahr lang für ihn und alle anderen tot gewesen war und mir wurde schmerzlich bewusst, was ich ihm angetan hatte. Ich hatte ihm dasselbe Leid zugefügt, welches er mir einst zugefügt hatte. Und nun erklärte es natürlich auch, warum er sich in dem letzten Jahr so verhalten hatte, wie Mycroft und Alicia es geschildert hatten.

,,Alicia sagte, du hast keinen Fall mehr bearbeitet seit...", setzte ich an, sprach es aber nicht aus, sondern sah Sherlock nur schuldbewusst an. ,,Stimmt das?"

,,Ja!"

,,Warum nicht?", äußerte ich und Sherlock offenbarte mir zum ersten Mal seine wohl tiefsten Gedanken und Gefühle.

,,Du warst weg. Wir alle haben geglaubt, du wärst tot. Ich konnte nicht...es war...nicht dasselbe...ohne dich."

Er sah mich niedergeschlagen an und ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Es tat mir in der Seele weh, ihn so zu sehen und ich bereute zum ersten Mal wahrhaftig, dass ich meinen Tod vorgetäuscht hätte. Ich hätte gleich danach zu ihm gehen und ihm offenbaren müssen, dass ich am Leben war. Aber ich konnte es nicht mehr ungeschehen machen und ich würde damit leben müssen.

,,Es tut mir leid, Sherlock.", erwiderte ich schließlich, aber er schüttelte nur den Kopf.

,,Das muss es nicht. Du bist am Leben...alles andere ist unwichtig."

,,Aber ich habe euch alle im Stich gelassen.", widersprach ich, woraufhin er sich mir wieder näherte und sich bemühte, zuversichtlich zu wirken.

,,Du hast getan, was du für das Richtige gehalten hast. Und ich darf dir am wenigsten Vorwürfe machen. Ich habe dich damals auch durch die Hölle geschickt und sogar ein Jahr länger, als du es getan hast."

Sherlock versuchte anscheinend, mir meine Schuldgefühle zu nehmen, aber es gelang ihm nicht. Noch immer fühlte ich mich schlecht wegen dem, was ich getan hatte und das entging Sherlock nicht, weswegen er nun wieder einen entschlossenen Gesichtsausdruck annahm und die niedergeschlagene Stimmung zerschlagen wollte.

,,Es ist, was es ist. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern...die Zukunft dafür schon. Konzentrieren wir uns lieber darauf, wie wir Vincent aufhalten wollen. Alles andere wäre nur Zeitverschwendung und führt uns zu nichts.", sagte er und ich nickte kaum merklich.

,,Da hast du wohl Recht."

,,Natürlich hab ich das.", entgegnete er und ich lächelte nun ein wenig, ehe ich Sherlock bittend ansah.

,,Tust du mir einen Gefallen?"

,,Welchen?", wollte er wissen und ich sah ihn vielsagend an, da ich schon ahnte, wie er reagieren würde.

,,Versöhne dich mit Mycroft."

Sofort spannte Sherlock sich an und verdrehte die Augen. Sherlock war also immer noch sauer auf Mycroft. Zwar konnte ich es ja verstehen, aber das konnte doch nicht bis in alle Ewigkeit zwischen ihnen stehen.

,,Bitte, Sherlock! Er hat nur das getan, was ich von ihm verlangt habe. Er wollte es nicht tun...aber ich habe ihm keine Wahl gelassen. Du bedeutest ihm mehr, als du denkst und mehr, als er jemals zugeben würde. Aber er ist dein Bruder...ein Teil deiner Familie und du könntest ihn schneller verlieren, als dir bewusst ist. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche.", bat ich ihn und er sah mich etwas missmutig an.

,,Von mir aus kann er machen, was er will. Aber ich habe wohl keine andere Wahl, als wieder mit ihm zu reden. Denn ich befürchte, er ist der Einzige, der uns dabei helfen kann, Vincent ein für alle Mal zur Strecke zu bringen."

,,Dann wirst du dich also mit ihm vertragen?", hakte ich nach und Sherlock seufzte.

,,Nennen wir es eher einen Waffenstillstand. Alles andere...wird sich klären, wenn es an der Zeit ist."

Wahrscheinlich hätte ich mit Sherlock noch stundenlang darüber debattieren können, was nun das Richtige war und was nicht, aber er hätte die Diskussion am Ende ohnehin gewonnen. Und ich spürte langsam, wie sich die Erschöpfung der Reise und der vergangenen Wochen zu mir durchkämpfte. Vorher hatte ich gar nicht an ruhigen Schlaf denken können, denn dafür hatte ich mich nicht sicher genug gefühlt.
Aber jetzt, wo ich bei Sherlock war, fühlte ich mich etwas sicherer. Ich wusste, dass er niemals zulassen würde, dass mir etwas passierte und solange ich in London offiziell für tot galt, würde Vincent mich hier auch nicht so schnell finden. Aber ich hoffte immer noch inständig, dass er an meinen Tod glaubte und keinen Verdacht geschöpft hatte.

,,Du bist müde.", stellte Sherlock fest und ich leugnete es gar nicht erst.

,,Naja, du weißt ja wie das ist. Die Jagd nach Verbrechern und Undercover-Missionen erfordern viel Energie."

,,Dann gehen wir besser schlafen. Wir werden morgen einen Plan bezüglich deines Bruders entwickeln.", beschloss Sherlock und ich nickte zustimmend.

,,Dann kann ich ja im ehemaligen Zimmer von John schlafen."

,,Wieso solltest du das tun?", entgegnete Sherlock und als ich ihn perplex ansah, seufzte er. ,,Evelyn, wir haben schon in einem Bett geschlafen. Es gibt also nichts, was dagegen spricht, dass du bei mir schläfst."

,,Findest du nicht, dass das alles etwas schnell geht, Sherlock? Vielleicht sollten wir einen Gang runter schalten."

,,Dafür", setzte er an und streckte mir nun seine rechte Hand entgegen. ,,Ist es längst zu spät."

Er sah mich abwartend an und schließlich gab ich nach. Es würde nichts bringen mit ihm zu diskutieren und irgendwie hatte er ja auch Recht. In Paris hatten wir schließlich auch alle Vorsätze davon geworfen und der einzige Unterschied war, dass wir uns jetzt in London befanden. Also ergriff ich die Hand von Sherlock und wir gingen in sein Schlafzimmer, wo ich mich kurz umsah.
Das letzte Mal, als ich diesen Raum betreten hatte, war ich auf der Suche nach Sherlock, John und Alicia gewesen. Aber zu der Zeit waren sie längst in den Fängen meines Bruders gewesen und ich hatte nichts tun können, um das zu verhindern.

,,Ich bin gleich wieder da.", sagte Sherlock und verschwand im Flur, woraufhin ich allein zurückblieb.

Die letzten Tage hatten mein ganzes Leben förmlich auf den Kopf gestellt und ich fragte mich, wie es nun weitergehen sollte. Aber ich wollte auch nicht die ganze Zeit mit Angst und Schuldgefühlen verbringen, weshalb ich mir meine Sachen nahm und kurz ins Badezimmer ging, ehe ich umgezogen zurückkam. Und als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte, hatte Sherlock bereits seinen Anzug gegen den Schlafanzug getauscht und legte gerade sein Handy beiseite.

,,Ich habe nochmal mit John telefoniert. Er und Alicia kommen morgen gegen 10 Uhr. Dann werden wir uns mit Mycroft in Verbindung setzen und nach einem Weg suchen, um Vincent aufzuspüren.", erklärte er mir, da mir die Frage ins Gesicht geschrieben zu stehen schien und ich nickte.

,,Okay."

Zwar war ich noch immer etwas skeptisch, ob wir uns das nicht zu einfach vorstellten, aber ich wollte den Worten von Sherlock Glauben schenken. Und er schien wirklich überzeugt davon zu sein, dass es uns gelingen würde, denn er sah mich zuversichtlich an.

,,Vertrau mir, Evelyn. Es wird alles gut und schon bald, musst du dich nicht mehr verstecken. Aber darum kümmern wir uns morgen, einverstanden?"

Ich nickte, ehe ich mich schließlich ins Bett legte und Sherlock legte sich neben mich. Kaum, dass ich zugedeckt war, legte Sherlock auf einmal seinen rechten Arm um mich und zog mich zu sich, sodass ich seinen Atem im Nacken spüren konnte.
Und obwohl es immer noch eigenartig war, dass Sherlock dieses neue Verhalten an den Tag legte, so fühlte ich mich gleich viel sicherer und ich war froh, dass er bei mir war. Langsam schloss ich die Augen und mit der Gewissheit, dass Sherlock bei mir war, schlief ich langsam ein.

***

,,Das Spiel des Todes hat begonnen, Clarissa! Und es gibt nichts, womit du es aufhalten kannst. Beende es! Löse das Rätsel und rette deine Freunde. Oder sieh zu, wie sie vor deinen Augen sterben.", rief Vincent triumphierend aus und ich warf einen verzweifelten Blick auf meine Freunde.

Sie würden sterben! Vincent würde sie alle vor meinen Augen töten, wenn ich mich nicht an seine Regeln hielt und sein Spiel zu Ende spielte. Und ich wusste bereits in diesem einen Moment, dass dieses Spiel für mich tödlich enden würde.

,,Die Zeit läuft, Clarissa! Und keine Tricks! Sonst werde ich jeden Einzelnen töten, den du liebst. Ich werde sie dir nehmen...bis niemand mehr übrig ist. Nur noch du und ich!"

Ich riss die Augen auf und zuckte zusammen, ehe ich mich hektisch umsah. Zu meiner großen Erleichterung stellte ich jedoch fest, dass ich mich immer noch in der Baker Street in London befand und genauer gesagt, im Schlafzimmer von Sherlock.
Jener lag neben mir und hatte immer noch seinen Arm um mich gelegt, weswegen ich mich nicht zu hektisch bewegte. Ich wollte Sherlock nicht wecken, denn es kam schon selten vor, dass er schlief und noch seltener, dass er eine ganze Nacht in seinem Bett verbrachte.
Ich schlüpfte langsam unter seinem Arm hindurch und stand auf, ehe ich aus dem Schlafzimmer ging und Richtung Wohnzimmer schlich.

Es war immer noch ein seltsames Gefühl wieder hier zu sein und ich verspürte nach wie vor das unbewusste Gefühl von Panik. Es war nicht sicher in London und ich bereute wieder, dass Sherlock mich zur Rückkehr hatte überreden können. Es war ein Fehler gewesen und wer wusste, was passieren würde, wenn Vincent hinter die Wahrheit kam?

,,Wenn du dich davonschleichen willst, solltest du vorsichtiger vorgehen.", ertönte auf einmal die Stimme von Sherlock hinter mir und ich fuhr erschrocken herum.

,,Sherlock...du hast mich erschreckt!"

Vorwurfsvoll sah ich ihn an, obwohl ich ja eigentlich dran gewöhnt sein musste, dass Sherlock sich lautlos anschleichen konnte. Nur hatte ich ja 1 Jahr weit entfernt von ihm gelebt und nun kam es mir vor, als müsste ich einige Dinge aufs Neue kennenlernen.
Sherlock hingegen, schien relativ entspannt zu sein. Jedoch musterte er mich nachdenklich und versuchte offenbar mal wieder, meine Gedanken und Gefühle durchschauen zu können.

,,Du bist mir nach wie vor ein Rätsel!", stellte er fest und ich schmunzelte.

,,Was hast du erwartet? Dass sich das nach all der Zeit ändern würde?"

,,Möglicherweise! Aber offensichtlich ein Irrtum. Warum bist du wach?", fragte er schließlich, doch ich winkte ab.

,,Nicht so wichtig! Mir gehts gut."

Ich wollte an ihm vorbei, doch Sherlock stellte sich mir in den Weg und warf mir einen prüfenden Blick zu.

,,Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin und das hat sich bis heute nicht geändert.", sagte er und nachdem er mich noch einen Augenblick gemustert hatte, zog er seine Schlussfolgerung. ,,Es ist wegen Vincent! Du machst dir immer noch Sorgen, er könnte hinter die Wahrheit kommen."

,,Woher wusstest du das?"

,,Du fürchtest dich kaum vor etwas, aber wenn es um ihn geht, dann kann man dir die Furcht ansehen. Und gerade jetzt sehe ich sie auch."

Sherlock kam nun auf mich zu, aber ich wich zurück. Sofort blieb er stehen und versuchte anscheinend wieder, mich zu deduzieren. Aber ich ersparte ihm die Mühe und lieferte ihm die Erklärung.

,,Ich habe keine Angst um mich, Sherlock. Ich habe Angst um alle, die mir am Herzen liegen. Und vor allem...habe ich Angst um dich.", brachte ich hervor und als er nichts sagte, sah ich ihn verzweifelt an. ,,Ezra hatte Recht, weißt du. Als ich meine Gefühle für dich erkannt habe...da habe ich mich nicht gegen sie gewehrt, weil du so abweisend gegenüber Emotionen warst. Ich habe es getan, weil jeder, der mir wichtig ist, tot ist. Meine Eltern...William...selbst Tante Maggie! Sie alle sind tot...weil sie mir nahe standen. Für Vincent waren sie ein Hindernis und das bist du auch. Wenn er herausfindet, dass ich noch lebe...wenn er die Wahrheit erfährt...dann wird er sich an mir rächen. Und das wird er, indem er diejenigen tötet, die ich liebe. Wenn er dich tötet, Sherlock...dann wird das seine Rache sein. Und ich kann...dich nicht auch noch verlieren."

Ich sah Sherlock verzweifelt an und mir liefen Tränen über die Wangen. Zum ersten Mal hatte ich ihm gegenüber wahrlich die größte Angst ausgesprochen, die ich im Bezug auf Vincent verspürte. Keinen von meinen Freunden konnte ich verlieren, ohne daraufhin unendlich zu leiden. Aber wenn ich Sherlock verlieren würde...dann würde es mich nicht nur leiden lassen...es würde mich umbringen.
Sherlock schwieg und sah mich an, ehe er den Abstand zwischen uns überbrückte und seine Arme um mich legte. Ich ließ es zu, aber meine Angst blieb und auch die folgenden Worte von Sherlock, konnten sie mir nicht nehmen.

,,Das wirst du nicht...ich verspreche es!"

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