Sherlock - Das Spiel des Todes

By Hela96

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Als die junge Polizistin Evelyn Headley nach London zieht, nimmt ihr Leben eine unerwartete Wendung. Sie trif... More

Willkommen in London
Der neue Partner
Die erste Begegnung
Sherlock Holmes
Eine geheimnisvolle Botschaft
Adresse 221b Baker Street
Der Mann im Schatten
Von Erzfeinden und Verdächtigen
Ohne Sherlock lebt sich's länger
Auf den Spuren der Wahrheit
Die Gebrüder Holmes
Alles Böse kommt von oben
Bonnie und Clyde
Wer einmal lügt...
Nur über meine Leiche
Mensch, Evelyn...ärgere dich nicht!
Wahrheit oder Pflicht
Wer nicht hören kann, muss fühlen!
Das Märchen von Django
Showtime für Mycroft
Game over
An Tagen wie diesen
Jäger und Gejagte
Eine schicksalshafte Begegnung
Das wahre Gesicht
Jim Moriarty
Das große Spiel
Rettung in letzter Sekunde
Audienz bei Queen Mycroft
Fifty Shades of Adler
Codewort: "Vatikanische Kameen"
Operation: ,,Die Frau"
Ein Mord als Weihnachtsgeschenk
Sünder und Heilige
Hinter der Wahrheit
I am SHERLOCKED
Die Frau in Schwarz
Unter Verdacht
Auf eigene Faust
Falsches Spiel
Gegen jede Regel
Mit Knall und Fall
Rache ist süß!
Ein Tag wie jeder andere
Geburtstag mit Hindernissen
Schein und Sein
Femme fatal
Wer Wind sät...
...wird Sturm ernten!
Carpe Diem
Wiedersehen macht Feinde
Das Spiel um Lug und Trug
Schuldig oder nicht? Das ist hier die Frage!
Im Namen der Gerechtigkeit
Der Reichenbachfall
Freier Fall
Geister der Vergangenheit
Die Last der Erinnerung
Rückkehr einer Legende
Die Rückkehr und die Fragen
Feuer und Flamme
Alles auf Anfang
Bombenstimmung
Verliebt, verlobt,...
Hochzeit mit Hindernissen
Böses Erwachen
Der Racheengel
In der Falle
Tödliche Wahl
Die Hochzeit
Wendepunkte
Wunder geschehen immer wieder
Der Domino-Effekt
Die dunkle Seite
Wahrheit tut weh
Weihnachten alla Holmes
Sein letzter Schwur
Vergiss mein nicht
Die Rückkehr von Moriarty
Die sechs Thatchers
Das Geheimnis von A.G.R.A.
Leb wohl, Mary Watson!
Tribute des Lebens
Altes Fieber
Der lügende Detektiv
Der Fall Dr. Watson
Freunde fürs Leben
Schatten der Vergangenheit
Das Versprechen
Überraschender Besuch
Der Maskenball
Spurlos verschwunden
Von ganzem Herzen
Vertrauter Feind
Das Price-Vermächtnis
Im Angesicht des Feindes
Dem Tode geweiht
Das Spiel des Todes
Das Opfer
Abschied von Evelyn
Auferstanden von den Toten
Auf den Spuren meines Bruders
Tote kehren nicht zurück
Das verlorene Mädchen
Im Angesicht der Wahrheit
Totgesagte leben länger
Die Schatten werden länger
Der Preis der Freiheit
Carpe Noctem
Die Last der Schuld
Kein Weg zurück
Die Rückkehr
Schuld und Sühne
Mit harten Bandagen
Vincent schlägt zurück
Wo ist Evelyn?
Alles aus Liebe
Auf Leben und Tod
Endlich vereint!
Alle Zeit der Welt
Aus den Augen, aus dem Sinn
Lieb Schwesterlein mein
Eine Gruselshow für Mycroft
Die geheime Schwester
Ein Wind aus dem Osten
Eurus
Vom Regen in die Traufe
Mitten ins Herz
Das letzte Problem
Es ist, was es ist
Für immer und ewig
Von Glücksbringern und Traditionen
Die Holmes-Hochzeit
Epilog

Tag der Abrechnung

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By Hela96

Tag der Abrechnung

Ein paar Stunden später kümmerte sich John um Mary, die wegen dem Tod von Ajay immer noch unter Schock stand. Ich hatte Karim beim aufräumen geholfen und hörte, wie Sherlock gerade telefonierte.

,,Die englische Frau, mehr hat er nicht gehört. Er dachte natürlich, die meinen Mary.", sagte er und nach einer kurzen Pause sprach er weiter. ,,Nein! Das ist noch nicht vorbei. Ajay sagte, sie wurden verraten. Die Geiselnehmer haben von Agras Einsatz gewusst. Es gab nur eine Stimme am Telefon und dieses Codewort. Erinnerst du dich?"

Ah, es musste Mycroft sein, mit dem Sherlock telefonierte und offenbar versuchte er, neue Informationen einzuholen. Allerdings schien Sherlock seinem Bruder dieses Mal einen Schritt voraus zu sein.

,,Was macht dein Latein, Bruderherz? Ammo ammas amat! Nicht Ammo, wie in Ammoniak, sondern Amo und das heißt..."

Die Antwort blieb aus, denn Sherlock legte kurzer Hand auf. Für einen kurzen Moment dachte ich nach, aber Latein war nicht gerade meine Stärke und deshalb wollte mir die Übersetzung einfach nicht in den Sinn kommen. Ich konnte deshalb nur hoffen, dass Mycroft die Antwort darauf kannte und wusste, was nun diesbezüglich zu tun war.

Am nächsten Tag befanden wir uns auf dem Rückflug nach England. Mary und John schliefen beide, während ich neben Sherlock saß und aus dem Fenster starrte. Der Fall von Mary wühlte mich innerlich auf und ich fühlte mich irgendwie hilflos und fragte mich, wer bloß hinter dem Verrat an die Agenten von damals stecken konnte.

Ich spürte zwar, dass der Blick von Sherlock hin und wieder auf mir lag, aber ich ignorierte es. Unser Gespräch von gestern verfolgte mich immer noch und ich ärgerte mich, dass Sherlock mich nach wie vor förmlich um den Verstand brachte. Und gestern war ich fast versucht gewesen, ihm seine Frage ehrlich zu beantworten, aber hatte mich im letzten Moment noch beherrschen können. Denn, was ich auch für Sherlock empfand...davon durfte er nie etwas erfahren.

Zurück in London erklärte Sherlock mir, dass Lady Alicia Smallwood nun im Zentrum der Ermittlungen stand. Sie war eine von Mycrofts Kollegen und deshalb überließ ich es dem Bruder von Sherlock, sie zu vernehmen. Allerdings kam da nicht viel bei heraus, denn natürlich beteuerte sie ihre Unschuld und ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte.

,,Sie ist nicht die Verräterin, Sherlock! Sie hat die Wahrheit gesagt, als sie Mycroft sagte, sie habe Agra nicht verraten.", brachte ich hervor, als wir aus dem Gebäude gingen und Sherlock nickte kaum merklich.

,,Das habe ich auch so empfunden."

,,Tja, dann bleibt aber immer noch die Frage: wer hat die Agenten damals verraten?"

Sherlock antwortete nicht darauf, was mich ein wenig irritierte. Stattdessen machte er mit einem Mal auf der ,,Vauxhall Bridge halt und starrte in die Ferne. Und seinen Blick kannte ich nur zu gut, denn er befand sich gerade zweifellos im Gedächtnispalast und schien noch einmal alle gesammelten Fakten durchzugehen. Und es schien Erfolg mit sich bringen, denn Sherlock blinzelte und kehrte aus seinem Gedächtnispalast zurück. Jedoch schien die Erkenntnis nicht positiv zu sein, denn er sah leicht entsetzt aus, ehe er urplötzlich losstürmte und ich ihn perplex nachjagte,

,,Sherlock...warte!"

Ich hatte das Gefühl, als stünden meine Lungen in Flammen, als ich Sherlock endlich einholte und er stehen blieb. Völlig außer Atem keuchte ich und selbst für mich als sportliche Polizistin war dieser Marathon zu viel des Guten gewesen. Sherlock wirkte mächtig angespannt und tippte wie wild auf seinem Handy herum.

,,Okay...entweder, du sagst mir auf der Stelle, was hier los ist...oder ich kette dich mit den Handschellen an den Laternenpfahl, bis du es getan hast.", brachte ich hervor und er antwortete, ohne von seinem Handy aufzusehen.

,,Ich informiere John und Mary. Wir treffen sie im Londoner Aquarium."

,,Londoner Aquarium?", wiederholte ich irritiert und runzelte die Stirn. ,,Was wollen wir denn da?"

,,Den Fall zu Ende bringen."

Sherlock schickte die Nachrichten ab und endlich sah er mich mal an. Für einen Moment war ich noch irritiert, aber dann schlussfolgerte ich sein Verhalten und hatte das Gefühl, vom Blitz getroffen worden zu sein.

,,Du weißt es, nicht wahr? Du weißt, wer die Agenten damals verraten hat.", meinte ich und er nickte kaum merklich.

,,Ja, das tue ich. Bitte informiere Lestrade! Sag ihm, er soll ins Londoner Aquarium kommen und einen Haftbefehl mitbringen."

,,Und was ist mit dir?", fragte ich verdutzt, als er auch schon Handy ans Ohr schnellen ließ.

,,Ich informiere meinen Bruder!"

Es war bereits dunkel geworden, als Sherlock und ich gemeinsam das Londoner Aquarium betraten. Für mich war diese Sehenswürdigkeit noch nie von Bedeutung gewesen, da ich mit Fischen und anderen Meereswesen nicht sonderlich viel anfangen konnte. Aber heute fühlte es sich fast so an, als würden die Haie, Rochen und anderen Tiere im Wasser Sherlock und mich beobachten, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Wir gingen den Rundgang entlang und die ganze Zeit über herrschte Schweigen. Ich sah Sherlock an, dass er angespannt war und ich wurde wieder von dem entsetzlichen Gefühl gequält, dass uns was Schlimmes bevorstand. Innerlich betete ich, dass dieser Fall nichts mit Moriarty und seiner ominösen Botschaft zu tun hatte.
Doch ich musste zugeben...so sehr ich den einstigen Todfeind von Sherlock auch hasste...für seine Botschaft war ich ihm sogar dankbar. Denn, wenn sie nicht aufgetaucht wäre, dann wäre Sherlock gar nicht mehr in London und wir alle hätten ihn nie wiedergesehen.

Und als wir einen Besucherraum erreichten, entdeckte ich eine weibliche Besucherin, die auf einer Bank saß und die Fische im Wasser betrachtete. Ich war verdutzt, aber Sherlock schien von ihrer Anwesenheit keineswegs überrascht zu sein.

,,In Ihrem Büro sagte man mir, ich würde Sie hier finden.", sagte Sherlock und die Frau schmunzelte etwas.

,,Das hier war immer mein Lieblingsort für Treffen von Agenten. Wir sind auch so! Geisterhaft...im Schatten lebend..."

,,Raubtierhaft!", fügte Sherlock hinzu, woraufhin die Frau mit den Schultern zuckte.

,,Kommt drauf an, auf welcher Seite man steht."

Ich runzelte die Stirn. Diese Frau kam mir irgendwie bekannt vor und ich zerbrach mir den Kopf darüber, woher. Ich hatte sie schon einmal irgendwo gesehen und auch ihre Stimme war mir bekannt. Aber mir wollte einfach nicht einfallen, woher ich sie kannte.

,,Außerdem müssen wir in Bewegung bleiben, sonst sterben wir.", fuhr sie fort und Sherlock hielt seinen Blick konsequent auf sie gerichtet.

,,Interessanter Ort für den letzten Akt. Ich hätte keinen Besseren auswählen können und ich hatte ja schon immer einen gewissen Hang zum Dramatischen."

Seine Aussage überraschte mich und ich konnte kaum glauben, dass Sherlock dies selbst zugab. Allerdings hatte er sich in den vergangenen Monaten auch ziemlich verändert und dennoch schaffte er es immer wieder, mich zu überraschen.

,,Ich komme nur her, um mir die Fische anzusehen.", nahm die Frau die Konversation wieder auf und erhob sich von ihrem Platz. ,,Ich wusste, dass das eines Tages passieren würde. Das ist wie bei dieser alten Geschichte."

,,Was für eine Geschichte?", hakte ich verwirrt nach, doch Sherlock warf ihr nur einen ausdruckslosen Blick zu.

,,Ich bin ein viel beschäftigter Mann, vielleicht kommen Sie mal zur Sache."

,,Sie sind sehr von sich überzeugt, nicht wahr?", brachte die Frau hervor und Sherlock zuckte nicht einmal mit der Wimper.

,,Und das zu Recht."

Nun rollte ich leicht mit den Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sherlock mochte sich ja verändert haben, aber sein Ego war immer noch unglaublich groß und auch seine Arroganz hatte er daher nicht verloren. Unsere mysteriöse Gegnerin ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und begann doch ernsthaft, uns eine Geschichte zu erzählen.

,,Es war einmal ein Kaufmann, auf dem berühmten Markt von Bagdad.", begann sie und Sherlock seufzte.

,,Ich mochte diese Geschichte noch nie so richtig."

,,Ich bin genau, wie der Kaufmann in der Geschichte. Ich dachte, ich könnte dem Unvermeidlichen entkommen. Dauernd sah ich zurück über meine Schulter und ich befürchtete immer, ich sehe dort die grimmige Gestalt..."

,,...des Todes!", vollendete auf einmal Mary ihren Satz und wir drehten uns zu ihr um.

Mary kam auf uns zu und ihr Blick war auf die Frau geheftet. Ich hielt Ausschau nach John, aber von dem war nichts zu sehen und ehe ich danach fragen konnte, kam Sherlock mir zuvor.

,,Hallo, Mary!"

,,Hallo!"

,,Wo ist John?", fragte ich irritiert und Mary sah mich zuversichtlich an.

,,Unterwegs."

Nun starrten wir alle Drei auf die Frau, die ganz offenbar unsere Zielperson zu sein schien. Und dabei machte sie mit ihren grauen schulterlangen Haaren, ihrer schlichten einfachen Kleidung und ihres geschätzten Alters von ca. 55 Jahren eigentlich einen harmlosen Eindruck. Tja, man sollte sich eben niemals täuschen lassen.

,,Darf ich vorstellen: Ammo!", sagte Sherlock und Mary wirkte etwas skeptisch.

,,Sie waren Ammo? Sie waren diejenige, die am Telefon war damals?"

,,Als ihr persönliches Todeskommando hat sie Agra eingesetzt." erklärte Sherlock und ich staunte nicht schlecht.

,,Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut."

,,Wieso haben Sie uns verraten?", fragte Mary und Ammo zuckte mit den Schultern.

,,Wieso tut irgendwer irgendwas?"

,,Lassen Sie mich raten: Verkauf von Geheimnissen?", was Sherlocks Theorie und unsere Gegnerin schien das auch noch amüsant zu finden.

,,Das könnte man ja mal Klausel rechnen, sich dem zu verweigern. Ein paar Jahre lang lief das sehr gut. Ich habe mir davon ein hübsches Cottage gekauft. Aber...die Botschafterin in Tiflis hats rausgefunden. Ich dachte, ich wäre geliefert. Und dann wurde sie bei diesem Putsch als Geisel genommen...ich konnte mein Glück kaum fassen. Das brachte mir etwas Zeit!"

,,Dann erfuhren Sie, dass Ihr Boss Agra dahin schickte.", fuhr Sherlock fort und die Frau schmunzelte.

,,Sehr praktisch! Die waren immer sehr zuverlässige Killer."

,,Sie widern mich an!", brachte ich hervor und Sherlock ließ die nächste Bombe platzen.

,,Was ihr nicht wusstet, Mary war, dass sie hier...auch die Geiselnehmer eingeweiht hatte."

Ungläubig sah Mary Sherlock an und auch ich war vollkommen perplex bezüglich dieser Aussage. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein und andere so dermaßen hintergehen? Ich war bis aufs Mark erschüttert.

,,Lady Smallwood gab die Anweisung, aber ich schickte sie dann nochmal an die Terroristen. Mit einem netten kleinen Hinweis auf ihren Codenamen, falls irgendwer Forscherdrang zeigen sollte. Das schien zu klappen.", sagte die Verräterin und schien dabei förmlich in Erinnerungen zu schwelgen, was meine Abneigung gegen sie noch größer machte.

,,Sie sind ein hinterhältiges Miststück!"

,,Das nehme ich jetzt mal als Kompliment.", entgegnete sie und Mary war fassungslos.

,,Sie dachten, Sie wären damit Ihre Sorgen los."

,,Ich war es leid...dieses ganze Durcheinander. Ich wollte nur ein bisschen Ruhe...ich wollte Klarheit. Die Geiseln wurden getötet und Agra auch.", erwiderte sie triumphierend, ehe sie vielsagend zu Mary sah. ,,Dachte ich jedenfalls. Mein Geheimnis war sicher, aber...offenbar doch nicht. Bloß ein bisschen Ruhe und Frieden.", meinte sie und wandte sich direkt an Mary. ,,Das wollten Sie auch nur, oder? Eine Familie...ein zu Hause...doch, das kann ich gut verstehen."

Die Art, wie die Frau die Worte aussprach, wirkte gnadenlos triumphierend und selbstgefällig. Es schien ihr ja regelrecht Spaß zu machen und das machte mich wütend. Diese Frau gehörte hinter Gitter und zwar für den Rest ihres Lebens.

,,Also, Sie lassen mich jetzt einfach gehen, ja? Lassen mich einfach weggehen. Ich verschwinde...Sie sehen mich nie wieder. Was sagen Sie?", sprach sie aus und ich schnaubte verächtlich.

,,Pah! Wovon träumen Sie nachts, Lady?"

,,Nach allem, was Sie getan haben?", platzte es wütend aus Mary heraus und sie wollte auf die Frau zustürmen, als Sherlock sie entsetzt ansah.

,,Mary...nicht!"

Da zog die Frau urplötzlich eine Waffe aus ihrer Handtasche und richtete sie auf Mary, die abrupt stehen blieb. Sie hielt uns alle damit in Schach und wir wagten nicht, uns auch nur einen Zentimeter zu rühren.

,,Ich war nie im Außendienst!", sagte sie und lächelte kaum merklich. ,,Ich dachte immer, ich hätte das Zeug dazu."

,,Wie erbärmlich sind Sie eigentlich?", zischte ich und Sherlock sah sie vielsagend an.

,,Die Operation in Tiflis haben Sie gut durchgeführt..."

,,Danke!"

,,Für eine Sekretärin!", fügte Sherlock noch hinzu und nun traf mich der Blitz der Erkenntnis, als ich mich daran erinnerte, wer diese Frau war.

,,Vivian Norbury...natürlich! Die Sekretärin von Lady Smallwood.", schlussfolgerte ich und Vivian glitt die Fassung aus dem Gesicht.

,,Was?"

,,War sicher nicht leicht. All die Jahre still im Hintergrund zu bleiben und zu wissen, dass Sie schlauer waren als die Meisten im Raum.", deduzierte Sherlock, doch Vivian widersprach ihm.

,,Ich habe das nicht getan, weil ich neidisch war."

,,Nicht?"

Sherlock ließ sich nicht von ihr täuschen und auch meiner Ansicht nach, schien Neid das logischste Motiv zu sein. Aber eins musste ich Vivian Norbury ja lassen: all die Jahre unentdeckt zu bleiben...das war brillant.

,,Immer dieselbe Leier...Tag ein Tag aus.", fuhr Sherlock fort und mir war klar, dass er sie provozieren wollte. ,,Nie durften Sie dahin, wo es spannend wurde. Nur zurück in Ihrer kleinen Wohnung in der Whitmore Street.", sagte er, als Vivian zum Widerspruch ansetzte, aber er ließ sie nicht dazu kommen. ,,Da hat man den Gehweg aufgerissen, der Lehm von dort, der an Ihren Schuhen ist, ist unverkennbar. Ja, Ihre kleine Wohnung!"

,,Woher wissen Sie das?", wollte Vivian wissen und Sherlock deduzierte gnadenlos weiter.

,,Nun, bei Ihrem Gehalt muss sie bescheiden sein, denn Sie haben das ganze Geld in das Cottage gesteckt, nicht wahr?"

Sherlock zählte sämtliche Hinweise auf und kam schließlich zu dem Entschluss, dass ihr Motiv tatsächlich Neid gewesen war. Mary drängte ihn dazu, aufzuhören, aber Sherlock zog es bis zum bitteren Ende durch und schließlich bekamen wir Gesellschaft.

,,Tja, Mrs. Norbury,", setzte Mycroft an, der sich gemeinsam mit Greg und zwei Wachmännern zu uns gesellte. ,,Ich muss zugeben, das habe ich nicht erwartet."

,,Vivian Norbury!", wiederholte Sherlock und es klang fast so, als wollte er sie verspotten. ,,Die alle hinters Licht geführt hat. Mit Ausnahme von Sherlock Holmes!"

Er sah sie vielsagend an und in seinen Augen konnte ich das leichte Glitzern von Triumph erkennen. Vivian Norbury sagte nichts mehr, sondern sah uns alle nur ausdruckslos an und schien nach einem Ausweg zu suchen. Ich trat schließlich ein kleines Stück vor uns streckte die linke Hand aus.

,,Es ist vorbei, Mrs. Norbury. Es gibt keinen Ausweg und Sie haben auch keine Chance, uns zu entkommen. Geben Sie auf!"

,,So siehts wohl aus.", erwiderte sie und schluckte ein wenig. ,,Sie haben mich durchschaut, Mr. Holmes."

,,Das ist mein Metier!", gab Sherlock zurück und auf einmal bekam Vivien Norbury ein gefährliches Glitzern in den Augen.

,,Vielleicht kann ich Sie ja doch noch überraschen!"

Sie richtete ihre Waffe auf Sherlock, der nun abwehrend die Hände hob. Ich stellte mich jedoch vor ihn und Greg versuchte noch, die Situation vor einer Eskalation zu bewahren.

,,Kommen Sie...bitte, seien Sie vernünftig!"

,,Geben Sie auf, Mrs. Norbury!", forderte ich sie auf, aber sie wollte anscheinend nicht kampflos abtreten.

,,Nein, ich denke nicht!"

Die folgenden Ereignisse schienen sich wie in Lichtgeschwindigkeit zu begeben. Vivian Norbury lud ihre Waffe durch und feuerte den tödlichen Schuss ab. Ich sah erschüttert auf die Kugel und spürte nur noch, wie ich von Sherlock zur Seite gestoßen wurde, ehe ich auf dem Boden landete.
Und als mein Blick rasant in die Höhe schnellte, sah ich nur noch, wie Mary sich vor Sherlock warf und von der tödlichen Kugel getroffen wurde. Sie schlug auf dem Boden auf und auf ihrem Oberkörper prangte ein blutroter Fleck, der sich auf ihrem Shirt ausbreitete. Mary hatte sich vor Sherlock geworfen und die Kugel abgefangen, die für ihn bestimmt war.

,,Mary!", brachte ich schockiert hervor und Vivian Norbury triumphierte.

,,Überraschung!"

Sherlock und ich eilten zeitgleich an Marys Seite, während Greg und die Wachmänner Vivian Norbury überwältigten. Erschüttert und mit Entsetzen bekam ich nur am Rande mit, wie Sherlock seinem Bruder anwies, unverzüglich einen Rettungswagen zu rufen, während ich meine Hände auf die Wunde von Mary presste.

,,Hey, Mary...alles wird gut. Du musst durchhalten, hörst du?", sagte ich verzweifelt, als auf einmal die panische Stimme von John ertönte.

,,MARY!"

Er stürzte an die Seite seiner Frau und Mary rang nach Atem, während sie gegen den drohenden Tod ankämpfte. Ich versuchte weiter, die Blutung so gut es ging zu stoppen, während John seiner Frau anwies, unter keinen Umständen die Augen zu schließen.

,,Mary, sieh mich an...wach bleiben. Keine Sorge, es wird alles gut.", sagte John und Mary keuchte.

,,Ach, komm schon...das kannst du doch besser."

,,Du schaffst das, Mary.", erwiderte John, doch Mary schüttelte kaum merklich den Kopf.

,,John...ich glaub...das wars."

,,Nein, nein...nein...nein...Unsinn.", widersprach er ihr und presste nun selbst seine rechte Hand auf die Wunde, woraufhin ich zurückwich.

Ich war bis ins Mark erschüttert und selbst Sherlock schien unter Schock zu stehen. Wir sahen verzweifelt auf Mary herab, die in Johns Armen um ihr Leben kämpfte und John liebevolle Blicke zuwarf.

,,Du...hast mich...so glücklich gemacht. Du hast mir...alles gegeben...was ich mir...je gewünscht habe.", sagte sie und John kämpfte mit den Tränen, als Mary auf einmal zu uns sah.

,,Hey, Sherlock..."

,,Ja?", kam es ihm nur brüchig über die Lippen und Mary schenkte ihm ein kleines Lächeln.

,,Ich...hab dich so gern. Hab ich...dir das jemals gesagt?"

,,Ja...ja...das hast du.", erwiderte Sherlock knapp und mir liefen Tränen über die Wangen.

,,Es tut mir leid...dass ich auf...dich geschossen habe. Es tut...mir ehrlich leid.", brachte Mary mühsam hervor und Sherlock kämpfte selbst mit den Tränen.

,,Ist...ist schon gut."

,,Ich glaub...wir...wir sind jetzt quitt, okay?"

,,Okay!"

Sherlock nickte und Mary wirkte erleichtert. John versuchte, sie zu beruhigen und sprach ihr zu, doch Mary fing nun meinen Blick auf und ich konnte ihr die Furcht ansehen, die in ihren Augen lag. Sie wollte nicht sterben, aber die Verletzungen waren zu schwer, als dass sie noch jemand davor bewahren könnte.

,,Evie!", setzte sie an und ich hatte das Gefühl, als würde die Welt um uns herum zu Eis gefrieren.

,,Ja?"

,,Pass...pass auf die Zwei auf, ja? Versprich es mir.", flehte sie mich an und ich nickte.

,,Natürlich! Ich verspreche es."

Mary erkämpfte sich noch ein Lächeln und wandte sich dann wieder John zu. Unzählige Tränen flossen mir über die Wangen und ich hatte das Gefühl, als würde ein Teil von mir innerlich zerrissen werden, als ich meine Freundin ansah, die im Sterben lag und ihre letzten Worte an ihren Ehemann richtete.

,,Du...hast mir...alles bedeutet.", sagte sie und Johns Gesicht wurde schmerzverzerrt. ,,Mary...Mary...Watson zu sein...war...das einzige Leben...das...lebenswert war."

,,Mary!", brachte John matt über die Lippen, aber seine Frau brachte nur noch ein Danke hervor, als sie ihren letzten Atemzug tat.

Mary erstarrte und ihr Kopf neigte sich zur Seite, als sie vor unseren Augen starb. Sie bewegte sich nicht mehr und saß nur reglos in Johns Armen da. Sie war tot! Gestorben, um Sherlock zu beschützen und ihn vor der tödlichen Kugel zu bewahren.

John stieß einen Schmerzensschrei aus und rang um Fassung, während er noch immer den Körper seiner Frau umschlungen hielt. Die Trauer brach aus ihm heraus und ich war nicht im Stande, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ich bemerkte jedoch, wie Sherlock einen zögerlichen Schritt auf seinen besten Freund zumachte und ihn leicht an der Schulter berührte, doch dieser sah ihn mit einem hasserfüllten Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

,,Wage es...nicht! Du hast es geschworen! Geschworen!"

Sherlock erstarrte wie eine Statue und John wiegte Mary in seinen Armen. Ich sah zu Sherlock, der bis in die Grundmauern erschüttert war und sich nicht rührte.

,,John...", setzte ich brüchig an, doch John brachte mich mit einem eisigen Blick zum Schweigen, der mich zurückweichen ließ.

,,Nein! Er hat es geschworen, Evie!"

Er zischte die Worte regelrecht und wurde dann von weiteren Tränen überwältigt. Ich konnte nichts tun, außer da zu stehen und verzweifelt auf John und Mary zu sehen. John lehnte seine Stirn an die seiner toten Frau und weinte bitterlich.

Mary war tot...der Schwur von Sherlock gebrochen. Und während mein Blick auf John lag, so wurde mir klar, dass wir an diesem Tag noch mehr verloren hatten, als unsere Freundin Mary.

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