Sherlock - Das Spiel des Todes

By Hela96

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Als die junge Polizistin Evelyn Headley nach London zieht, nimmt ihr Leben eine unerwartete Wendung. Sie trif... More

Willkommen in London
Der neue Partner
Die erste Begegnung
Sherlock Holmes
Eine geheimnisvolle Botschaft
Adresse 221b Baker Street
Der Mann im Schatten
Von Erzfeinden und Verdächtigen
Ohne Sherlock lebt sich's länger
Auf den Spuren der Wahrheit
Die Gebrüder Holmes
Alles Böse kommt von oben
Bonnie und Clyde
Wer einmal lügt...
Nur über meine Leiche
Mensch, Evelyn...ärgere dich nicht!
Wahrheit oder Pflicht
Wer nicht hören kann, muss fühlen!
Das Märchen von Django
Showtime für Mycroft
Game over
An Tagen wie diesen
Jäger und Gejagte
Eine schicksalshafte Begegnung
Das wahre Gesicht
Jim Moriarty
Das große Spiel
Rettung in letzter Sekunde
Audienz bei Queen Mycroft
Fifty Shades of Adler
Codewort: "Vatikanische Kameen"
Operation: ,,Die Frau"
Ein Mord als Weihnachtsgeschenk
Sünder und Heilige
Hinter der Wahrheit
I am SHERLOCKED
Die Frau in Schwarz
Unter Verdacht
Auf eigene Faust
Falsches Spiel
Gegen jede Regel
Mit Knall und Fall
Rache ist süß!
Ein Tag wie jeder andere
Geburtstag mit Hindernissen
Schein und Sein
Femme fatal
Wer Wind sät...
...wird Sturm ernten!
Carpe Diem
Wiedersehen macht Feinde
Das Spiel um Lug und Trug
Schuldig oder nicht? Das ist hier die Frage!
Im Namen der Gerechtigkeit
Der Reichenbachfall
Freier Fall
Geister der Vergangenheit
Die Last der Erinnerung
Rückkehr einer Legende
Die Rückkehr und die Fragen
Feuer und Flamme
Alles auf Anfang
Bombenstimmung
Verliebt, verlobt,...
Hochzeit mit Hindernissen
Böses Erwachen
Der Racheengel
In der Falle
Tödliche Wahl
Die Hochzeit
Wendepunkte
Wunder geschehen immer wieder
Der Domino-Effekt
Die dunkle Seite
Wahrheit tut weh
Weihnachten alla Holmes
Sein letzter Schwur
Vergiss mein nicht
Die sechs Thatchers
Das Geheimnis von A.G.R.A.
Tag der Abrechnung
Leb wohl, Mary Watson!
Tribute des Lebens
Altes Fieber
Der lügende Detektiv
Der Fall Dr. Watson
Freunde fürs Leben
Schatten der Vergangenheit
Das Versprechen
Überraschender Besuch
Der Maskenball
Spurlos verschwunden
Von ganzem Herzen
Vertrauter Feind
Das Price-Vermächtnis
Im Angesicht des Feindes
Dem Tode geweiht
Das Spiel des Todes
Das Opfer
Abschied von Evelyn
Auferstanden von den Toten
Auf den Spuren meines Bruders
Tote kehren nicht zurück
Das verlorene Mädchen
Im Angesicht der Wahrheit
Totgesagte leben länger
Die Schatten werden länger
Der Preis der Freiheit
Carpe Noctem
Die Last der Schuld
Kein Weg zurück
Die Rückkehr
Schuld und Sühne
Mit harten Bandagen
Vincent schlägt zurück
Wo ist Evelyn?
Alles aus Liebe
Auf Leben und Tod
Endlich vereint!
Alle Zeit der Welt
Aus den Augen, aus dem Sinn
Lieb Schwesterlein mein
Eine Gruselshow für Mycroft
Die geheime Schwester
Ein Wind aus dem Osten
Eurus
Vom Regen in die Traufe
Mitten ins Herz
Das letzte Problem
Es ist, was es ist
Für immer und ewig
Von Glücksbringern und Traditionen
Die Holmes-Hochzeit
Epilog

Die Rückkehr von Moriarty

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By Hela96

Die Rückkehr von Moriarty

Eine Woche später war es dann soweit! Heute sollte Sherlock ins Exil geschickt werden und ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, weil ich mit dieser Tatsache einfach nicht fertig wurde. Nicht einmal die Nachricht, dass Ezra heute Abend aus Dubai zurückkehren würde, konnte mich aufmuntern und meine Schuldgefühle gegenüber ihm machten die ganze Sache nicht einfacher. Mir war unwiderruflich klar geworden, dass ich ihm reinen Wein einschenken musste, denn Ezra hatte die Wahrheit über meine Gefühle verdient. Natürlich fürchtete ich mich vor seiner Reaktion, aber ich musste ehrlich zu ihm sein. Sonst würde unsere bevorstehende Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt sein.

Warum? Warum hatte ich Gefühle für Sherlock, wenn ich mir doch so sicher war, dass Ezra der Richtige für mich war? Es war verwirrend und ich fühlte mich unglaublich verunsichert. Wieso musste auch alles so kompliziert sein? Es wäre einfach toll, wenn zur Abwechslung mal etwas einfach sein würde. Doch das würde wohl nie passieren, denn dafür hielt das Schicksal viel zu viel Karma bereit. Und seit ich mich von Sherlock verabschiedet hatte, war die ganze Sache ohnehin noch komplizierter, als sie es vorher schon gewesen war. Ich fragte mich, ob es leichter werden würde, wenn Sherlock erst fort war. Aber wie konnte es leichter werden, wenn die Reise ins Exil sein Tod sein würde?

Eine gute Stunde später traf ich schließlich am Flugplatz ein, wo bereits John und Mary warteten. Ich stieg aus dem Auto und ging geradewegs auf sie zu, während ich ihre niedergeschlagenen Blicke bemerkte.
Marys Blick war von Schuldgefühlen gezeichnet und sie wirkte unglaublich deprimiert, während John unendlich traurig zu sein schien und damit erging es ihm genauso wie mir. Wir mussten uns heute von Sherlock verabschieden und das für immer. Diese Tatsache ließ mich fast schon wieder in Tränen ausbrechen, doch ich riss mich zusammen. Es würde niemandem helfen, wenn ich jetzt einen Zusammenbruch erlitt und Sherlock würde es auch nicht in London halten können.

,,Schön, dass du da bist. Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen.", äußerte John, woraufhin ich kaum merklich lächelte.

,,Das lasse ich mir doch keineswegs entgehen. Auch...wenn ich mir wünschte, dass es alles anders gekommen wäre."

John senkte den Blick und er musste gar nicht antworten, damit ich wusste, was er dachte. Er wünschte sich genau das Gleiche, aber was nun einmal geschehen war, das war geschehen. Und nichts und niemand würde es ungeschehen machen können. Sherlock hatte Magnussen getötet und nun musste er dafür die Konsequenzen tragen. Das mussten wir alle.

,,Das ist alles meine Schuld! Hätte ich euch alle da nicht mit reingezogen, dann müsste Sherlock jetzt nicht ins Exil.", brachte Mary hervor, aber ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, Mary! Es war Sherlocks Entscheidung, Magnussen zu töten und dich somit vor ihm zu retten. Er hat diesen Weg gewählt und nun müssen wir alle die Folgen akzeptieren."

,,Evelyn hat Recht!", stimmte John mir zu und legte einen Arm um Mary. ,,Und ich bin mir sicher, Sherlock würde nicht wollen, dass du dir Vorwürfe machst."

,,Ich fühle mich trotzdem schuldig."

Mary seufzte und ich sah sie mitfühlend an. Sie mochte in der Vergangenheit ja einige Fehler gemacht haben, aber sie war dennoch ein herzensguter Mensch und sie gehörte zu meinen engsten Freunden. Und obwohl ich mir immer noch wünschte, dass Sherlock einen anderen Ausweg für die ganze Sache gefunden hätte...so wusste ich auch, dass ich vielleicht genauso gehandelt hätte. Denn auch ich würde alles tun, um meine Freunde zu beschützen.

,,Sie kommen!"

Ein schwarzer Wagen fuhr vor und aus ihm stiegen Mycroft und Sherlock aus. Die beiden Brüder hatten ausdruckslose Mienen aufgesetzt und während Mycroft sich an einen Beamten wandte, kam Sherlock nun auf uns zu und ich verspürte das Verlangen, all dies zu verhindern. Aber nichts und niemand würde den Abflug nun noch verhindern können.

,,Tja...da wären wir nun.", setzte Sherlock an und verschränkte seine Hände miteinander. ,,Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich sagen soll."

,,Ich auch nicht!", stimmte John zu und ich sah vielsagend in die Runde.

,,Ich glaube, das weiß niemand so richtig."

,,Das Spiel ist vorbei.", bemerkte John, aber Sherlock verwarf diese Aussage gleich wieder.

,,Das Spiel ist nie vorbei, John. Es mag ein paar neue Spieler geben, aber...es ist okay. Der Ostwind holt uns am Ende alle."

,,Der Ostwind?", wiederholte ich irritiert und Sherlock zuckte mit den Schultern.

,,Das hat mein Bruder immer erzählt, als wir Kinder waren. Der Ostwind ist eine schreckliche Gewalt, die alles verwüstet, was ihr im Weg steht. Er sucht sich die Unwürdigen und tilgt sie von der Erde. In der Regel war ich das."

,,Nett!", meinte John und ich schmunzelte.

,,Naja, wenn man die Experimente und Einschusslöcher bedenkt..."

Nun mussten wir Drei ein wenig lachen und auch Mary grinste in sich hinein. Es war ein Moment der Unbeschwertheit, der so ziemlich sicher auch der Letzte sein würde, den wir als Quartett verbringen würden. Uns allen schien das bewusst zu werden, denn das Lachen erstarb und wir kehrten zu unseren gemischten Gesichtsausdrücken zurück, die von Schatten der Trauer gezeichnet waren.

,,Und was ist mit dir? Wo gehts jetzt für dich hin?", fragte John und Sherlock sah kurz vielsagend zu mir, woraufhin mein Blick zu Boden ging und er seufzte ein wenig.

,,So ein Undercover-Einsatz in Osteuropa."

,,Für wie lange?", hakte Mary nach und der Blick von Sherlock verlor sich für den Bruchteil einer Sekunde in der Ferne.

,,6 Monate! Ist die Einschätzung meines Bruders. Er irrt sich nie."

,,Und was dann?"

John schien verunsichert zu sein und ich musste augenblicklich an das Gespräch denken, welches Sherlock und ich in seiner Zelle geführt hatten. Ich war nach seiner Offenbarung so schockiert gewesen, dass es mich fast innerlich zerrissen hätte und nun fühlte ich mich wieder so. Als hörte ich diese Worte zum ersten Mal.

,,Wer weiß!", sagte Sherlock nur, doch John schien ihn zu verstehen, denn er schluckte schwer und ich konnte Sherlock nicht einmal ansehen.

Für einen kurzen Augenblick, der sich jedoch wie eine Ewigkeit anfühlte, sagten wir nichts und ich bemerkte, wie sich Mary ein wenig von uns entfernte. Dann reichte Sherlock John mit einem Mal seine rechte Hand und John ergriff sie, ehe Sherlock ihn zuversichtlich ansah.

,,Auf die Beste aller Zeiten, John."

Die beiden tauschten einen Blick, der mit größter Wahrscheinlichkeit alles aussprach, was sie nicht in Worte fassen konnten und dann ließ John die Hand von Sherlock los, ehe er zu Mary ging und ihre Hand ergriff. Sherlock wandte sich nun an mich und ich bemühte mich, die Fassung zu wahren.

,,Da es unwahrscheinlich ist, dass wir uns wiedersehen...", setzte Sherlock an und warf mir nun einen sanften Blick zu. ,,Danke. Danke, für...ja...für alles."

Ich war zuerst ein wenig überrascht, dass Sherlock diese Worte so selbstsicher über die Lippen brachte, denn immerhin bedanke oder entschuldigte er sich so gut wie nie. Aber nun tat er es und ich brachte ihm ein Lächeln entgegen.

,,Gleichfalls! Und auch, wenn das jetzt vielleicht überflüssig klingt...pass auf dich auf."

,,Ihr auch auf euch.", erwiderte Sherlock.

Zuerst geriet ich in Versuchung, ihn noch einmal zu umarmen, aber ich entschied mich dagegen. Es würde den Abschied nur noch schwerer machen und deshalb nickte ich nur stumm, was Sherlock wohl als Antwort genügte. Er wandte sich ab und ging zu dem Flugzeug, in welches er einstieg. Ich verharrte in meiner Starre, als ich auf einmal merkte, wie John neben mich trat und einen Arm um mich legte. Er lächelte leicht und ich erwiderte es, ehe wir beide zum Flugzeug sahen, dessen Tür sich nun schloss.

Zusammen mit Mary und John sah ich dem Flugzeug nach, welches nun startete und schließlich in die Lüfte empor stieg. Alles in mir krampfte sich zusammen und mir wurde erst jetzt wahrhaftig bewusst, dass Sherlock fort war. Er war weg und würde nicht zurückkommen. Wir waren von nun an auf uns gestellt.

,,Das wars dann wohl.", brachte John hervor und Mary sah ihn liebevoll an.

,,Uns bleiben immer noch die Erinnerungen, John."

,,Ja, aber es wird nicht dasselbe sein.", entgegnete ich, als uns die Stimme von Mycroft, der nun wieder aus dem Auto ausgestiegen war, herumfahren ließ.

,,Das ist nicht möglich!"

,,Was ist denn los?", fragte John irritiert und auch ich runzelte die Stirn.

,,Alles klar, Mycroft?"

Mycroft hatte sein Handy am Ohr und sein Gesicht war nun leichenblass. Er murmelte so viel wie Ich verstehe!, ehe er auflegte und einen Moment erschüttert vor sich hin starrte.

,,Würdest du uns bitte sagen, was los ist?", forderte ich Mycroft auf, doch anstatt mir zu antworten, wählte er eine Nummer und sein Handy wanderte wieder zum Ohr und bei seinen nächsten Worten, staunten wir Drei nicht schlecht.

,,Hallo, kleiner Bruder...wie läufts denn im Exil?", raunte Mycroft in den Hörer und als er Sherlocks Antwort vernahm, schaute er vielsagend auf uns Drei, während er ein wenig seufzte. ,,Nun, du hast deine Lektion hoffentlich gelernt. Wie sich herausstellt...wirst du gebraucht."

Verwirrt sah ich zu John und Mary, doch die schauten genauso dumm aus der Wäsche wie ich und der Blick von Mycroft wurde ausdruckslos, als er Sherlock nur eine einziges Wort als Antwort gab.

,,England!"

Dann legte er auf und wir alle sahen ihn perplex an. Was ging hier bitte vor sich? Hieß das etwa, dass Sherlock nicht ins Exil ging? Ich verstand nun gar nichts mehr und wollte Mycroft schon eine Erklärung abringen, aber John kam mir zuvor.

,,Was geht hier vor, Mycroft?"

,,Tja, so wie es aussieht...wird mein werter Bruder doch nicht ins Exil geschickt. Ganz England braucht ihn jetzt.", erwiderte Mycroft und ich runzelte die Stirn.

,,Was ist denn passiert? Es muss ja sehr schwerwiegend sein, wenn du Sherlock nach nur 5 Minuten wieder zurück beorderst. Mit wem haben wir es dieses Mal zu tun?"

All unsere Blicke lagen auf Mycroft und dieser wirkte nun für einen Moment wie versteinert, was mich noch mehr verunsicherte. Was zur Hölle war denn eben passiert, dass alles urplötzlich eine so starke Wendung genommen hatte? Mycroft schluckte schwer und sein Blick verfinsterte sich, als er uns die Antwort gab.

,,Moriarty!"

Ich saß auf meinem Sofa und starrte an die Wand. Es war nun schon 4 Stunden her, seit der Flieger von Sherlock wieder gelandet war und man ihn offiziell rehabilitiert hatte. Und das war auch gut so, denn die Botschaft, die Jim Moriarty über alle Bildschirme von ganz England geschickt hatte, hatte England in Angst und Schrecken versetzt. Ich selbst konnte immer noch nicht glauben, dass Moriarty wieder da war, denn immerhin hatte er sich vor Sherlock in die ewigen Jagdgründe geschickt. Er hatte sich umgebracht...wie konnte er also wieder da sein?
Das Öffnen der Haustür ließ mich aus meiner Starre erwachen und es dauerte keine Minute, als Ezra im Türrahmen auftauchte und mir einen freudigen Blick zuwarf.

,,Hey!"

,,Hey!", erwiderte ich und ich wollte ihm die Neuigkeit des Tages erzählen, aber Ezra schien bereits informiert zu sein, denn sein Blick wurde nun mitfühlend.

,,Es scheint, als hätte die Botschaft eines toten Psychopathen ganz England in Angst und Schrecken versetzt. Moriarty ist also wieder da?"

,,Tja, ganz offensichtlich. Nur frage ich mich, wie das sein kann. Immerhin hat er sich vor Sherlock das Gehirn weggepustet."

Ich stand auf und ging auf Ezra zu, der mich in seine Arme zog und mir einen Kuss auf den Scheitel gab. Meine Gedanken wanderten zu Moriarty, der uns alle damals unendlich gequält hatte. Was würde uns wohl jetzt erwarten?

,,Ich bin sicher, es wird alles gut werden. Immerhin wird sich Sherlock Holmes doch darum kümmern.", meinte Ezra und nun spannte ich mich augenblicklich an.

Mein Herz schien nun auf einmal Tonnen zu wiegen und die Schuldgefühle gegenüber Ezra holten mich mit einem Schlag wieder ein. Ich zog mich aus seinen Armen zurück und entfernte mich von ihm, was ihn zu verwirren schien, denn er sah mich irritiert an.

,,Evelyn, ist alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du ein Schwerverbrechen begangen."

Tja, so konnte man die ganze Situation auch bezeichnen, wenn man es besonders dramatisch machen wollte. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich Ezra die Wahrheit beibringen sollte, aber ich musste es tun. Und zwar Hier und Jetzt!

,,Ezra...ich muss dir etwas sagen.", brachte ich hervor und er runzelte irritiert die Stirn.

,,Okay. Was denn?"

Ich schluckte und spürte, wie sich alles in mir zusammenzog. Es würde nicht leicht werden, ihm die Wahrheit zu sagen, aber ich hatte keine andere Wahl. Lieber war ich ehrlich zu ihm, denn ich konnte ihm in dieser Angelegenheit nicht länger etwas vormachen. Er schien zu spüren, dass es mich mitnahm, denn er legte mir die Hände an die Arme und sah mich liebevoll an.

,,Evelyn, ganz egal was es ist...du kannst mir alles sagen."

Seine Worte machten meine Schuldgefühle noch größer und ich spürte, wie ich drauf und dran war, die Fassung zu verlieren. Aber ich riss mich zusammen und gab mir einen Ruck.

,,Ich...ich war nicht ganz ehrlich zu dir.", setzte ich an und schaute Ezra ernst an. ,,Ezra, du sollst wissen, dass du mir unendlich viel bedeutest. Ich liebe dich und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass wir endlich heiraten können, aber es gibt etwas, dass ich dir nicht länger verschweigen kann."

Ezra sah mich abwartend an, aber ich konnte ihm ansehen, dass er sich etwas anspannte. Offenbar schien er zu ahnen, dass es nichts Positives war, was ich ihm zu sagen hatte.

,,Ich bin ganz Ohr.", sagte er und ich konnte ihm kaum in die Augen sehen.

,,Als Sherlock damals seinen Tod vorgetäuscht hat...da war ich völlig fertig. Ich wusste nicht, wie ich einfach so weitermachen sollte und es hat mich jeden Tag gequält, weil ich dachte, ich würde ihn nie wiedersehen. Und mir ist damals klar geworden, dass ich mehr für ihn empfunden habe, als Freundschaft. Aber dann habe ich dich getroffen und du hast mich in jeder einzelnen Minute glücklich gemacht...und tust es noch. Es ist nur...die Rückkehr von Sherlock...sie hat meine Gefühle für ihn...wieder wachgerüttelt. Ich habe versucht, sie zu ignorieren und zu vergessen...aber ich konnte es nicht. Zuerst dachte ich, ich würde mit der Zeit darüber hinweg kommen, aber dann...dann haben Sherlock und ich...uns geküsst und das alles wurde nur noch komplizierter. Es tut mir so leid, Ezra. Ich hätte es dir schon früher sagen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie."

Verzweifelt sah ich Ezra an, der nun wie versteinert wirkte und ich konnte mir gar nicht ausmalen, was in seinem Kopf wohl gerade vor sich ging. Er musste sich schrecklich verraten und hintergangen fühlen, was ich ihm nicht einmal verübeln konnte. Ich wünschte, ich könnte all das ungeschehen machen, aber das konnte ich nicht und ich war auch irgendwie froh, dass ich es endlich ausgesprochen hatte.

,,Das...war ja...abzusehen.", sagte Ezra plötzlich mit einem Mal und ich sah ihn erschüttert an.

,,Was?"

Er schwieg erneut und ich spannte mich noch mehr an, als ich es ohnehin schon tat. Schließlich seufzte Ezra und sah mich vielsagend an, doch ich sah nicht nur Enttäuschung, sondern auch Zuversicht in seinem Blick.

,,Evelyn, ich mag vielleicht nicht so schlau wie Sherlock Holmes sein, aber mir ist nicht entgangen, wie ihr euch anseht. Zum ersten Mal habe ich es bemerkt, als er wieder von den Toten auferstanden und bei der Gala aufgekreuzt ist. Du warst zwar aufgebracht und wütend wegen dem, was er getan hat, aber ich konnte auch sehen, dass du überglücklich warst, dass er noch lebt. Damals habe ich da noch nichts rein interpretiert, denn immerhin seid ihr Freunde und ich wusste ja, wie sehr euch allen sein Tod zugesetzt hat. Aber mit der Zeit...da musste ich einsehen, dass zwischen euch beiden etwas passiert sein muss. Ich nehme an, du hattest schon Gefühle für Sherlock, bevor er vom Dach gesprungen ist und seinen Tod vorgetäuscht hat...du hattest wohl einfach Angst davor, sie dir einzugestehen. Das ist nicht verwunderlich, denn ich habe Sherlock ja auch schon erlebt...aber seine Rückkehr muss dies verändert haben."

Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Ezra hatte also die ganze Zeit über schon geahnt, was mit mir los war und das, obwohl ich versucht hatte, mir nichts anmerken zu lassen. Er kannte mich offenbar noch viel besser, als ich es für möglich gehalten hatte und obwohl es ihn sichtlich verletzte, so konnte er mich sogar verstehen. Und diese Tatsache machte ihn so selbstlos, dass es mir regelrecht die Tränen in die Augen trieb.

,,Bist du denn gar nicht sauer auf mich? Ich meine...Sherlock und ich...wir haben uns geküsst. Ich habe dich betrogen, Ezra."

,,Ja, das hast du und glaub mir...ein Teil von mir möchte Sherlock Holmes dafür umbringen. Aber ich hatte bis heute gehofft, dass du mir selbst von deinen Gefühlen für ihn erzählen würdest und das hast du. Natürlich brauchtest du Zeit dafür, aber du hast dich mir anvertraut und genau damit hast du mir bewiesen, dass ich dir vertrauen kann."

Mir war fast schwindelig vor Erleichterung, denn ich konnte mein Glück kaum fassen. Ezra reagierte ruhig und verständnisvoll, obwohl er allen Grund zur Wut hätte. Er schien mich wahrhaftig so zu lieben, wie es noch nie ein anderer zuvor getan hatte. Und mit einem Mal kam er wieder auf mich zu, verschränkte unsere Hände miteinander und sah mich entschlossen an.

,,Evelyn, hör mir zu...ich liebe dich mehr als alles andere. Und ich will dich auf keinen Fall verlieren, denn ein Leben ohne dich kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen. Aber noch weniger will ich, dass du eine Entscheidung triffst, die du vielleicht auf ewig bereust und die dich dein Leben lang unglücklich machen könnte. Und deshalb möchte ich, dass du dir Zeit nimmst, um dir über deine Gefühle klar zu werden. Finde heraus, was du wirklich willst und bis dahin steht es dir frei, dich zu entscheiden. Wenn du am Ende sagst, dass unsere Beziehung keine Zukunft hat...dann werde ich dich gehen lassen, auch wenn es mir das Herz brechen wird. Aber wenn die Liebe, die du für mich empfindest ausreicht...dann werde ich das alles mit Freuden als Vergangenheit betrachten und dann voller Zuversicht in unsere gemeinsame Zuversicht blicken. Und die Hochzeit wird eben solange warten...bis du ohne Gewissensbisse mit mir zum Altar schreiten kannst oder du dich für Sherlock entscheidest."

Ich war sprachlos und sah Ezra überwältigt an, der mir ein leichtes zuversichtliches Lächeln schenkte. Und als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, umarmte ich ihn, was er zuließ und er erwiderte die Umarmung.

,,Ich danke dir!", sagte ich leise und er nickte, ehe er sich aus der Umarmung zurückzog und mir einen weichen Blick zuwarf.

,,Versprich mir einfach nur, dass du dir Zeit nimmst und erst eine Entscheidung triffst, wenn du dir absolut sicher bist.", sagte er und ich spürte, wie mir einzelne Freudentränen über die Wangen liefen, während ich eifrig nickte.

,,Das werde ich. Versprochen!"

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