Einmal Fraktionslos, Immer Fr...

By billie88-

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Marla Parker ist 20 Jahre alt und sie führt ein Leben auf der Straße. Nie gehörte sie einer Fraktion an, denn... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92 - Epilog

Kapitel 12

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By billie88-

Vielen lieben Dank an monjaaaa für dein liebes Review und den Favoriteneintrag ;) Hat mich sehr gefreut. :)

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Es ist Donnerstag und noch stockfinster im Schlafraum.

Ich drehe mich gerade und frage mich noch im Dösen, wie lange ich wohl noch schlafen konnte. Dann werden meine Gedanken auch schon unterbrochen, als die Tür aufgeht und einen Lichtkegel in den großen Raum wirft. 

Dann schaltet jemand das Licht an. Meine Augen werden geblendet und ich halte meine Hand schützend davor.

"Alle raus, zieht euch an, kommt dann in die Grube!"

Ich sehe nach oben. Eric steht dort. Verschlafen richte ich mich auf und schaue zu Maddie, die sich ihr Kissen übers Gesicht zieht.

"Wieso in die Grube?", höre ich sie gedämpft unter dem Kissen. 

Gute Frage. Die Woche war fast vorbei und an sich sollten wir jede freie Sekunden nutzen, um unsere Ränge zu verbessern. 

Ich steige aus meinem Bett und gehe zu Maddie. Unter Protesten nehme ich ihr das Kissen weg. Dann steht auch sie auf. Zusammen ziehen wir uns an und gehen ins Bad. 

Schließlich machen wir uns auf den Weg in die Grube. 

Während ich die Treppe runterlaufe, sehe ich einen langen Tisch auf dem einige Sachen liegen. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich auch, was. 

Es sind Schutzwesten, Jacken und Helme. Als ich näher trete sehe ich auch noch Messer, Gewehre und Granaten in Kisten liegen.

"Was haben die denn vor?", will Maddie wissen. 

"Ich frage mich eher, was die MIT uns vorhaben.", sage ich. Ich hole eines der Messer raus und betrachte es. Es hat die Form der Wurfmesser, aber es ist deutlich schwerer.

Mittlerweile haben es alle Fraktionswechsler in die Grube geschafft. Auch sie stehen teils verwundert, teils interessiert am Tisch und mustern die Sachen, die sie finden.

Dann kommt Four, hinter ihm läuft Eric. Maddie und ich laufen ein paar Schritte nach vorne. Wir wissen, dass jetzt ein Vortrag kommt.

"Heute geht es zum Zaun.", erklärt Four. 

Der Zaun ist praktisch die Grenze zu unserer Stadt. Die Ferox bewachen ihn. Wovor genau, weiß ich allerdings auch nicht. 

"Zu eurem Schutz, werdet ihr Schutzwesten, eine der Jacken und einen Gefechtshelm aufsetzen.", redet er weiter, während er auf den Tisch deutet.

"Wozu das?", höre ich jemanden fragen. 

"Damit du nicht erschossen wirst!", mischt Eric sich ein. 

Es herrscht kurz Stille.

Erschossen? Was hatten die mit uns vor?

"Diese Uniform ist Pflicht am Zaun.", sagt Four nun. 

"Jetzt zieht euch erst einmal um. Dann geht es raus."

Ich drehe mich um und gehe gemeinsam mit Maddie zu dem Tisch zurück. Wir treffen Tessa, die neben Feretti steht. 

Feretti ist ein hübscher junger Mann, mit karamelfarbender Haut und Mandelaugen. Seine Haare erinnern mich an ein dichtes, dunkles Vogelnest. Verschmitzt grinst er, während er sich die Weste anzieht. 

Tessa, Maddie und ich tun es ihm nach, indem wir erst die Jacke anziehen und dann die Weste darüber. 

Ich betrachte den Helm. Er sieht aus wie eine Schüssel, in die ein Kopf passt. Nur, dass er schwarz ist und von innen gepolstert. Außen ist noch so etwas wie ein Netz angebracht. Wozu weiß ich nicht.

Ich sehe Tessa an und bemerke, dass die Weste für sie viel zu groß ist. Eric läuft durch die Reihen und gibt Anweisungen und auch ihm fällt es auf. Er kommt zu uns, dreht Tessa zu sich und greift sich die zwei Kordeln die an der rechten Seite der Weste befestigt sind. 

"Damit könnt ihr sie enger stellen.", sagt er. Er zieht so heftig daran, das Tessa ihr Gleichgewicht verliert und in seine Richtung stolpert. Ich schaue jetzt an mir herunter. 

Zwar ist sie mir nicht zu groß, wie bei Tessa, aber ein bisschen enger könnte sie schon sein. Ich nehme die Kordeln und ziehe daran, wie man es mit Schnürsenkeln macht. 

Eric nimmt sich in der Zwischenzeit Maddies Weste vor, während Tessa sich ihrer linken Seite widmet. 

Ich mache vorsichtig, meiner geprellten Rippen wegen. Dann kommt Eric zu mir. Ich denke, dass er weitergeht, weil ich es ganz gut alleine schaffe. Aber dem ist nicht so. Kurzerhand nimmt er mir die Kordeln weg und zieht so heftig daran das ich nach Luft schnappen muss. Meine Rippen schmerzen wie verrückt.

Ich reiße mich zusammen und beiße meine Zähne aufeinander. Er macht einen Knoten, dann geht er weiter.

"Wie überfürsorglich.", flüstert Maddie, während Tessa eher besorgt aussieht.

"Die planen doch irgendwas.", sagt sie und ich muss ihr Recht geben. Hier stinkt etwas. Das ist viel zu viel Aufwand für eine Besuchertour am Zaun.

Nachdem alle angezogen sind, und einen Helm ums Handgelenk baumeln haben, stellt Four sich wieder vor die Anderen. Zwei ältere Ferox laufen durch die Gänge und verteilen Pistolenhalterungen fürs Bein. Jeder bekommt eine. Four zeigt uns, wie man sie festmacht. Dann werden kleine Pistolen an uns verteilt. 

"Steckt sie in die Halterungen. Dazu nimmt sich jeder zwei Handgranaten. Die kommen in die linke Tasche der Weste. Es liegen auch ein paar Handfesseln auf dem Tisch, die kommen in die rechte Tasche. Dann nimmt sich jeder noch ein Gewehr. "

Wir nehmen uns was uns gesagt wird und verstauen es.

"Handfesseln.", widerholt Maddie, dann schaut sie mich vielsagend an.

Ja, die planen was. Eindeutig.

---

In voller Montur laufen wir schließlich hinaus auf den Bahnsteig. Ich ziehe meinen Helm auf und befestige ihn unter meinem Kinn. Die meisten tun in dem Moment dasselbe. Es dauert einige Minuten, dann hören wir den Zug. 

Ich renne zusammen mit Maddie und Tessa los. Wenn ich mir das letzte Mal wie eine Tonne vorkam, dann komme ich mir diesmal noch viel schwerer vor.

Der Helm wackelt bei jeder Bewegung hin und her. Es nervt mich. Mein Gewehr schlägt mir immer wieder in die Seite. Ich habe das Gefühl die Weste dämpft es nicht wirklich, sondern verstärkt es eher noch. 

Nach einigen wenigen Sekunden greife ich in den Rahmen eines der Abteile, ziehe mich hoch und stehe im Zug. Mittlerweile schaffen es alle recht schnell. Auch Maddie konnte mithalten. Ich klopfe ihr anerkennend auf die Schulter.

---------- 

Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir ankommen. 

Diesmal müssen wir nicht abspringen. Der Zug fährt nicht weiter, als bis zum Zaun. 

Es warten schon einige Feroxmänner auf uns, mit Kopfnicken begrüßen sie Four und Eric. Dann stellt sich der offenbar Ranghöchste vor.

Er ist noch sehr jung, 23 vielleicht. Er hat dunkelblonde Haare, seine Haut ist stark gebräunt und er hat einen Drei-Tage-Bart. Er lächelt und gibt jedem von uns die Hand. Nun kommt er bei mir an. 

" Ich bin Ferrick. ", sagt er. Ich nicke auch, genauso wie Tessa und Feretti. Dann höre ich Maddie.

"Line McClark...Clark...Madeleine...Mc. ", stottert sie. Tessa und ich starren sie verwirrt an. Was war das denn?

"Madeleine?", widerholt er und gibt ihr die Hand. 

"Einfach Maddie.", scheint sie sich wieder gefangen zu haben. Stocksteif steht sie vor dem Mann.

"Sie scheinen alle noch sehr müde zu sein. Gute Voraussetzungen.", sagt Ferrick gut gelaunt. Jetzt lacht Maddie. Sie lacht, viel zu übertrieben. Mittlerweile schauen sie alle in der Nähe verständnislos an.

Sie lacht und lacht, solange bis Tessa ihr ihn die Seite boxt. Sie verstummt. Nachdem ich ihr einen fragenden Blick zugeworfen habe, drehe ich mich wieder zu Ferrick.

"Ok, wir sollten dann los und uns mal hochziehen, nicht wahr? ", er lacht wieder und da ist wieder Maddie.

"Hochziehen. Haha. Das hab ich verstanden. Wegen dem Zaun. Hochziehen ... wie witzig.", sie deutet auf den Zaun und ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln.

Ferrick schaut sie an, lacht dann aber auch und geht vor.

Ich sehe Tessa an.

"Wooow, was war das denn?", will ich wissen.

"Schlimmster Flirt den ich jemals gesehen habe.", kommt es von Feretti. Tessa lacht. Maddie schaut betreten zu Boden.

Wir werden in kleinere Gruppen aufgeteilt und erklimmen über eine Leiter den Zaun. 

Ich bin die Erste in der ersten Gruppe. Oben angekommen, biege ich nach links ab, als ich schon Eric höre. 

"Andere Seite, Parker!", ruft er genervt. Schwungvoll drehe ich mich im Gehen und laufe in die andere Richtung. Nun kommen Tessa, Maddie und Carter hinterher. Wir stellen uns zu Four, Eric und Ferrick.

"Was genau beschützen sie hier eigentlich?", will Morrison wissen. Wir alle schauen nun zu Ferrick. 

"Das erfahrt ihr, wenn ihr euch für die Wache am Zaun entscheidet.", sagt er freundlich. Eric macht ein herablassendes Gesicht. Ferrick bemerkt es.

"Es gibt jeweils zwei Aussichtspunkte auf einer Ebene. Der Zaun besteht aus sechs Ebenen, wie euch aufgefallen sein dürfte.“, Ferricks Ton ist mit einem Mal ernster und gebieterischer. "Es stehen jeweils zwei Leute auf einem Wachposten. Wir arbeiten in Schichten zu zehn Stunden. Vier Tage arbeiten, einer frei."

Eric verschränkt die Arme vor sich und strafft die Schultern. Ich bin mir sicher, dass er gleich etwas sagt. Etwas weniger freundliches. Doch es kommt nichts. 

Schließlich werden wir wieder entlassen und sollen die nächste Gruppe hochschicken. Wir kommen unten an und beginnen uns zu unterhalten. Dann erfahre ich, wieso Eric so herablassend geschaut hatte. 

Die Ferox mit den niedrigsten Rängen kommen hierher. Offenbar hält Eric sie für weniger mutig, als andere Ferox. 

Und, wenn ich ehrlich bin, kann man es ihm nicht mal verübeln. Hier scheint absolut nichts los zu sein. Mehr oder weniger sieht das hier nach einem ruhigen Job aus. 

"Bis vor fünf Jahren gab es noch nicht mal Wachen am Zaun. Ich frag mich, was vorgefallen ist, das sie dazu brachte einige herzuschicken.", sagt Carter laut. Er lehnt sich gegen eine Wand und lässt sich langsam auf die Knie sinken. Ich schiebe meinen Helm etwas weiter nach oben. Es ist verflucht warm unter dem Ding, aber ich wage auch nicht, ihn abzunehmen.

"Hab gehört, dass man kaum noch aufsteigen kann, wenn man erst einmal hier landet.", sagt Morrison. Offenbar scheinen die Ferox hier wirklich keinen guten Stand zu haben. Ich frage mich, zum wiederholten Male heute, was sie hier mit uns vorhaben. 

Die zweite Gruppe kommt herunter und lässt die dritte hoch gehen. Unten steht nur noch eine Gruppe, die noch nicht auf dem Zaun war. Es vergeht nicht viel Zeit, dann kommen die Anderen wieder und die letzte Gruppe erklimmt den Zaun. Nach einer halben Stunde kommen sie abermals.

"Es ist so heiß.", sagt Carter. Er beginnt an dem Verschluss von seinem Helm herumzufummeln. "Ich geh unter dem Ding ein." 

Dann öffnet er den Verschluss und nimmt den Helm ab. 

Man sieht ihm die Erleichterung an und am liebsten würde ich es ihm gleichtun. Er wuschelt sich durch die Haare und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

"Den solltest du wieder aufsetzen.", sagt Tessa. "Es hat sicher einen Sinn, dass sie uns die gegeben haben."

"Die wollen uns nur schikanieren. Oder siehst du einen Helm bei Eric oder Four?", fragt er. Er hat Recht. Ich schaue den Zaun nach oben. Natürlich ist es sinnlos. Ich kann Four und Eric nur als kleine Punkte erkennen. 

Auf einmal knallt es. Ich zucke zusammen. Automatisch gehen meine Arme an mein Gewehr, ich höre Gebrüll, dann sehe ich Carter am Boden liegen. 

Morrison hockt sich zu ihm und schiebt seinen Ärmel hoch. Dann legt er seine Hand auf dessen Handgelenk.

Wieder knallt es. Diesmal öfter. Jemand schießt auf uns. 

"Deckung, Deckung!", ruft jemand. Ich sehe mich um. 

Wo soll ich hier in Deckung gehen? Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Warum haben sie uns so etwas nicht beigebracht?

Einige Container stehen herum. Geduckt renne ich los und verschanze mich hinter einem. Immer noch wird geschossen. Ich sehe einige Initianten zusammenbrechen. Ich frage mich, ob sie tot sind. Ich frage mich, ob Carter tot ist. Ich erinnere mich nicht daran, Blut gesehen zu haben.

Ich hocke hinter dem Container und habe mein Gewehr im Anschlag. Dann hebe ich meine linke Hand und suche nach meinem Funkgerät. Wie das letzte Mal hängt es an meiner rechten Schulter. Hektisch ziehe ich es aus der Halterung und drücke auf den Knopf hinunter.

"Eric!", rufe ich hinein. Es ist alles, was mir einfällt. 

Hinter mir knallt eine Kugel in den Container. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel und hoffe, dass der Container keine Kugeln durch lässt.

Dann höre ich ihn durchs Funkgerät.

"Was ist da unten los?", brüllt er. 

"Wir wissen es nicht!", gebe ich zurück. Dann merke ich, dass ich nicht den kleinen Knopf gedrückt habe, damit er mich auch hört. Ich drücke darauf und wiederhole, was ich gesagt habe.

Ich höre wie wieder etwas auf meinen Container prallt. Es sind Schüsse. Zwei, Drei, Vier.

"Ich brauche einen Lagebericht! Was ist los?", ruft er. Ich sehe mich um. Ich sehe Tessa, wie sie sich zusammen mit Maddie hinter einem Wagen versteckt. Kein Anderer scheint ihm zu antworten.

Also greife ich an meine Schulter und drücke wieder auf den Knopf des Funkgeräts. 

"Es sind Schüsse gefallen. Ich sehe -" , ich zähle nach. „- fünf Mann am Boden." Es sind also noch zwölf über. Ich drehe mich um, als sich jemand neben mir auf den Boden wirft. Es ist Shepherd. Er ist ganz rot im Gesicht und schnauft. 

"Habt ihr Feindkontakt?", will Eric wissen. Feindkontakt? Woher soll ich das wissen. Ich sehe mich um und rufe zu Tessa und Maddie.

"Tessa, Maddie! Seht ihr irgendjemanden? Woher kommen die Schüsse?", rufe ich. Ich sehe Maddie, die sich ein wenig hervortraut, mit den Schultern zucken. 

Immer noch höre ich die Schüsse. Ich versuche auszumachen, aus welcher Richtung sie kommen.

"Sie scheinen von rechts zu kommen.", sage ich ins Funkgerät. Ich krieche an Shepherd vorbei und suche die Gegend rechts mit den Augen ab. Erst sehe ich nichts. 

Die Schüsse haben eine Menge Staub aufgewirbelt. Dann kann ich eine Hütte ausmachen, einige hundert Meter entfernt.

"Dort!", sage ich zu Shepherd. Tatsächlich bin ich mir sicher so etwas wie Mündungsfeuer aus einem der Fenster des Gebäudes zu sehen. Ich verstaue mein Funkgerät wieder in meiner Ärmeltasche. Shepherd kommt neben mich und nimmt sein Gewehr in die Hand. Gemeinsam zielen und schießen wir. Dann sehe ich, wie sich eine Tür öffnet und zwei Leute rechts hinauslaufen.

"Maddie, Tessa!", schreie ich. Ich sehe sie vorluken. "Da, sie laufen weg!"

Die Beiden reagieren blitzschnell. Sie kommen aus ihrer Deckung und laufen gebeugt zu uns. Noch immer sind Schüsse zu hören, allerdings nicht mehr so viele wie eben noch. Ich ziele wieder, warte darauf, dass Mündungsfeuer zu sehen ist, dann schieße ich. Ich höre einen dumpfen Knall auf etwas Metallisches. Das Schießen hört auf. 

Tessa und Maddie erheben sich nun ganz und laufen den beiden entflohenen Männern nach. 

Ich drücke auf mein Funkgerät.

"Wir haben Feindkontakt. Rechts die Hütte. Zwei Männer sind auf der Flucht. Tessa und Maddie folgen ihnen. Jemand verschanzt sich in dem Gebäude. Ich glaube, dass ich einen getroffen habe. Zumindest sein Gewehr. Der Andere schießt noch."

Es kommt nichts zurück. Plötzlich kommt noch jemand zu uns. Ich drehe mich blitzschnell um und halte Morrison meinen Gewehrlauf ins Gesicht.

"Stürmen wir es!" Unbeeindruckt schaut er in die Waffe. 

Ich nicke und drehe mich um. Dann laufen wir los. 

Unterwegs sehe ich O´Hara und Feretti, die genauso wie wir hinter einem Container Schutz gesucht haben. Ich winke sie raus und sie folgen mir. 

"Ihr Beiden geht hinten rum, falls sie durch ein Fenster abhauen wollen. Shepherd, Morrison und Ich gehen durch die Tür. Ok? ", rufe ich ihnen zu. Sie nicken. Es dauert nicht lange und wir kommen an.

Kurz vor der Hütte gehen wir in die geduckt weiter. Erst fällt kein Schuss, dann geht es wieder los. 

Es verfehlt mich knapp, da bin ich sicher als neben mir Staub aufwirbelt. Ich renne nun schneller und komme an der Tür an. Ich rüttle daran, aber sie ist verschlossen. 

Zwei Schützen sind nun wieder am Werk, ich kann es hören. 

Ich überlege was ich tun soll, als mir die Handgranaten einfallen.

"Rennt weg! Sofort!", rufe ich den Anderen zu. Ich hoffe, die Beiden hinter der Hütte hören mich. 

Ich hole die Granaten aus meiner linken Tasche, ziehe den Stift und werfe sie ins Gebäude. Es gibt einen Knall und ein helles Licht. Ich laufe so schnell ich kann, erwarte von einer Explosion eingenommen zu werden. Doch es passiert nichts. 

Im Rennen sehe ich auf einmal Four, Ferrick und Eric am Zaun stehen. Sie stehen dort seelenruhig, als wäre nichts.

Zusammen mit Shepherd, Feretti, Morrison und O´Hara laufe ich auf sie zu. Von links kommen nun auch Tessa und Maddie dazu.

Und dann sehe ich es. Four klatscht, während Eric ein Gesicht macht, als wäre er in einen Hundehaufen getreten. 

"Das war gar nicht so schlecht. Nicht perfekt. Aber auch nicht schlecht.", sagt Four. Wie kann er so seelenruhig da stehen, während um uns herum geschossen wird? Und dann fällt es mir auf, niemand schießt mehr. Ich sehe mich um. Was ist hier los?

Ich drehe mich um zu der Hütte, in die ich eben eine Handgranate geworfen habe. Ich habe noch nie eine detonieren sehen, dennoch denke ich mir, das man einen kleinen Schaden sehen sollte. 

"Blendkracher.", sagt Eric auf einmal. Er hält eine der Granaten in die Luft. "Machen ‘ne Menge Krach und Licht. Hauen jeden mit offenen Augen und Ohren für mindestens zehn Sekunden um. Allerdings lassen sie nichts in die Luft fliegen. "

Als könnte er meine Gedanken lesen...

Langsam begreife ich, dass keine Gefahr mehr besteht. 

Ich stütze mich auf meine Knie ab, und atme tief ein und aus. Dann sehe ich Shepherd an, der genauso ratlos guckt, wie alle hier.

"Das war ein Test.", erklärt Four nun. Ich sehe meine Mitinitianten an, die auf dem Boden liegen. Wegen einem Test erschießen sie uns?

"Das waren keine echten Patronen. Es waren Platzpatronen und ein paar Betäubungskugeln.", sagt Four nun." Wir wollten sehen, wie ihr euch in einem echten Gefecht schlagt. "

Morrison fängt an zu lachen und kickt ein paar Steine mit dem Fuß weg, die auf dem Boden liegen.

"Das ist nicht witzig, Mann!", schreit er nun laut.

"Ihr müsst lernen, dass auch die langweiligste Situation in Chaos ausbrechen kann. Ihr müsst lernen zusammenzuarbeiten. Was wir da gerade gesehen haben, war eine Katastrophe. Ihr seid auseinandergerannt wie die Ameisen.", ruft Eric über unsere Köpfe hinweg.

"Carter hat seinen Helm abgenommen. Das war für uns ein Zeichen, dass es losgehen kann.", sagt Four nun. "Wir hätten es so oder so gemacht, aber das hat uns nochmal gezeigt, dass manche das hier nicht ernst genug nehmen. Wenn wir euch einen Befehl geben - ist es auch nur so eine kleine Sache wie die Kleiderordnung - dann habt ihr die zu befolgen."

Es herrscht betroffenes Schweigen. 

"Ihr müsst noch sehr viel lernen.", sagt Four nun und ich merke, dass das Thema damit erledigt ist.

Es dauert nicht lange, bis die betäubten Leute wieder aufwachen und zusammen machen wir uns auf den Weg zum Zug. 

---

"Das war mies. Das war absolut mies.", sage ich, während ich mich gegen eine Wand im Zugabteil fallen lasse und langsam auf die Knie sinke. Endlich nehme ich meinen Helm ab.

"Allerdings. Das war mies!". Ich sehe nach oben. Eric drängt sich zu uns durch. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände. Am liebsten würde ich in der Wand verschwinden. 

"Du -", er deutet auf mich. "- hast viel zu lange ungeschützt rumgestanden. In einem echten Gefecht, wärst du als Erste erschossen worden. Du musst schneller reagieren. Das gleiche gilt für Tessa, O´Hara und Maddie. Morrison, Feretti und Shepherd sind gleich in Deckung gegangen. Das war gut. "

Ich stöhne. Entschuldigung, aber ich hatte nicht mit einem Angriff gerechnet. Also werfe ich mich nicht beim ersten Knall gleich in den Dreck.

"Parker war dann allerdings die Einzige, die da unten wie automatisch die Führung übernommen hat. Kein anderer  von euch ist auf die Idee gekommen, mich zu rufen.", sagt er, als Morrison ihn schon unterbricht.

"Aber da wir eben gelernt haben, dass Parker in einem echten Gefecht eh schon ein Loch im Kopf hätte, macht das ja nichts weiter."

Er kassiert eine deftige Kopfnuss von Eric. Auch Morrison hatte auf dem Boden gehockt. Jetzt liegt er auf dem Boden und hält sich den schmerzenden Kopf. Ich spüre eine gewisse Schadenfreude.

"Ihr -", Eric sieht hinunter auf Morrison. "- habt einfach nur da rumgesessen, nichts unternommen und einfach gehofft das sie von allein aufhören.", redet er weiter. 

Keiner sagt mehr ein Wort.

"Das war eure abschließende Bewertung. Ab jetzt kann ich während Phase Eins nichts mehr für euch tun." Er schaut uns der Reihe nach an, dann geht er weg.

Ist das sein Ernst? Das war‘s? Was ist mit morgen? Wir haben doch noch einen Tag.

"Als ob der jemals was für uns getan hätte.", flüstert Shepherd. Ich sehe ihn an. Sein Gesicht hat fast dieselbe Farbe, wie seine Haare. Knallrot. 

"Ohne ihn, wär ich erstickt.", sagt Tessa auf einmal. Alle sehen sie an und sind sofort still.

Ich rechne nach. Das letzte Mal stand ich 3 Ränge über der roten Linie. 

Ich weiß nicht, wie der Test heute gewertet wird und wohin er mich verschlagen wird.

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