Buchbewertungen - Die Wahrhei...

By ProVeritatem

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Ich denke der Titel dieses Buches spricht für sich. Hier gibt es Buchbewertungen für jeden, der nett danach f... More

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Einleitung/Info/Anmeldung
Forbidden Passion
Mondgeboren
Lass einfach los
True Heaven
Phönix - The Return
Schokolade macht glücklich
Rachedämon Widerwillen
Harry: Feucht und Versau(er)t
Onijägerin Yuna
Mondlicht
Schwarz & Weiß
Das Mädchen
Jedes Ende ist ein neuer Anfang
I eleniël orco - Die Sternentochter der Orks
Hopeless
Der erste Tunnel
Kitty LoLa - Fashionblog eines It-Girls
Lügen der Unsterblichkeit
Lectus
The Last Warrior
Roman(ze) mit Fluoxetin
Backstep
Extraterrestrial - Ein Blick in andere Welten
Southpoint
Kein Tag ohne Dich
The Lions of Africa - Verstoßen
Ashes of Eden
Verwobene Seelen - Weltenwandler I

Fake

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By ProVeritatem

Der Traum einer makellosen Welt und die alles andere als ideale Umsetzung dieser beschäftigt viele Autoren. »Fake« ist eine Jugenddystopie von 100Memoriae, die in einem nicht weiter benannten totalitären Staat im nächsten Jahrhundert spielt und sich mit exakt diesem Thema auseinandersetzt.

Die Gesellschaft dieser Nation ist in drei Klassen eingeteilt, die nach den ersten drei Buchstaben des griechischen Alphabets benannt sind. Mira ist eine Gamma und somit der niedersten Gruppe zugehörig, welche in Armut lebt und von den Reichen und Mächtigen ausgebeutet wird. Anders als beim indischen Kastensystem ist es nach den im Jugendalter durchgeführten Test aber möglich, auf- oder abzusteigen, in der Theorie zumindest.

Mira, die die medizinische Versorgung ihrer todkranken Mutter sicherstellen will, nimmt viele Strapazen in Kauf, um sich auf diese alles entscheidenden Tests vorzubereiten, verändert ihr Aussehen und stählt ihren Körper. Doch natürlich birgt dieses Vorhaben Risiken und die Protagonistin selbst hadert damit, nichts weiter als eine Fälschung zu sein, was sowohl zu inneren Konflikten als auch einer Bedrohung durch den Staat führt.

Das Buch erweckte in mir sofort den Eindruck, eine generische Dystopie vorliegen zu haben, die von Welterfolgen wie »Die Tribute von Panem« oder, was in diesem Falle eher zuzutreffen scheint, »Divergent« inspiriert wurde.

Der Klappentext ist stark verbesserungswürdig. Er wird eingeleitet durch drei elliptische Schlagsätze, die nicht wirklich zueinanderpassen, sowohl inhaltlich als auch vom Lesegefühl her. Die Erwähnung des futuristischen Settings und des Systems sind grundsätzlich gut, auch wenn sie mein Interesse nicht wecken, da dort ein Alleinstellungsmerkmal fehlt. Mit »Eine Lüge.« bin ich allerdings gar nicht einverstanden, da die Erwähnung dieser völlig aus dem Nichts kommt und auch im späteren Text nicht mehr erläutert wird. Ich kann mich eigentlich gar nicht daran erinnern, dass dieses Wort fester Bestandteil des Vokabulars war, das in der Geschichte vorrangig verwendet wurde, weswegen es hier einfach fehl am Platz ist und mich fragen lässt, welche Lüge denn nun gemeint ist, aber nicht auf die positive Art.

Der restliche Klappentext versucht, die Ausgangssituation und das, was den Leser im Buch erwartet, wiederzugeben, was an sich der richtige Ansatz ist, aber hier einfach schlecht umgesetzt wurde. Er ist viel zu deskriptiv. Es ist nicht nötig zu erfahren, dass Mira fünfzehn Jahre alt ist, wenn im selben Satz erwähnt wird, dass sie am obligatorischen Test für alle fünfzehnjährigen teilnimmt. Ebenso erachte ich es als groben Schnitzer in Klammern zu erklären, dass Gamma die niedrigste der Klassen ist. Das geht deutlich eleganter. Außerdem ist es keine Begründung, nur eine Alpha werden zu wollen, um der Mutter zu helfen. Jeder, der im Bodensatz der Gesellschaft feststeckt, wird die einmalige Gelegenheit, es zu ändern, beim Schopf greifen. Es müsste ein schon immer da gewesener Wunsch sein, aufzusteigen und ein unbeschwertes Leben führen zu können.

Im Folgenden Satz wird erklärt, was die Protagonistin unternimmt um »wie eine Alpha« zu sein. Dieser Partikel taucht übrigens drei Mal auf, wirkt aber eher ungewollt wiederholt. Da müsste noch an der Satzstellung gefeilt werden. Ansonsten kann ich da nur anmerken, dass ich nicht nachvollziehen kann, was sportliches Training mit Intelligenz zu tun hat. Und die rhetorische Frage, die dem ganzen folgt? Die kann man getrost rausstreichen, denn sie wird quasi im selben Atemzug beantwortet. Es wird Probleme geben.

Normalerweise halte ich mich nie solange mit dem Klappentext auf, aber hier habe ich festgestellt, dass sich fast alle Schwachpunkte des gesamten Buches auch hier tummeln.

Zunächst einmal ist da die Eintönigkeit, sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Im Grunde genommen besteht der gesamte Plot nur aus den wichtigsten Punkten, die stur abgearbeitet werden. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Spannung auf und auch die Atmosphäre bleibt auf der Strecke. Das ist auch dem Schreibstil geschuldet, der keinerlei Spielereien zulässt und sehr einfach ist.

Dabei könnte ein monotoner Stil durchaus etwas für die Story tun. Leider ist das hier nicht der Fall und wenn dann ausnahmsweise doch etwas experimentiert wird, artet es meist ins Negative aus. Als Beispiel kann ich hier eine Szene in der dunklen Kanalisation anführen. Die Dunkelheit dadurch zu präsentieren, dass es nur Dialog gibt, ohne jegliche Beschreibung, ist gewagt, da es ein eher filmisch anmutendes Stilmittel ist und die in der Regel nicht auf Literatur anzuwenden sind, aber hier hätte es gut funktioniert. Hätte, wenn Schweigen und Geräusche, die zwischen dem Gesprochenen erfolgten, nicht durch Sternchen gekennzeichnet werden. Sternchen haben in einem Fließtext nichts zu suchen, es sei denn die Protagonistin prüft den Kontostand ihres Prepaidhandys.

Minimalismus kann einem Buch gut tun und ich denke, es würde den Ton von diesem Treffen, wenn er gezielt eingesetzt werden würde. Momentan ist es so, dass Szenen nur rudimentär beschrieben werden, ab und an kommt dann mal ein Absatz inneren Monologs und das war's dann. Gerade, wenn man die erste Person gewählt hat, sollte da mehr kommen und bei »Fake« habe ich zwischendurch fast schon Lustlosigkeit durchkommen sehen, weil das Kapitel unbedingt zu Ende gebracht werden wollte. Wenige Worte können viel aussagen, aber es müssen die richtigen gewählt werden. Bei einer Überarbeitung würde ich mir mehr Schreiben mit Verstand wünschen als pures Runterrattern.

Allerdings nützt auch ein noch so guter Stil nichts, wenn das Drumherum keinen Sinn ergibt. Das sogenannte System gefällt mir als Konzept nämlich gar nicht. Es ist alles andere als ausgereift, es gibt Logiklücken und die Tests sind völlig nichtssagend.

Wieso zählt das Aussehen etwas und warum wird nicht einfach der genetische Code der Jugendlichen zumindest grundlegend untersucht? Anhand dieser Untersuchung könnte man die optimalen Menschen herausfiltern. Aber auch das macht keinen Sinn, da man so ja trotzdem noch zulassen würde, dass die wenig vielversprechenden Individuen sich weiter vermehren und das auch noch innerhalb ihrer Klasse, sodass sich die schlechten Gene kumulieren und es eine stetige Abwärtstendenz gibt. Ich könnte an dieser Stelle ewig ausholen, aber ich bin schließlich nicht diejenige, die dieses Buch schreibt.

Außerdem ist es sicher, dass das Blut der Prüflinge doch irgendwie unter die Lupe genommen wird, denn bei Mira wird eine genetische Besonderheit festgestellt (die ich im Übrigen sehr an den Haaren herbeigezogen finde und deren Verwendung im Kontext der Handlung unsinnig ist). Also müsste hier einfach mehr Fachwissen dahinterstehen, Fakten müssen geliefert werden und auch fantastische Elemente irgendwie begründet werden. Das Genre heißt schließlich Wissenschafts-Fiktion.

Eigentlich kann ich auch die Ausführungen zu den Tests wieder auf das gesamte Werk ausweiten. Es mangelt an Erklärungen, Worldbuilding ist im Grunde nicht existent.

Und wenn sich dann doch mal auf etwas festgelegt wird, wird es später widerlegt. Hier ist mir zum Beispiel die Charakterisierung der Alphas ins Auge gestochen. Mira sagt zu Anfang ganz klar, dass Alphas immer freundlich und vor allem hilfsbereit und selbstlos sind. Zum Ende des Buches hin, sind diese aber schlichtweg arrogant und scheren sich um niemanden. Was davon jetzt die bessere Option ist, überlasse ich der Autorin, aber beides sind Extreme, die sich widersprechen und ohne Begründung der Protagonistin nicht zu vereinen.

Und wo ich gerade bei Charakterisierungen bin, muss ich sagen, dass es die bei den Figuren so gut wie gar nicht gab. Nicht einmal Miras Persönlichkeit ließ sich definieren, außer durch das, was ihr andere mal in einem Nebensatz gesagt haben, und die ihres Love Interests auch nicht. Dadurch kam natürlich auch zwischen den beiden nichts zustande und der metaphorische gemeinsame Ritt in den Sonnenuntergang kam total unerwartet, denn beide haben gefühlt zehn Mal miteinander gesprochen, wenn überhaupt.

Alle anderen namentlich Genannten sind nicht mehr als ihr Name und optional noch ihre Klasse. Ansonsten kommen keine weiteren Charakterzüge vor und die beste Freundin Lia wird nach den Tests nur noch einmal erwähnt, taucht aber gar nicht mehr persönlich auf.

Was mir erstaunlich gut gefallen hat, war das Ende. Es kommt nicht die erwartete Revolution. Die ist auch gar nicht nötig, denn die Geschichte soll von Mira und dem Finden ihres Platzes in der Gesellschaft handeln. Davon, wie sie sich wandelt und erwachsen wird. Das ist zugegeben in keiner Weise umgesetzt worden, aber irgendwie lässt es sich doch erahnen.

Die Revolution hätte meiner Einschätzung eh nicht funktioniert, denn die Rebellen sind irgendwie... lasch und auch wenn sie sich dessen bewusst sind, fehlt jegliche Organisation. Und der Gedanke, dass man das System ja mal eben so stürzen könnte, kommt auch mehr als plötzlich daher, aber es war auch nicht anders zu erwarten, wenn die ganze Vorbereitung schon nicht stimmt und es an allen Ecken und Enden an Erklärungen und Ausführungen, sowie Stringenz mangelt.

Zusammenfassend kann ich nur feststellen, dass »Fake« ein Buch ist, das ich noch nicht als solches bezeichnen würde. Es fehlt an Charakteren, an Worldbuilding, an Spannung und irgendwie an einem Plot im Allgemeinen. Es war keine Qual es zu lesen, aber ebenso wenig war es eine Bereicherung. Eine typische generische Dystopie eben, die keine eigene Aussage hat und nur damit versucht zu provozieren, dass es ein vermeintlich ungerechtes System gibt (was man nicht beweisen kann, da zur Beurteilung die Anhaltspunkte fehlen). Ich kann nur raten, sich an realen Regimes und Staatsformen zu orientieren, das Biologiebuch zu wälzen, zu lesen, um so das ausführlichere, leserfreundliche Schreiben zu üben und sich zu überlegen, was die Geschichte genau aussagen und vermitteln soll, damit sie mehr ist als nur eine beliebige Ansammlung von Wörtern.

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