Schwarz & Weiß

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Eine Welt ohne Farben gibt es nicht nur in alten Foto- und Filmaufnahmen, sondern ist für manche Menschen Alltag, denn sie leiden an Farbenfehlsichtigkeit, wie Annika, die Protagonistin im Roman »Schwarz & Weiß« von @Foxy1525.

Doch dem Mädchen fehlen nicht nur zwei von drei Arten an Zapfen auf der Fovea, sondern auch ein stabiles Umfeld vermisst sie schmerzlich, denn als Kind hat sie ihre Mutter bei einem Autounfall verloren und da es anscheinend an weiteren Verwandten gemangelt hat, verbrachte sie ihre Kindheit im Heim, wo sie allerdings keinen Anschluss fand, wie zuvor auch schon nicht. Zumindest behauptet sie das, denn eigentlich hat sie doch zwei Freundinnen, Kaede und Lara, die Mädchen aus den Nachbarzimmern.

An dieser Stelle wäre es in einer Rezension eigentlich angebracht, die Handlung zu beschreiben, aber es gibt schlichtweg keine. Die ganzen vierzehn Kapitel über, und das waren schätzungsweise hundert Buchseiten, passiert rein gar nichts, was man als Plot bezeichnen könnte. Annika verbringt Zeit mit ihren beiden Freundinnen, denen sie dabei permanent ausgesprochen nahe kommt, sodass einer ménage à trois nur noch die (zumeist tränendurchnässten) Kleider im Weg waren.

Dazwischen äußert die Protagonistin dann äußerst zusammenhanglose Monologe, die wahrscheinlich philosophisch klingen sollten, mich aber eher verwirrt mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen zurückgelassen haben.

Mir fällt es wirklich schwer, meine Gedanken zu diesem Buch irgendwie geordnet zu äußern, was ich darauf zurückführe, dass im Werk selber keine Struktur vorzufinden ist. Es wirkt eher so, als hätte die Autorin selber nicht die geringste Ahnung, was sie mit ihrer Geschichte überhaupt erreichen oder aussagen will. Diese Vermutung stützen die Fragen an fast jedem Ende der ersten Kapitel, in denen gefragt wird, wie es denn weitergehen könnte. Gerade bei einem Buch, das sich so sehr auf die Psyche seines Hauptcharakters fokussiert, die alles andere als gesund ist, sollte für eine gründliche Planung gesorgt sein, denn ansonsten wirkt alles wie an den Haaren herbeigezogen.

Da hilft es auch nicht, dass Annika ihre vermeintliche Farbenblindheit erst mit sechzehn Jahren scheinbar zufällig erkennt, denn wenn sie wirklich an Achromasie leiden würde, könnte sie gar nicht scharf sehen. Sie leidet hingegen an Monochromasie, einer Form der Farbfehlsichtigkeit, bei der man zwar keine Farben erkennen kann, aber immerhin in der Lage ist, scharf zu sehen.

Doch selbst bei diesem Sehfehler halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass er erst so spät erkannt wird, vor allem, da im Kindergarten schon aufgefallen ist, dass sie eine außergewöhnliche Farbwahl bei ihren Bildern vornimmt. Da die späte Erkenntnis, dass sie nur Grautöne wahrnimmt sorgt nicht einmal für zusätzliches Drama, sondern wird einfach so hingenommen und im späteren Verlauf auch gar nicht mehr als wirklich wichtig aufgegriffen, wodurch es nicht einmal eine Ausrede dafür gibt, Annika erst so spät bemerken zu lassen, dass mit ihrem Sehapparat etwas nicht stimmt.

Egal, einen Arzt sucht sie ohnehin nicht auf und Betreuer gibt es in dem Heim auch keine. Sie werden nicht einmal erwähnt.

Vielleicht liegt das aber auch daran, dass unsere liebe Protagonistin immer leicht geistig zurückgeblieben wirkt, wo ich sogar Indizien für finde, denn eingeschult werden sollte sie erst im Alter von acht Jahren (sie ist zum Zeitpunkt der Handlung sechzehn und hat ihre Mutter vor acht Jahren verloren). Außerdem sind ihre Denkmuster äußerst einseitig und sie klammert sich immer noch verzweifelt an ihr Stofftier »Hasi« durch welches ich mich zeitweise gefragt habe, ob ich in einer »Edna bricht aus«-Fanfiction gelandet bin.

Nun, Fakt ist, Annika weist mentale Defizite auf, seien sie auf eine geistige Behinderung oder eine psychische Krankheit zurückzuführen, die sie aufgrund des Autounfalls oder späterer, noch unbekannter Ereignisse erlitten hat.

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