Phönix - The Return

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»Phönix – The Return« ist der erste Teil einer Reihe von Fantasyromanen, geschrieben von . Titelgebend ist eine Parallelwelt namens Phönix, wo Fabelwesen leben, die sich allerdings kaum von Menschen unterscheiden, bis auf ein paar nützliche magische Fähigkeiten und der Tatsache, dass es statt Ländern nach Rassen festgelegte Königreiche gibt.

Protagonistin Lucy ist die Prinzessin der Elfen, die allerdings nach einem Anschlag auf den Palast während ihres fünften Lebensjahrs bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf unserer Erde aufgewachsen ist und ihre Vergangenheit vergessen hat. Doch die Flucht vor denen, die nach dem Leben der Prinzessin trachten, gelingt nicht ewig und sie kann während eines Angriffs auf sie gerade noch rechtzeitig nach Phönix gebracht werden, wo sie auf eine Akademie geht, lernen soll mit Magie und ihrer Verantwortung als Teil der Monarchie umzugehen – und sich in den Prinzen der Kobolde verliebt und das in Zeiten, die nicht so friedlich sind, wie die Machthabenden vorgeben.

Der Klappentext erschlägt einen erstmal mit rhetorischen Fragen, die ich an dieser Stelle als unpassend und vor allem als zu viel erachte. Man hätte den Plot durchaus auch in Aussagesätze beschreiben können, was deutlich eleganter ist.

Allerdings gibt es auch nicht viel an Handlung, was im Laufe der – ich schätze – fünfhundert Buchseiten passiert. Lucy kommt auf die Akademie, Schulalltag, manchmal wird sie auch noch angegriffen, es gibt irgendeine dramatische Enthüllung und dann ist da natürlich noch die Lovestory, die sich immer und immer wieder im Kreis geht, denn beide fühlen sich zueinander hingezogen, aber ihre Herkunft verbietet es ihnen, zusammen zu sein.

Man kann es schon ahnen, ich bin beim Lesen auf eine riesige Wand aus Klischees gelaufen. Nicht nur die Handlung weist sie auf, sondern vor allem die Charaktere sind Stereotype und haben abseits der dadurch gegebene Eigenschaften keine eigene Persönlichkeit. Außer vielleicht die Protagonistin, aber die entwickelt sich immer und immer mehr zu einer Mary-Sue.

Dabei ist das Grundkonzept, das die Autorin an den Tag legt, oder es zumindest erahnen lässt, gar nicht mal so schlecht. Der Zwist der Völker ist ein guter Aufhänger und schreit geradezu nach Konflikten, die eine gewisse Komplexität aufweisen, für Plottwists sorgen und zum Intrigieren einladen, die Geschichte dynamisch machen.

Leider wurde daraus nichts, obwohl das erste Kapitel aus Sicht der unbekannten »Feinde« geschrieben war und schon deren Motive andeutete. Davon hätte ruhig mehr geben können und man hätte definitiv nicht zu viel verraten. Auch der Prolog wäre eine gute Gelegenheit gewesen, aus der Sicht der vierjährigen Lucy Andeutungen zu machen, aber bis auf die charakteristisch gelben Augen der Feinde erfuhr der Leser nichts außer, dass sie sich erwachsener verhalte hat, als mit siebzehn.

Stattdessen gibt es in der Haupthandlung Internatsleben satt, viele Charaktere, die eigentlich nur Pappaufsteller sind, die beste Modelfreundin, die gleichzeitig als Bodyguard fungiert, obwohl sie mental alles andere als stark ist, schnell in Selbstzweifel verfällt und trinkt. Also alles andere als die beste Wahl, um die gefährdete Prinzessin zu gefährden, die irgendwie auch die einzige ist, auf die man es abgesehen hat.

Ihr Zwillingsbruder, der mit ihr aufs Internat geht, ist nämlich auch noch da. Er tut nicht wirklich viel als den beschützerischen Bruder zu spielen, aber man könnte auch ihn mehr in das politische Geschehen einbinden. Immerhin ist der große Bruder der beiden seit langem verschwunden, ein Mysterium, das immer mal wieder herausgekramt wird, aber dann streckenweise gar keine Bedeutung mehr hat und völlig vergessen ist. Wahrscheinlich, weil dann gerade Prinz Daan und seine Bauchmuskeln Lucys Interesse mehr in Anspruch nehmen.

»Phönix« ist ein Buch, das nicht weiß, worauf es sich genau fokussieren will, versucht alles unter einen Hut zu bringen und sich so ewig mit Nichtigkeiten aufhält. Mir ist zum Beispiel egal, wie das Verhältnis von Statist A zu Statist B ist und wenn es doch eine Rolle spielt, dann ist es besser, wenn es dadurch einfließt, dass die beiden handeln und nicht, dass Lucy sich da ausführlich drüber Gedanken macht. Sie kaut einfach alles zehnmal im Kopf durch und manchmal hatte ich den Eindruck, dass ich alles Leser nicht für voll genommen werden, weil alles so haarklein erläutert wird, teils auch, um dann mit einem Plottwist zu überraschen, die ihren Zweck aber nicht erfüllen.

Das liegt vor allem daran, dass die auftretenden Antagonisten platt sind und wie alle anderen Personen auch nach Schema A agieren. Wenn ich bereit wäre, jemand kaltblütig zu ermorden, würde ich das auch tun und nicht erst minutenlang meinen teuflischen Plan erläutern. Sich selbst feiern kann man danach auch noch.

Da das schon nicht funktioniert, könnte man ja immer noch auf die Liebesgeschichte hoffen, aber wie ich schon erwähnte, ist auch die nicht besonders spannend. Szenen wiederholten sich, die immer gleichen Argumente für und wider eine Beziehung kamen auf und potenziell romantische Momente wurden durch Lucys ewiges geistiges Durchkauen der Lage zerstört und einfache Handlungen, wie der Ausflug ans Meer stehen da einfach nicht für sich. Das ist es nicht, was die Liebe besonders macht, das gibt ihr keine Essenz und keinen Charakter.

Dabei scheint die Liebe das zu sein, was die Geschichte ursprünglich ausmachen sollte. Dann wäre es auch ratsam sich darauf zu fokussieren, denn da nachträglich mehr hinzuzufügen, ist einfacher, als ein mieses Worldbuilding zu korrigieren oder sich eine clever durchdachte Verschwörung auszudenken. Wenn das nämlich alles in den Hintergrund gerückt würde, wäre das Buch immerhin im Hinblick auf die Zielgruppenorientierung von ganz passabler Natur.

Obwohl eine Ausarbeitung der Welt und der verschiedenen Völker doch nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, selbst wenn diese für die Handlung unbedeutender werden. Bis jetzt sind die verschiedenen Rassen nämlich einfach nur Wesen, die einen Namen tragen, unter dem man sich etwas ganz anderes vorstellt. Hier beziehe ich mich hauptsächlich auf die Kobolde, die sich bis auf ihre magischen Fähigkeiten nicht von Menschen zu unterscheiden scheinen. Und diese Fähigkeiten haben nichts mit einem Topf voll Gold am Ende des Regenbogens zu tun. Das Charakteristischste, was es hier gibt, sind die Flügel der Elfen. Und was die Schattenversionen der Elfen und Kobolde sind, habe ich auch noch nicht verstanden, weil das, ebenso wie die Entstehungsgeschichte von Phönix nur wirre Erklärungen sind, die inhaltlich nicht wirklich etwas vermitteln.

Das einzige, was ich daraus schließe: Lucy und Daan sind beide extrem talentiert und scheinen im Gegensatz zu den anderen Charakteren übermächtig zu sein. Da klingelt der Sue-und-Stu-Alarm besonders stark.

Man merkt, mir liegt viel auf der Seele und ich schaffe es gar nicht, alle Gedanken geordnet zu Papier zu bringen. Festhalten kann ich aber, dass es überall Baustellen gibt und sie alle irgendwie auf die Massen an Klischees zurückzuführen sind, die es dringend zu bekämpfen gilt. Und auch, wenn gesagt wurde, dass nichts so ist, wie es scheint, kann ich darauf nur erwidern: Ja, weil der Deus ex Machina an seinen dicken und gut sichtbaren Metallseilen hinuntergeschwebt kommt und dafür sorgt, dass es sich anders verhält.

Der Schreibstil der Autorin ist zwar flüssig zu lesen, zeigt aber keine Originalität und tut auch nichts für die Geschichte. Er oftmals parataktisch, bemüht sich nicht um eine differenzierte Wortwahl und ist somit eintönig. Außerdem ist er nicht gerade flexibel, denn egal ob Unterrichtsstunde oder Kampf auf Leben und Tod, es liest sich alles gleich. Außerdem sind im Ausdruck gelegentlich Fehler zu entdecken, die hier aber nicht weiter ins Gewicht fallen.

Auf Seiten der Rechtschreibung gibt es nur eine Sache, die ich erwähnen muss: Es gibt Unterschieden zwischen haken, hacken und harken. Es heißt z.B. »nachhaken«.

Mein Fazit zu »Phönix – The Return« fällt mau aus. Die Klischees und die Redundanz überlagern alles, was in Ansätzen verspricht gut zu werden. Und wenn es dann mal etwas gab, das versprach spannend zu werden, wurde es in wenigen Sätzen abgehandelt, was echt frustriert hat. Ich musste mich beim Lesen teilweise echt quälen und frage mich ernsthaft, was in den vier weiteren geplanten Bänden noch alles kommen soll, was es hier nicht schon gegeben hat und nur einen anderen Anstrich bekommt. Auch das, was ich noch am ehesten als gelungen bezeichnen würde, konnte nicht vom Hocker hauen. Für ein Erstlingswerk, an dem praktisch seit Kindertagen gearbeitet wurde ist es vielleicht sogar ganz nett, aber nur, um auf Basis dessen, was hier falsch gemacht wurde zu wachsen und nicht, um sich krampfhaft daran festzuklammern.

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