Fake

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Der Traum einer makellosen Welt und die alles andere als ideale Umsetzung dieser beschäftigt viele Autoren. »Fake« ist eine Jugenddystopie von 100Memoriae, die in einem nicht weiter benannten totalitären Staat im nächsten Jahrhundert spielt und sich mit exakt diesem Thema auseinandersetzt.

Die Gesellschaft dieser Nation ist in drei Klassen eingeteilt, die nach den ersten drei Buchstaben des griechischen Alphabets benannt sind. Mira ist eine Gamma und somit der niedersten Gruppe zugehörig, welche in Armut lebt und von den Reichen und Mächtigen ausgebeutet wird. Anders als beim indischen Kastensystem ist es nach den im Jugendalter durchgeführten Test aber möglich, auf- oder abzusteigen, in der Theorie zumindest.

Mira, die die medizinische Versorgung ihrer todkranken Mutter sicherstellen will, nimmt viele Strapazen in Kauf, um sich auf diese alles entscheidenden Tests vorzubereiten, verändert ihr Aussehen und stählt ihren Körper. Doch natürlich birgt dieses Vorhaben Risiken und die Protagonistin selbst hadert damit, nichts weiter als eine Fälschung zu sein, was sowohl zu inneren Konflikten als auch einer Bedrohung durch den Staat führt.

Das Buch erweckte in mir sofort den Eindruck, eine generische Dystopie vorliegen zu haben, die von Welterfolgen wie »Die Tribute von Panem« oder, was in diesem Falle eher zuzutreffen scheint, »Divergent« inspiriert wurde.

Der Klappentext ist stark verbesserungswürdig. Er wird eingeleitet durch drei elliptische Schlagsätze, die nicht wirklich zueinanderpassen, sowohl inhaltlich als auch vom Lesegefühl her. Die Erwähnung des futuristischen Settings und des Systems sind grundsätzlich gut, auch wenn sie mein Interesse nicht wecken, da dort ein Alleinstellungsmerkmal fehlt. Mit »Eine Lüge.« bin ich allerdings gar nicht einverstanden, da die Erwähnung dieser völlig aus dem Nichts kommt und auch im späteren Text nicht mehr erläutert wird. Ich kann mich eigentlich gar nicht daran erinnern, dass dieses Wort fester Bestandteil des Vokabulars war, das in der Geschichte vorrangig verwendet wurde, weswegen es hier einfach fehl am Platz ist und mich fragen lässt, welche Lüge denn nun gemeint ist, aber nicht auf die positive Art.

Der restliche Klappentext versucht, die Ausgangssituation und das, was den Leser im Buch erwartet, wiederzugeben, was an sich der richtige Ansatz ist, aber hier einfach schlecht umgesetzt wurde. Er ist viel zu deskriptiv. Es ist nicht nötig zu erfahren, dass Mira fünfzehn Jahre alt ist, wenn im selben Satz erwähnt wird, dass sie am obligatorischen Test für alle fünfzehnjährigen teilnimmt. Ebenso erachte ich es als groben Schnitzer in Klammern zu erklären, dass Gamma die niedrigste der Klassen ist. Das geht deutlich eleganter. Außerdem ist es keine Begründung, nur eine Alpha werden zu wollen, um der Mutter zu helfen. Jeder, der im Bodensatz der Gesellschaft feststeckt, wird die einmalige Gelegenheit, es zu ändern, beim Schopf greifen. Es müsste ein schon immer da gewesener Wunsch sein, aufzusteigen und ein unbeschwertes Leben führen zu können.

Im Folgenden Satz wird erklärt, was die Protagonistin unternimmt um »wie eine Alpha« zu sein. Dieser Partikel taucht übrigens drei Mal auf, wirkt aber eher ungewollt wiederholt. Da müsste noch an der Satzstellung gefeilt werden. Ansonsten kann ich da nur anmerken, dass ich nicht nachvollziehen kann, was sportliches Training mit Intelligenz zu tun hat. Und die rhetorische Frage, die dem ganzen folgt? Die kann man getrost rausstreichen, denn sie wird quasi im selben Atemzug beantwortet. Es wird Probleme geben.

Normalerweise halte ich mich nie solange mit dem Klappentext auf, aber hier habe ich festgestellt, dass sich fast alle Schwachpunkte des gesamten Buches auch hier tummeln.

Zunächst einmal ist da die Eintönigkeit, sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Im Grunde genommen besteht der gesamte Plot nur aus den wichtigsten Punkten, die stur abgearbeitet werden. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Spannung auf und auch die Atmosphäre bleibt auf der Strecke. Das ist auch dem Schreibstil geschuldet, der keinerlei Spielereien zulässt und sehr einfach ist.

Buchbewertungen - Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die WahrheitWhere stories live. Discover now