Ashes of Eden

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Was wäre ein Text ohne Charaktere, die ihre Funktion erfüllen? Vermutlich eine Gebrauchsanweisung, eine Bauanleitung, ein Sachtext oder schlichtweg ein schlechter Roman.

»Ashes of Eden« von Roiben, das zum Zeitpunkt meiner Rezension (15.08.2017) sieben Kapitel – zuzüglich einer Art Vorwort – hat, begrüßt einen mit einem etwas unscharfen Cover in schwarz-weiß, das wohl versucht nachdenklich und tiefgründig zu wirken, jedoch mit Badboy-Vibes trumpft. Immerhin sind Titel der Geschichte und das Pseudonym des Verfassers erkennbar.

Ash Whelan soll endlich erwachsen werden, kultiviert leben und keine Enttäuschung mehr für seine Eltern sein.

Eden King muss loslassen, lernen, weiterzumachen und endlich wieder anfangen zu leben.

Doch in der verregneten Küstenstadt Galway, an der irischen Westküste, wird nicht jedes Stoßgebet erhört und schon gar nicht erfüllt. Auch nicht mit der Unterstützung ihrer engsten Freunde scheinen sie fähig, endlich frei zu sein.

Ash versucht es und Eden täuscht es vor – aber letztendlich werden sie auf ganzer Strecke versagen.

Diesem Klappentext kann ich nichts außer dem Handlungsort und den Namen der Protagonisten entnehmen, zudem ist er in schrecklichem Pathos geschrieben, der mich abschreckt und nicht über das Fehlen eines Plots hinwegtäuschen kann. Des weiteren beinhaltet er einen Fehler in der Kommasetzung und macht den Titel noch schlimmer als er zuvor schon war. »Ashes of Eden« soll wohl mit Titel, Cover und Klappentext sehr tiefsinnig wirken, enttarnt den Text jedoch als Handlungsvakuum, das mit Pathos gefüllt wird. Der schnulzige Titel, der die Protagonisten bereits jetzt mit dem Leid beutelt, dass sich hier wohl jemand sehr raffiniert findet, tut sein Übriges, um den ersten Eindruck eines schlechten Young-Adult-Romans zu komplettieren.

Bevor ich mich mit dem eigentlichen Text befasst habe, habe ich einen Blick in das Vorwort geworfen, in dem mir Folgendes versprochen wurde:

Keine Fantasygeschichte, nichts humorvolles, nichts, aus dem Bereich FanFiction... einfach etwas realistisches.

Dann folgen einige GIFs mit englischen Sprüchen, die wohl ebenfalls sehr tiefsinnig und ästhetisch sein sollen und scheinbar ein erstes Bild der handelnden Charaktere erzeugen möchten.

Tipp: Nein. So funktioniert das nicht. Man kann weder Charaktere durch (krude) englische Sätzchen profilieren, noch wirkt es vorteilhaft sich vor dem Beginn der Geschichte an Äußerlichkeiten aufzuhängen. Charaktere macht das nicht lebendiger.

Kommen wir zur Handlung. Ash wird aus dem Krankenhaus zu entlassen, geht mit seiner besten Freundin Eden und seinem Bruder sowie dessen besten Freund essen und bekommt von seinem Vater gesagt, dass er in eine Entzugsklinik soll, flüchtet dann aber erst einmal. Nachdem er seinen besten Freund aufgesucht hat, besorgt er sich LSD, nimmt es ein und verliert das Bewusstsein. Davon alarmiert ruft sein Bruder Eden an, welche ihm hilft, sodass er am nächsten Morgen in der Lage dazu ist, mit seiner Dealerin essen zu gehen, mit welcher er schon mal liiert war, ebenso wie mit der Kellnerin in dem Café vom Vortag. Nach dem anschließenden Essen mit Eden ringt diese Ash das Versprechen ab zu einer Therapeutin zu gehen, wenn er sich schon weigert seine Zeit in einer Entzugsklinik zu verbringen.

Dieser Plot plätschert äußerst dünn und fade vor sich hin, was unter anderem daran liegt, dass in dem Text selbst weder eine wirkliche Storyline erkennbar ist, noch irgendwelche Schwerpunkte gesetzt werden. Die Charaktere können da auch nichts bessern, sondern verschlechtern das Ganze nur.

Es reicht nicht, wenn die gesamte Charakterkonstellation sich nur um eine Person dreht, die dann jeder als »kaputt« labeln kann. So funktionieren keine Menschen. Jeder, der in »Ashes of Eden« einen Auftritt hat, scheint Asche im Kopf zu haben und ansonsten nur Grütze. Das ist keinen Deut realistisch und macht die Charaktere noch flacher als sie eh schon sind. Alle, inklusive Eden und Ash, haben keine Emotionen, die sich über mehr äußern als den Versuch sie zu visualisieren. Motivationen, Gedanken, Hintergründe, eben das, was Charaktere vielschichtig, nachvollziehbar und funktional macht, fehlt hier.

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